
Schimmelpilzallergie: Häufige Symptome, Ursachen & Behandlung
Von einer Schimmelpilzallergie, oft auch einfach Schimmelallergie genannt, sind in Deutschland ca. 6 Millionen Menschen betroffen. In den letzten 15 Jahren hat sich die Anzahl der Schimmelpilz-Allergiker in etwa verdoppelt.1 Was sind die typischen Symptome einer Schimmelpilzallergie und wie wird diese genau ausgelöst? Gibt es spezifische Diagnose- und Therapiemöglichkeiten? Mit welchen Maßnahmen und Tipps kann der Verbreitung von Schimmel und verstärkten allergischen Reaktionen vorgebeugt werden? Die Antworten und viele weitere Infos zu dem Themenbereich liefert Ihnen unser Praxis-Ratgeber (Stand Mai 2025).
Inhalt

Schimmelpilzallergie: Symptome und Folgeerkrankungen
Die durch eine Schimmelpilzallergie ausgelösten Symptome und Erkrankungen können recht vielfältig und teilweise individuell verschieden sein. Die folgende Auflistung erhebt deshalb keinen Anspruch auf Vollständigkeit:2, 3, 4
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Fließschnupfen
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Niesen, Niesreiz
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verstopfte Nase
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Entzündung der Nasennebenhöhlen
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Husten
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Atemnot
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Kopfschmerzen
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Müdigkeit
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Verstärkung von asthmatischen Erkrankungen
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allergisches Asthma
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Nesselsucht
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Neurodermitis
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Bindehautentzündungen des Auges
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Symptome im Magen-Darm-Bereich (eher selten): Durchfall, Erbrechen, Bauchschmerzen
Wichtig zu wissen: Wie die obige Auflistung zeigt, sind die genannten Krankheitssymptome bei Schimmel recht unspezifisch und können auch verschiedenste andere Ursachen haben. Die rein symptomatische „Eigendiagnose“ ist deshalb sehr schwierig. Wenden Sie sich daher bei unklaren Beschwerden an einen Facharzt!

Welche Ursachen hat eine Schimmelpilzallergie?
Die häufigste Ursache einer Schimmelpilzallergie sind über die Atemwege aufgenommene Schimmelpilzsporen. Diese feinen „Samen“ des Schimmels sind mit bloßem Auge nicht sichtbar und verteilen sich durch Luftbewegung in der Raumluft. Die Sporen oder Sporenteile setzen beim Kontakt mit Schleimhäuten allergene Substanzen frei, welche bei Allergikern zu einer Überreaktion des Immunsystems führen. Diese Überreaktion kann wiederum die aufgelisteten Symptome und Erkrankungen auslösen. Eine zweite Eintrittspforte von Schimmelpilzallergenen ist schimmelbelastete Nahrung, welche ähnliche Immunreaktionen auslöst. In der Folge können Beschwerden im Magen-Darm-Bereich auftreten. Allergische Reaktionen auf Schimmelpilzbestandteile (Nahrung) und/oder Schimmelpilzsporen (Atemwege) treten bei Allergikern mitunter nur bei bestimmten Schimmelpilzarten auf.2, 3, 4
Weitere Informationen zu den Risiken durch den Verzehr verschimmelter Lebensmittel erhalten Sie in unserem Ratgeber „Was passiert, wenn man Schimmel isst? So gefährlich ist Schimmel auf Lebensmitteln!“.

Bestimmte Risikofaktoren erhöhen das Risiko einer Schimmelallergie
Die folgenden Risikofaktoren und Vorerkrankungen können das Risiko für eine Schimmelpilzallergie erhöhen:3
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andere Allergien
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Immunschwäche
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chronischer, lang andauernder Schnupfen sowie langwierige Nasennebenhöhlen-Entzündungen
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Asthma
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Mukoviszidose

