Das Wichtigste auf einen Blick
✅ Osmoseanlagen können einen großen Teil der im Leitungswasser gelösten Stoffe filtern.
✅ Bei der Filterung wird dem Wasser nicht nur Schadstoffe, sondern auch ein Großteil der enthaltenen Mineralien entzogen.
✅ Aufgrund der in diesem Artikel genannten Nachteile raten wir in Deutschland davon ab, prophylaktisch Leitungswasser zu filtern
Osmosewasser – Was bringen Umkehrosmoseanlagen wirklich?
Inhalt
Was ist eine Umkehrosmoseanlage?
Es gibt viele verschiedene Typen von Umkehrosmoseanlagen – das Prinzip dahinter ist jedoch bei allen Anlagen das gleiche: Bei der Osmose werden Konzentrationen im Wasser ausgeglichen – die Umkehrosmose ist demnach genau das Gegenteil. Ziel ist es, die Konzentration von gelösten Stoffen im Wasser zu reduzieren, indem das Wasser mit Druck durch eine Membran gepresst wird.
Meist wird im ersten Schritt ein Vorfilter aus Aktivkohle verwendet, der zunächst die groben Verunreinigungen aus dem Wasser beseitigt. Danach wird das Wasser durch eine Membran hindurch gepresst, welche nur H2O-Moleküle passieren können. Das ungefilterte Wasser wird durch die Anlage abgeleitet und nur das gefilterte Wasser bleibt für die Verwendung übrig.1
Welche Stoffe werden aus dem Wasser gefiltert?
Häufig nutzen Hersteller irreführende Aussagen, die suggerieren, mit ihren Geräten gefiltertes Wasser bestünde zu 100 % aus H2O-Molekülen. Tatsächlich ist die Filterleistung von Umkehrosmoseanlagen begrenzt und es bleibt immer ein gewisser Prozentsatz gelöster Stoffe im Wasser übrig. Dieser Wert kann je nach Hersteller stark schwanken und es gibt auch sehr große Unterschiede in der Filterleistung je nach Schadstoff.
In diesem Abschnitt haben wir einige wissenschaftliche Untersuchungen zusammengefasst, welche die Filterleistung von Umkehrosmoseanlagen bei verschiedenen Schadstoffen untersuchen. Wenn nichts Gegenteiliges erwähnt, handelte es sich bei allen der untersuchten Anlagen um Kleinanlagen, die in gewöhnlichen Haushalten verwendet werden können:
- Arsen: In einer US-Studie wurde die Reduktion des Arsengehalts von Brunnenwasser in Privathaushalten untersucht. Im Durchschnitt konnten die Umkehrosmoseanlagen 79 % des Arsens aus dem Wasser entfernen. Die Autoren schließen aus dieser Studie, dass trotz des Einsatzes von Umkehrosmoseanlagen kein sicheres Trinkwasser gewährleistet werden kann.2
- Keime: In einer Studie in Ägypten konnten Umkehrosmoseanlagen zwar etwa 90 Prozent der gelösten Stoffe aus dem Wasser herausfiltern, jedoch gab es keinen signifikanten Unterschied zwischen der Anzahl an Keimen im gefiltertem und dem ungefiltertem Wasser. In manchen Fällen lag die Anzahl an Keimen des gefilterten Wassers sogar über dem ungefilterten.3 Grund für eine höhere Keimzahl von gefiltertem Wasser können nach der Verbraucherzentrale Hamburg vor allem Filterpatronen sein, die bei zu langer Anwendung selbst zu einem Nährboden für Keime werden.7
- Pestizide: In einer aktuellen Studie wurde die Wirksamkeit von unterschiedlichen Wasseraufbereitungsverfahren untersucht, um Wasser von Pestiziden zu befreien. Es konnte gezeigt werden, dass Umkehrosmoseanlagen 100 % von 13 untersuchten Pestizide aus dem Wasser filtern konnten.4
- Minerlalien: Umkehrosmoseanlagen entfernen etwa 92 - 99 % für den Menschen essenzielle Mineralien wie Calcium, Magnesium und Eisen aus dem Wasser. Werden die fehlenden Mineralien nicht ersetzt, kann sich dies langfristig vor allem negativ auf die Knochendichte auswirken und das Risiko von Osteoporose erhöhen.5
- Medikamente: In einer experimentellen Untersuchung konnte gezeigt werden, dass die untersuchte Umkehrosmoseanlage bis zu 95 % der untersuchten Antibiotika aus dem Wasser filtern konnte. Jedoch handelte es sich hierbei um eine größere Anlage, die stark konzentriertes Abwasser filterte. Die Filterleistung kann daher nicht auf die typischen Umkehrosmoseanlagen in Privathaushalten übertragen werden.6
Sollte man in Deutschland Osmosewasser trinken?
