Oder-Fischsterben: Situation nach einem Jahr weiterhin kritisch
11.08.2023
Ein Jahr ist seit dem Massen-Fischsterben auf der Oder vergangen.
Grund für die vielen toten Fische (mehrere hundert Tonnen) war die giftige Alge Prymnesium parvum, auch Goldalge genannt. Ein sprunghaft angestiegener Salzgehalt durch Abwasser-Einleitungen polnischer Bergbau-Unternehmen hatte in Verbindung mit Niedrigwasser und einer erhöhten Wassertemperature damals zu einem rasanten Wachstum geführt.
Dies ergaben Wasser- und Bodenanalysen, die von Greenpeace durchgeführt worden waren.
Der Fischbestand der Oder ist seitdem um mehr als die Hälfte zurückgegangen.
Situation weiterhin kritisch
„Das gesamte Ökosystem der Oder ist nach der Umweltkatastrophe im Sommer 2022 nach wie vor stark geschädigt“, teilte Bundesumweltministerin Steffi Lemke mit. Anfang Juni rief sie Polen auf einer Konferenz zum Schutz der Oder dazu auf, mehr gegen Salzeinleitungen in den Fluss zu unternehmen.
Der polnische Verwaltungschef von Zachodniopomorskie, Zbigniew Bogucki, wies hingegen darauf hin, dass Einleitungen in Polen in Übereinstimmung mit europäischen Vorschriften erfolgt seien und "radikale Lösungen" aus seiner Sicht wirtschaftlich nicht ohne Weiteres umsetzbar sind.
Aktuelle Messwerte seien bedenklich, so Lemke, die Salzfrachten immer noch viel zu hoch.
Zugleich ist laut der Deutschen Umwelthilfe die Goldalge mittlerweile im gesamten Flusssystem vorhanden. In zwei Seitenarmen der Oder wurden im Juni auf polnischer Seite erneut 45 Kilogramm toter Fische entdeckt.
Dank der regenreichen letzten Wochen werde es voraussichtlich nicht zu einer Algenblüte im Ausmaß des letzten Jahres kommen, schätzt die Deutsche Umwelthilfe die Lage ein. Trotzdem bestehe für die kommenden Jahre die Gefahr, dass Hitzeperioden und niedrige Wasserstände der toxischen Goldalge gute Bedingungen für eine massenhafte Vermehrung bieten.
Man müsse langfristig wieder in natürliche Flusslandschaften investieren, damit die Flüsse Dürren, Hitzestress und Industrieabwässern nicht schutzlos ausgeliefert seien.
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(Mit Material von Deutsche Umwelthilfe, ZDF und Greenpeace)