
Arsenvergiftung: Ursachen, Symptome, Diagnostik & Therapie
Das giftige Halbmetall Arsen kommt in Spuren unter anderem in Leitungs- und Mineralwasser vor. Bei besonderen Gegebenheiten sind auch erhöhte Werte möglich. Lebensmittel wie Reis und Fisch können ebenso stärker belastet sein und einige Berufsgruppen sind teilweise noch immer hohen Arsenkonzentrationen ausgesetzt. Welche Symptome zeigen sich bei akuten und chronischen Arsenvergiftungen und wie werden diese diagnostiziert? Gibt es Therapiemöglichkeiten? Die Antworten und viele weitere Infos zu Arsen und Arsenvergiftungen erhalten Sie in unserem Ratgeber. (Stand April 2025)
Inhalt

Was ist Arsen? Wo kommt dieses vor?
Arsen (Elementsymbol: As) zählt zu den Halbmetallen. Diese lassen sich bezüglich Charakteristika wie elektrischer Leitfähigkeit und Aussehen weder den Metallen noch den Nichtmetallen zuordnen. Arsen liegt in der Natur in der Regel nicht in Reinform (gediegen), sondern in Form von Verbindungen mit Schwefel (Sulfide) vor.
Aus arsenhaltigen Mineralien ausgewaschene Arsenverbindungen lassen sich unter anderem im Grundwasser mit Konzentrationen 1 bis 2 µg Arsen pro Liter nachweisen. In einigen Regionen mit besonders arsenhaltigen Gesteinsschichten wie Eifel, Erzgebirge und Schwarzwald erreichen die Arsenkonzentrationen mitunter Werte von über 3 µg/l. Je nach Quelle, lässt sich Arsen selten ebenso in Spuren in Mineralwasser nachweisen. Neben natürlichen Arsenquellen kann das Halbmetall aber auch durch Bergbauaktivitäten, die Metallindustrie sowie die Verbrennung von Kohle und Erdöl in die Umwelt gelangen. In der Vergangenheit wurde Arsen ebenfalls in Medikamenten, Pflanzenschutz-, Dünge- und Holzschutzmitteln eingesetzt. Zigarettenrauch ist eine weitere Arsenquelle. Bei den Lebensmitteln weisen unter anderem Reis und Reisprodukte sowie Fisch, Algen und Meeresfrüchte mitunter erhöhte Arsengehalte auf.1, 2, 3

Wie giftig ist Arsen? Es kommt auf die Arsen-Verbindung an...
Arsen kommt in verschiedensten Verbindungen vor, die bezogen auf den Menschen eine teilweise sehr unterschiedliche Giftigkeit aufweisen. Für den Menschen ist zum Beispiel Arsentrioxid (Arsenik) besonders giftig. Die Verbindung führt bei einem 70 kg schweren Menschen schon bei oraler Aufnahme von 105 mg zum Tod, während diese Dosis bei elementarem Arsen (As) bei vergleichsweise sehr hohen 53 Gramm liegt. Eine relativ geringe Giftigkeit weisen auch Arsenzucker, Arsenocholin und Arsenobetain auf. Letztere Verbindungen werden in der Regel innerhalb weniger Tage über die Nieren ausgeschieden. Generell gelten anorganische Arsenverbindungen im Vergleich zu organischen Verbindungen (sind an organische Komponenten gebunden) als toxischer. Dies liegt auch daran, dass sich anorganische Verbindungen wie Arsenwasserstoff oder Arsen(V)-Verbindungen im menschlichen Körper anreichern können. Viele Arsenverbindungen sind starke Stoffwechselgifte, die unter anderem wichtige Prozesse in Enzymen und Proteinstrukturen blockieren. Als Resultat werden unter anderem der zelluläre Energiestoffwechsel und Reparaturvorgänge innerhalb der DNA gestört.1, 4, 5

