Inhalt
Gesundheitsgefahren bei der Verwendung von Fungiziden
Was sind Fungizide?
Fungizide werden zur Bekämpfung von Pilzen wie Rost, Mehltau und Schimmel eingesetzt. Obwohl Fungizide einen offensichtlichen Nutzen für den Pflanzenschutz haben, bergen sie auch einige potenzielle Gefahren in sich.
Mittel zur Bekämpfung von Pilzkrankheiten werden aus verschiedenen Richtungen entwickelt, manche sind selbst Pilze, die antagonistisch wirken, andere Fungizide basieren auf organischer oder anorganischer Wirkung.
Entwicklung
Ihre Gefährlichkeit für Menschen wird fortwährend überprüft, was in der Vergangenheit bereits zu einigen Verboten und Einschränkungen in der Verwendung geführt hat. So wurden zuletzt 2021 der Wirkstoff Prochloraz und 2022 der Wirkstoff Isopyrazam verboten.
Gefährden Fungizide die menschliche Gesundheit?
Die akute Toxizität von Fungiziden für den Menschen wird im Allgemeinen als gering eingestuft, aber Fungizide können Haut und Augen reizen. Das Einatmen von Sprühnebel oder Staub dieser Pestizide kann zu Reizungen des Rachens, Niesen und Husten führen.
Die meisten Fälle von Fungizidvergiftungen beim Menschen haben mit dem Verzehr von Saatgut zu tun. Um diese Art von Vergiftungen zu vermeiden, enthält die Fungizidbehandlung heute einen leuchtenden Farbstoff, der eindeutig anzeigt, dass das Saatgut behandelt wurde.
Einige Wirkstoffe stehen im Verdacht, gesundheitsgefährdend zu sein, besonders folgende:
- Carbamate
- Ziram
- Chlorthalonil
Erhebliche Rückstände von Fungiziden auf Lebensmitteln
Für Menschen, die nicht im landwirtschaftlichen Bereich arbeiten oder in direkter Nähe wohnen, besteht die Hauptgefahr in kontaminierten Lebensmitteln.
Eine Probenahme des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit für den Bericht Nationale Berichterstattung „Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln“ fand bedenkliche Pestizidrückstände auf etwa 20 Prozent der untersuchten Lebensmittel: “Insgesamt wurden bei 208 Wirkstoffen (19,8 %) Gehalte oberhalb der geltenden Rückstandshöchstgehalte festgestellt, die bei 163 Wirkstoffen (15,5 %) zur Beanstandung der jeweiligen Probe führten.”
Giftstoffe in Fungiziden: Carbamate, Ziram, Chlorthalonil
⚠️ Carbamate wirken neurotoxisch
Verwendung: Viele Fungizide und Insektizide enthalten Carbamate, die auf den Menschen als Nervengift wirken. Obst und Gemüse können Rückstände von Carbamat aufweisen, wenn sie mit dem Mittel behandelt wurden. Rückstände können sogar an den Lebensmitteln bleiben, wenn Carbamat in der unmittelbaren Umgebung eingesetzt wurde oder Reste von früheren Behandlungen im Boden sind.
Erzeugnisse tierischen Ursprungs können durch kontaminiertes Wasser oder Futter, mit Pestiziden behandelte Stallungen und kontaminierte Milch Carbamatrückstände aufweisen.
Akute Toxizität: Carbamate greifen das Gehirn und das Nervensystem an und stören die Übertragung von Nervensignalen. Zu den Symptomen gehören Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindel, Erbrechen, Brustschmerzen, Durchfall, Muskelschmerzen und Verwirrung.
Langzeitwirkung: Die größten Bedenken bestehen in ihren toxischen Wirkungen, wie der Beeinträchtigung des Fortpflanzungssystems und der fötalen Entwicklung (vgl. Carbamates: Human Exposure and Health Effects).
⚠️ Ziram - vergrößerte Schilddrüse, Entwicklungsdefizite und Krebsverdacht
Verwendung: Ziram wird gegen eine Vielzahl von Pflanzenpilzen und -krankheiten eingesetzt. Es kann auf das Blattwerk der Pflanzen aufgetragen werden, wird aber auch als Boden- und/oder Saatgutbehandlung eingesetzt. Ziram wird hauptsächlich bei Mandeln und Steinobst eingesetzt.
Das Informationsprofil für Ziram des U.S.amerikanischen Extension Toxicology Network hat die Ergebnisse verschiedener Studien zur akuten und chronischen Toxizität von Ziram zusammengetragen.
Akute Toxizität: Akute Exposition verursacht Reizungen der Haut, der Nase, der Augen und des Rachens. Ziram ist ätzend für die Augen und kann irreversible Augenschäden verursachen.
Langzeitwirkung: Das primäre Zielorgan Zirams ist die Schilddrüse, wie eine Studie an Arbeitern zeigte, die nach einer Ziram-Exposition eine Schilddrüsenvergrößerung erlitten. Weibliche Ratten, denen relativ geringe Dosen von Ziram verabreicht wurden, zeigten eine verringerte Antikörperbildung sowie ein eingeschränktes Wachstum und Unterentwicklung.
In zahlreichen Tests wurde festgestellt, dass Ziram mutagen wirkt. Sowohl an Mäusen als auch an Menschen wurden Chromosomenveränderungen beobachtet. Ziram steht im Verdacht, krebserregend zu sein, die Studienlage ist derzeit aber noch nicht aufschlussreich genug. Bei männlichen Ratten war Ziram krebserregend und verursachte eine Zunahme von Schilddrüsenkrebs.
