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Bremsen, Reifen, Straßenbelag: Nicht-abgasbedingte Emissionen aus dem Straßenverkehr
Nicht-abgasbedingte Emissionen aus dem Straßenverkehr
Dass der Straßenverkehr zur Luftverschmutzung beiträgt und sich negativ auf die Gesundheit auswirken kann, ist allgemein bekannt. Inzwischen geraten jedoch auch Reifen-, Brems- und Straßenabrieb als erhebliches Gesundheitsrisiko in den Fokus. Je nach Größe und Fahrstil können manche Autos mehr Schadstoffe von ihren Reifen als aus ihren Auspuffrohren freisetzen. Reifen- und Bremsenabriebpartikel enthalten Schwermetalle und tragen zur Feinstaubbelastung im Straßenverkehr bei.
Die Umsetzung gesetzlicher Normen hat die Abgasemissionen von Feinstaub aus dem Straßenverkehr in den Industrieländern erheblich reduziert. Die nicht-abgasbedingten Partikelemissionen, die durch die Abnutzung von Bremsen, Reifen und Straßenbelag sowie durch die Aufwirbelung von Straßenstaub entstehen, sind jedoch nicht reguliert und übersteigen in vielen Ländern die Abgasemissionen.
Partikel aus Reifenabrieb, Bremsen und Straßenbelag
Bremsenverschleiß: Während eines Bremsvorgangs entstehen durch die mechanische Wechselwirkung zwischen Bremsbelag und Bremsscheibe Bremsabriebpartikel unterschiedlicher Größe. Dabei handelt es sich um verschiedene Metalle, unter anderem Kupfer, Eisen und Zink. (vgl.: Size, Shape, and Elemental Composition of Airborne Wear Particles from Disc Brake Materials) sowie kohlenstoffhaltige Anteile, darunter Alkane, Alkene, Alkanole, Glycerinverbindungen, Phenolverbindungen und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) (vgl. Organic profiles of brake wear particles).
Reifenabrieb: Reifen bestehen in der Regel aus Kautschuk oder Elastomeren, Füllstoffen, Prozessölen, Klebstoffen, Faserverstärkern und Vulkanisatoren, die je nach Verwendungszweck variieren. Im Abrieb befinden sich unter anderem Schwefel, Chlor und Zink (Vgl.: Estimation of the Contributions of Brake Dust, Tire Wear, and Resuspension to Nonexhaust Traffic Particles Derived from Atmospheric Measurements).
Straßenabnutzung: Bei Straßenbelägen handelt es sich überwiegend um Asphaltmischungen aus Schotter, der mit Bitumen gebunden ist, und verschiedenen Zusätzen zur Verbesserung der Haltbarkeit wie Fasern, Harze, mineralische Füllstoffe und Polymere. Zu den häufig vorkommenden Elementen gehören Silicium, Aluminium und Eisen sowie Schwefel und Chlor aus dem Bitumen (vgl. Tire-tread and bitumen particle concentrations in aerosol and soil samples).
Gesundheitliche Risiken durch Feinstaub
Den nicht-abgasbedingten Emissionen durch Reifen, Bremsen und Straßenbelag konnten verschiedene gesundheitliche Auswirkungen nachgewiesen werden. Mehrere Komponenten der nicht-abgasbedingten Emissionen zeigten signifikante Assoziationen mit der Gesundheit der Atemwege und der Entwicklung von Kindern.
Atemwege: Langanhaltende Feinstaubexposition, besonders mit Zink- und Kupferanteilen, ruft entzündliche Reaktionen der Lunge und Atemwege hervor. Eine Studie des Imperial College London ergab ein erhöhtes relatives Risiko für respiratorische Mortalität bei anhaltender Zink-Feinstaub-Exposition, wie sie Menschen ausgesetzt sind, die im Zentrum Londons leben oder arbeiten. Kupfer-Feinstaub steht im Zusammenhang mit der Entwicklung von Asthma. (vgl.: Associations between metal constituents of ambient particulate matter and mortality in England: an ecological study, Particulate matter composition and respiratory health: the PIAMA Birth Cohort study).