Arsenvergiftung Symptome – akut und chronisch
Arsen bzw. Arsenverbindungen können oral, inhalativ (Atemwege) oder über die Haut in den menschlichen Körper gelangen und eine Arsenvergiftung auslösen. Dabei kann es zu einer akuten und chronischen Verlaufsform kommen, deren Symptome sich größtenteils deutlich unterscheiden:
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Symptome akute Arsenvergiftung: Erste Symptome einer akuten Arsenvergiftung zeigen sich in der Regel innerhalb von 30 Minuten nach der Exposition. Allgemein treten bei akuten Vergiftungen mit Arsen Symptome wie Krämpfe, starke Schleimhautentzündungen im Magen-Darm-Bereich (teilweise mit Blutungen), Erbrechen, Durchfall und Störungen des Elektrolythaushalts auf. Im weiteren Verlauf sind Nieren- und Kreislaufversagen, Ödeme (Einlagerungen von Flüssigkeit) sowie die Auflösung der roten Blutkörperchen möglich.1, 4
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Symptome chronische Arsenvergiftung: Bis sich Symptome bei einer chronischen Arsenvergiftung zeigen, können abhängig von der Expositionsmenge teilweise bis zu 30 Jahre vergehen. Die chronische Arsenvergiftung zeigt sich oft durch Symptome der Haut wie Pigmentstörungen, eine verstärkte Verhornung der Haut (Hyperkeratosen) und allgemeinen Hautveränderungen verschiedenster Art. Brüchige Nägel mit teilweise schwarzbraunen Verfärbungen, weißliche Striche in Nägeln sowie Haarausfall sind weitere Symptome einer chronischen Arsenvergiftung. Es können ebenso Schädigungen feiner Blutgefäße auftreten, die in einigen Fällen sogar zum Absterben von Extremitäten führen. Außerdem wurden Knochenmarkschäden (Anämie), Nervenschäden und Muskelschwund beobachtet. Tumore der Haut, Lunge, Harnblase, Lunge und Leber sind bei einer chronischen Arsenvergiftung ebenfalls möglich.1, 4
Wichtig zu wissen: Möglicherweise durch Arsen und Arsenverbindungen hervorgerufene Symptome und Erkrankungen sind oft unspezifisch und können auch viele andere Ursachen haben. Wenden Sie sich bei entsprechenden Symptomen oder Erkrankungen daher immer an einen Arzt oder Facharzt. Bei plötzlich auftretenden, akuten Symptomen sollten Sie den Notruf wählen!

Ursachen und Quellen für Arsenvergiftungen
In Deutschland sind akute Arsenvergiftungen durch die Aufnahme von mit Arsen belastetem Trinkwasser oder aufgrund des Konsums bestimmter, arsenhaltiger Nahrungsmittel in der Regel nicht zu befürchten.1 Akute Arsenvergiftungen treten meist nur bei einer Aufnahme in suizidaler Absicht, bei Arbeitsunfällen mit Arsenverbindungen oder bei der Einnahme nicht zugelassener „Medikamente“ und „Heilmittel“ auf. Chronische Arsenvergiftungen sind häufig eine Folge beruflich bedingter Arsenexpositionen. Dazu gehören zum Beispiel die Verwendung arsenhaltiger Pflanzenschutzmittel sowie die Verhüttung und Röstung von arsenhaltigen Mineralien. Weitere mögliche berufliche Quellen für Arsenbelastungen sind: Herstellung und Verwendung arsenhaltiger Farben, Arbeit mit arsenhaltigen Ausgangsstoffen in der Pharma-, Keramik- und Glasindustrie, Verwendung arsenhaltiger Beiz- und Gerbemittel.6 Beim häufigen Konsum mitunter stark belasteter Nahrungsmittel wie Reis und Reisprodukten ist unter anderem eine Erhöhung des Krebsrisikos möglich.7

Vergiftung mit Arsen – wie diagnostizieren?
Erhöhte Belastungen mit Arsen werden in der Regel über Blut- und Urinuntersuchungen diagnostiziert. Bei Menschen ohne besondere Arsenexposition liegen die Arsenspiegel im Blut zwischen 5 und 15 µg pro Liter und im Urin zwischen 5 und 20 µg pro Liter. Durch den Verzehr arsenhaltiger Nahrung kann die Arsen-Urinkonzentration jedoch kurzfristig auf über 1000 µg pro Liter ansteigen. Deshalb sollten zum Beispiel 2 bis 3 Tage vor der Abnahme von Urin für eine Arsenanalyse kein Fisch, Meeresfrüchte oder Reis verzehrt werden. Einige Labore bieten eine Differenzierung zwischen den Gehalten an organischen und anorganischen Arsenverbindungen an. Chronisch erhöhte Arsenaufnahmen werden häufig auch durch die Analyse von Haaren und Nägeln nachgewiesen, da sich Arsen hier einlagert.1, 8

