Glaswolle und Asbest – alles Wichtige verständlich erklärt
Glaswolle gehört zu den am häufigsten eingesetzten mineralischen Dämmstoffen. Ist Glaswolle aufgrund ihrer feinen Fasern ähnlich gesundheitsschädlich wie Asbest-Dämmwolle? Enthält Glaswolle sogar Asbest und wie kann man die beiden Fasertypen unterscheiden? Welche Schutzmaßnahmen sollten beim Umgang mit Glaswolle beachtet werden und wie Entsorgen Sie alte Glaswolle richtig? Die Antworten und viele weitere Infos zu Glaswolle erhalten Sie in unserem Ratgeber (Stand Juli 2025).
Inhalt

Was ist Glaswolle? Wie wird diese hergestellt?
Glaswolle ist ein weit verbreiteter Dämmstoff und zählt zu den künstlichen Mineralfasern (KMF). Die Wolle wird heutzutage aus Altglas sowie Primärrohstoffen wie Quarzsand, Dolomit und Soda hergestellt. Für die Glaswoll-Fertigung werden die genannten Ausgangsmaterialien gemischt und auf etwa 1.300 bis 1.600 °C erhitzt. Anschließend wird die Schmelze unter Zusatz von Schmelz- und Bindemitteln sowie Kunstharzen und Ölen zu feinen Fasern gesponnen.1

Ist Glaswolle dasselbe wie Mineralwolle?
Der Begriff „Mineralwolle“ ist ein Überbegriff für die bereits erwähnten künstlichen Mineralfasern (KMF). Dazu gehören neben Glaswolle auch Steinwolle und Schlackenwolle. Im Gegensatz zu den genannten Rohstoffen für die Glaswolleherstellung, wird Steinwolle überwiegend aus vulkanischen Gesteinen wie Basalt, Dolomit und Diabas sowie einigen Zusatzstoffen hergestellt. Als Rohstoff für Schlackenwolle diente, wie der Name schon vermuten lässt, Hochofenschlacke. Schlackenwolle wird in Deutschland jedoch schon seit Jahrzehnten nicht mehr hergestellt.1
Vertiefende Infos zu Mineralwolle/KMF erhalten Sie hier: „Dämmwolle Schadstoffe: Ist Mineralwolle so giftig wie Asbest?“.

Wie unterscheidet sich Mineralwolle (Glaswolle) von Asbest?
Mineralwolle bzw. Glaswolle sollte nicht mit Asbest verwechselt werden. Hier die wichtigsten Unterschiede:
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Herkunft: Mineralwolle wie Glaswolle wird künstlich erzeugt, wohingegen Asbest ein natürlich vorkommendes faseriges Mineral ist. Allerdings wurde Asbest in der Regel nicht in Reinform verwendet, sondern mit weiteren Baustoffen wie Zement zu asbesthaltigen Produkten vermischt.
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Fasereigenschaften: Asbestfasern sind sehr fein, können der Länge nach aufspalten (aufspleißen) und sind sehr langlebig sowie lungengängig. Glas- und Steinwollefasern brechen quer zur Faser und verkürzen sich dadurch.2
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Gesundheitsrisiken: Asbestfasern verbleiben sehr lange in der Lunge und können durch ihre Fasereigenschaften unter anderem zu Asbestose und verschiedenen Krebserkrankungen führen. Gesundheitsschäden und Erkrankungen treten dabei teilweise erst Jahrzehnte nach dem Asbestkontakt (Exposition) auf. Frühere Generationen von Mineralfasern werden ebenfalls als potenziell krebserregend eingestuft.
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Rechtliche Bestimmungen/Verbote: Eine Umstellung der Produktion auf neuere Varianten von Mineralwolle mit einer anderen, unbedenklichen Faserstruktur begann etwa 1995/1996. Ein Verbot für die Herstellung potenziell krebserregender Fasern trat allerdings erst am 01.06.2000 in Kraft. Daher können auch zwischen 1995 und dem Verbotsdatum hergestellte Mineralfasern wie Glaswolle noch potenziell krebserregend sein. Gesundheitlich weitgehend unbedenkliche Mineralwolle wird in Deutschland als „RAL-Wolle“ bezeichnet und muss das RAL-Gütezeichen RAL-GZ 388 tragen.1 Herstellung und Verwendung von Asbest wurden in Deutschland im Oktober 1993 verboten. In der EU erfolgte dieses Verbot allerdings erst im Jahr 2005.3

Enthält Glaswolle Asbest?
Normalerweise enthalten weder Glas- noch Steinwolle Asbest. Allerdings können die beiden Mineralwollarten teilweise mit Asbestwolle verwechselt werden. Mineralwolle kann jedoch mit Asbestfasern verunreinigt sein, wenn diese Kontakt zu asbesthaltigen Isolier- oder Baumaterialien wie Asbestwolle, Spritzasbest, Eternitplatten etc. hatte. In seltenen Fällen können auch Produkte wie alte Mineralwoll-Dämmplatten geringe Mengen Asbest enthalten.

