
Asbest-Wellplatten: asbesthaltige Wellplatten erkennen, Gesundheitsrisiken, richtige Entsorgung
Wellplatten enthielten teilweise noch bis zum Asbestverbot im Jahr 1993 Asbestfasern. Die aus Faserzement hergestellten Platten werden oft mit dem Produkt- und Firmennamen „Eternit“ gleichgesetzt – obwohl dies nur teilweise korrekt ist. Kann man Asbest-Wellplatten sicher von asbestfreien Produkten unterscheiden? Wann endete die Produktion von asbesthaltigen Faserzementplatten? Welche Gesundheitsrisiken gehen von asbesthaltigem Faserzement aus und wie vermeiden Sie diese möglichst? Die Antworten und viele weitere Infos liefert Ihnen unser nachfolgender Ratgeber. (Stand Juli 2025)
Inhalt

Was ist Eternit: Unterscheidung Produkt versus Unternehmen
Wie bereits erwähnt, ist Eternit sowohl ein Produktnameals auch ein in der Vergangenheit verwendeter Firmenname. Im Produktzusammenhang bezeichnet „Eternit“ Baumaterialien aus Faserzement (in der Regel Faserzement- bzw. Wellplatten), welcher aus Zement und Fasern besteht. Während Faserzement heutzutage ohne Asbest hergestellt wird, enthielt Faserzement bzw. Eternit früher etwa 10 – 15 % Asbestfasern.1
Das Unternehmen, welches in Deutschland ursprünglich den Markenbegriff „Eternit“ nutzte, war die Eternit GmbH.Im Oktober 2020 wurde die Eternit GmbH in Etex Germany Exteriors GmbH umbenannt, welche wiederum ein Tochterunternehmen der belgischen Etex Group ist.

Was ist Faserzement?
Faserzement ist ein Gemisch aus Sand, Zement (ca. 40 %), Kalksteinmehl und verschiedenen Fasern. Während als Fasern früher häufig Asbestfasern zugesetzt wurden(Asbestzement oder Asbest-Faserzement), werden für die Herstellung von asbestfreiem Faserzement oft synthetisch organische Fasern aus Polyvinylalkohol oder Polyacrylnitril sowie organische Cellulose-Fasern verwendet.1, 3

Wo werden Faserzementplatten verwendet?
Faserzementplatten bzw. Eternitplatten kommen unter anderem in Form von Wellplatten, Paneelen, Fassadentafeln und kleineren Fassadenplatten zur Dacheindeckung, dem Schutz von Fassaden oder als Balkonplatten zum Einsatz. Bei Dacheindeckungen stehen Eindeckungen von gewerblich genutzten Gebäuden und Hallen im Vordergrund. Neben Faserzementplatten werden oder wurden auch viele andere Produkte wie Rohre, Pflanzgefäße (Blumenkästen, Blumenkübel) oder Lüftungsleitungen aus Faserzement hergestellt.4, 5

Wann endete die Produktion von asbesthaltigem Eternit?
Bei der Eternit bzw. Etex Germany Exteriors GmbH erfolgte die Umstellung von asbesthaltigem Eternit auf asbestfreie Produkte schrittweise ab dem Jahr 1983. Endgültig abgeschlossen war die Umstellung jedoch erst Ende 1990.6 Allerdings stellten neben Eternit auch andere Hersteller wie die Fulgurit-Werke („Fulgurit“) und das VEB Kombinat Bauelemente und Faserbaustoffe Leipzig („Baufanit“) asbesthaltige Faserzementplatten her. Bei den Produkten dieser Unternehmen gelten andere Daten für die Produktionsumstellung bzw. Produktionseinstellung. Allgemein wurde die Herstellung und Verwendung von Asbest in Deutschland jedoch im Oktober 1993 verboten. In der EU erfolgte dieses Verbot allerdings erst im Jahr 2005.7

Wie kann man asbesthaltige Eternit- und Faserzementplatten erkennen?
Rein optisch lassen sich asbesthaltige von asbestfreien Faserzementprodukten in der Regel nicht sicher unterscheiden. Dies liegt unter anderem an der großen Bandbreite der angebotenen Produkte und der Beimischung verschiedenster Zusatzprodukte, welche das natürliche Erscheinungsbild von Asbest „überlagern“ können.
Asbesthaltige Wellplatten mit dem Prägestempel „DIN 274“ enthalten dagegen sicher Asbest. Bei dem Prägestempel „NT“ (Neue Technologie) handelt es sich um asbestfreie Produkte. Ist kein Prägestempel vorhanden, kann eine sichere Unterscheidung nur durch eine Laboruntersuchung erfolgen.8 Mehr dazu erfahren Sie am Ende dieses Ratgebers.
Zum Erkennen von asbesthaltigen Dacheindeckungen haben wir einen gesonderten Ratgeber erstellt: „Asbest im Dach – So erkennen Sie ihn!“.