Welche Schimmelpilzarten können eine Allergie auslösen?
Von den ca. 1 Million bisher bekannten Schimmelpilzarten gelten etwa 350 als potenzielle Auslöser einer Allergie (sensibilisierend). Bisher (Stand 2019) wurden 925 Schimmelpilz-Allergene identifiziert. Als Hauptauslöser einer saisonalen oder ganzjährigen Schimmelpilzallergie kommen unter anderem die folgenden Schimmelpilzarten (Gattungen) in Frage:2
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Häufige Auslöser einer saisonalen Schimmelpilzallergie: Cladosporium, Botrytis, Fusarium, Helminthosporium, Alternaria
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Häufige Auslöser einer ganzjährigen Schimmelpilzallergie: Mucor (Köpfchenschimmel), Aureobasidium, Penicillium (Pinselschimmel), Aspergillus (Gießkannenschimmel), Chaetomium
Wichtig zu wissen: Zumindest einige der allergenen Schimmelpilze bzw. Schimmelpilzsporen kommen sowohl in Innenräumen als auch im Außenbereich vor. Zudem können natürlich Schimmelpilzsporen über die Außenluft in Innenräume eindringen. Saisonal von Mai bis Oktober treten erhöhte Sporenkonzentrationen in der Außenluft mitunter bei windigem, trockenem Wetter auf. Die Sporen werden dann aus natürlichen Quellen (z. B. verrottendes Laub) verstärkt aufgewirbelt.2

Schimmelpilzallergie: Kreuzreaktion als mögliche Folge
Bei einer Schimmelpilzallergie kann es zu einer Kreuzreaktion bzw. Kreuzallergie kommen. Dabei „verwechselt“ das Immunsystem andere Allergene mit dem eigentlichen Allergen aufgrund einer starken Ähnlichkeit und löst auch bei diesen allergische Reaktionen aus. Bei einer Schimmelpilzallergie gegen bestimmte Schimmelpilze treten Kreuzreaktionen in der Regel gegenüber ähnlichen Schimmelpilzen bzw. Schimmelpilzallergenen auf. Dies erschwert oft Diagnostik und Behandlung.5

Wie wird eine Schimmelpilzallergie diagnostiziert?
Eine genaue und sichere Diagnostik einer Schimmelpilzallergie kann recht komplex sein und verlangt nach Aussage des Allergie Informationsdienstes (Helmholtz Zentrum München) „detektivischen Spürsinn“. Zu den möglichen Diagnosemaßnahmen gehören:2, 3
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Arztgespräch (Anamnese) mit Fragestellungen wie: Wo tritt möglicherweise Schimmel im Umfeld auf (z. B. Feuchtigkeitsschäden, Tierhaltung, Klimaanlagen)?, Gibt es verstärkten Kontakt mit Schimmel (z. B. Arbeitsplatz, Gartenarbeit)?, Nehmen die Beschwerden bei bestimmter Witterung ab oder zu?, Treten die Beschwerden ganzjährig auf?, Treten allergische Symptome nach dem Genuss bestimmter Nahrungsmittel auf?
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Expositionskarenz: Hier wird versucht, Schimmel als Auslöser der Allergie zu identifizieren, indem mit Schimmel belastete bzw. möglicherweise belastete Orte oder Nahrungsmittel für eine gewisse Zeit gemieden werden (Karenz). Dazu muss aber zumindest ein Verdacht bestehen, an welchen Orten oder bei welchen Lebensmitteln die Belastung auftritt.
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Hauttest (Pricktest): Bei einem Pricktest werden Allergene wie Schimmelpilzbestandteile auf die Haut aufgetragen. Anschließend wird die Haut oberflächlich eingeritzt, um eine mögliche allergische Reaktion auszulösen. Die Aussagekraft des Pricktests ist allerdings nicht immer eindeutig, da Testergebnisse unter anderem durch bestimmte Medikamente und Vorerkrankungen (z. B. Ekzem, Urtikaria) beeinflusst werden können. Zudem sind Testlösungen für den Pricktest nur für 30 bis 40 Schimmelpilzarten verfügbar
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Bluttest auf Antikörper: Bei einer Schimmelpilzallergie können Antikörper vom Typ IgE im Blut erhöht sein.
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Provokationstest: Kann durch obige genannte Maßnahmen keine eindeutige Diagnose gestellt werden, wird mitunter ein sogenannter Provokationstest durchgeführt. Dabei werden Bronchien, Nase oder Auge direkt mit Allergenen in Kontakt gebracht, um möglicherweise erfolgende allergische Reaktionen zu beobachten. Ein Provokationstest birgt erhebliche Risiken (z. B. schwere allergische Reaktionen) und darf nur unter bestimmten Voraussetzungen wie dem Ausschluss zahlreicher Vorerkrankungen durchgeführt werden. Auch die Einnahme von Medikamenten wie Betablockern oder ACE-Hemmern erhöht das Risiko bei dem Test. Wie beim Pricktest stehen für den Provokationstest nur relativ wenig Testallergenlösungen zur Verfügung, die sich zudem von Hersteller zu Hersteller in der Zusammensetzung unterscheiden können.