Kann man eine Arsenvergiftung therapieren?
Akute Vergiftungen mit Arsen werden teilweise symptomatisch oder mit Chelatbildnern wie DMPS (Dimercaptopropansulfonsäure) und DMSA (Dimercaptobernsteinsäure) therapiert. Chelatbildner binden mit Arsen stabile Komplexe, welche über den Urin ausgeschieden werden können. So kann man Arsen aus dem Körper ausleiten. Chronische Arsenvergiftungen werden mitunter ebenfalls mit Chelatbildnern behandelt. Der Einsatz ist hier allerdings noch teilweise umstritten. Vor allem sollte bei einer chronischen Arsenvergiftung jedoch eine weitere Arsenaufnahme vermieden werden.1, 4
Wichtig zu wissen: Neben Arsen kann auch die erhöhte Aufnahme von Schwermetallen wie Quecksilber, Blei und Cadmium aus belasteter Nahrung oder kontaminiertem Trinkwasser zu Vergiftungserscheinungen und Erkrankungen führen. Ob und wie Sie Schwermetalle ausleiten können, erfahren Sie in unserem Ratgeber „Kann man Schwermetalle ausleiten? Chelat-Therapie & andere Verfahren“.

Arsen als Heilmittel?
Arsenhaltige Heilmittel und Medikamente haben eine lange Tradition. So wird unter anderem das arsenhaltige „Melarsoprol“ teilweise noch immer bei fortgeschrittenen Stadien der Schlafkrankheit eingesetzt. In der Chemotherapie seltener Formen der Leukämie wird teilweise Arsentrioxid (Arsenik) verwendet.1 Wegen des hohen Risikopotenzials sollten arsenhaltige Arznei- und Heilmittel jedoch keinesfalls ohne Absprache mit einem Facharzt eingenommen werden!

Schon gewusst?
In einer amerikanischen Studie wurde neben den Schwermetallen Blei und Cadmium auch Arsen in Tampons nachgewiesen. Ob die Studienergebnisse auf in Deutschland erhältliche Tampons übertragbar sind, kann aus den Studienergebnissen nicht abgeleitet werden. Das Bundesinstitut für Risikobewertung sieht bisher jedoch unter anderem aufgrund der geringen Metallkonzentrationen in Tampons keine Gesundheitsgefährdung durch die Hygieneartikel.9
Weitere Infos zu Schwermetallen und Arsen in Tampons liefert unser Ratgeber „Blei und Arsen in Tampons – Echte Gefahr oder unbegründete Sorge?“.

Trinkwasser auf Arsen testen lassen
Wie bereits erwähnt, können mitunter erhöhte Konzentrationen von Arsen in Trink- bzw. Leitungswasser auftreten. Deshalb umfasst unser breites Angebot an Trinkwassertests auch den Wassertest Arsen. Dieser ist neben Leitungswasser ebenso für die Analyse von Brunnenwasser geeignet.
Die Probenahme für den Test können Sie übrigens einfach selbst vornehmen. Nach Einsendung per Post erfolgt die Analyse in unserem spezialisierten Partnerlabor.

✔️ Gezielt auf Arsen testen
✔️ Analyse im akkreditierten Fachlabor
✔️ Leicht verständlicher Ergebnisbericht

Haftungsausschluss
Alle medizinischen Informationen in diesem Artikel wurden sorgfältig von uns aus den genannten Quellen zusammengetragen. Für die Richtigkeit, Aktualität und Vollständigkeit der Informationen können wir nicht garantieren. Wenden Sie sich bei Beschwerden stets an einen Facharzt.
Das könnte Sie ebenfalls interessieren:
1Vgl.: Pharmazeutische Zeitung: Arsen, mörderisch und heilsam zugleich. 2004.
2Vgl.: Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES): Arsen. 2024.
3Vgl.: Bundesinstitut für Risikobewertung: Reis und Reisprodukte enthalten viel anorganisches Arsen. 2015.
4Vgl.: DocCheck Flexikon: Arsenintoxikation. 2025.
5Vgl.: Wiley Online Library, Chem. Unserer Zeit, 212 (abgerufen über LMU München): Ein Element schreibt Kriminalgeschichte, Arsenvergiftungen. 2012.
6Vgl.: Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung: Diagnosen, Abschnitt: Arsen oder seine Verbindungen. 2025.
7Vgl.: Bundesinstitut für Risikobewertung: Fragen und Antworten zu Arsengehalten in Reis und Reisprodukten. 2020.
8Vgl.: Diamedis Diagnostische Medizin Sennestadt GmbH: Diagnostische Medizin Sennestadt, Abschnitt:Arsen im Urin. 2025.
9Vgl.: Pharmazeutische Zeitung: Arsen, Blei und Cadmium in Tampons gefunden. 2024.