Asbest-Wellplatten: asbesthaltige Wellplatten erkennen, Gesundheitsrisiken, richtige Entsorgung
Wellplatten enthielten teilweise noch bis zum Asbestverbot im Jahr 1993 Asbestfasern. Die aus Faserzement hergestellten Platten werden oft mit dem Produkt- und Firmennamen „Eternit“ gleichgesetzt – obwohl dies nur teilweise korrekt ist. Kann man Asbest-Wellplatten sicher von asbestfreien Produkten unterscheiden? Wann endete die Produktion von asbesthaltigen Faserzementplatten? Welche Gesundheitsrisiken gehen von asbesthaltigem Faserzement aus und wie vermeiden Sie diese möglichst? Die Antworten und viele weitere Infos liefert Ihnen unser nachfolgender Ratgeber. (Stand Juli 2025)
Inhalt

Was sind Wellplatten? Wo werden diese verbaut?
Mit dem Begriff „Wellplatten“ werden meistens Faserzementplatten für Dacheindeckungen bezeichnet. Seltener werden Faserzement-Wellplatten jedoch auch als Fassadenverkleidungen und Trennwände sowie zum Feuerschutz eingesetzt.1, 2 Mitunter werden ebenso gewellte Platten bzw. Bleche aus Wellblech oder Kunststoff als „Wellplatten“ bezeichnet. Diese haben jedoch teilweise andere Anwendungsbereiche. So sind Kunststoff-Wellplatten beispielsweise nicht als Feuerschutz verwendbar. Namensgebend für alle Arten von Wellplatten ist ihre charakteristische gewellte Form.
Wichtig zu wissen: Der Begriff „Asbest-Wellplatten“ wird oft mit Eternit oder Eternit-Wellplatten gleichgesetzt. Streng genommen handelt es sich bei Eternit jedoch nur um einen Produktnamen für Faserzementprodukte der früheren Eternit GmbH, welche 2020 in Etex Germany Exteriors GmbH umbenannt wurde.
Weitere Informationen zu Eternit und Asbest erhalten Sie hier: „Asbest in Eternit: asbesthaltige Eternitplatten erkennen, Gesundheitsrisiken, Entsorgung“.

Woraus besteht Faserzement?
Faserzement wird in der Regel aus Sand, Zement, Kalksteinmehl und verschiedenen Fasern hergestellt. Früher wurden Faserzementprodukten wie Wellplatten oft Asbestfasern beigemischt. Diese trugen dazu bei, die Platten reißfest, witterungsbeständig und nicht brennbar zu machen. Heutzutage wird nur noch asbestfreier Faserzement hergestellt. Als Faserbeimischungen kommen dabei oft organische Cellulose-Fasern sowie synthetisch-organische Fasern aus zum Beispiel Polyvinylalkohol oder Polyacrylnitril zum Einsatz.3, 4

Bis wann wurden asbesthaltige Wellplatten produziert? Welche Hersteller gab es?
Der bekannteste Hersteller von asbesthaltigen Wellplatten war die bereits erwähnte Eternit GmbH. Hier erfolgte die Umstellung der Produktion von asbesthaltigen Faserzementprodukten wie Wellplatten bereits schrittweise ab dem Jahr 1983. Endgültig abgeschlossen war die Umstellung jedoch erst Ende 1990.5 Allerdings stellten neben Eternit auch andere Hersteller wie die Fulgurit-Werke („Fulgurit“), Toschi, Wanit, Kolbermoor sowie das VEB Kombinat Bauelemente und Faserbaustoffe Leipzig („Baufanit“) asbesthaltige Wellplatten her.6 Die genauen Daten der Produktionsumstellung auf asbestfreie Produkte bzw. die Einstellung der Produktion bei Asbest-Wellplatten konnten wir bei diesen Unternehmen allerdings nicht recherchieren. Die Herstellung und Verwendung von Asbest wurde in Deutschland jedoch im Oktober 1993 komplett verboten. In der EU erfolgte dieses Verbot allerdings erst im Jahr 2005.7

