
Reitboden auf dem Reitplatz: Anspruch und Gefahr
Werden Pferde geritten, werden sie in der Halle, im Gelände oder auf dem Reitplatz bewegt. Gerade in den warmen Monaten wird neben dem Seele baumeln lassen im Gelände für das Pferdetraining der Reitplatz bevorzugt. Manche Reitställe haben nur einen einfachen Grasplatz, der bei Feuchtigkeit gern mal sehr rutschig wird. Mancher Stall macht sich allerdings die Mühe und legt Reitplätze aus Sand, mit oder ohne Verwendung bestimmter Zuschlagstoffe an.
Wir erklären Ihnen, welche Ansprüche Pferde und Umwelt an Reitplätze haben, welche Gefahren beim Anlegen lauern und wie Sie diese umgehen können.
Inhalt

Reitböden: Allgemeine Ansprüche
Vier Komponenten sind besonders wichtig bei einem Reitboden:
- Umweltverträglichkeit
- Witterungsbeständigkeit
- Dem Verwendungszweck entsprechen
- Belastung der Pferdebeine besonders gering halten.¹
Da Reitplätze Wind und Wetter ausgesetzt sind, ist es empfehlenswert, beim Anlegen zu bedenken, dass der Platz nicht zu schnell abgetragen wird und er eine gewisse Frostbeständigkeit und Wasserdurchlässigkeit benötigt.
Die Umweltverträglichkeit ist ein sehr bedeutungsvoller Punkt, der sich in den vergangenen Jahren als streitbares Thema herausgestellt hat. So darf der Reitboden keine umweltschädlichen Stoffe enthalten, die durch Witterung oder mechanische Kräfte durch die Hufe freigesetzt werden. Oft werden Zusätze zum Sand der Reitböden verwendet, um ihn langlebiger zu machen. Hier gibt es mittlerweile neue Erkenntnisse. Dazu später mehr.
Der Verwendungszweck ist ebenfalls unbedingt zu beachten. So benötigt ein Springplatz eine andere Rutschfestigkeit und eine stabilere Tretschicht durch größere Kräfte, die beim Aufkommen nach dem Sprung wirken, als das bei einem Dressur-Reitplatz notwendig ist. Reitböden sollen je nach Nutzung die Leistung der Pferde unterstützen und das Verletzungsrisiko minimieren. Die Belastung der Pferdebeine und -hufe soll dabei so gering wie möglich gehalten werden. Die Gesundheit des Pferdes steht also ebenfalls im Vordergrund. Konkret bedeutet das: Ein pferdegerechter Platz darf nicht zu tief sein, um Bänder und Sehnen nicht zu überlasten. Zu hart darf der Boden allerdings auch nicht sein, da sonst die Gelenke und Knochen zu sehr beansprucht werden und es zu Verschleiß kommen kann.²

Reitplatz pflegen: So bleibt er lange erhalten
Neben den vier oben genannten Ansprüchen darf ein weiterer Punkt nicht außer Acht gelassen werden: die Pflege der Reitplätze. Das Abäppeln ist von Bedeutung, damit die Reitböden sich nicht zu schnell zersetzen. Zudem wird der unter dem Reitboden vorhandene Boden vor hohem Stickstoffgehalt und einer Übersäuerung, ähnlich wie bei der Pferdeweide, geschützt. Eine Beregnungstechnik, Bahnplaner, Hufschlagräumer können als zusätzlich angeschaffte Geräte eine Bereicherung für den Erhalt der Tretschicht der Reitböden der Reitplätze sein. Regelmäßiges Harken und Wässern durch den Einsatz von Wasserschlauch und Harke sind die wesentlich kostengünstigere, aber häufig auch zeitaufwendige Variante.³

Reitsand und Stoffe: Aufbau und Materialien von Reitplätzen
Zu beachten gilt beim Anlegen eines Platzes, dass der Grundwasserstand mindestens 50 cm beträgt (gesetzliche Vorgabe). Je nach Verwendungszweck, den Ansprüchen der Pferdehalter und natürlich auch den finanziellen Möglichkeiten gestaltet sich das Anlegen eines Reitplatzes. Die günstigste Variante ist, ein einfaches Grasstück zu verwenden. Der Boden hat meist eine federnde Wirkung. Manchmal kann er sich aber auch über die Zeit zu stark verdichten und wird bei zu viel Niederschlag gern mal rutschig, da er nicht mehr genug Wasser durchlässt.
Entspricht diese eine vorhandene Tretschicht für den zum Reiten genutzten Boden nicht genügend den Anforderungen, bietet es sich an, den Platz mit einer Zwei- oder sogar Drei-Schicht-Bauweise anzulegen. So können zwei Schichten aus Trenn- und Tretschicht bestehen. Diese bietet sich an, wenn der vorhandene Boden gut trägt, aber eine wasser- und frostbeständige Tretschicht notwendig ist. Damit sich Boden und Tretschicht nicht vermischen, ist eine Trennschicht angebracht. Diese soll Druckbelastung und Scherkraft durch die Pferde standhalten. Häufig besteht sie aus Lava oder Brech- oder Recyclingsand. Eine Dicke von 4 bis 10 cm ist empfehlenswert. Alternativ können Matten und Gitter aus Kunststoff genutzt werden, wenn diese physikalisch stabil und bruchfest sind.⁴
Eine Drei-Schicht-Bauweise ist hauptsächlich dann notwendig, wenn keine passende Tragschicht vorhanden ist. Diese wird dann aus 15 bis 40 cm Schottergemisch hergestellt. Früher wurden auch Beton und Asphalt genutzt. Durch die fehlende Wasserdurchlässigkeit wird dies aber nicht mehr empfohlen.
Die Tretschicht bei angelegten Reitplätzen besteht häufig aus Sand oder Sand mit Zuschlagstoffen wie Holzschnitzeln oder Kunststoffmaterialien wie Teppichschnitzeln, die die Tritt- und Rutschfestigkeit, Wasserbindung für weniger Staub und verminderte Abnutzung der Hufe bzw. des Beschlags unterstützen. Die Tretschicht sollte mindestens 7 bis 12 cm tief sein, damit es nicht zu einer Vermischung mit der Trennschicht kommt.⁵

