
Schimmel eingeatmet – welche Gesundheitsrisiken, Symptome & Folgeerkrankungen drohen?
Wird Schimmel eingeatmet, kann dies mitunter ein erhebliches Gesundheitsrisiko darstellen. Welche konkreten Symptome und Erkrankungen können Schimmel bzw. Schimmelpilzsporen („Samen“ des Schimmels) verursachen, wenn diese in die Lunge gelangen? Besteht bereits ein Risiko, wenn Sie kurzzeitig Schimmel eingeatmet haben? Ab welchen Sporenkonzentrationen drohen Gesundheitsschäden? Gibt es Grenzwerte für Schimmelbelastungen? Unser Ratgeber liefert die Antworten und viele weitere Infos und Tipps zur Thematik „eingeatmeter Schimmel“ (Stand Mai 2025).
Inhalt

Hohe Mengen an Schimmel kurzzeitig eingeatmet – ab welchen Konzentrationen besteht ein Gesundheitsrisiko?
Werden Schimmel bzw. Schimmelsporen eingeatmet, hängen mögliche Gesundheitsrisiken und Folgeerkrankungen neben Faktoren wie Schimmelart und individueller Empfindlichkeit (z. B. Immunschwäche, Vorerkrankungen, Allergie) auch von der aufgenommenen Menge sowie der Expositionsdauer ab. Pauschale Aussagen, die bestimmte aufgenommene Konzentrationen von Schimmel mit spezifischen Symptomen und Erkrankungen in Verbindung bringen, sind jedoch schwierig. Dies liegt unter anderem an der bereits erwähnten individuellen Empfindlichkeit, der überaus großen Vielfalt an Schimmelpilzen (bisher über 1 Million bekannt1) sowie der sehr begrenzten Anzahl an Studien und Untersuchungen zu dieser Thematik.
Generell gelten Innenraumkonzentrationen von über 2.000 KBE pro m³ Raumluft als ein „ernst zu nehmendes Gesundheitsrisiko“.2 „KBE“ steht dabei für „koloniebildende Einheiten“, welche auf den bei Laboruntersuchungen verwendeten Nährböden ausgezählt werden. Konkret wurden in einer Untersuchung bei allen Bewohnern von Gebäuden gesundheitliche Beschwerden festgestellt, wenn die Schimmelbelastung bei über 2.400 KBE pro m³ lag. Erkrankungen wie eine exogen allergische Alveolitis traten bereits ab Konzentrationen von 106 bis 1.010 Sporen pro m³ auf. Ab welchen Schimmel- bzw. Sporenkonzentrationen allergische Reaktionen auf Schimmel (Schimmelpilzallergie) auftreten können, ist offenbar bis jetzt noch nicht wissenschaftlich geklärt.2, 3 Die von Faktoren wie der individuellen Empfindlichkeit und dem allergenen Potenzial der einzelnen Schimmelpilze resultierende Konzentrationsspanne variiert hier wahrscheinlich sehr stark.
Ab welcher Zeitdauer bei den genannten Konzentrationen Symptome oder Erkrankungen auftreten können, wird in den von uns ausgewerteten Quellen ebenfalls nicht erwähnt. Es ist jedoch anzunehmen, dass hier aufgrund der beschriebenen Untersuchungsvoraussetzungen (Wohnung, Gebäude, Raumluft etc.) eher von mittel- bis längerfristig bestehenden Belastungen ausgegangen wird. Gesundheitsrisiken bei hohen, kurzfristigen Belastungen sollten deshalb allerdings nicht ausgeschlossen werden.