Herz und Kreislauf: Feinstaublicher Zink sowie Kupfer werden auch mit akuten und chronischen kardiovaskulären Erkrankungen in Verbindung gebracht. (vgl.: Cardiopulmonary Responses of Intratracheally Instilled Tire Particles and Constituent Metal Components)
Entwicklungsstörungen: Zink wird ebenfalls mit einem geringen Geburtsgewicht und einer verzögerten neurologischen Entwicklung assoziiert. Das Risiko für Früh- und Stillgeburten wird durch Straßenstaub erhöht, wenn Mütter täglich hohen Dosierungen ausgesetzt sind. (vgl.: The associations between birth weight and exposure to fine particulate matter (PM2.5) and its chemical constituents during pregnancy: A meta-analysis, Impacts of air pollution and noise on risk of preterm birth and stillbirth in London)
Krebsrisiko: Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, wie sie von Bremsen emittiert werden, “haben krebserregende, erbgutverändernde und/oder fortpflanzungsgefährdende Eigenschaften” heißt es im Hintergrundbericht Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe des Umwelt Bundesamtes.
Wirksame Maßnahmen zur Reduktion der persönlichen Feinstaubbelastung
Um Ihr persönliches Risiko, schädlichen Mengen nicht-abgasbedingter Emissionen aus dem Straßenverkehr ausgesetzt zu sein möglichst niedrig zu halten, sollten sie sich unbedingt an unsere Checkliste halten:
- Vermeiden Sie wenn möglich, lange an Hauptverkehrsstraßen zu verweilen, besonders zu Stichzeiten wie im Berufsverkehr. Weichen Sie, wenn Sie zu Fuß unterwegs sind, auf Nebenstraßen aus.
- Wenn Sie sich an stark befahrenen Straßen aufhalten müssen, kann das Tragen einer Atemschutzmaske bereits helfen, die Partikelbelastung zu reduzieren, besser ist eine Staubmaske - gerade bei großem Verkehrsaufkommen und bei Hitze und Trockenheit, wenn die Feinstaubbelastung am größten ist.
- Wenn Sie an einer stark befahrenen Straße wohnen, können Sie einen Feinstaubschutz an Ihren Fenstern anbringen. Das ist ein feinmaschiger Stoff, der die Partikel nicht durchlässt.
- Wenn Sie zu Hause ein hohe Feinstaubbelastung haben, lüften Sie täglich außerhalb der Verkehrsstoßzeiten und halten Sie die Fenster bei hohem Verkehrsaufkommen geschlossen.
- Wischen Sie Boden und Flächen regelmäßig, um das Absetzen giftiger Partikel zu vermeiden.
Die richtigen Analysen
Wenn Sie genau wissen möchten, ob die Feinstaubbelastung in Ihrem Haushalt bedenklich ist, untersuchen Sie Ihre Luft mit einer Luftanalyse nach Schadstoffen gezielt auf die toxischen Staubpartikel.
Mit einer Wohnraum Luftanalyse können Sie die allgemeine Qualität ihrer Atemluft untersuchen lassen und so mögliche Risikofaktoren identifizieren.
Wussten Sie ..?
Auch wenn Sie im Auto sitzen, sind Sie dem Feinstaub ausgesetzt. Die kleinen Partikel kommen durch Fenster und Lüftung in den Innenraum und können sich in der stehenden Luft sogar besser anreichern, als in der bewegten Luft auf der Straße. Lüften Sie also auch Ihr Auto regelmäßig gründlich durch und wischen Sie die Oberflächen mit einem feuchten Tuch ab.
Gefährliche Substanzen
❗ Kupfer, Eisen und Zink
❗ Alkane, Alkene, Alkanole, Glycerinverbindungen, Phenolverbindungen, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK)
❗ Schwefel, Chlor und Zink
❗ Silicium, Aluminium