Welche Gesundheitsrisiken gehen von asbesthaltigem Eternit aus?
Die Asbestfasern sind in Faserzement wie Eternitplatten oder Wellplatten normalerweise relativ fest gebunden. Durch Verwitterung, Beschädigungen, Brände, mechanische Bearbeitung oder Reinigungsarbeiten (z. B. Hochdruckreiniger) können aus Eternit und anderen Faserzementprodukten jedoch verstärkt Asbestfasern freigesetzt werden. Gelangen diese in die Atemwege, sind schwerwiegende Erkrankungen möglich:1, 9, 10
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Asbestose: Bei der Asbestose kommt es zu einer krankhaften Vermehrung des Bindegewebes in der Lunge. Zu den ersten Symptomen einer Asbestose zählen Kurzatmigkeit und eine verminderte körperliche Belastbarkeit. Weit fortgeschrittene Krankheitsverläufe können sich unter anderem durch schwere Kurzatmigkeit und eine spezielle Herzinsuffizienz bemerkbar machen. Die Ausbildung einer Asbestose erfolgt in der Regel nur bei einer verstärkten berufsbedingten Asbestexposition.
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Krebserkrankungen: Asbestfasern haben weiterhin ein krebsauslösendes Potenzial. So erhöht sich durch das Einatmen von Asbestfasern beispielsweise das Risiko für Lungen- sowie Brustfell- und Bauchfellkrebs.
Wichtig zu wissen: Die Zeitspanne zwischen der Asbestexposition (Einatmen von Fasern) und dem Auftreten von asbestbedingten Krebserkrankungen liegt etwa zwischen 10 und 60 Jahren. Dies macht die Zuordnung von auslösendem Ereignis (Asbestkontakt) und Erkrankung in der Regel sehr schwierig.1
Vertiefende Informationen zu den Gesundheitsrisiken von Asbest erhalten Sie hier: „Wie gefährlich ist Asbest? Symptome, Risiken und Behandlung“.

Stellen Eternitplatten ohne Asbest auch eine Gesundheitsgefahr dar?
Asbestfreies Eternit und andere Faserzementprodukte ohne Asbest stellen nach jetzigem Stand der Wissenschaft höchstwahrscheinlich keine besondere Gesundheitsgefahr dar. Dies liegt unter anderem daran, dass diese im Vergleich zu Asbest Fasern mit größerem Durchmesser enthalten, welche nicht lungengängig sind.1 Trotzdem sollten besonders bei der Bearbeitung von asbestfreiem Faserzement generelle Arbeitsschutzmaßnahmen (z. B. Atemschutz, Schutzhandschuhe) eingehalten werden. So können zum Beispiel Zement bzw. Zementstaub Haut, Atemwege und Augen reizen und zu Allergien führen. Gewebeschäden kommen ebenfalls vor.11 Zudem gilt das teilweise in Zement enthaltene Chromat als möglicherweise krebsauslösend.12

Welche Schutzmaßnahmen sollten beim Umgang mit Asbest eingehalten werden?
Die für den Umgang mit Asbest und asbesthaltigen Produkten empfohlenen bzw. vorgeschriebenen Schutzmaßnahmen sind überaus komplex und können hier daher nur ansatzweise wiedergegeben werden.
Besonders wichtig ist der Schutz der Atemwege vor Asbestfasern. Wie dieser beschaffen sein muss, hängt unter anderem von der Konzentration der Asbestfasern in der Luft ab:13
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ab 10.000 bis 100.000 Fasern pro m³ Luft: partikelfiltrierende FFP2-Halbmasken FFP2 (nur für kurzfristige Tätigkeiten), Halbmasken mit P2-Filter (längerfristige Tätigkeiten), Masken mit Gebläse und Partikelfilter TM1P
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mehr als 100.000 bis 300.000 Fasern pro m³ Luft: partikelfiltrierende FFP3-Halbmasken (nur kurzfristige Tätigkeiten), Halbmasken mit P3-Filter für längerfristige Tätigkeiten
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mehr als 300.000 Fasern pro m³ Luft: Masken mit Gebläse und Partikelfilter TM3P (falls erforderlich mit Anwärmung der Atemluft)
Weiterhin müssen spezielle Mehrweg- bzw. Einwegschutzanzüge getragen werden. Diese sind nach der Arbeit zu reinigen bzw. zu entsorgen.
Detaillierte Informationen zu den nötigen Schutzmaßnahmen beim Umgang mit Asbest erhalten Sie hier: „Asbest: Schutzkleidung und Atemschutz – was wird benötigt?“

