
Enterokokken im Urin: Ursachen & Erkrankungen, geeignete Nachweismethoden, Behandlungsmöglichkeiten
Enterokokken-Bakterien im Urin deuten in der Regel auf Erkrankungen der Harnwege wie Harnwegsinfektionen hin. Wie gelangen Enterokokken in den Urin? Ist zum Beispiel ein Nachweis von Enterococcus faecalis im Urin gefährlich? Gibt es Urinteststreifen für Enterokokken? Wie werden Infektionen mit Enterokokken behandelt? Die Antworten und viele weitere Infos zum Themenbereich „Enterokokken im Urin“ liefert unser nachfolgender Praxis Ratgeber. (Stand Dezember 2024).
Inhalt

Was sind Enterokokken?
Enterokokken sind grampositive Bakterien (blaue Färbung unter Lichtmikroskop bei „Gram-Färbung-Test“ mit Iod) mit einer kugel- bzw. kokkenförmigen Struktur. Die Bakterien sind in der Umwelt weit verbreitet und kommen unter anderem natürlich in der Darmflora (residente Flora) von Menschen und Tieren vor. Bisher sind über 17 Arten von Enterokokken bekannt. Beim Menschen lösen Enterococcus faecalis und Enterococcus faecium am häufigsten Erkrankungen aus.1 Viele weitere Informationen zu Enterokokken erhalten Sie in unserem Ratgeber „Enterokokken – Infektion, Gefahren, Symptome und Behandlung“.

Enterokokken im Urin nachgewiesen – was bedeutet das?
Werden Enterokokken im Urin nachgewiesen, deutet dies häufig auf eine Harnwegsinfektion hin. Anzumerken ist hier jedoch, dass der Nachweis von Enterokokken oft nicht ausreichend ist, um bestimmte Erkrankungen der Harnwege sicher zu diagnostizieren. Dazu sind meist weitere Schritte bzw. Methoden wie zum Beispiel Ultraschalluntersuchungen, Blasenspiegelungen sowie die Beurteilung vorliegender Beschwerden nötig. Teilweise werden Enterokokken auch mit anderen Erregern wie Coli-Bakterien gemeinsam als sogenannte „Mischinfektion“ nachgewiesen. Unter anderem können die folgenden Erkrankungen mit Enterokokken im Urin in Verbindung stehen:2, 3
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Blasenentzündung (Zystitis)
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Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis)
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Entzündung der Prostata (Prostatitis)
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Infektion der Harnröhre (Urethritis)
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asymptomatische Bakteriurie (Nachweis von Bakterien ohne Beschwerden/Symptome)

Wie kommt es zu Harnwegsinfektionen mit Enterokokken?
Harnwegsinfektionen mit Enterokokken werden beim Menschen meist endogen durch Enterokokken der Darmflora verursacht. Dabei kommt es oft zu einer Keimverschleppung vom Anus mit Aszension (Aufsteigen) in die Harnwege.3 Frauen sind von Harnwegsinfektionen wie Blasenentzündungen deutlich häufiger betroffen als Männer. Dies liegt unter anderem an anatomischen Unterschieden wie der deutlich kürzeren Harnröhre bei Frauen, welche das Aufsteigen von Keimen begünstigt. Hormonelle Veränderungen während der Wechseljahre erhöhen das Erkrankungsrisiko bei Frauen zusätzlich.4