Wo wird Glaswolle eingesetzt?
Glaswolle bzw. Mineralwolle werden in Gebäuden als Dämmstoff zur Wärme- und Schalldämmung eingesetzt. Die Wolle wird dabei unter anderem in Form von Platten, Filzen, Matten und Rohrschalen verbaut. Mineralwolle ist nicht brennbar. Deshalb findet diese teilweise ebenso als Brandschutz Verwendung.1 Heutzutage hergestellte Glaswolle hat etwa eine Lebensdauer von 50 Jahren. Die Wolle zeichnet sich neben den guten Dämmeigenschaften auch durch wasserabweisende Eigenschaften aus. Weiterhin ist Glaswolle sehr verrottungsbeständig. In Deutschland werden pro Jahr etwa 11 Millionen m³ Glaswolle gefertigt.4

Ist Glaswolle gefährlich? Gesundheitsrisiken von Glaswolle
Ob von Glaswolle Gesundheitsrisiken ausgehen, hängt unter anderem vom Produktionsdatum der Glaswolle ab. Wie bereits erwähnt, kann vor dem 01.06.2000 produzierte Glaswolle potenziell Krebs auslösen, wenn die Fasern der Wolle eingeatmet werden. Die Umstellung der Produktion auf nicht krebsauslösende Glaswolle erfolgte aber schrittweise bereits ab 1995/1996. Wie hoch das möglicherweise krebsauslösende Potenzial von Glaswolle ist, hängt auch von der Beständigkeit der Fasern im Körper bzw. der Lunge ab. Während heutzutage hergestellte Glaswolle schon nach etwa 40 Tagen zu mehr als 50 % vom Körper abgebaut ist, dauert dieser Vorgang bei alter Glaswolle mehrere hundert Tage. Fasern von Blauasbest haben im Vergleich dazu sogar eine Halbwertszeit von mehr als 100 Jahren.2
Ganz allgemein kann aber auch heute produzierte Glaswolle Augen, Haut, Atemwege und Rachen reizen. Dies gilt vor allem bei hoher Belastung mit Glaswollestaub, welcher zum Beispiel oft bei der Verarbeitung der Wolle oder bei Abbrucharbeiten freigesetzt wird.2

Alte/neue Glaswolle, Asbest – ist eine optische Unterscheidung möglich?
Alte, potenziell krebserregende Glaswolle von neuer Glaswolle rein optisch zu unterscheiden ist nicht möglich. Eine sichere Unterscheidung ist nur durch spezielle Laboruntersuchungen möglich.
Glaswolle optisch sicher von Asbest bzw. Asbestwolle zu unterscheiden, ist ebenfalls nicht möglich. Dies liegt unter anderem an der großen Vielfalt von Glasfaser- und Asbestprodukten, die optisch sehr unterschiedlich aussehen können. Neben der grundsätzlichen Materialzusammensetzung resultiert die optische Vielfalt dabei auch aus den zahlreichen bei der Produktion verwendeten Zusatzstoffen, die sich zum Beispiel mitunter auf die Farbe von Glas- und Asbestwolle auswirken bzw. auswirkten. Asbest in Dämmwolle oder Mineralwolle optisch zu erkennen, ist ebenso nicht sicher möglich.
Viele weitere Informationen zu Asbest und dessen Erkennung erhalten Sie in unserem Ratgeber „Was ist Asbest? Wir zeigen Ihnen, wie Sie Asbest erkennen!“.

Welche Schutzmaßnahmen sind bei der Arbeit mit Glaswolle erforderlich?
Die empfohlenen bzw. erforderlichen Schutzmaßnahmen bei der Arbeit mit Glaswolle unterscheiden sich teilweise abhängig von der Art der Glaswolle. So erfordert der Umgang mit neuer Glaswolle bzw. Mineralwolle (frei von Krebsverdacht) weniger umfangreiche Schutzmaßnahmen als die Arbeit mit alter, krebsverdächtiger Wolle. Insgesamt sind die empfohlenen Umgangsempfehlungen und Schutzmaßnahmen jedoch sehr umfangreich und können hier deshalb nur auszugsweise wiedergegeben werden:5, 6
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Neue Glaswolle/Mineralwolle: für gute Durchlüftung am Arbeitsplatz sorgen, Aufwirbeln von Staub vermeiden (Wolle nicht reißen, sondern vorsichtig schneiden), keine Sägen ohne Absaugvorrichtung verwenden, geschlossene Arbeitskleidung inklusive Handschuhe (z. B. Leder oder nitrilbeschichtete Baumwollhandschuhe) tragen, bei starker Staubentwicklung und/oder Überkopfarbeiten Schutzbrille nutzen, bei starker Staubentwicklung ebenfalls Halbmaske mit P2-Filter oder partikelfiltrierende Halbmaske FFP2 verwenden, nach Ende der Arbeiten Staub von der Haut waschen
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Alte Glaswolle/Mineralwolle: Zusätzlich zu den für neue Glaswolle/Mineralwolle empfohlenen Maßnahmen ist bei der Expositionskategorie E2 (geringe bis mittlere Staubexposition) unter anderem verstärkt auf Atemschutz zu achten. Es sollten hier eine Halb-/Viertelmaske mit P2-Filter oder eine partikelfiltrierende Halbmaske FFP2 oder
ein Filtergerät mit Gebläse TM 1P verwendet werden. Weiterhin ist bei der Kategorie ein Schutzanzug Typ 5 erforderlich. Bei der Expositionskategorie E3 (hohe bis sehr hohe Staubexposition) dürfen zusätzlich zu den bereits genannten Maßnahmen unter anderem Jugendliche und Schwangere nur eingeschränkt Arbeiten ausführen. Weiterhin sind arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen zu veranlassen und es müssen getrennte Umkleideräume für Straßen- und Arbeitskleidung zur Verfügung gestellt werden. Zur gründlichen Reinigung nach der Arbeit müssen Waschräume mit Duschen („Schwarz-Weiß-Anlage“, Trennung von sauber und schmutzig) vorhanden sein.
Detaillierte Informationen zu der Thematik „Arbeitsschutz Glaswolle/Mineralwolle“ finden Sie in den folgenden Ratgebern der Berufsgenossenschaft für Bauwirtschaft:
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Neue Mineralwolle/Glaswolle: „Mineralwolle-Dämmstoffe, Glaswolle, Steinwolle, Schlackenwolle“
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Alte Mineralwolle/Glaswolle: „Alte Mineralwolle-Dämmstoffe, Glaswolle, Steinwolle mit krebsverdächtigen Eigenschaften“