Kann man Asbest-Wellplatten optisch sicher erkennen?
Wellasbestplatten haben neben ihrer typischen Wellenstruktur oft eine graue Farbe und eine raue Oberfläche. Die Faserstruktur des Asbests kann an Bruchkanten sichtbar werden.8 Als sichere Erkennungsmerkmale reichen diese optischen Merkmale jedoch nicht, da unter anderem neben Asbest auch andere zugesetzte Fasern mitunter eine ähnliche Struktur aufweisen. Weiterhin können zum Beispiel Farbe und Oberflächenstruktur durch verschiedene Produktionsverfahren und unterschiedliche Roh- und Zusatzstoffe abweichen.
Eine eindeutige Unterscheidung in asbesthaltige und asbestfreie Wellplatten ist allerdings anhand des Prägestempels (oft auf der Rückseite der Platten) möglich:9
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Prägestempel „DIN 274“: Wellplatten enthalten Asbest
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Prägestempel „NT“, „AF“ oder „C“: Wellplatten enthalten kein Asbest
Ist kein Prägestempel vorhanden, kann eine sichere Identifikation von Asbest bzw. dessen Ausschluss nur durch eine Laboruntersuchung erfolgen.10 Weitere Informationen zu Asbest-Laboruntersuchungen für Wellplatten erhalten Sie am Ende dieses Ratgebers.
Zum Erkennen von asbesthaltigen Dacheindeckungen haben wir einen gesonderten Ratgeber erstellt. Dieser thematisiert neben Wellplatten auch andere Materialien wie Asbest-Teerpappe und asbesthaltige Ziegel: „Asbest im Dach – So erkennen Sie ihn!“.

Welche Gesundheitsgefahren gehen von Asbest in Wellplatten aus?
In Faserzementprodukten wie Asbest-Wellplatten sind Asbestfasern in der Regel fest gebunden. Allerdings können sich durch Witterungseinflüsse, Beschädigungen, mechanische Bearbeitung (z. B. sägen, bohren, schleifen), Brände oder unsachgemäße bzw. verbotene Reinigungsverfahren (z. B. Hochdruckreiniger) verstärkt Fasern lösen und in die Luft gelangen. Werden die feinen Fasern eingeatmet, kann dies ernsthafte gesundheitliche Folgen haben:3, 11, 12
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Asbestose: Das charakteristische Merkmal einer Asbestose ist eine krankhafte Zunahme des Bindegewebes in der Lunge. Erste Anzeichen dieser Erkrankung sind Kurzatmigkeit und eine reduzierte körperliche Leistungsfähigkeit. In fortgeschrittenen Stadien kann es zu ausgeprägter Kurzatmigkeit sowie einer speziellen Form der Herzschwäche kommen. Meist entwickelt sich Asbestose nur infolge einer intensiven und langanhaltenden beruflichen Belastung durch Asbest.
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Krebserkrankungen: Asbestfasern gelten weiterhin als krebserregend. Das Einatmen dieser Fasern kann unter anderem das Risiko für Lungenkrebs sowie Tumore des Brust- und Bauchfells erhöhen.
Wichtig zu wissen: Zwischen dem Kontakt mit Asbestfasern und dem Ausbruch asbestbedingter Krebserkrankungen können 10 bis 60 Jahre vergehen. Diese lange Latenzzeit erschwert es in der Regel, einen direkten Zusammenhang zwischen der Exposition und der späteren Erkrankung herzustellen.3
Vertiefende Informationen zu den Gesundheitsrisiken von Asbest erhalten Sie hier: „Wie gefährlich ist Asbest? Symptome, Risiken und Behandlung“.

Darf man Asbest-Wellplatten überdecken?
Dächer mit Asbest-Wellplatten dürfen nicht einfach überdeckt werden. Ist die asbesthaltige Dacheindeckung zum Beispiel undicht oder verwittert, muss diese vor der neuen Eindeckung durch eine Fachfirma unter Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften entfernt werden. Die Überdeckung von asbesthaltigen Dächern stellt eine Straftat dar.19

