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Borreliose: Das steckt dahinter

Zecken können eine Reihe von Infektionskrankheiten übertragen. Besonders bekannt ist dabei die Borreliose, die nicht für andere Pferde oder Menschen ansteckend ist, sondern nur von der Zecke auf das Pferd übergeht. Die Zeckenart Ixodes ricinus (dt.: Gemeiner Holzbock) ist die Art, die in unserer Klimazone am häufigsten vorkommt und Borreliose am häufigsten überträgt. Die Milbentiere sind ab dem Frühjahr besonders bei feucht-warmem Wetter aktiv. 2

Zecken übertragen ein Bakterium mit dem Namen „Borrelia burgdorferi“. Der Name stammt von seinem Entdecker, dem Schweizer Willy Burgdorfer, der diese erstmals in den 1970ern in der Nähe der US-amerikanischen Stadt Old Lyme nach einem Ausbruch von gehäuften Gelenkentzündungen entdeckte. Daher wird die Borreliose auch häufig als Lyme-Borreliose betitelt, zurückzuführen auf ihren Entdeckungsort. Beim Pferd wurde übrigens im Jahr 1986 erstmals Borreliose nachgewiesen.3

Borrelien sind schraubenförmige Stäbchenbakterien (Spirochäten), die im Darm der Zecke leben. Durch ihre Form können sich die Bakterien allein bewegen und können nahezu überall in den Körper – Organe, Gelenke, Nerven, Sehnen, Muskeln etc. – des infizierten Pferdes kommen und dort Schaden anrichten. Genau das macht die Identifizierung der „Zeckenkrankheit Nr. 1“ auch so schwierig, denn es gibt kaum spezifische Symptome und der Nachweis der Erkrankung kann auch seine Tücken haben.4

Eine Zecke auf einem grünem Blatt.
Entwicklung-Icon

Borrelien: So werden sie von Zecken übertragen

Die Erreger der Borreliose leben vorwiegend in Wald- und Wühlmäusen. In den kleinen Tieren richten sie keinen Schaden an – man spricht bei diesen Tieren von Reservoir. Übrigens können Mäuse ein Pferd nicht direkt infizieren. Die Zecke allerdings nimmt die Erreger beim Blutsaugen an den kleinen Tieren auf. Die Borrelien fühlen sich im Darm der Zecke, ganz gleich, in welchem Entwicklungsstadium sich die Zecke befindet – Larve, Nymphe, adulte Zecke – wohl und ruhen in ihr. Beim Blutsaugen an einem Wirt werden die Erreger aktiviert und wandern in die Speicheldrüsen der Milbentiere.5

Wie bei Mücken benötigen vor allem die weiblichen Zecken Blut, um Eier ablegen zu können. Das Weibchen ritzt die Haut des Pferdes an und führt dann ihren Saugrüssel ein, um an das Blut zu kommen. Dafür benötigt sie ihren Speichel. Je länger die Zecke an ihrem Wirt sitzt – Untersuchungen ergaben im Schnitt 12 bis 24 Stunden –, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie über ihren Speichel Borreliose übertragen. Die Wahrscheinlichkeit ist ebenfalls hoch, wenn die Zecke beim Entfernen gestresst wird. Dann erbricht sie sich inklusive Darminhalt in ihren Wirt.6

Grundsätzlich können Sie immer damit rechnen, dass eine Zecke Borrelien übertragen kann. Sie wissen häufig nicht, wie lange die Zecke schon an Ihrem Pferd saß. Allerdings erkrankt nicht jedes Pferd an der gefürchteten Borreliose.

Gefahrenpotenzial-Icon

Borreliose beim Pferd erkennen: Von Fieber bis Reaktionen der Haut

Die Infektion mit Borrelia burgdorferi ist gar nicht so leicht festzustellen, da die Symptome eines an Borreliose erkrankten Pferdes nicht spezifisch sind. Das liegt zum einen daran, dass die Inkubationszeit der Infektion von wenigen Tagen bis mehreren Wochen dauern kann und dann oft ein Zeckenstich nicht mehr damit in Verbindung gebracht wird. Zum anderen zeigen sich unterschiedliche Symptome je nachdem ,in welchem Stadium sich die Erkrankung befindet, sprich, ob sie frisch, akut oder chronisch ist. Ein weiterer Grund ist, dass viele Symptome auch auf andere Krankheiten oder „Nebenwirkungen“ des Wetters des Hochsommers hindeuten können. Symptome einer frischen Infektion können sein:

  • Fieber 
  • Geschwollene Haut an der Einstichstelle (die typische Wanderröte wie beim Menschen ist nicht wahrnehmbar) 
  • Geschwollene Lymphknoten 
  • Lethargie. 

