RIWA-Rijn-Bericht: Scharfe Kritik der Wasserqualität des Rheins
07.09.2023
Der Verband der niederländischen Rheinwasserwerke RIWA-Rijn hat am 4. September seinen Jahresbericht veröffentlicht, der die Wasserqualität des Rheins im abgelaufenen Messjahr 2022 beurteilt. Über 66 Parameter überschritten demnach die Zielwerte. Dies mache die Wasseraufbereitung kompliziert und man könne sich nicht auf einfache und natürliche Reinigungsverfahren beschränken.
RIWA-Rijn habe alle Messreihen auf Überschreitungen der Zielwerte des European River Memorandum (ERM) geprüft, das Ausgangspunkte für einen nachhaltigen Schutz der Wasserqualität und konkrete Zielwerte für Stoffgruppen beschreibt.
Im Jahr 2022 überschritten laut RIWA-Rijn 66 Parameter diese ERM-Zielwerte. Diese Anzahl sei sogar noch höher als im Jahr 2021 (62 Parameter).
Die meisten Stoffe, bezüglich derer Überschreitungen des Zielwerts konstatiert wurden, fallen in die Gruppe der Arzneimittel, gefolgt von Stoffen aus der Gruppe der Industriechemikalien. Bei den Arzneimittelrückständen finden sich vor allem große Mengen an Kontrastmittel und hier insbesondere Röntgen- und MRT-Kontrastmittel sowie Schmerzmittel und Blutdrucksenker.
Wachsende Trinkwassernachfrage – schlechtere Wasserqualität
RIWA-Rijn stellt zudem eine wachsende Trinkwassernachfrage fest und sagt die Versorgungssicherheit stehe unter Druck. Gefährdet sei die Wasserversorgung durch Wetterextreme in Folge des Klimawandels, eine zunehmende Umweltverschmutzung und die wachsende Bevölkerung.
Man erkunde neue Fördergebiete, von denen viele im Rheineinzugsgebiet lägen.
Unser Jahresbericht ist eine Scorekarte für Maßnahmen zur Verbesserung der Wasserqualität des Rheins, und das Ergebnis stimmt nicht optimistisch. Und dass, obwohl der wachsende Trinkwasserbedarf in den Niederlanden die Wasserqualität des Rheins für die niederländische Trinkwasserversorgung noch wichtiger macht, als sie es schon immer war.1
RIWA-Rijn Direktor Gerard Stroomberg
Für Aufbereiter von Trinkwasser bedeute die Wasserbelastung einen steigenden Aufbereitungsaufwand. Das ERM lege die Zielwerte so fest, dass Trinkwasserversorger mit einfachen und natürlichen Reinigungsverfahren sauberes und gesundes Trinkwasser herstellen könnten. Durch die höheren Werte können die Wasserversorger nicht wie in der Wasserrichtlinie vorgesehen ihren Aufbereitungsaufwand reduzieren.
Forderung nach strengeren Einleitungsauflagen
„Wir können den Schluss ziehen“, heißt es im Jahresbericht, „dass es notwendig ist, die Einträge des Rheins weiter zu reduzieren, um die Zielwerte des ERM zu erreichen, so dass mit einfachen Aufbereitungsverfahren sauberes Trinkwasser aus Rheinwasser erzeugt werden kann. […] Die Wasserqualität des Rheins in den Niederlanden hat sich aus Sicht des Trinkwassers seit der Einführung der WRRL im Jahr 2000 verschlechtert.“
RIWA-Rijn fordert daher strengere Auflagen für Einleitungsgenehmigungen, um industrielle Einleitungen zu reduzieren. Den Auswirkungen auf die Trinkwasserfunktion des flussabwärts gelegenen Flusses werde zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt.
1Zitiert nach report-k.de: RIWA-Rijn kritisiert Wasserqualität des Rheins, 06.09.2023.
(Mit Material von Riwa-rijn: Jahresbericht 2022 – Der Rhein, 04.09.2023 und report-k.de: RIWA-Rijn kritisiert Wasserqualität des Rheins, 06.09.2023)