Stellen asbestfreie Wellplatten auch ein Gesundheitsrisiko dar?
Nach aktuellem wissenschaftlichem Kenntnisstand gehen von asbestfreiem Faserzementprodukten wie Wellplatten in der Regel keine besonderen Gesundheitsrisiken aus. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass die darin enthaltenen Fasern im Vergleich zu Asbest einen größeren Durchmesser haben und daher als nicht „lungengängig“ eingestuft werden.3 Dennoch ist bei der Bearbeitung solcher Materialien auf geeignete Schutzmaßnahmen wie Atemschutz und Schutzhandschuhe zu achten. So wird zum Beispiel bei der Bearbeitung der Faserzementprodukte oft Zementstaub freigesetzt. Dieser kann Haut, Atemwege und Augen reizen und allergische Reaktionen auslösen. Auch Gewebeschädigungen sind möglich.13 Zudem wird Chromat, das in manchen Zementmischungen enthalten sein kann, als potenziell krebserregend eingestuft.14

Welche Schutzmaßnahmen sollten beim Umgang mit asbesthaltigen Materialien wie Wellasbest-Platten beachtet werden?
Die empfohlenen bzw. gesetzlich vorgeschriebenen Schutzmaßnahmen für den Umgang mit Asbest und asbesthaltigen Materialien sind äußerst umfangreich und können an dieser Stelle deshalb nur auszugsweise genannt werden. Ein zentraler Aspekt beim Umgang mit Asbest ist der Schutz der Atemwege vor gefährlichen Asbestfasern. Die Art der erforderlichen Schutzausrüstung richtet sich dabei unter anderem nach der Konzentration der Fasern in der Luft:15
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ab 10.000 bis 100.000 Fasern pro m³ Luft: partikelfiltrierende FFP2-Halbmasken FFP2 (nur für kurzfristige Tätigkeiten), Halbmasken mit P2-Filter (längerfristige Tätigkeiten), Masken mit Gebläse und Partikelfilter TM1P
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mehr als 100.000 bis 300.000 Fasern pro m³ Luft: partikelfiltrierende FFP3-Halbmasken (nur kurzfristige Tätigkeiten), Halbmasken mit P3-Filter für längerfristige Tätigkeiten
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mehr als 300.000 Fasern pro m³ Luft: Masken mit Gebläse und Partikelfilter TM3P (falls erforderlich mit Anwärmung der Atemluft)
Zudem ist das Tragen spezieller Schutzanzüge, entweder als Einweg- oder Mehrweganzug, vorgeschrieben. Nach dem Einsatz müssen Einweganzüge sachgerecht entsorgt und Mehrweganzüge gründlich gereinigt werden.
Detaillierte Informationen zu den nötigen Schutzmaßnahmen beim Umgang mit Asbest erhalten Sie hier: „Asbest: Schutzkleidung und Atemschutz – was wird benötigt?“

Asbesthaltige Wellplatten: Was ist bei der Entsorgung zu beachten?
Asbesthaltige Faserzementprodukte wie Wellplatten dürfen selbst in geringen Mengen nicht über den Hausmüll oder als normaler Bauschutt entsorgt werden. In vielen Städten und Gemeinden nehmen Abfall- bzw. Wertstoffhöfe kleinere Mengen asbesthaltiger Baustoffe gegen eine geringe Gebühr an. Auch manche Deponien nehmen von Privatpersonen angeliefertes asbesthaltiges Material an. Die Entsorgung größerer Mengen ist dagegen in der Regel Privatpersonen nicht gestattet und muss durch spezialisierte Fachfirmen erfolgen. Beim Transport asbesthaltiger Abfälle ist zwingend auf eine staubdichte Verpackung zu achten, um eine Freisetzung von Fasern (z. B. im Fahrzeuginnenraum) zu verhindern. Dafür eignen sich unter anderem spezielle Big-Bags, die mit integrierten Verschlussbändern und Klebeband sorgfältig luftdicht verschlossen werden müssen. Faserzementprodukte ohne Asbest können als normaler Bauschutt entsorgt werden – vorausgesetzt, ihre Asbestfreiheit ist eindeutig belegt. Der Nachweis kann zum Beispiel durch eine Laboruntersuchung erfolgen.16, 17

Schon gewusst?
Der Bestand von Solar- und Solarthermieanlagen auf Dächern nimmt unter anderem aufgrund staatlicher Fördergelder immer weiter zu. Allerdings ist die Montage dieser Anlagen auf asbesthaltigen Dächern verboten, da es dabei zu einer verstärkten Freisetzung von Asbestfasern kommen kann. Grundlage des Verbots ist das Asbestverwendungsverbot nach der europäischen REACH-Verordnung in Verbindung mit der nationalen Gefahrstoffverordnung (GefStoffV). Bis zum 26. November 2010 konnten in speziellen Fällen und unter Einhaltung „besonderer Maßnahmen“ Ausnahmegenehmigungen für die Montage derartiger Anlagen auf asbesthaltigen Dächern erteilt werden.18