Asbesthaltiges Eternit – wie richtig entsorgen?
Asbesthaltige Eternit- bzw. Faserzementplatten dürfen auch in kleinen Mengen nicht einfach im Hausmüll oder in Bauschuttcontainern entsorgt werden. Abfallhöfe von Kommunen und Städten nehmen kleine Mengen asbesthaltiger Baustoffe meistens gegen eine geringe Gebühr an. Teilweise nehmen ebenso Deponien von Privatpersonen angelieferte asbesthaltige Materialien an. Größere Mengen von asbesthaltigem Faserzement oder Eternit kann man in der Regel nicht selbst entsorgen. Dazu müssen meist Fachfirmen beauftragt werden. Für Transport und Anlieferung von asbesthaltigen Abfällen sind diese staubdicht zu verpacken, sodass beispielsweise keine Fasern im Auto freigesetzt werden. Geeignet sind dazu unter anderem Big-Bags, deren Öffnungen mit den vorhandenen Bändern und Klebeband sorgfältig verschlossen werden müssen. Asbestfreie Faserzementplatten können als Bauschutt entsorgt werden, wenn die Asbestfreiheit zweifelsfrei zum Beispiel durch eine Laboruntersuchung nachgewiesen werden kann.14, 15

Schon gewusst?
Auf vielen Dächern aus Eternit-Wellplatten (Welleternit) bildet sich im Laufe der Zeit Moos. In der Regel schadet das Moos dem Dach jedoch nicht und stellt daher, wenn überhaupt, nur ein optisches Problem dar. Moos auf Wellplatten mit dem Hochdruckreiniger zu entfernen, ist jedoch nicht empfehlenswert, da hierdurch Risse in den Platten entstehen können. Enthalten die Wellplatten Asbest, ist die Reinigung mit Hochdruckreinigern wegen der möglichen Faserfreisetzung sogar gesetzlich verboten.16

Asbest in Eternit/Faserzement? Sicherheit mit Asbesttest!
Vielfach lässt sich nicht sicher feststellen, ob Eternit- oder andere Faserzementplatten Asbest enthalten. Dies kann zum Beispiel bei fehlenden Prägestempeln oder bei Unklarheit über das Produktionsdatum der Fall sein. Mit unserem Asbest Test Kit 1% Zement/Dämmmaterial erhalten Sie dagegen durch eine Laboruntersuchung Klarheit, ob das getestete Material Asbest enthält. So können Sie das von diesem ausgehende Gesundheitsrisiko besser einschätzen und im Fall eines negativen Testergebnisses (kein Asbest) möglicherweise Entsorgungskosten einsparen.
Die Probe für die Analyse können Sie unter Beachtung der Sicherheitsvorgaben selbst entnehmen und per Post versenden. Die Auswertung erfolgt in unserem spezialisierten Partnerlabor. Nach kurzer Zeit machen wir Ihnen das leicht verständlich aufbereitete Testergebnis online über das Portal MyChecknatura zugänglich.

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Haftungsausschluss
Alle medizinischen Informationen in diesem Artikel wurden sorgfältig von uns aus den genannten Quellen zusammengetragen. Für die Richtigkeit, Aktualität und Vollständigkeit der Informationen können wir nicht garantieren. Wenden Sie sich bei Beschwerden stets an einen Facharzt. Die Hinweise zum Arbeitsschutz beim Umgang mit Asbest erheben ebenfalls keinen Anspruch auf Richtigkeit, Vollständigkeit sowie Aktualität.
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1Vgl.: Schadstoffberatung Tübingen: Asbesthaltiger Faserzement. 2015.
2Vgl.: Etex Germany Exteriors GmbH: Geschichte. 2025.
3Vgl.: Etex Germany Exteriors GmbH: Was ist Faserzement (Abschnitt auf Startseite). 2025.
4Vgl.: Etex Germany Exteriors GmbH: Eternit – Marke und Gattungsbegriff. 2025.
5Vgl.: Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg:Steckbrief „Asbestfreie Faserzementprodukte“. 2017.
6Vgl.: Etex Germany Exteriors GmbH: FAQ, Seit wann sind die Eternit Wellplatten asbestfrei? 2025.
7Vgl.: Umweltbundesamt: Asbest. 2024.
8Vgl.: Etex Germany Exteriors GmbH: FAQ, Wie erkenne ich, ob in meinen Wellplatten Asbest enthalten ist? 2025.
9Vgl.: Bayerisches Landesamt für Umwelt: Asbest. 2018.
10Vgl.: MSD Manual: Asbestose. 2023.
11Vgl.: Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft: Zement und zementhaltige Produkte. 2025.
12Vgl.: Lungenärzte im Netz: Beim Anrühren von Fliesenkleber keinen Zementstaub einatmen. 2008.
13Vgl.: Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe: Technische Regeln für Gefahrstoffe, Allgemeine Schutzmaßnahmen. 2025.
14Vgl.: Bayerisches Landesamt für Umwelt: Asbest in Abfällen. 2012.
15Vgl.: Abfallwirtschaft Landratsamt Kitzingen: Asbestfreie Platten und Faserzementprodukte richtig entsorgen. 2025.
16Vgl.: Etex Germany Exteriors GmbH: Mooswachstum auf Dächern bekämpfen. 2025.