
Wolfsriss und Pferd: So können Sie Ihre Pferde vor dem Wolf schützen
Vor 25 Jahren wurde der erste Wolf wieder in Deutschland gesichtet. Laut den Zahlen des NABU von November 2024 sind es nun etwa 1.600 Wölfe, verteilt auf Rudel, Paare und Einzeltiere. Viele Natur- und Tierschützer freut es, dass das ausgerottet geglaubte Raubtier wieder den Weg in die deutschen Wälder gefunden hat. Im Gegensatz dazu sind viele Nutztier-, aber auch Pferdehalter in großer Sorge um ihre Tiere auf der Weide. ¹
Doch wie groß ist die Gefahr eines Wolfsrisses beim Pferd wirklich? Und wie können Sie als Pferdehalter Ihre Pferde bei artgerechter Haltung vor dem Wolf beschützen? Wir haben die richtigen Tipps für Sie, damit Sie Ihre Pferde vor dem Wolf schützen können.
Inhalt

Sind Pferde Tiere, die von Wölfen gejagt werden?
Nach Behördenangaben jagen Wölfe vorwiegend Rehe, Hasen, Kaninchen und wenn sie die Gelegenheit haben, auch Frischlinge. Durch die Nutztierhaltung hat der Wolf „Fast Food“ entdeckt. Besonders häufig fallen ihm die schnell in Panik geratenden Schafe zum Opfer.²
Bis 2015 sind keine bekannten Schäden durch Wölfe auf Pferde dokumentiert. Danach steigen die Zahlen. Pferde werden von Wölfen angegriffen, von Wölfen gerissen oder „nur“ verletzt. Die letzten Zahlen von 2022/2023 belegen, dass 30 Pferde getötet und allein im Pferdeland Niedersachsen 40 Pferde verletzt werden. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Ponys und Fohlen. ³
Je naturnaher die Pferde gehalten werden, desto eher ist es möglich, dass Wölfe tatsächlich Pferde jagen. Allerdings gibt es auch schon belegte Wolfsattacken auf Pferde in der Nähe von Wohnsiedlungen. Bis jetzt sind das glücklicherweise Ausnahmen. ⁴

Koexistenz Wolf und Pferd
Mit der Zunahme der Angriffe von Wölfen auf Pferde in Deutschland haben 2015 der NABU, der Trakehner Verband, die Pferdeland Niedersachsen GmbH, die AG Herdenschutzhunde und Wissenschaftler der Universität Hildesheim einen Handlungsleitfaden erarbeitet, wie Pferd und Wolf koexistieren können. Dabei handelt es sich nicht um eine Studie, auch wenn viele wissenschaftliche Daten erhoben werden und auf andere wissenschaftliche Quellen aus anderen Ländern verwiesen wird. Besonders deutlich ist jedoch, dass die Pferdehaltung auf der Weide bislang nicht gleichbedeutend mit „wolfssicher“ ist. ⁵
Nach dem Leitfaden und auch dem DLG-Merkblatt 455 gibt es vordergründig eine Sache, die wirklich effektiv sein kann, damit Wölfe Pferdeweiden meiden: ein effektiver Zaun der Pferdekoppel.

Pferdehaltung: Bis jetzt wenig Beachtung im Zusammenhang mit Wölfen
Im Gegensatz zu Schafen reagieren Pferde auf die Anwesenheit des Wolfes eher unaufgeregt. Da Pferde, trotz der zunehmenden Angriffe, nicht auf die Hauptspeisekarte des Wolfes gehören, reagieren Wölfe umgekehrt auch eher desinteressiert auf die Pferde. Liegt der Duft des Menschen gleichzeitig in der Luft, ziehen sie sich eher schnell zurück. ⁶
Trotzdem ist das Thema „Wolfsriss“ in Bezug auf die Pferdehaltung nicht einfach abzutun. Auch wenn die Haltung von Pferden im Gegensatz zur Nutztierhaltung eher als Hobby betrachtet wird, will der Pferdehalter sein Tier in Sicherheit wissen, obwohl eine finanzielle Förderung der Bundesländer manchmal schwierig ist. Die Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Bayern, Niedersachsen und Hessen sind allerdings bemüht, dass auch Pferdehalter entschädigt werden. ⁷

Wolfsriss: Wie ein Zaun davor schützen kann
Der Elektrozaun ist das bislang effektivste Mittel, um Pferde auf Weiden zu schützen. Wölfe, die einmal Bekanntschaft mit einem nach den Vorschriften des Verbands der Elektrotechnik (DIN VDE 0131) errichteten Zaun gemacht haben, meiden den Kontakt damit. Wichtig ist dabei: ⁸
- Der Zaun hat gut leitendes und langlebiges Litzenmaterial.
- Das Weidezaungerät ist mit mindestens 2.500 Volt ausgestattet.
- Eine gute Erdung vorliegt.
- Der Zaun ist intakt.
- Der Zaun hat eine Höhe von 1,40 m.
- Die Elektrifizierung besteht permanent.
- Kein Bewuchs berührt den Zaun.
Lesen Sie dazu mehr in unserem Ratgeber: Pferdekoppel: Zaun ideal für Pferde errichten
Die bestehenden Zaunsysteme weisen diese Merkmale bereits auf. Nun müssen diese noch ergänzt werden, um nicht nur hüte-, sondern auch wolfssicher zu sein. Wölfe sind sehr schlaue Jäger und versuchen, Zäune zu überwinden. Dabei ist es eher selten der Fall, dass der Wolf einfach über den Zaun springt. Eher sucht er sich Hilfen wie topografische Erhebungen in der Nähe, Strohballen, Holzstapel etc. Das bedeutet, dass der Zaun an allen Stellen eine Höhe haben muss, die der Wolf nicht überspringen kann. Entweder werden die „Hilfsmittel“ entfernt, der Zaun ist weit genug weg von den Erhebungen (mindestens 2,50 m), der Zaun wird entsprechend erhöht (90 cm Höhe von jeder Einsprungsmöglichkeit) oder ein zweiter Zaun verhindert das Einspringen. Dabei ist auch zu beachten, dass Gewässer ebenfalls eingezäunt werden, denn Wölfe sind auch bereit, zur Beute zu schwimmen. ⁹
Bevor ein Wolf über den Zaun springt, versucht er ihn zu untergraben oder bei genug Abstand zwischen den Querabgrenzungen hindurchzuschlüpfen. Dies kann verhindert werden, indem die Lücken zum Boden und dazwischen geschlossen werden. Am besten eignen sich dafür 2 mm starke Glattdrahtlitzen. Diese werden mit Isolatoren am Pfahl in einem Abstand von 15 cm befestigt. Die tiefste Litze ist dabei 20 cm über dem Boden. Darauf folgen 2 bis 3 weitere im Abstand von jeweils 20 cm. So wird der Wolf auf Abstand gehalten und eine Nahbegegnung wird unmöglich.