Symptome eines fortgeschrittenen oder chronischen Krankheitsbildes: 

  • Geschwollene Gelenke 
  • Hohes Fieber 
  • Wiederkehrende Lahmheiten 
  • Verhaltensänderungen 
  • Augenentzündungen 
  • Neurologische Ausfälle (Ataxie, Head Shaking etc.) 
  • Organversagen 
  • Koliken

Wir empfehlen, wenn ein Pferd solche Symptome zeigt, immer einen Tierarzt zu kontaktieren. 

Die Eigenbewegung der Borrelien erlaubt ihnen, die Lymph- und Blutgefäße zu verlassen und in Organe, Nerven, Sehnen und Gelenke einzuwandern und dort Schaden anzurichten. Gerade in weniger stark durchbluteten Gewebe können die Borrelien in eine Art Ruhephase kommen und werden erst wieder aktiv, wenn das Immunsystem des Pferdes durch andere Infektionen, Fellwechsel o. Ä. geschwächt ist. Auch das sorgt dafür, dass die Borreliose erst spät und meist im chronischen Stadium erkannt wird.8

Richtige Handhabung Icon

Diagnose Borreliose beim Pferd: Gar nicht so einfach

Bei Pferden Borreliose nachzuweisen, ist fast genauso schwierig wie die Symptomatik zu erkennen. Besteht der Verdacht, dass ein Pferd Borreliose hat, ist der erste Teil der Diagnostik eine Blutuntersuchung. Bei dieser sollen Antikörper nachgewiesen werden. Das Schwierige dabei ist, dass sich bei einer frischen Infektion erst nach 5 bis 6 Wochen Antikörper bilden. Eine weitere Untersuchung, selbst nach einem negativen Ergebnis nach dieser Zeit, kann also sinnvoll sein. Ein Antikörpernachweis allein ist allerdings auch nicht immer aussagekräftig. Denn jedes dritte Pferd hat einmal in seinem Leben Kontakt mit Borreliose, ohne Krankheitssymptome zu zeigen. Sein Immunsystem war stark genug und hat Antikörper gebildet. Auch gibt der Test keine Auskunft darüber, ob es sich um eine frische oder eine chronische Infektion handelt.9

Besser geeignet ist der Western-Blot, der für die „Borreliose Pferd“ spezifische Proteine der Antikörper nachweisen kann und aussagt, ob die Erkrankung akut oder aktiv chronisch ist. 

Der sicherste Weg bei der Diagnose ist der direkte Nachweis der Borrelien in einer Hautbiopsie oder der Gelenkflüssigkeit. Dabei lassen sich Borrelien in einem Nährmedium kultivieren. Dafür muss das Labor aber gute Kenntnisse über die Bedürfnisse der empfindlichen Bakterien haben, die sich außerhalb ihrer Wirte nicht sonderlich wohlfühlen.10

Schon gewusst? 

Otto Arndt Liebisch, ein deutscher Tiermediziner, der mit Burgdorfer zusammen die Borrelien entdeckte, führte als erster in Deutschland das Testen von Zecken auf Borreliose ein. Die Borrelien-DNA aus der Zecke wird mittels PCR-Test nachgewiesen.11

Richtige Handhabung Icon

Behandlung gegen die Zeckenkrankheit

Ganz gleich, ob ein infiziertes Pferd einen aktiven chronischen Schub der Borreliose-Infektion hat oder die Infektion frisch ist: Die erste Behandlung besteht immer aus einem Antibiotikum mit dem Wirkstoff Tetracyclin oder Doxycyclin. Bei frisch infizierten Pferden stehen die Chancen einer Heilung gut, chronisch kranke Pferde benötigen bei jedem Schub eine neue Antibiotika-Gabe. Denn die Antibiotika können nur gegen die aktive Form der Borrelien wirken. Sind die Erreger in den Gelenken oder Nervenbahnen versteckt, gelangt das Antibiotikum dort nicht hin.12

Bei der Behandlung mit Antibiotika ist es empfehlenswert, die Fütterung der Pferde etwas anzupassen. Denn die Medikamente greifen leider auch die guten Darmbakterien an. Besonders Darmkräuter wie Schafgarbe und Eibisch haben nachweislich eine positive Wirkung. Auch Schonkost wie gekochte Haferflocken können den Magen-Darm-Trakt des Pferdes schützen.13

Gegen die Borrelien wirken also nur Antibiotika. Alle anderen Symptome sollten mit entsprechenden Mitteln behandelt werden, um es dem Pferd erträglicher zu machen (Entzündungshemmer, Schmerzmittel etc.). Diese werden vom Tierarzt gegeben oder nach Anweisung des Tierarztes verabreicht. Ein Tierarzt ist bei einer Borreliose-Behandlung immer hinzuziehen. 

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Pferde vor Borreliose schützen: Ist das möglich?