In der Regel werden Filteranlagen für Privathaushalte von Experten und Behörden kritisch betrachtet. So weist die Verbraucherzentrale Hamburg darauf hin, dass oft mehr Schadstoffe durch diverse Arten von Wasserfiltern in das Trinkwasser gelangen können. Dies kann neben den Keimen, die sich in den Filterpatronen bilden können, auch Stoffe wie Natrium, Silber und Chlorid sein, die von einigen Geräten an das Wasser abgegeben werden.7
Ein weiteres Problem ist der Verlust der Mineralien im Wasser: Das dauerhafte Trinken von Osmosewasser führt dazu, dass viele essenzielle Substanzen aus dem Körper geschwemmt werden, ohne ihm eine äquivalente Menge durch das Wasser hinzuzufügen.1
Durch diese dauerhafte Entmineralisierung kann es zu einer Reihe von gesundheitlichen Problemen kommen:1
- Appetitlosigkeit
- Durchfall
- das Risiko an einer Osteoporose zu erkranken steigt an
- Funktionen verschiedener Organe können gestört werden
- Lebensgefährliche Veränderungen im Flüssigkeitshaushalt des Körpers (Blut, Gewebeflüssigkeit, intrazelluläre Flüssigkeit)
Ob die Gesundheit tatsächlich gefährdet ist, hängt vor allem davon ab, ob die fehlenden Mineralien anderweitig über die Nahrung aufgenommen werden oder durch Nahrungsergänzungsmittel ersetzt werden. Wir empfehlen, bei Fragen zu einem möglichen Mangel von Nährstoffen einen Ernährungsexperten aufzusuchen, der Sie auf Basis Ihrer individuellen Ernährung beraten kann.
Woher weiß ich, ob sich Schadstoffe im Leitungswasser befinden?
Falls Sie vermuten, dass sich Schadstoffe in Ihrem Leitungswasser befinden, können Sie Ihre Wasserqualität einfach überprüfen lassen. Unsere umfangreichste Wasseranalyse ist der Wassertest Komplett Plus.
Bei diesem Test untersucht unser Fachlabor Ihre Wasserprobe auf eine große Anzahl an Bakterien, chemische Schadstoffe sowie den Anteil einzelner Mineralien im Wasser. Dadurch erhalten Sie ein umfassendes Bild Ihrer Wasserqualität.
Sie können mit dem Test-Kit selbst eine Probe aus Ihrem Wasserhahn entnehmen und in der Test-Box zurück an unser Fachlabor schicken. Nach kurzer Zeit erhalten Sie Ihren Ergebnisbericht mit genauen Informationen zu jedem einzelnen Schadstoff.
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Fazit – Filtern von Trinkwasser meist unnötig
Wir raten davon ab, prophylaktisch eine Osmoseanlage für die Aufbereitung von Trinkwasser in Deutschland zu verwenden. Wurde in Ihrem Leitungswasser eine erhöhte Menge von einem bestimmten Schadstoff nachgewiesen, sollte die Schadstoffquelle (in der Regel im Leitungssystem des Hauses) beseitigt werden.
Schon gewusst?
Für die Erzeugung eines Liter Trinkwassers benötigen manche Osmoseanlagen bis zu 8 Liter Leitungswasser.8 In Regionen, in denen Wasserknappheit herrscht, kann der Einsatz daher die Knappheit an Wasser massiv verstärken.
Quellen und weitere Informationen
- Odermatt, 2022 - Trink-Wasser oder Osmose-Wasser?
- George, 2010 - Reverse Osmosis Filter Use and High Arsenic Levels in Private Well Water
- Mahmoud, 2024 - Commercial reverse osmosis point-of-use systems in Egypt failed to purify tap water
- Schreiber, 2024 - Efficiency of home water filters on pesticide removal from drinking water
- Kamalapriya, 2023 - The Role of Low Mineral Water Consumption in Reducing the Mineral Density of Bones and Teeth: A Narrative Review
- Gholami, 2012 - Performance evaluation of reverse osmosis technology for selected antibiotics removal from synthetic pharmaceutical wastewater Verbraucherzentrale Hamburg, 2022 - Muss ich Leitungswasser filtern?
- Living Water, 2024 - Aktivkohlefilter- oder Osmose-Wasserfilter? Vergleichstest 2024
- Filterzentrale, 2022 - Osmoseanlage Funktion