Enthalten Ihre Wellplatten Asbest? Sicher gehen mit Asbesttest!
Wie bereits erwähnt, ist es ohne Laboruntersuchung oft kaum möglich, zuverlässig zu erkennen, ob Faserzementprodukte wie Wellplatten Asbest enthalten – insbesondere wenn Produktionsdatum oder Prägestempel fehlen. Sicherheit kann hier dagegen unser Asbest Test Kit 1% Zement/Dämmmaterial schaffen. Der Test liefert Ihnen eine klare Antwort auf die Frage, ob im Material gesundheitsgefährdender Asbest enthalten ist. Anhand des Testergebnisses können Sie nicht nur das Gesundheitsrisiko besser einschätzen, sondern unter Umständen auch deutlich bei den Kosten für die Entsorgung der Asbest-Wellplatten sparen (kein Asbest = günstigere Entsorgung als Bauschutt).
Die Probenentnahme können Sie mit Hilfe der beiliegen Anleitung und unter Beachtung der Sicherheitsanweisungen selbst vornehmen. Anschließend senden Sie die Probe einfach per Post ein. Die Analyse wird in einem spezialisierten Partnerlabor durchgeführt. Nach kurzer Zeit steht Ihnen das Analyseergebnis verständlich aufbereitet im Online-Portal MyChecknatura zur Verfügung.

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Haftungsausschluss
Alle medizinischen Informationen in diesem Artikel wurden sorgfältig von uns aus den genannten Quellen zusammengetragen. Für die Richtigkeit, Aktualität und Vollständigkeit der Informationen können wir nicht garantieren. Wenden Sie sich bei Beschwerden stets an einen Facharzt. Die Hinweise zum Arbeitsschutz beim Umgang mit Asbest erheben ebenfalls keinen Anspruch auf Richtigkeit, Vollständigkeit sowie Aktualität.
Das könnte Sie ebenfalls interessieren:
1Vgl.: Etex Germany Exteriors GmbH: Eternit – Marke und Gattungsbegriff. 2025.
2Vgl.: Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg:Steckbrief „Asbestfreie Faserzementprodukte“. 2017.
3Vgl.: Schadstoffberatung Tübingen: Asbesthaltiger Faserzement. 2015.
4Vgl.: Etex Germany Exteriors GmbH: Was ist Faserzement (Abschnitt auf Startseite). 2025.
5Vgl.: Etex Germany Exteriors GmbH: FAQ, Seit wann sind die Eternit Wellplatten asbestfrei? 2025.
6Vgl.: Müller Aluminium-Handel GmbH: Faserzement-Wellplatten. 2025.
7Vgl.: Umweltbundesamt: Asbest. 2024.
8Vgl.: Rathscheck Schiefer und Dach-Systeme: Wie Sie am Dach Asbest erkennen können. 2025.
9Vgl.: Etex Germany Exteriors GmbH: Asbestentfernung. 2025.
10Vgl.: Etex Germany Exteriors GmbH: FAQ, Wie erkenne ich, ob in meinen Wellplatten Asbest enthalten ist? 2025.
11Vgl.: Bayerisches Landesamt für Umwelt: Asbest. 2018.
12Vgl.: MSD Manual: Asbestose. 2023.
13Vgl.: Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft: Zement und zementhaltige Produkte. 2025.
14Vgl.: Lungenärzte im Netz: Beim Anrühren von Fliesenkleber keinen Zementstaub einatmen. 2008.
15Vgl.: Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe: Technische Regeln für Gefahrstoffe, Allgemeine Schutzmaßnahmen. 2025.
16Vgl.: Bayerisches Landesamt für Umwelt: Asbest in Abfällen. 2012.
17Vgl.: Abfallwirtschaft Landratsamt Kitzingen: Asbestfreie Platten und Faserzementprodukte richtig entsorgen. 2025.
18Vgl.: Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz: Asbestzementdächer – Solaranlagen. 2025.
19Vgl.: Gießener Allgemeine: Asbestplatten nicht überdecken. 2021.