Info: Die Europäische Chemikalienagentur sammelt derzeit Daten über Ziram, um Bedenken über eine Entwicklungsneurotoxizität Zirams und Zusammenhänge mit Parkinson nachzugehen, die in der Decision on Substance Evaluation nachzulesen sind.
⚠️ Chlorthalonil reizt die Augen und ist eventuell krebserregend
Verwendung: Chlorthalonil wird vor allem im Getreideanbau eingesetzt.
Akute Toxizität: Die Reregistration Eligibility Decision (RED) Chlorothalonil der U.S. Environmental Protection Agency (EPA) stuft Chlorthalonil beim Einatmen als mäßig giftig ein, es ist jedoch ein stark augenreizender Stoff.
Langfristige Wirkung: Eine langfristige Exposition gegenüber Chlorthalonil führte in Tierversuchen zu Nierenschäden und Tumoren, weswegen es als ein "mögliches Humankarzinogen" eingestuft wird.
Wie Sie sich vor den schädlichen Wirkungen von Fungiziden schützen können:
Schutz vor Fungiziden aus der Landwirtschaft
Menschen im ländlichen Umfeld haben allgemein ein größeres Risiko, mit Fungiziden in Kontakt zu kommen, wenn diese in ihrer Nachbarschaft ausgebracht werden.
- Informieren Sie sich, wann und wo in Ihrer Umgebung Pestizide gespritzt werden. Dafür gibt es keine zentrale Informationsseite, da es jeder Landwirtin und jedem Landwirt überlassen bleibt, wann er seine Pflanzen behandelt. Eventuell erhalten Sie Informationen über Ihre Lokalverwaltung oder von benachbarten Bauern und Bäuerinnen selbst.
- Wenn Pestizide gespritzt werden, meiden Sie die entsprechenden Bereiche.
- Schließen Sie die Fenster an Tagen, an denen Pestizide gespritzt werden, lüften Sie erst später, etwa abends oder nachts, gründlich Ihr Haus oder Ihre Wohnung.
Korrekter Umgang mit Fungiziden
Die Mitteilung Pflanzenschutzmittel in Haus- und Kleingärten sicher anwenden des Bundesinstituts für Risikobewertung gibt Hinweise zur korrekten Handhabung von Fungiziden:
- Kaufen Sie Fungizide nur im Fachhandel, achten Sie auf Pflanzenschutzmittel mit der Aufschrift „Anwendung durch nicht-berufliche Anwender“.
- Vermeiden Sie ein großflächiges Verteilen des Pestizids. Wenden Sie das Fungizid ausschließlich an betroffenen Stellen an.
- Die Ausbringung ist am sichersten bei wenig Wind und Temperaturen unter 25 Grad.
- Lange Kleidung, festes Schuhwerk, Handschuhe, Atemmaske und Brille schützen Haut und Augen vor direktem Kontakt mit dem Fungizid.
- Meiden Sie den behandelten Bereich nach der Anwendung und bis zum vollständigen Abtrocknen der Substanz. Sie sollten in der Zeit auch nicht in dem Bereich essen, trinken und rauchen.
- Auch Kinder und Haustiere sollten den Bereich meiden, gegebenenfalls informieren Sie auch Ihre Nachbarinnen und Nachbarn.
- Waschen Sie Ihre Hände nach dem Spritzen mit Seife, wechseln Sie Ihre Kleidung und waschen Sie die Arbeitskleidung.
- Pestizide werden kühl, trocken, frostfrei und unerreichbar für Kinder gelagert.
Umgang mit Lebensmitteln und Naturprodukten
- Rückständen von Fungiziden auf Ihrer Nahrung können Sie begegnen, indem Sie Obst und Gemüse lange unter warmem Wasser abspülen und mit Schwamm oder Bürste abreiben oder es für 30 Minuten in ein lauwarmes Wasserbad legen.
Manche Naturprodukte können gewaschen oder abgewischt werden, etwa Baumwolltücher und glatte Holzoberflächen. Andere Naturprodukte, bspw. Weidenkörbe, lassen sich so nicht reinigen. Diese sollten Sie an einem gut belüfteten, trockenen Ort auslüften lassen.
Die richtigen Analysen
Wenn Sie selbst Nutzpflanzen in Ihrem Garten anbauen, empfehlen wir Ihnen, mit einer Bodenanalyse auf Nähr- und Schadstoffe Ihren Boden fachgerecht zu untersuchen. Eine umfangreiche Kenntnis Ihrer Bodenbeschaffenheit ermöglicht eine gezielte Düngung und schließt die Aufnahme von Schadstoffen durch Ihre Pflanzen aus.
Mit einem Trinkwasser Test können Sie Ihr Trinkwasser auf gefährliche Rückstände aus der Landwirtschaft in Ihrer Umgebung untersuchen lassen. Nicht zuletzt das Wasser in Ihrem Garten lässt sich mit einem Brunnenwasser Test auf mögliche Gefahrenstoffe hin überprüfen. Nach der Bestellung erhalten Sie von uns ein Test-Kit mit einer ausführlichen und leicht verständlichen Anleitung. Die Wasserprobe, die Sie selbst nehmen, wird in unserem Fachlabor professionell untersucht. Im Anschluss erhalten Sie einen aussagekräftigen Ergebnisbericht mit verständlichen Erklärungen und wichtigen weiterführenden Informationen.
Wussten Sie ..?
Mit der Zeit können Pilzarten gegen die Chemikalien in Fungiziden resistent werden, sodass die Behandlung nicht mehr anschlägt. Wenn Pilze eine Resistenz gegen den Wirkstoff eines Fungizides entwickeln, sind sie auch gegen alle anderen Produkte der gleichen chemischen Familie resistent.
Gefährliche Substanzen
❗ Chlorthalonil
❗ Ziram
❗ Carbamate