Bor ist ein essentielles Spurenelement und wirkt als Bindeglied der Zellwände. Es stabilisiert die Struktur von Pektin-Molekülen, unterstützt die Zellteilung und ist unentbehrlich für die Blüten- und Fruchtbildung.1
Ein Bormangel entsteht, wenn die Pflanze weniger Bor aufnehmen kann, als sie benötigt. Die Aufnahme erfolgt über die Wurzeln in Form von Borsäure (H₃BO₃), deren Löslichkeit stark vom pH-Wert und der Bodenfeuchte abhängt. In trockenen oder stark kalkhaltigen Böden sinkt die Verfügbarkeit, wodurch Bor nicht bis in die Wurzelzone gelangt. Das Spurenelement ist also im Boden vorhanden, liegt jedoch in einer Form vor, die die Pflanzenwurzeln nicht aufnehmen können.
Da Bor in der Pflanze kaum mobil ist, treten Mangelerscheinungen zuerst an jungen Blättern, Triebspitzen und Wurzelspitzen auf.²
Ein Bormangel kann durch natürliche Bodenverhältnisse oder menschliche Bewirtschaftung entstehen.
🔎 Geringe Borgehalte im Boden
Leichte, sandige und humusarme Böden enthalten von Natur aus wenig Bor. In niederschlagsreichen Regionen wird das Spurenelement leicht ausgewaschen.
🔎 Hoher pH-Wert und Kalküberschuss
In kalkreichen Böden (pH > 7,0) wird Bor fixiert und steht nicht pflanzenverfügbar zur Verfügung.
🔎 Einseitige Düngung
Hohe Stickstoff- oder Kalkgaben erhöhen den Borbedarf der Pflanzen. Wird gleichzeitig zu wenig organisches Material zugeführt, verstärkt sich der Nährstoffmangel zusätzlich.
🔎 Trockenheit und unregelmäßige Bewässerung
Bei Wassermangel bricht der Transport gelöster Borsäure ab. Junge Gewebe werden dann nicht mehr ausreichend versorgt.
🔎 Bodenverdichtung und Sauerstoffmangel
Verdichtete Böden hemmen Mikroorganismen, die Bor aus organischem Material freisetzen. Dadurch sinkt die Nachlieferung aus dem Humus.³
Die Bormangel-Symptome treten typischerweise zuerst an jungen Pflanzenteilen auf, da Bor kaum umgelagert werden kann. Mit fortschreitendem Mangel breiten sich die Schäden auf Blätter, Triebe und Früchte aus.
Typische Symptome im Überblick:
🚩 Junge Blätter bleiben klein, verdicken sich und zeigen eine dunkelgrüne, teils glasige Verfärbung. Später rollen sie sich ein, trocknen ein oder brechen spröde ab.🚩 Triebspitzen vergilben, verfärben sich braun und sterben ab („Spitzensterben“). Es entstehen Seitentriebe und Büschelbildungen, das sogenannte Hexenbesen-Symptom.
🚩 Blattadern erscheinen unregelmäßig verdickt oder verkorken, oft begleitet von glasigen Flecken zwischen den Adern.
🚩 Stängel und Blattstiele werden brüchig; in Gemüsekulturen treten Hohlräume und Risse
🚩 Blüten öffnen sich nicht oder fallen ab; der Fruchtansatz bleibt ungenügend.
🚩 Früchte zeigen Korkflecken, Risse oder Hohlräume – typisch bei Rüben, Äpfeln und Sellerie.
🚩 Wurzeln sind kurz, verdickt und enden in nekrotischen Spitzen; die Nährstoffaufnahme ist stark eingeschränkt.
Beispiele aus der Praxis:
👉 Raps: Bormangel führt zu Hohlstängeln, einem verzögerten Blühverlauf und vermindertem Schotenansatz.👉 Zuckerrüben: Es entsteht die typische Herz- und Trockenfäule, bei der das Vegetationszentrum abstirbt.
👉 Sellerie: Zeigt braune, hohle Stängel im Inneren – die charakteristische Hohlherzigkeit.
👉 Weinreben und Obstbäume: Bilden verkorkte, deformierte Früchte und sprödes Holz, das leicht bricht.
👉 Mais: Leidet die Pflanze unter akutem B-Mangel, äußert sich dies durch verkürzte und verdrehte Blätter, eine schlechte Kolbenbildung und unterentwickelte Körnerreihen, häufig begleitet von Wuchsdepressionen im frühen Stadium.
Bor wirkt auf mehreren Ebenen des pflanzlichen Stoffwechsels und ist für Wachstum, Stabilität und Kommunikation der Zellen unentbehrlich.⁴
❌ Gestörte Zellwandbildung – Fehlt Bor, verliert die Pflanze ihre strukturelle Festigkeit; Zellen reißen und Wachstumszonen sterben ab.
❌ Blockierter Assimilat- und Hormontransport – Zucker, Cytokinine und Auxine werden nicht mehr effizient verteilt; Fruchtbildung bleibt aus.
❌ Eingeschränkte Zellteilung und Meristemaktivität – die Mitose verlangsamt sich, Trieb- und Wurzelspitzen stoppen ihr Wachstum.
❌ Erhöhter oxidativer Stress – reaktive Sauerstoffspezies (ROS) schädigen Zellen, Blätter verfärben sich und sterben ab.
❌ Störungen im Hormonhaushalt – veränderte Auxin- und Ethylensignale führen zu verkrüppelten Trieben und geringer Verzweigung.
