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Gesundheitsrisiken durch Herbizide
Das Wachstum unerwünschter Pflanzen auf landwirtschaftlichen Flächen führt zu einem allgemeinen Ertragsverlust. Herbizide sind Chemikalien, die das Wachstum von unerwünschten Pflanzen auf landwirtschaftlichen Flächen, Rasenflächen und in Wirtschaftswäldern verhindern sollen.
Der Einsatz von Herbiziden hat in den letzten 20 Jahren zugenommen, besonders die Verwendung von Glyphosat in den vom Konzern vertriebenen Roundup Ready-Kulturen (Mais, Sojabohnen, Baumwolle). Die weltweite Gesamtverwendung von Glyphosat stieg um mehr als das Zwölffache in den Jahren 1995 bis 2014 (vgl.: Trends in glyphosate herbicide use in the United States and globally).
Herbizide in Luft, Grundwasser, Lebensmitteln und Naturprodukten
Herbizide in der Luft und im Grundwasser
Herbizide befinden sich nicht nur auf dem Acker und im Garten. Sie können sich über die Luft in alle Richtungen des Windes ausbreiten, wie es die Untersuchung Pestizide: Vom Winde verweht aus dem Pestizidatlas der Heinrich Böll Stiftung dokumentiert. Menschen, die in landwirtschaftlich durchsetzten Gebieten leben, sind dabei einem erheblich größeren Risiko ausgesetzt.
Die Herbizide gelangen allerdings auch ins Grundwasser und somit auch bis in urbane Räume, fernab der landwirtschaftlichen Flächen. Der Bericht Gewässer in Deutschland des Bundesumweltamtes listet detailliert auf, welche mitunter erheblichen Rückstände von Pestiziden aus der Landwirtschaft in Grund- und Fließgewässern in Deutschland zu finden sind.
Glyphosat und sein primärer Metabolit, Aminomethylphosphonsäure (AMPA), wurden in der Luft, im Boden, im Wasser und in Lebensmitteln nachgewiesen (vgl.: Concerns over use of glyphosate-based herbicides and risks associated with exposures: a consensus statementTrends in glyphosate herbicide use in the United States and globally).
Herbizide auf Lebensmitteln und Naturprodukten
Der Bericht Nationale Berichterstattung „Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln“ des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit liefert bedenkliche Resultate: “Insgesamt wurden im Berichtsjahr bei 771 Proben und 1668 Untersuchungen Rückstandshöchstgehaltsüberschreitungen festgestellt.”
Gefährden Herbizide die menschliche Gesundheit?
Die unsachgemäße Ausbringung von Herbiziden kann zu Problemen führen, da es sich häufig um starke Säuren, Amine, Ester und Phenole handelt. Das Einatmen von Sprühnebel kann Husten und ein brennendes Gefühl an den Nasenschleimhäuten und in der Brust verursachen. Längeres Einatmen führt manchmal zu Schwindelgefühlen. Beim Verschlucken kommt es in der Regel zu Speichelfluss, Erbrechen, Magenschmerzen, Durchfall und Muskelzuckungen. Kontakt mit der Haut kann zu Rötungen, Brennen und Blasen führen.
Herbizide haben allgemein eine geringe Toxizität für den Menschen, da sich die Physiologie der Pflanzen stark von der des Menschen unterscheidet. Einige Wirkstoffe stehen jedoch im Verdacht, Tumore und Entwicklungsschäden zu verursachen. Das betrifft vor allem Glyphosat und 2,4-Dichlorphenoxyessigsäure.
2,4-Dichlorphenoxyessigsäure (2,4-D) - Krebsrisiko und verminderte Fruchtbarkeit
Verwendung: 2,4-D ist eine weit verbreitete Chemikalie, die als Rasenfungizid und Unkrautvernichter in der Landwirtschaft eingesetzt wird.
Gesundheitsrisiko: Forscher haben 2,4-D, mit einer Reihe schwerer Erkrankungen in Verbindung gebracht, darunter das Non-Hodgkin-Lymphom, eine Form von Blutkrebs und Sarkome, eine Art Gewebekrebs. Zu den weiteren schädlichen Auswirkungen gehören eine verminderte Fruchtbarkeit und ein erhöhtes Risiko von Geburtsfehlern (vgl.: A Case-Control Study of Non-Hodgkin's Lymphoma and the Herbicide 2,4-Dichlorophenoxyacetic Acid (2,4-D) in Eastern Nebraska).
Glyphosat - wahrscheinlich krebserregend
Info: Die krebserregende Wirkung von Glyphosat ist umstritten. Während die offizielle Stellungnahme des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) eine karzinogen Wirkung von Glyphosat als unwahrscheinlich erklärt, gibt es doch eine Reihe Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die anderer Meinung sind. In den Fragen und Antworten zur unterschiedlichen Einschätzung der krebserzeugenden Wirkung von Glyphosat durch BfR und IARC des BfR ist die Debatte detailliert nachzulesen.
Verwendung: Glyphosat wird vielseitig als Pflanzenschutzmittel im Acker- und Obstbau, an Zierpflanzen, in der Wiesen- und Forstwirtschaft sowie auf Rasenflächen eingesetzt - sowohl im landwirtschaftlichen als auch im privaten Bereich. Es wird als Blattherbizid oberirdisch gespritzt.
Gesundheitsrisiko: Eine Reihe von Studien deutet darauf hin, dass Glyphosat das Wachstum von Brustkrebs über Östrogenrezeptoren stimuliert (vgl.: Glyphosate induces growth of estrogen receptor alpha positive cholangiocarcinoma cells via non-genomic estrogen receptor/ERK1/2 signaling pathway).
