Schwefel (S) zählt zu den Makronährstoffen, die Pflanzen in größeren Mengen benötigen. Er ist Bestandteil der Aminosäuren Cystein und Methionin, von Enzymen, Vitaminen und Coenzym A. Ohne Schwefel ist kein Proteinaufbau möglich – die Folge sind gestörte Stoffwechselprozesse, verminderte Chlorophyllbildung und geringere Stickstoffeffizienz.
Pflanzen nehmen Schwefel hauptsächlich in Form von Sulfat (SO₄²⁻) über die Wurzeln auf. Die Aufnahme hängt stark vom Bodenwasser, der mikrobiellen Aktivität und vom pH-Wert ab. In trockenen, sandigen und humusarmen Böden steht Schwefel nur begrenzt zur Verfügung. Da er in der Pflanze kaum mobil ist, treten die ersten Symptome meist an jungen Blättern auf.¹
Schwefelmangel kann natürliche Ursachen haben oder durch Bewirtschaftung entstehen.
Die wichtigsten Einflussfaktoren sind:
❌ Geringer Schwefelgehalt im Boden
Leichte, sandige Böden enthalten von Natur aus nur wenig Sulfat. Bei hohen Niederschlägen wird das lösliche Schwefelion zudem leicht ausgewaschen. Dadurch sinkt der Schwefelgehalt in der Wurzelzone, was die Nährstoffaufnahme stark einschränkt.
❌ Hoher pH-Wert oder Kalküberschuss
In kalkreichen Böden mit einem pH-Wert über 7,0 wird Sulfat chemisch fixiert und steht Pflanzen nicht mehr zur Verfügung. Übermäßige Kalkung kann diesen Effekt zusätzlich verstärken.
❌ Trockenheit und mangelnde Durchwurzelung
Fehlt Bodenfeuchtigkeit, können Pflanzen die gelösten Sulfationen (SO₄²⁻) nicht aufnehmen. Besonders in Trockenperioden oder bei verdichteten Böden bricht der Schwefeltransport zur Wurzelzone ab – die Folge sind erste Chlorosen an jungen Blättern.
❌ Einseitige Düngung
Hohe Stickstoffgaben ohne entsprechende Schwefelzufuhr führen zu einem Ungleichgewicht im Nährstoffhaushalt. Der Stickstoff kann dann nicht vollständig in Aminosäuren umgesetzt werden. Das Verhältnis von Stickstoff (N) zu Schwefel (S) sollte daher stets ausgeglichen bleiben, um Proteinsynthese und Wachstum zu sichern.
❌ Geringer Humusgehalt und schwache mikrobielle Aktivität
Mikroorganismen setzen organisch gebundenen Schwefel frei und machen ihn pflanzenverfügbar. In humusarmen oder stark bearbeiteten Böden sinkt die mikrobielle Aktivität, wodurch diese natürliche Nachlieferung versiegt. Eine ausreichende Humusversorgung und Bodenpflege sind daher entscheidend für die dauerhafte Schwefelversorgung.²
Die S-Mangel Symptombeschreibung ähnelt zunächst der eines Stickstoffmangels, unterscheidet sich jedoch in der Lokalisation: Beim Stickstoffmangel werden ältere Blätter gelb, beim Schwefelmangel junge Blätter.
Typische Anzeichen im Überblick:
🚩 Blattadern deutlich grün, Zwischenräume chlorotisch
🚩 Schwacher Wuchs, dünne Stängel und kleine Blätter
🚩 Verzögerte Blüte und Reife
🚩 Getreide: ungleichmäßiger Wuchs, blasse Ähren, reduzierter Proteingehalt
🚩 Leguminosen: geringe Knöllchenbildung, verminderte Stickstoffbindung
Bei starken Mangelerscheinungen bleiben die Pflanzen klein, bilden weniger Triebe und zeigen geringe Biomasse und niedrige Erträge.
Schwefelmangel wirkt sich auf mehrere Prozesse im pflanzlichen Stoffwechsel aus:
❌ Gestörte Proteinsynthese: Ohne schwefelhaltige Aminosäuren können Enzyme und Struktureiweiße nicht gebildet werden.❌ Beeinträchtigte Chlorophyllbildung: Die Blätter verlieren ihre Farbe, die Photosyntheseleistung sinkt.
❌ Verminderte Stickstoffverwertung: Stickstoff bleibt als Nitrat im Gewebe zurück und wird nicht in Eiweiß umgewandelt.
❌ Schwächeres Wachstum und geringere Resistenz: Pflanzen reagieren empfindlicher auf Trockenheit, Frost und Krankheiten.³
❌ Qualitätsverluste: In Getreide sinkt der Rohproteingehalt, in Ölfrüchten der Ölgehalt.
Einem Schwefelmangel lässt sich durch gezielte Nährstoffversorgung und nachhaltiges Bodenmanagement wirksam vorbeugen.