Mikroplastik: Die Gefahr auf Reitplätzen
Dass Mikroplastik Reitböden zur Gefahr für Pferd und Reiter werden lässt, wird zu einem immer größeren Thema. Grund dafür ist die Erkenntnis, dass Mikroplastik durch die Zuschlagstoffe in der Tretschicht entsteht. Der Reitsand wurde und wird auch heute noch, wie bereits oben erwähnt, oft mit Teppichschnitzeln oder anderen Vlies versetzt, um ihn trittfester zu machen. Was dabei nie bedacht wurde, ist, dass durch die Pferdehufe und Pflegegeräte diese Fasern zerrieben werden. Nach Schätzungen sind 60 Prozent der Reitböden mit Mikroplastik durchsetzt.⁶
Nicht nur, dass die Umwelt dadurch mit Mikroplastik angereichert wird, auch besteht eine akute Gefahr für die Gesundheit von Mensch und Pferd. Durch die Nutzung der Reitplätze wird Staub mit diesen kleinen Plastikteilchen aufgewirbelt – oft sogar nicht sichtbar–, den vorwiegend die Pferde, aber auch die Reiter einatmen. Sind die Teilchen klein genug, können sie bis in die Lungenbläschen vordringen und sich dort ablagern. So kann eine chronische Atemwegserkrankung entstehen. Manches Mikroplastik schafft es sogar in den Blutkreislauf, somit zu anderen Organen und richtet dort Schaden an. Zumindest gibt es immer mehr Tierärzte, die Parallelen zwischen Reitböden, die mit synthetischen Stoffen versetzt sind, und dort gerittenen, an chronischen Krankheiten erkrankten Pferden sehen.⁷
Leider gibt es kaum wissenschaftliche Studien dazu, wie gefährlich dieses Mikroplastik wirklich ist. Trotzdem ist bekannt, dass er die Umwelt verunreinigt und Auswirkungen auf die Gesundheit aller Lebewesen hat.⁸
Diese Sand-Textilfasergemische, gerade nach den Erkenntnissen über das dort enthaltene Mikroplastik, gelten übrigens per Gesetz als Sondermüll. Die Bestandteile können nicht mehr klar voneinander getrennt werden. Für die Entsorgung, wenn der Boden für einen Platz erneuert werden soll, nehmen entsprechende Unternehmen schnell weit über 50.000 €.⁹

Fazit: Reitböden für Reitplätze durchdacht anlegen
Es ist leider nicht unbedingt damit getan, einen Teil einer Wiese abzustecken und als Reitplatz zu nutzen. Machen Stallbetreiber sich die Mühe, einen Reitplatz mit entsprechendem Boden, der den Ansprüchen des Reitsports gerecht wird, anzulegen, gibt es viel zu beachten. Frostsicher, wasserdurchlässig, trittsicher, pferde- und umweltschonend sind dabei die wichtigsten Aspekte. Danach entscheidet sich auch, wie aus vielen Schichten der Reitboden bestehen muss.
Besonders bei der Tretschicht ist eine kritische Auswahl gefragt, um Umwelt, Pferd und Reiter zu schützen. Zuschlagstoffe wie Teppichschnitzel sind in die Kritik geraten, da durch sie Mikroplastik entsteht. Um für mehr Trittsicherheit zu sorgen, gibt es mittlerweile gute Alternativen. Unser Tipp: Greifen Sie zu natürlichen Zusätzen wie Kork, Kokos oder Jute.

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Quellen
¹Vgl.: Hoffman, Gerlinde: Pferdehaltung, Ställe und Reitanlagen, FN Verlag, 2019, S.187 ff.
²Vgl.: ebd..
³Vgl.: ebd..
⁴Vgl.: Hoffman, Gerlinde: Pferdehaltung, Ställe und Reitanlagen, FN Verlag, 2019, S.197 ff.
⁵Vgl.: ebd..
⁶Vgl.: Rottmann, Anke: Textilfasern auf Reitplätzen - eine Gefahr für Pferde?, pferde.de, 2024 (zuletzt gesehen 08.05.2025).
⁷Vgl.: Ehret, Gisela: Pferde in Gefahr: Bestimmte Reitplätze machen immer mehr Tiere krank, Wochenblatt DLV, 2024 (zuletzt gesehen 08.05.2025).
⁸Vgl.: Rottmann, Anke: Textilfasern auf Reitplätzen - eine Gefahr für Pferde?, pferde.de, 2024 (zuletzt gesehen 08.05.2025).
⁹Vgl.: Ehret, Gisela: Moderne Reitböden für Reithalle und Reitplatz: Plastik unter den Hufen, Land und Forst, 2023 (zuletzt gesehen 08.05.2025).