Eine formelle Überprüfung von Glyphosat durch das Department of Health and Human Services und die Agency for Toxic Substances and Disease Registry wurde 2020 veröffentlicht und ergab einige statistisch signifikante Verbindungen zu einigen Krebsarten wie dem Non-Hodgkin-Lymphom, wie im Toxicological Profile for Glyphosate des US Department of Health and Human Services nachzulesen ist.
Weitere toxische Herbizide
Neben Glyphosat sind auch Malathion, Parathion und Dimethoat für ihr hormonschädigendes Potenzial bekannt. Sie wurden mit Auswirkungen auf die Funktion von Cholinesterase-Enzymen, einer Verringerung der Insulinsekretion, einer Störung des normalen Zellstoffwechsels von Proteinen, Kohlenhydraten und Fetten, Erbgut schädigenden Wirkungen und Auswirkungen auf die mitochondriale Funktion in Verbindung gebracht (vgl.: Chemical Pesticides and Human Health: The Urgent Need for a New Concept in Agriculture).
Wie Sie sich vor Herbiziden aus der Landwirtschaft schützen können:
Wenn Sie auf dem Land zwischen Ackerflächen oder Wirtschaftswäldern wohnen, besteht ein höheres Risiko, mit Herbiziden, die dort ausgebracht werden, in Kontakt zu kommen.
- Informieren Sie sich bei lokalen Behörden oder benachbarten Agrarwirtinnen und Agrarwirten, wann und wo in Ihrer Nähe Herbizide gespritzt werden.
- Meiden Sie Bereiche weiträumig, in denen gerade Herbizide gespritzt werden.
- An Tagen, an denen Herbizide ausgebracht werden, schließen Sie die Fenster – Lüften Sie dafür zu einem späteren Zeitpunkt gründlich, z.B. abends oder nachts.
Die richtige Handhabung
Das Bundesinstitut für Risikobewertung Anweisungen hat eine Mitteilung zum Thema Pflanzenschutzmittel in Haus- und Kleingärten sicher anwenden herausgegeben mit Tipps zur sicheren Handhabung von Herbiziden:
✔️ Kaufen Sie Herbizide im Fachhandel, lassen Sie sich von geschultem Personal beraten und achten Sie auf die Aufschrift „Anwendung durch nicht-berufliche Anwender“.
✔️ Wenden Sie das Herbizid ausschließlich an betroffenen Stellen an und vermeiden Sie eine großflächige Verteilung der Chemikalie.
✔️ Die Behandlung sollte bei wenig Wind und Temperaturen unter 25 Grad erfolgen.
✔️ Schützen Sie sich vor direktem Kontakt durch lange Kleidung, festes Schuhwerk sowie Handschuhe, Atemmaske und Brille.
✔️ Bleiben Sie dem behandelten Bereich fern, bis die Flüssigkeit getrocknet ist. Essen, trinken und rauchen Sie auch nicht in dem Bereich oder in der Nähe.
✔️ Kinder und Haustiere sollten den Bereich ebenfalls meiden, bei Bedarf geben Sie auch Nachbarinnen und Nachbarn Bescheid.
✔️ Nach der Anwendung sollten Sie Ihre Hände mit reichlich Wasser und Seife waschen und die Kleidung wechseln sowie die Arbeitskleidung waschen.
✔️ Herbizide sollten trocken, kühl, frostfrei und für Kinder unerreichbar gelagert werden.
Behandelte Lebensmittel und andere Naturprodukte
✔️ Schützen Sie sich vor Rückständen von Schadstoffen auf Ihrer Nahrung, indem Sie Gemüse und Obst gründlich mit warmem Wasser waschen. Verwenden Sie auch einen Schwamm oder eine Bürste, um die hartnäckigen Reste zu entfernen. Auch ein längeres Bad in lauwarmem Wasser eignet sich, um Rückstände auf der Oberfläche zu lösen.
✔️ Einige Naturprodukte aus der Land- und Forstwirtschaft lassen sich waschen oder abwischen, wie Baumwolltuch oder glatte Holzoberflächen. Andere Produkte, wie Weidenkörbe, lassen sie schwerer reinigen. Diese können Sie an einem anderen, trockenen Ort außerhalb des Wohnbereichs gründlich auslüften lassen.
Genau die richtige Analysen
Wenn Sie wissen möchten, ob Herbizide oder andere Schadstoffe Ihren Boden belasten, können Sie dies mit einer Bodenanalyse gezielt untersuchen lassen. Diese gibt Ihnen nicht nur Auskunft über potentielle Giftstoffe, sondern auch über die allgemeine Zusammensetzung Ihres Bodens und ob und wie Sie düngen sollten.
Um Ihr Leitungswasser auf gefährliche Rückstände aus der Landwirtschaft zu überprüfen, können Sie einen Trinkwasser Test vornehmen lassen, der Ihnen die Bestandteile detailliert aufschlüsselt. Ebenso kann ein Brunnenwasser Test mögliche Gefahrenstoffe im Wasser Ihres Gartenanschlusses finden.
So geht’s: Sie erhalten ein Test-Kit mit Anleitung, um einfach selbst die Probenentnahme vorzunehmen. Die Probe wird von uns im Labor untersucht und Sie erhalten von uns einen ausführlichen Ergebnisbericht mit weiterführenden Informationen.
✔️ Nähr- & Schadstoffe
✔️ Messung mit ICP-OES
✔️ 2 in 1 Kombi-Analyse
Wussten Sie ..?
Herbizide sind so konzipiert, dass sie sich nicht bei stärkerem Regen lösen und ihre Wirkung verlieren. Deswegen genügt oberflächliches Abspülen von Obst und Gemüse unter dem Wasserhahn auch nicht, um gefährliche Rückstände loszuwerden.
Gefährliche Substanzen
❗ Säuren, Amine, Ester und Phenole