❌ Verminderte Resistenz und Ertragseinbußen – Bormangel senkt Biomasse, Fruchtqualität und Lagerfähigkeit; Pflanzen reagieren empfindlicher auf Trockenheit und Frost.
Damit beeinflusst Bor nicht nur die Vitalität, sondern auch die Qualität, Nährstoffeffizienz und Stressresistenz der Pflanzen maßgeblich.
Bormangel vorzubeugen gelingt durch frühzeitige Maßnahmen – ideal ist die Kombination aus gezielter Nährstoffversorgung und langfristiger Bodengesundheit.
💡 Sofortmaßnahmen
✔️ Borhaltige Düngemittel und eine gezielte Blattdüngung – etwa mit Borsäure oder Borax – versorgen Pflanzen schnell und effektiv über die Blätter.
✔️ In empfindlichen Kulturen wie Raps oder Sellerie empfiehlt sich die Anwendung vor der
Blüte oder in der frühen Vegetationsphase.
✔️ Dosierung beachten: Überhöhte Konzentrationen können toxisch wirken.
💡 Nachhaltige Bodenverbesserung
✔️ Organische Düngemittel (Kompost, Mist, Vinasse) erhöhen die Nachlieferung von
Spurenelementen.
✔️ pH-Wert kontrollieren: Optimal 6,0–7,0; bei Überkalkung kann eine leichte Ansäuerung
helfen.
✔️ Humusaufbau und schonende Bodenbearbeitung fördern die mikrobielle Aktivität und
damit die Borverfügbarkeit.
💡 Prävention
Eine Bodenanalyse (z. B. Maxi) liefert präzise Daten zu pH-Wert, Hauptnährstoffen und Spurenelementen – darunter auch der Mikronährstoff Bor. Sie zeigt zuverlässig, welche Nährstoffe im Boden fehlen oder im Überschuss vorhanden sind, und liefert damit eine fundierte Grundlage für die optimale Düngung.
Ausgewogener Dünger: Ein stabiles Verhältnis zwischen Bor, Calcium und Stickstoff
vermeidet Nährstoffkonkurrenz.5
Regelmäßige Bewässerung sichert den Transport gelöster Borsäure.
Bor wirkt nicht allein. Es steht in enger funktionaler Beziehung zu Calcium, Stickstoff, Zink und Eisen und beeinflusst damit den gesamten Nährstoffhaushalt der Pflanze.
- Bor und Calcium: Beide Elemente sind für die Stabilität von Zellwänden und Membranen Bor vernetzt die Pektinstrukturen, während Calcium die Ladungsbalance erhält. Fehlt eines der beiden, verliert das Gewebe seine Elastizität – ein Hauptgrund für Rissbildung und Fruchtdeformationen.
- Bor und Stickstoff: Eine hohe Stickstoffversorgung steigert das Wachstum und damit den Bedarf an Bor. Wird der Mehrbedarf nicht gedeckt, treten latente Bormängel auf, obwohl die Stickstoffzufuhr optimal ist.
- Bor und Zink: Beide sind an der Enzymaktivierung und Hormonregulation Zinkmangel kann die Boraufnahme indirekt hemmen, weil die Wurzelaktivität nachlässt.
- Bor und Eisen: In stark sauren Böden mit erhöhter Eisenverfügbarkeit wird Bor leichter fixiert. Eine ausgewogene Mikronährstoffbalance verhindert solche Antagonismen.6
Ein harmonisches Verhältnis dieser Elemente sorgt für effiziente Nährstoffaufnahme, stabile Zellstrukturen und widerstandsfähige Pflanzenbestände. Regelmäßige Boden- und Pflanzenanalysen sind daher die Grundlage für eine gezielte Spurenelementdüngung.
1 Vgl.: Schubert, Sven: Pflanzenernährung. 4. Auflage. UTB, Stuttgart 2024. (Abgerufen am 02.11.2025).
2 Vgl.: Amelung, Wulf; Blume, Hans-Peter; Fleige, Heiner; Horn, Rainer; Kandeler, Ellen; Kögel-Knabner, Ingrid; Kretzschmar, Ruben; Stahr, Karl; Wilke, Berndt-Michael: Lehrbuch der Bodenkunde. 17. Auflage. Springer Spektrum, Heidelberg 2018. (Abgerufen am 02.11.2025).
3 Vgl.: Don, Axel; Prietz, Roland: Unsere Böden entdecken. Springer, Berlin 2019. (Abgerufen am 02.11.2025).
4 Vgl.: Shireen, F.; Nawaz, M.; Chen, C.; Zhang, Q.; Zhang, X.; Chen, Y.: Boron: Functions and Approaches to Enhance Its Availability in Plants for Sustainable Agriculture. International Journal of Molecular Sciences, 19(7), 1856 (2018). (Abgerufen am 02.11.2025).
5 Vgl.: Bolaños, L.; Bonilla, I.; Mateo, P.; Bueso, E.; Reguera, M.: What Can Boron Deficiency Symptoms Tell Us about Its Function and Regulation? Plants, 12(4), 777 (2023). (Abgerufen am 02.11.2025).
6 Vgl.: Shen, Y.; Wang, L.; Zhang, S.; Zhang, Q.; Zhang, X.: Role of Boron and Its Interaction with Other Elements in Plants. Frontiers in Plant Science, 15:1332459 (2024). (Abgerufen am 02.11.2025).