Schimmelallergie: Therapiemöglichkeiten
Die Therapie einer Schimmelpilzallergie mit Medikamenten oder durch eine Immuntherapie kann unter anderem Nebenwirkungen haben. Nach Absprache mit Ihrem Arzt sollte daher zuerst versucht werden, eine Beseitigung oder zumindest Reduktion der Allergiesymptome durch Maßnahmen wie eine Schimmelsanierung zu erreichen (siehe nächster Absatz). Kann dadurch kein befriedigender Erfolg erzielt werden, sind beispielsweise die folgenden Therapiemöglichkeiten gegeben:2, 3
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Antiallergische Medikamente: Zu den allgemein antiallergisch wirkenden Medikamenten zählen Antihistaminika. Diese hemmen die Wirkung des Entzündungsbotenstoffs Histamin. Weiterhin können Kortison und Asthma-Medikamente mitunter die Symptome einer Schimmelallergie beseitigen oder mindern.
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Hyposensibilisierung: Bei der Hyposensibilisierung (spezifische Immuntherapie) soll das Immunsystem durch die wiederholte Gabe von kleinen Mengen eines spezifischen Allergens an dieses „gewöhnt“ werden. Im Idealfall treten nach der Therapie keine allergischen Symptome bei Kontakt mit dem Allergen mehr auf. Für die Hyposensibilisierung bei einer Schimmelpilzallergie stehen jedoch nur wenige zu verabreichende Allergene zur Verfügung. Weiterhin wurde eine Wirkung bisher nur für wenige Schimmelpilze untersucht und belegt. Außerdem fehlen Studien zur langfristigen Wirksamkeit der Therapie.
Wichtig: Diagnose und Therapie einer Schimmelpilzallergie sollten unter anderem wegen der Komplexität und möglicher schwerer Nebenwirkungen immer von einem erfahrenen Mediziner durchgeführt werden!