Das Anbringen der zusätzlichen Litzen sollte mit den Abstandsisolatoren unbedingt außen angebracht werden, da Pferde gerade beim Wälzen in den Drähten mit Hufen oder Beinen hängen bleiben und sich verletzen können. Ist es nicht möglich, die Drähte außerhalb zu befestigen, beispielsweise durch Bewuchs in der Nähe, bietet sich die „norddeutsche“ Variante an. Hierbei werden alle Querabgrenzungen in den Höhen, 20 cm, 40 cm, 60 cm, 80 cm, 110 cm und 140 cm innen ohne Abstand von 15 cm zum Pfahl angebracht. Dabei dürfen bis 80 cm nur kunststoffummantelte Drähte verwendet werden. Auch diese Methode hat sich als effektiv erwiesen. 10

Jeder Zaun, der so auf Pferdeweiden errichtet wird, bietet nur ausreichenden Schutz, wenn er intakt ist. Das bedeutet, dass der Zaun
- Keine Schäden an den Litzen hat.
- Ausreichend Spannung bekommt.
- Kein Bewuchs der Spannungsleitung stört.
Tägliche Kontrollgänge um den Weidezaun durch den Pferdehalter sind daher unumgänglich. ¹¹

Achtung: Auch die Weidetore müssen geschützt sein. Das heißt, auch diese müssen elektrifizierbar sein und ein Untergraben oder Überklettern verhindern. ¹²

Fazit: Das Zusammenleben von Raub- und Fluchttier mit Weidehaltung bleibt schwierig
Auch, wenn es etwas locker formuliert ist, aber natürlich stellt die Weidetierhaltung eine Art „Fast Food“ für den Wolf dar. Die Tiere sind eingesperrt und kommen nicht so leicht weg. Trotzdem sind die Zahlen der Wolfsangriffe auf Pferde im Vergleich zu anderen Weidetieren noch recht klein. Wölfe legen sich insbesondere mit Großpferden als Beutetier eher weniger an, da auch das Fluchttier Pferd sich mit seinen Hufen zu verteidigen weiß.
Die Anwesenheit von Wölfen deswegen auf die leichte Schulter nehmen? Besser ist es, einen Zaun nach unseren Tipps zu errichten und einer möglichen Gefahr aus dem Weg zu gehen.

Das könnte Sie ebenfalls interessieren
Quellen
¹ Vgl.: Weiler, Michael: Der Rückkehr der Wölfe - Ein Statement, Thieme Vet, 28.02.2025, abgerufen am 05.06.2025.
² Vgl.: Stallbedarf 24: Wolfsriss beim Pferd - Schutzmaßnahmen zur Risikominderung, 22.03.2023, abgerufen am 05.06.2025.
³ Vgl.: Weiler, Michael: Der Rückkehr der Wölfe - Ein Statement, Thieme Vet, 28.02.2025, abgerufen am 05.06.2025.
⁴ Vgl.: NABU: Pferd und Wolf - Wege zur Koexistenz, 09/2015, S.10, abgerufen am 05.06.2025.
⁵ Vgl.: NABU: Pferd und Wölfe, abgerufen am 05.06.2025.
⁶ Vgl.: NABU: Pferd und Wolf - Wege zur Koexistenz, 09/2015, S.13, abgerufen am 05.06.2025.
⁷ Vgl.: Stallbedarf 24: Wolfsriss beim Pferd - Schutzmaßnahmen zur Risikominderung, 22.03.2023, abgerufen am 05.06.2025.
⁸ Stallbedarf 24: Wolfsriss beim Pferd - Schutzmaßnahmen zur Risikominderung, 22.03.2023, abgerufen am 05.06.2025.
⁹ Vgl.: DLG, Herdenschutz gegen den Wolf, 07/2022, S. 6, abgerufen am 05.06.2025.
¹⁰ Vgl.: DLG, Herdenschutz gegen den Wolf, 07/2022, S. 11 ff., abgerufen am 05.06.2025.
¹¹ Stallbedarf 24: Wolfsriss beim Pferd - Schutzmaßnahmen zur Risikominderung, 22.03.2023, abgerufen am 05.06.2025.
¹² Vgl.: DLG, Herdenschutz gegen den Wolf, 07/2022, S. 10, abgerufen am 05.06.2025.