Calcium ist ein sogenannter Strukturbildner. Es sorgt dafür, dass Zellwände stabil und gleichzeitig flexibel bleiben. Dadurch können Pflanzen auf äußere Einflüsse wie Wind, Wasserstress oder Krankheitserreger besser reagieren. Außerdem beeinflusst Calcium die Aktivität von Enzymen und unterstützt die Kommunikation zwischen Pflanzenzellen.
Ohne den Nährstoff Calcium geraten viele Stoffwechselprozesse ins Stocken.
Ein Mangel wirkt sich besonders schnell auf die Wachstumszonen aus, also auf Triebspitzen und Wurzeln. Hier ist die Zellteilung besonders aktiv und Calcium wird dringend benötigt. Ist nicht genug vorhanden, verlangsamt sich das Wachstum. Bei jüngeren Blättern bleibt die Entwicklung aus. Auch die Widerstandsfähigkeit gegen Pilzkrankheiten nimmt deutlich ab, da geschwächte Zellwände den Befall durch Krankheitserreger begünstigen.¹
Ob Pflanzen den Bodennährstoff Calcium ausreichend aufnehmen können, hängt nicht allein vom Nährstoffgehalt des Bodens ab, sondern vor allem von der Bodenreaktion (pH-Wert).
- Saure Böden (pH < 5,5): Calcium wird leicht ausgewaschen. Solche Böden sind häufig in Regionen mit viel Niederschlag oder sandigen Böden anzutreffen.
- Alkalische Böden (pH > 7,5): Hier liegt Calcium oft in Form schwerlöslicher Carbonate vor. Obwohl ausreichend Calcium vorhanden ist, können Pflanzen es nicht nutzen.
- Optimale pH-Bereiche: Gemüsearten wie Tomaten gedeihen am besten bei Werten zwischen 6,0 und 6,8.
Neben dem Boden pH-Wert spielt auch die Bodenart eine Rolle. Sandige Böden speichern wenig Calcium und sind anfälliger für Auswaschungen. Lehm- und Tonböden können mehr Calcium binden, allerdings besteht hier die Gefahr, dass es bei ungünstigem pH-Wert nicht pflanzenverfügbar ist. Organische Substanz, wie Kompost oder Humus, verbessert die Speicherung und Freisetzung von Calcium deutlich².
Calciummangel macht sich meist zuerst an jungen Blättern bemerkbar, da Calcium innerhalb der Pflanze kaum transportiert werden kann. Fehlt es in einem Wachstumsstadium, lassen sich Schäden nicht mehr rückgängig machen.
Im Indoor-Grow (Pflanzenanbau in Innenräumen) zeigt sich ein CalMag Mangel (Calcium- und Magnesium Mangel) durch brüchige Stängel und eine ungleichmäßige Blattfärbung. Wer diese Anzeichen früh erkennt, kann schnell handeln und größere Ernteverluste verhindern.
Typische Symptome sind:
- Verformte junge Blätter: Sie rollen sich ein, bleiben klein oder wirken glasig.
- Blattrandnekrosen: Die Ränder der Blätter verfärben sich dunkelbraun bis schwarz und sterben ab.
- Fleckenbildung: Glasige oder nekrotische Flecken zwischen den Adern treten auf.
- Blütenendfäule: Bei Tomaten und Paprika bilden sich eingesunkene, braune Stellen an den Fruchtenden.
- Wachstumsstörungen: Triebspitzen bleiben stehen, Pflanzen wirken insgesamt schwach.
- Wurzelschwäche: Feinwurzeln verkümmern, was die Wasser- und Nährstoffaufnahme weiter verschlechtert.
Die Gründe für einen Calcium Mangel sind komplex und oft eine Kombination mehrerer Faktoren:
🌿Niedriger pH-Wert: Durch Auswaschung fehlt Calcium im Boden.
🌿Hoher pH-Wert: Calcium liegt in unlöslichen Carbonaten vor und steht nicht zur Verfügung.
🌿Konkurrenz um Nährstoffe: Überdüngung mit Kalium oder Magnesium blockiert die Aufnahme von Calcium.
🌿Wasserqualität: Regenwasser und weiches Leitungswasser enthalten oft kaum Calcium. Bei Hydrokultur oder Grow-Systemen mit Osmosewasser muss Calcium zugeführt werden.
🌿Wasserversorgung: Bei ungleichmäßiger Bewässerung kommt der Calciumtransport in der Pflanze ins Stocken, da Ca²⁺ nur mit dem Transpirationsstrom bewegt wird.
🌿Schnelles Wachstum: Besonders im Gewächshaus kann die Pflanze in Phasen starken Wachstums mehr Calcium verbrauchen, als der Boden liefern kann.