Wie wird Glaswolle korrekt entsorgt?
Glaswolle darf nicht über den Hausmüll oder den gelben Sack entsorgt werden. Zur Entsorgung sollte die Wolle am besten sicher in sogenannte KMF-Säcke (Mineralfaser-Säcke) oder zumindest in faserdichte Big-Bags verpackt werden. Die Bestimmungen zur Transport-Verpackung können jedoch je nach Recyclinghof und Deponie abweichen. Auf kommunalen bzw. städtischen Recyclinghöfen wird teilweise nur Glaswolle/Mineralwolle angenommen, die nicht lungengängig ist (neue Wolle ohne Krebsverdacht). Ältere Glaswolle kann oft nur direkt bei speziellen Deponien oder über Entsorgungsunternehmen (Container) entsorgt werden. Die Gebühren für die Entsorgung variieren sehr stark. Bei der Entsorgung bzw. Entfernung von Glaswolle müssen die oben genannten Arbeitsschutzanforderungen eingehalten werden!

Schon gewusst?
Einige organische Dämmstoffe wie Stroh und Holzwolle können bei entsprechend vorhandener Feuchtigkeit schimmeln. Glaswolle bzw. Mineralwolle sind dagegen sehr schimmelresistent.7 Die Wolle kann in Verbindung mit Feuchtigkeit nur schimmeln, wenn sich auf dieser organische „Schimmelnahrung“ in Form von Staub oder anderen Verschmutzungen abgelagert hat.
Unser Ratgeber „Wie entsteht Schimmel in Wohnung und Haus“ bietet umfangreiche Hintergrundinformationen zur Entstehung von Schimmel.

Gesundheitsschädliche Glaswolle oder Asbest? Gewissheit mit unseren Tests erhalten!
Wie gefährlich Glaswolle bzw. Mineralwolle ist, hängt auch vom sogenannten Kanzerogenitätsindex (KI-Wert) ab. Dieser beruht wiederum auf der Faserstruktur und der chemischen Zusammensetzung des Materials. Bei unserer KMF-Analyse (inkl. KI-Wert) wird unter anderem der KI-Wert einer Mineralwollprobe bestimmt. So erfahren Sie, welches Krebsrisiko von Ihrer Glaswolle ausgeht. Asbest in Dämmmaterial lässt sich mit dem Asbest Test Kit 1% Zement/Dämmmaterial nachweisen.
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Haftungsausschluss
Alle medizinischen Informationen in diesem Artikel wurden sorgfältig von uns aus den genannten Quellen zusammengetragen. Für die Richtigkeit, Aktualität und Vollständigkeit der Informationen können wir nicht garantieren. Wenden Sie sich bei Beschwerden stets an einen Facharzt. Die Hinweise zum Arbeitsschutz beim Umgang mit Asbest erheben ebenfalls keinen Anspruch auf Richtigkeit, Vollständigkeit sowie Aktualität.
Das könnte Sie ebenfalls interessieren:
1Vgl.: Umweltbundesamt: Mineralwolle. 2019.
2Vgl.: Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft: Tätigkeiten mit Mineralwolle-Dämmstoffen. 2025.
3Vgl.: Umweltbundesamt: Asbest. 2024.
4Vgl.: Baunetz Wissen (Rockwool): Glaswolle. 2025.
5Vgl.: Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft: Mineralwolle-Dämmstoffe, Glaswolle, Steinwolle, Schlackenwolle. 2021.
6Vgl.: Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft: Alte Mineralwolle-DämmstoffeGlaswolle, Steinwolle mit krebsverdächtigen Eigenschaften. 2021.
7Vgl.: Isover: Kann Mineralwolle schimmeln? 2005.