Eingeatmete Schimmelpilze in der Lunge – Symptome und Erkrankungen
Gelangen Schimmelpilzsporen oder andere Schimmelbestandteile wie Peptide und Proteine in die Atemwege, kann es zu verschiedensten Symptomen und Erkrankungen kommen. Dazu zählen unter anderem:2, 4, 5, 6, 7
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Irritationen und Reizungen der Atemwege
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Schleimhautreizungen
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Kopfschmerzen
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Müdigkeit
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chronische Bronchitis (als Folge länger andauernder Atemwegsreizungen)
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Asthma (als Folge länger andauernder Atemwegsreizungen)
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Verdacht auf erhöhtes Risiko von Erkältungen
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Schimmelpilzallergie: Eine Schimmelpilzallergie zählt zu den häufigsten Reaktionen auf Schimmelpilze. Allergiesymptome können dabei sowohl bei stark erhöhter akuter Schimmelbelastung als auch bei chronischer Exposition auftreten. In Deutschland leiden ca. 6 Millionen Menschen unter einer Schimmelpilzallergie. Zu den typischen Symptomen einer Schimmelpilzallergie zählen beispielsweise Fließschnupfen, Niesreiz, Husten, Atemnot sowie Bindehautentzündungen. Viele weitere Informationen zur Schimmelpilzallergie erhalten Sie in unserem Ratgeber „Schimmelpilzallergie: Häufige Symptome, Ursachen & Behandlung“.
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Exogen allergische Alveolitis: Hier kommt es zu einer Entzündung der Lungenbläschen (Alveolen) in Folge hoher eingeatmeter Sporenkonzentrationen. Die akuten Symptome einer exogen allergischen Alveolitis ähneln einem grippalen Infekt. Als Folgeerkrankung kann eine Lungenfibrose (Vernarbung/bindegewebiger Umbau des Lungengewebes) auftreten. Diese führt zu einer Versteifung der Lunge, welche wiederum unter anderem Atemprobleme auslöst.
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Infektionen: In seltenen Fällen können Schimmelpilze wie die weit verbreitete Art Aspergillus fumigatus zu lebensbedrohlichen oder sogar tödlichen Infektionen der Lunge führen. Zumindest in Laborversuchen konnte nachgewiesen werden, dass Schimmelpilze Biofilme in der Lunge ausbilden, welche diese eventuell vor einer medikamentösen Therapie schützen. Neben der Lunge können auch andere Organe und Körperregionen von Infektionen durch Schimmelpilze betroffen sein. So verursacht eine sogenannte Mukormykose zum Beispiel mitunter Infektionen von Mundhöhle, Nasennebenhöhlen, Augenhöhle und des Gehirns. Die Folgen sind, je nach betroffenem Organ, in einigen Fällen sehr schwerwiegend: Verlust des Sehvermögens, Sprachstörungen, Lähmungen, Krampfanfälle etc. Es können jedoch auch allgemeine Symptome wie Schmerzen und Fieber auftreten. Bei einem intakten Immunsystem treten schwerwiegende Infektionen durch Schimmelpilze in der Regel nicht auf. Ein erhöhtes Risiko besteht jedoch, wenn dieses geschwächt ist oder Vorerkrankungen wie ein schlecht kontrollierter Diabetes bestehen.
Wichtig zu wissen: Wie die obige Auflistung zeigt, sind die möglichen Krankheitssymptome in Folge von eingeatmetem Schimmel teilweise recht unspezifisch und können auch verschiedenste andere Ursachen haben. Durch eine rein symptomatische „Eigendiagnose“ auf Schimmel als Ursache zu schließen, ist deshalb sehr schwierig. Wenden Sie sich daher bei unklaren Beschwerden an einen Facharzt!

Wie verursachen Schimmelpilze Gesundheitsschäden?
Die genauen Gesundheitsschäden und Erkrankungen auslösenden Mechanismen von Schimmel sind teilweise noch immer Gegenstand der Forschung. Als Auslöser kommen jedoch unter anderem Schimmelpilzgifte (Mykotoxine) in Frage. Ein besonders toxisches Schimmelpilzgift ist Aflatoxin, welches vom Schimmelpilz Aspergillus flavus produziert wird. Aflatoxin kann bereits im Milligrammbereich tödlich wirken. Schimmelpilzgifte aus der Gruppe der Trichothecene (teilweise enthalten in Sporen von Stachybotrys chartarum) können beispielsweise grippeähnliche Symptome, Schwindel und Nasenbluten auslösen. Weiterhin haben mitunter Zellwandbestandteile von Schimmelpilzen wie das 1,3-β-Glucan entzündungsfördernde Wirkungen. Schleimhautreizungen und Müdigkeit sind weitere mögliche Symptome einer Raumluftbelastung mit 1,3-β-Glucan. Von Schimmelpilzen abgegebene flüchtige organische Verbindungen (MVOCs) stehen im Verdacht, für Beschwerden wie Schleimhautreizungen und Kopfschmerzen verantwortlich zu sein.2
Viele weitere Informationen zu Schimmel, dessen Risiken sowie Tipps zur Schimmelvermeidung enthält unser Ratgeber „Schimmel: Gefahren, Nutzen und Tipps zur Vermeidung“.

Wo drohen besonders hohe Schimmelbelastungen?
Schimmelpilzsporen und teilweise auch andere Bestandteile von Schimmelpilzen sind in niedrigen Konzentrationen praktisch überall in der Innenraum- und Außenluft vorhanden. Diese Konzentrationen stellen in der Regel kein Gesundheitsrisiko dar. Gesundheitsgefährdende Schimmelbelastungen können jedoch unter anderem bei den folgenden Tätigkeiten bzw. Gegebenheiten auftreten:
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starker Schimmelbefall in Wohnungen und Häusern
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Sanierung von Schimmelflächen
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Umschichten von Komposthaufen
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Kontakt mit verschimmeltem Heu oder anderen verschimmelten Futtermitteln
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Schimmelbelastung am Arbeitsplatz: zum Beispiel Müllwerker, Landwirte, Schimmelsanierer
Ratgeber-Empfehlungen: Was Sie bei einer Schimmelsanierung beachten sollten, erfahren Sie in unserem Praxis-Ratgeber „Schimmelsanierung – Der komplette Leitfaden für Betroffene“. Der Ratgeber „Richtig heizen und lüften – Weniger Kosten und Schimmel“ enthält unter anderem Tipps und Hinweise zur Schimmelvermeidung durch optimiertes Heizen und Lüften.