Diese Faktoren erklären, warum Calcium Mangel häufig im Sommer oder bei intensiven Kulturen wie Tomaten, Gurken oder Zucchini auftritt.
Ursachen im Tomatenanbau:
- zu niedriger Calciumgehalt im Substrat
- stark schwankende Bodenfeuchtigkeit
- hohe Luftfeuchtigkeit im Gewächshaus (geringe Transpiration)
- Überdüngung mit Ammoniumstickstoff oder Kalium
Paprika zeigt bei Calciummangel ähnliche Symptome wie Tomaten. Die Früchte entwickeln sich zunächst normal, doch an der Blütenseite entstehen braune, eingesunkene Flecken. Diese Früchte sind meist nicht mehr genießbar.
Bei Zucchini kann Calciummangel zum Fruchtfall führen: Kleine Früchte werden abgeworfen, bevor sie ausreifen. Zudem bleiben die Pflanzen im Wachstum zurück.
Im Indoor-Anbau wird manchmal mit Gießwasser gearbeitet, welches praktisch kein Calcium enthält. Ohne zusätzliche Mineralisierung entsteht schnell ein CalMag Mangel. Cannabis reagiert besonders empfindlich:
- Blätter zeigen gelb-braune Flecken zwischen den Adern
- Blattränder rollen sich ein oder sterben ab
- Pflanzen bleiben im Wachstum zurück, Blüten entwickeln sich ungleichmäßig
Hausmittel gegen Calciummangel
- Eierschalenpulver: langsam wirkend, ideal zur Grundversorgung im Garten.
- Algenkalk: natürliche Calciumquelle, auch für Biogärtner geeignet.
- Kalkhaltiges Leitungswasser: praktische Lösung im Alltag, wenn verfügbar.
Spezialisierte Dünger, die einem Calciummangel vorbeugen
- Calciumnitrat: schnelle Wirkung, besonders für Tomaten geeignet.
- Kalkammonsalpeter (KAS): kombiniert Stickstoff und Calcium.
- Dolomitkalk: enthält zusätzlich Magnesium und verbessert den pH-Wert.
Langfristige Calciumversorgung: Nachhaltige Bodenbewirtschaftung
Langfristig lässt sich Calcium Mangel nur verhindern, wenn der Boden nachhaltig gepflegt wird³:
- regelmäßige Bodenuntersuchungen durchführen
- organische Substanz erhöhen (Düngemittel: Kompost, Mulch, Gründüngung)
- pH-Wert durch gezielte Kalkung stabilisieren
- Bewässerung an Pflanzen- und Standortbedingungen anpassen
So bleibt Calcium langfristig verfügbar und die Anfälligkeit für Mangelerscheinungen sinkt deutlich.
Infobox: Verwechslung von Calciummangel und Eisenmangel
Ein Calciummangel führt vor allem zu Nekrosen und Verformungen junger Blätter. Ähnliche Symptome – insbesondere die Gelbfärbung (Chlorosen) junger Blätter – können jedoch auch durch Eisenmangel (Fe) entstehen. Der Unterschied:
Calciummangel (Ca):
- Betrifft junge Blätter und Triebspitzen (Calcium ist kaum mobil).
- Nekrosen an Blattspitzen und -rändern.
- Junge Blätter oft verformt (wellig, verdreht).
- Triebspitzen verkümmern, Wachstumsstillstand möglich.
Eisenmangel (Fe):
- Betrifft ebenfalls junge Blätter (Eisen ist kaum mobil).
- Gleichmäßige Aufhellung zwischen den Blattadern (interkostale Chlorose).
- Blattadern bleiben grün → „Netzmuster“.
- Gewebe bleibt zunächst intakt, keine Nekrosen.
👉 Merke:
- Calcium (Ca): Absterben der Ränder, Verkümmern der Triebe
- Eisen (Fe): Aufhellung der Blätter, Adern bleiben grün
1 Vgl.: Don, Axel; Prietz, Roland: Unsere Böden entdecken – Die verborgene Vielfalt unter Feldern und Wiesen. Springer, Berlin 2019. (Abgerufen am 19.09.2025).
2 Vgl.: Piccini, Chiara; Francaviglia, Rosa (Hrsg.): Soil Management for Sustainable Agriculture and Ecosystem Services. MDPI, Basel 2023. (Abgerufen am 19.09.2025).
3 Vgl.: Amelung, Wulf; Blume, Hans-Peter; Fleige, Heiner; Horn, Rainer; Kandeler, Ellen; Kögel-Knabner, Ingrid; Kretzschmar, Ruben; Stahr, Karl; Wilke, Berndt-Michael: Scheffer/Schachtschabel – Lehrbuch der Bodenkunde. 17. Auflage. Springer, Wiesbaden 2018. (Abgerufen am 19.09.2025).