Eine Zeckenzange und eine Zeckenkarte, welche zur Entfernung von Zecken benutzt werden.

Pferde werden bei artgerechter Haltung immer wieder in Kontakt mit Zecken geraten. Es gibt aber ein paar wenige Möglichkeiten, die Gefahr für Pferde, an Borreliose zu erkranken, zu reduzieren:14,15

  1. Während der Zeckensaison bzw. ab 7 °C ein Repellent (Insektenspray) mit dem Wirkstoff Permethrin verwenden, besonders an Beinen, Bauch und Kopf. Das schreckt die achtbeinigen Blutsauger ab. 
  2. Täglich das Pferd nach Zecken absuchen, besonders dort, wo die Haut dünn ist (Kopf, Beine, Hautfalten wie bei Knie und Ellenbogen). Zecken benötigen mehrere Stunden, um den idealen Ort zum Stechen zu finden. Manchmal finden Sie sie also noch beim Krabbeln übers Pferd. 
  3. Saugende Zecke sanft mit einer Zeckenzange oder -karte entfernen. Kein Quetschen oder mit Öl beträufeln. Das stresst die Zecke und eine Übertragung der Borrelien ist möglich. 
  4. Das Immunsystem mit angemessener Fütterung zu stärken, hilft Pferden im Kampf gegen Borreliose. Ein gesundes Immunsystem kann eine Erkrankung aufhalten und symptomlos vonstattengehen. 
  5. Gern wird auf natürliche Mittel wie Apfelessig oder Knoblauch zurückgegriffen (innerlich und äußerlich). Die Wirksamkeit ist von Pferd zu Pferd umstritten. 
  6. Impfung: Seit 2015 gibt es einen zugelassenen Impfstoff für Pferde. Nach einer Grundimmunisierung (3 Spritzen) muss diese jährlich aufgefrischt werden.
Sofortmaßnahmen-Icon

Fazit: Borreliose bei Pferden schwierig zu diagnostizieren und zu behandeln

Sie gehört zu den schwer zu identifizierenden Pferdekrankheiten: Borreliose. Die Symptomatik kann auch auf eine Kolik, Probleme mit heißem Wetter, andere Infektionen oder Erkrankungen des Bewegungsapparates hinweisen. Hier ist viel Aufmerksamkeit von Ihnen als Pferdehalter („Wann hatte mein Pferd den Stich einer Zecke?“) und gutes Know-how eines Tierarztes gefragt. Auch die Diagnostik muss gegebenenfalls mit mehreren, durchaus teuren Tests durchgeführt werden, um die Borreliose bei Pferden nicht zu übersehen. 

Mit unseren Tipps zur Vorbeugung können Sie die Gefahr der Infizierung reduzieren. Ein wachsames Auge während der Zeckensaison ist für die Gesundheit Ihres Pferdes wichtig. 

Quellen: 

1Vgl.: ewalia.de: Borreliose beim Pferd, abgerufen am 16.07.2025. 

2Vgl.: Richtlinien für Reiten und Fahren, Band 4, FN Verlag, 2021, S. 289. 

3Vgl.: ewalia.de: Borreliose beim Pferd, abgerufen am 16.07.2025. 

4Vgl.: gladatorplus.com: Borreliose beim Pferd, abgerufen am 16.07.2025. 

5Vgl.: Dr. Hörügel, Uwe: Die Borreliose – eine Bedrohung für Pferde?, Tierseuchenkasse Sachsen, abgerufen am 16.07.2025. 

6Vgl.: FN-Praxishandbuch für Pferdehalter, FN Verlag, 2018, S. 61. 

7Vgl.: gladatorplus.com: Borreliose beim Pferd, abgerufen am 16.07.2025. 

8Vgl.: a.o.O. 

9Vgl.: Dr. Hörügel, Uwe: Die Borreliose – eine Bedrohung für Pferde?, Tierseuchenkasse Sachsen, abgerufen am 16.07.2025. 

10Vgl.: ewalia.de: Borreliose beim Pferd, abgerufen am 16.07.2025. 

11Vgl.: A. Liebisch, W. Burgdorfer, et al.: Epidemiologische Untersuchungen an Schafzecken (Dermacentor marginatus) auf Infektionen mit Rickettsien, Deutsche Tierärztliche Wochenschrift 85, S. 121–126. 

12Vgl.: Dr. Hörügel, Uwe: Die Borreliose – eine Bedrohung für Pferde?, Tierseuchenkasse Sachsen, abgerufen am 16.07.2025. 

13Vgl.: ewalia.de: Borreliose beim Pferd, abgerufen am 16.07.2025. 

14Vgl.: gladatorplus.com: Borreliose beim Pferd, abgerufen am 16.07.2025. 

15Vgl.: Gohl, Christiane: Was der Stallmeister noch wusste. Kosmos Verlag, 2022, S. 139.