Prävention und Sanierung – Tipps zur Reduktion der Schimmelbelastung
Wird die Belastung mit Schimmelpilzallergenen reduziert, bessert sich die Allergiesymptomatik oft deutlich oder klingt sogar ganz ab. Die folgenden Maßnahmen und Tipps können die Belastung mit Schimmel mindern:2, 6
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Sanierung von Schimmelflächen: Die Konzentration von Schimmelpilzallergenen in Innenräumen kann durch die Sanierung von Schimmelherden auf zum Beispiel Wänden und Tapeten, unter Fußböden oder in Isolationsmaterialien reduziert werden. Eine besondere Bedeutung haben dabei der Beseitigung von Wärmebrücken (fachmännische Isolierung) und Feuchtigkeitsschäden. Viele Informationen und Tipps zur Schimmelsanierung enthält unser Ratgeber „Schimmelsanierung – Der komplette Leitfaden für Betroffene“.
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Luftfeuchtigkeit und Raumtemperatur optimal halten: Um das Wachstum von Schimmel zu vermeiden, sollte die Luftfeuchtigkeit unter 65 % liegen und die Raumtemperatur etwa 20 °C betragen. Für die Messung von Luftfeuchtigkeit und Temperatur empfehlen wir unseren Airself Raumklimamesser. In diesen ist auch ein Schimmelalarm integriert, welcher vor einer zu hohen Luftfeuchtigkeit warnt.
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Richtiges Heizen und Lüften: Richtiges Heizen und Lüften hält die Luftfeuchtigkeit in einem optimalen Bereich und beugt der Bildung von schimmelförderndem Kondenswasser vor. Unser Ratgeber „Richtig heizen und lüften – Weniger Kosten und Schimmel“ bietet hierzu viele wertvolle Tipps.
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Möbelstücke richtig platzieren: Größere Möbelstücke sollten Sie mit mindestens 10 cm Abstand zu Außenwänden aufstellen, um eine ausreichende Luftzirkulation zu gewährleisten und Schimmelbildung zu vermeiden.
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Klimaanlagen warten: Klimaanlagen können bei nicht fachgerechter Wartung ein Herd für Schimmelpilze und Legionellen sein. Weitere Infos zu der Thematik Schimmel und Klimaanlagen finden Sie in unserem Ratgeber „Klimaanlage & Schimmel – eine Gefahr für die Gesundheit!“.
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Staub beseitigen: Schimmelpilzallergene kommen im Hausstaub oft in erhöhten Konzentrationen vor. Deshalb sollte Staub in Innenräumen regelmäßig beseitigt werden.
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Antiallergische Bettbezüge: Wie bei einer Hausstauballergie können antiallergische Bettbezüge mitunter auch die Symptome einer Schimmelpilzallergie reduzieren.
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Lebensmittel auf Schimmel kontrollieren: Achten Sie besonders bei leicht verderblichen und zu Schimmelbildung neigenden Lebensmitteln wie Nüssen, Brot, Obst, Gemüse, Pilzen etc. auf Anzeichen von Schimmel und entsorgen Sie befallene Lebensmittel konsequent.
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Schimmelpilzbelastung im Außenbereich minimieren: Größere Mengen von Schimmelpilzen bzw. Schimmelpilzsporen können unter anderem beim Umschichten von Komposthaufen, dem Zusammenkehren von verschimmelten Lauf oder beim Rasenmähen freigesetzt werden.

Schon gewusst?
Verschimmelte Blumenerde kann die Belastung mit Schimmelpilzsporen in Innenräumen erhöhen. Allerdings gibt es wiederum bestimmte Zimmerpflanzen, die zur Regulierung der Luftfeuchtigkeit beitragen können. Auf diese Weise reduzieren diese sogar das Risiko von Schimmelbildung mitunter ein wenig.
Weitere Infos zu Schimmel und Blumenerde sowie Pflanzen gegen Schimmel bieten die folgenden Ratgeber: „Schimmel auf Blumenerde und Pflanzen mit Hausmitteln entfernen – so gelingt es in wenigen Schritten!“ sowie „Das sind die Top 5 Pflanzen gegen Schimmel!“.

Raumluft und verdächtige Stellen auf Schimmel testen – Ursachenforschung bei Schimmelpilzallergie
Beim Vorliegen von unklaren allergischen Symptomen in Innenräumen könnten, wie in diesem Ratgeber erläutert, Schimmelpilze die Ursache sein. Ob Ihre Raumluft überhaupt mit Schimmelpilzsporen belastet ist, können Sie mit dem Schimmeltest Raumluft prüfen lassen.
Mit unserem Schimmeltest Abklatsch lassen sich schimmelverdächtige Stellen auf verschiedensten Materialien und Gegenständen auf Schimmel testen. Bei beiden Tests werden auch die Schimmelpilzgattungen bestimmt. Dies hilft, das Risiko- bzw. Allergiepotenzial der Schimmelpilze einschätzen zu können.
Die Probenahme für die Tests nehmen Sie mit Hilfe der leicht verständlichen Anleitung ganz einfach selbst vor. Nach Einsendung per Post erfolgt die Testanalyse in unserem spezialisierten Partnerlabor. Das verständlich aufbereitete Testergebnis können Sie nach kurzer Zeit über Ihren persönlichen Bereich bei MyChecknatura abrufen.

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Haftungsausschluss
Alle medizinischen Informationen in diesem Artikel wurden sorgfältig von uns aus den genannten Quellen zusammengetragen. Für die Richtigkeit, Aktualität und Vollständigkeit der Informationen können wir nicht garantieren. Wenden Sie sich bei Beschwerden stets an einen Facharzt.
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