Zahnarztpraxis: Krankheitserreger im Wasser
Wasser dient bei der zahnärztlichen Behandlung der Kühlung und als Spülflüssigkeit. Das Wasser, das in der Zahnarztpraxis verwendet wird, stellt sowohl für Patienten als auch für das Personal durch darin enthaltene Krankheitserreger eine potentielle Infektionsquelle dar. Die größte Gefahrquelle für eine Infektion während der zahnärztlichen Tätigkeit ist die Aerosolbildung.
Dentaleinheiten sind Medizinprodukte der Klasse IIa und unterliegen der Europäischen Medizinprodukteverordnung (Medical Device Regulation, kurz MDR). Weder Sicherheit noch Gesundheit von Patientinnen und Patienten oder des Teams der Zahnarztpraxis dürfen gefährdet werden.1
Krankheitserreger, auf die das Wasser in der Zahnarztpraxis untersucht werden muss, sind:
➥ Legionellen
➥ Pseudomonas aeruginosa
➥ coliforme Keime
➥ Escherichia coli (E. coli)
In Studien ist bisher ein Fall einer Infektion mit Todesfolge einer 82-jährigen Patientin im Zusammenhang mit einer Legionelleninfektion nach zahnärztlicher Behandlung publiziert worden.2
Eine weitere Studie beschreibt die teilweise schwerwiegenden Infektionen bei neun Kindern in den USA mit Mycobacterium abscessus, die nachweisliche auf Zahnbehandlungen an kontaminierten Dentaleinheiten in einer Kinderzahnarztpraxis zurückzuführen sind.3
Bei der Behandlung von immunsupprimierten Patientinnen und Patienten oder mit Mukoviszidose (cystische Fibrose) ist besondere Vorsicht geboten.4
Krankheitserreger erkennen durch Wassertest
Das Robert Koch-Institut rät zur regelmäßigen Durchführung von Wasseruntersuchungen, um das Infektionsrisiko zu minimieren und eine Besiedelung mit Krankheitserregern frühzeitig aufzudecken. Die Empfehlung gibt einen jährlichen Test des Wassers aus Dentaleinheiten vor, bei dem die Gesamtkeimzahl und die Anzahl der Legionellen bestimmt werden.5
Wie gelangen Krankheitserreger ins Wasser der Zahnarztpraxis?
Obwohl Leitungswasser in Deutschland eine hohe Qualität aufweist, gelangt es niemals steril in Gebäude und die darin befindlichen Zahnarztpraxen. Es darf jedoch keine Krankheitserreger oder Stoffe in gesundheitsgefährdenden Konzentrationen enthalten. Trinkwasser in Deutschland darf den Wert von 100 (koloniebildende Einheiten) KBE/ml bei 36°C nicht überschreiten. Bereits vorhandene Krankheitserreger im Wasser finden oftmals im Leitungsnetz der Zahnarztpraxis Bedingungen, die ihre Vermehrung und Bildung eines Biofilms begünstigen. Dazu zählen6:
➥ Stagnation des Wassers in den Leitungen,
➥ geringe Fließgeschwindigkeit und Durchflussrate,
➥ hohes Oberflächen-Volumenverhältnis der Leitungen
➥ verwendetes Kunststoffmaterial der Schläuche, das Nährstoffe abgeben kann.
Schlecht gewartete Filter und Wasserenthärter sowie die für den Patientenkomfort erhöhte Wassertemperatur können die Wasserqualität zusätzlich verschlechtern.
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Verweise
1Vgl.: Verordnung (EU) 2017/745 Text der europäischen Medizinprodukte-Verordnung (MDR), abgerufen am 28.02.2024.
2Vgl.: Ricci ML, Fontana S, Pinci F et al. (2012). Pneumonia associated with a dental unit waterline. Lancet 379(9816):684, DOI: 10.1016/S0140-6736(12)60074-9, abgerufen am 28.02.2024.
3Vgl.: Peralta, G.; Tobin-D'Angelo, M.; Parham, A. et al. (2016): Notes from the Field: Mycobacterium abscessus Infections Among Patients of a Pediatric Dentistry Practice--Georgia, 2015. In: Centers for Disease Control and Prevention (Hg.): Morbidity and Mortality Weekly Report (MMWR), 65(13). S. 355-356. DOI: 10.15585/mmwr.mm6513a5, abgerufen am 28.02.2024.
4Vgl.: Robert Koch-Institut (RKI), KRINKO: Infektionsprävention in der Zahnheilkunde – Anforderungen an die Hygiene. Mitteilung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention beim Robert Koch-Institut. 2006. In: RKI (Hg.) et al.: Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz. Bd. 49, S. 383, abgerufen am 28.02.2024.
5Vgl.: a. a. O., S. 382.
6Vgl.: Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH), Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK): S2k-Empfehlung: Hygienische Anforderungen an das Wasser in zahnärztlichen Behandlungseinheiten, AWMF-Register Nr. 075-00, S. 6, abgerufen am 28.02.2024.