💡 Sofortmaßnahmen
✔️ Eine Blattdüngung mit schnell verfügbaren Sulfatformen (z. B. Bittersalz oder Ammoniumsulfat) zeigt meist innerhalb weniger Tage Wirkung.
✔️ Anwendung vor der Blüte oder in der frühen Wachstumsphase, besonders bei Raps, Getreide und Gemüse.
✔️ Dosierung beachten: Zu hohe Konzentrationen können Verbrennungen verursachen.
💡 Nachhaltige Bodenverbesserung
✔️ Organische Düngung (Kompost, Mist, Gülle, Vinasse) erhöht den Schwefelvorrat und aktiviert Bodenmikroben.
✔️ Humusaufbau verbessert die Schwefelspeicherung und Wasserbindefähigkeit.
✔️ pH-Wert kontrollieren: Optimal liegt er zwischen 6,0 und 7,0 – bei Überkalkung hilft eine leichte Ansäuerung.
✔️ Bodenverdichtung vermeiden, um Sauerstoffmangel und mikrobielle Aktivität zu fördern.
💡 Prävention durch gezielte Düngung
Kombinierte Dünger mit Stickstoff und Schwefel (z. B. Ammoniumsulfatnitrat, KAS + S) sichern die Balance.
Für Haus- und Kleingärten eignen sich Produkte wie schwefelhaltige Volldünger oder organische Dünger.
Regelmäßige Bewässerung unterstützt den Sulfattransport im Boden.⁴
Ein vitaler, gut belebter Boden stellt die wichtigste natürliche Schwefelquelle dar und schafft damit die Grundlage, um Schwefelmangel langfristig vorzubeugen. Wer den Nährstoffzustand seines Bodens kennt, kann frühzeitig gegensteuern.
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Schwefel interagiert eng mit Stickstoff, Magnesium, Phosphor und Eisen.
- Schwefel und Stickstoff: Nur bei ausreichender Schwefelversorgung kann Stickstoff effizient in Proteine eingebaut werden. Fehlt Schwefel, bleibt Nitrat ungenutzt.
- Schwefel und Magnesium: Beide fördern die Chlorophyllbildung; ein Nährstoffmangel an einem Element beeinträchtigt die Wirkung des anderen.
- Schwefel und Phosphor: Beeinflussen gemeinsam den Energiestoffwechsel.
- Schwefel und Eisen: In sauren Böden kann übermäßiges Eisen die Sulfatverfügbarkeit verringern.
Ein harmonisches Verhältnis dieser Nährstoffe stärkt die Nährstoffeffizienz, Zellstabilität und Stressresistenz der Pflanzen.⁵
Schwefel zirkuliert im Boden über den biogeochemischen Schwefelkreislauf. Mikroorganismen wandeln organischen Schwefel in Sulfat um – die einzige Form, die Pflanzen aufnehmen können.
- In gut durchlüfteten Böden dominieren oxidierende Bakterien (z. B. Thiobacillus), die Sulfide zu Sulfaten umwandeln.
- Unter Sauerstoffmangel entstehen dagegen reduzierte Schwefelverbindungen, die Pflanzen nicht nutzen können.
Eine aktive Bodenbiologie ist daher zentral für die natürliche Schwefelnachlieferung.⁶
1 Vgl.: Schubert, Sven: Pflanzenernährung. 4. Auflage. UTB, Stuttgart 2024. (Abgerufen am 08.11.2025).
2 Vgl.: Amelung, Wulf; Blume, Hans-Peter; Fleige, Heiner; Horn, Rainer; Kandeler, Ellen; Kögel-Knabner, Ingrid; Kretzschmar, Ruben; Stahr, Karl; Wilke, Berndt-Michael: Lehrbuch der Bodenkunde. 17. Auflage. Springer Spektrum, Heidelberg 2018. (Abgerufen am 08.11.2025).
3 Vgl.: Don, Axel; Prietz, Roland: Unsere Böden entdecken. Springer, Berlin 2019. (Abgerufen am 08.11.2025).
4 Vgl.: Narayan, O. P.; Dubey, M.; Awasthi, R.; Singh, P.; Srivastava, A. K.: Sulfur Nutrition and Its Role in Plant Growth and Development. Plant Signaling & Behavior, 18(1), e2030082 (2023). (Abgerufen am 08.11.2025).
5 Vgl.: Mustafa, A.; Yadav, G. S.; Gupta, S. K.; Ali, R.; Singh, R.; Meena, R. S.: Improving Crop Productivity and Nitrogen Use Efficiency Using Sulfur and Zinc-Coated Urea: A Review. Frontiers in Plant Science, 13, 942384 (2022). (Abgerufen am 08.11.2025).
6 Vgl.: Revisiting the Role of Sulfur in Crop Production: A Narrative Review. Current Research in Environmental Sustainability (2024). (Abgerufen am 08.11.2025).