Gibt es Grenzwerte für Schimmelpilze in der Raumluft?
Derzeit gibt es nach unseren Recherchen keine Grenzwerte für Belastungen mit Schimmelpilzen bzw. Schimmelpilzsporen in der Raumluft.8 Es werden jedoch unter anderen die folgenden Richtwerte und Belastungseinstufungen von verschiedenen Organisationen kommuniziert und empfohlen:9
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WHO (Weltgesundheitsorganisation): > 50 KBE/m3 und nur eine Schimmelpilzart = Quelle muss identifiziert werden, < 150 KBE/m3 und verschiedene Arten = kein Handlungsbedarf, < 500 KBE/m3 = in Ordnung falls nur allgemeine Außenluftkeime wie Cladosporium spp vorhanden
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CEC (Kommission der europäischen Gemeinschaft): > 10.000 KBE/m3 = sehr hoch, < 10.000 KBE/m3 = hoch, < 1.000 KBE/m3 = mittel, < 200 KBE/m3 = niedrig
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Deutschland (baubiologische Richtwerte für Schlafzimmer, jedoch aus Gründen des Gesundheitsschutzes auch auf andere Wohnbereiche anwendbar): < 200 KBE/m3 = keine Anomalie, < 500 KBE/m3 = schwache Anomalie (langfristiger Handlungsbedarf), 500 bis 1.000 KBE/m3 = starke Anomalie (Sanierungen sollten umgehend vorgenommen werden), durchschnittlich 1.000 KBE/m3 = extreme Anomalie (Sanierung und kurzfristige Maßnahmen erforderlich)

Schon gewusst?
Verschimmelte Lebensmittel wie zum Beispiel Brot, Champignons oder Karotten können ebenfalls ein Gesundheitsrisiko darstellen. Werden größere Mengen an Schimmel bzw. Schimmelpilzgiften über die Nahrung aufgenommen, sind unter anderem Symptome im Magen-Darmbereich wie Durchfall und Erbrechen möglich. Unser Ratgeber „Was passiert, wenn man Schimmel isst? So gefährlich ist Schimmel auf Lebensmitteln!“ hält zu dieser Thematik viele weitere interessante Informationen bereit.

Gesundheitsgefährdende Schimmelbelastung in der Raumluft? Schimmelpilztests verschaffen Klarheit!
Ob Ihre Raumluft mit erhöhten Konzentrationen von Schimmelpilzsporen belastet ist, können Sie mit dem Schimmeltest Raumluft feststellen lassen. Das Testergebnis hilf bei der Einschätzung, ob eventuell auftretende gesundheitliche Beschwerden auf Schimmel zurückzuführen sein könnten. Mit unserem Schimmeltest Abklatsch lassen sich einzelne schimmelverdächtige Stellen auf verschiedensten Materialien und Gegenständen auf Schimmel testen. Bei beiden Tests werden auch die Schimmelpilzgattungen („Schimmelpilzarten“) bestimmt. Dies ist sinnvoll, da sich das gesundheitliche Risikopotenzial der verschiedenen Schimmelpilzgattungen teilweise stark unterscheidet.
Die Probenahme für die Tests können Sie mit Hilfe der leicht verständlichen Anleitung ganz einfach selbst vornehmen. Nach Einsendung per Post erfolgt die Testanalyse in unserem spezialisierten Partnerlabor. Das verständlich aufbereitete Testergebnis ist nach kurzer Zeit über Ihren persönlichen Bereich bei MyChecknatura abrufbar.

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Haftungsausschluss
Alle medizinischen Informationen in diesem Artikel wurden sorgfältig von uns aus den genannten Quellen zusammengetragen. Für die Richtigkeit, Aktualität und Vollständigkeit der Informationen können wir nicht garantieren. Wenden Sie sich bei Beschwerden stets an einen Facharzt.
Das könnte Sie ebenfalls interessieren:
1Vgl.: Allergie Informationsdienst Helmholtz Zentrum: Schimmelallergie. 2019.
2Vgl.: Pharmazeutische Zeitung: Krank durch Schimmelpilze im Haus. 2005.
3Vgl.: AOK: Schimmel in der Wohnung kann der Gesundheit schaden. 2023.
4Vgl.: Lungenärzte im Netz: Versteckspiel von Schimmelpilzen in der Lunge aufgedeckt. 2008.
5Vgl.: Bundesamt für Gesundheit (Schweiz): Feuchtigkeitsprobleme und Schimmel. 2024.
6Vgl.: Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs: Schimmelpilzallergie. 2022.
7Vgl.: MSD Manual: Mukormykose. 2023.
8Vgl.: Umweltbundesamt: Häufige Fragen bei Schimmelbefall. 2022.
9Vgl.: Europäische Gesellschaft für gesundes Bauen und Innenraumhygiene (EGGBI): Gesundheitliche Risiken „Schimmel“. 2025.