Teststreifen oder Laboruntersuchung – wie werden Enterokokken im Urin nachgewiesen?
Da zum Beispiel verschleppte Harnwegsinfektionen mitunter zu einer Nierenbeckenentzündung führen, ist der sichere Nachweis von Keimen wie Enterokokken im Urin sehr wichtig. Mit einfachen Urinteststreifen zur Selbstkontrolle können Enterokokken wie Enterococcus faecalis im Urin allerdings nach unseren Recherchen nicht sicher nachgewiesen werden. Zudem verursachen Enterokokken häufig auch kein Nitritim Urin, sodass ein negativer Nitritbefund auf den Testreifen eine Infektion mit Enterokokken nicht ausschließt.5 Für die Verwendung von geschultem Personal in Arztpraxen oder Krankenhäusern gibt es jedoch Urinteststreifen, die über ein „selektives Enterococcus-Medium“ verfügen, welches den Nachweis von Enterokokken erlauben soll.6
Die Standardmethode zum Nachweis von Enterokokken ist jedoch meist die Urinuntersuchung in einem Labor. Bei dieser wird eine Urin- bzw. Keimkultur auf Nährböden angezüchtet. Je nach Untersuchungsmethode ist hier ein spezifischer Nachweis der Keimart bzw. Keimunterart möglich. Oft werden die Keime dabei auch gleich auf mögliche Resistenzen gegen Antibiotika getestet (Antibiogramm), was eine gezielte Therapie erleichtert.7

Therapie bei Enterokokken im Urin
Die Therapie bei Enterokokken im Urin richtet sich nach Faktoren wie der diagnostizierten Erkrankung, der Ausprägung begleitender Symptome wie Schmerzen, eventuell bestehender weiterer Erkrankungen etc. Insgesamt kann die Behandlung von bakteriellen Infektionen der Harnwege wie häufig wiederkehrender (rezidivierender) Harnwegsinfekte selbst für Ärzte eine Herausforderung sein. Begeben Sie sich daher bei entsprechenden Beschwerden in die Hände eines Facharztes und lassen Sie sich über mögliche Therapieoptionen informieren.
Häufig werden Infektionen der Harnwege mit Enterococcus faecalis oder anderen Keimen wie Escherichia coli mit Antibiotika therapiert. Inzwischen sind viele Keime einschließlich Enterokokken jedoch gegen gängige Standardantibiotika resistent, sodass hier oft ohne gezielte Resistenzbestimmung kein Erfolg mehr erzielt wird.8, 9 Teilweise wird daher bei bestimmten Indikationen wie unkomplizierten Harnwegsinfekten mit zum Beispiel Enterococcus faecalis ohne Antibiotika therapiert. Zu den alternativen Behandlungsmethoden bzw. Wirkstoffen zählen hier unter anderem pflanzliche Phytotherapeutika mit einer Kombination aus Tausendgüldenkraut, Liebstöckelwurzel und Rosmarinblättern oder eine rein symptomatische Therapie mit dem Schmerzmittel Ibuprofen. Bei rezidivierenden Blasenentzündungen der Frau haben sich als Antibiotikaalternative zum Beispiel mitunter auch die Einnahme von D-Mannose (gehört zu den Einfachzuckern) oder Senföle aus Kapuzinerkresse und Meerrettichwurzel (z. B. Angocin®) bewährt. Bei unkomplizierten Blasenentzündungen liegt die Spontanheilungsrate (keine Therapie) innerhalb einer Woche zudem bei 30 bis 50 %.9, 2

Schon gewusst?
Enterokokken können neben Harnwegsinfektionen auch andere Infektionen wie Abszesse im Bauchbereich (oft Mischinfektionen mit anderen Darmkeimen), Wundinfektionen sowie Infektionen der Herzinnenhaut mit häufiger Beteiligung der Herzklappen (Endokarditis) hervorrufen. Während bei Wundinfektionen meist Schmierinfektionen mit dem Keim ursächlich sind, wird eine Endokarditis durch eine Absiedlung von in den Blutkreislauf eingeschwemmten Bakterien (Bakteriämie) verursacht.3 Neben der direkten Keimverschleppung im Bereich des Anus können Enterokokken auch über die Hände oder kontaminierte Flächen übertragen werden.10

Warum Trinkwasser auf Enterokokken testen?
Enterokokken zählen neben coliformen Keimen zu den Indikatorparametern bzw. Indikatorkeimen für fäkale Verunreinigungen von Trinkwasser. Selbst wenn schwerwiegende Infektionen durch oral aufgenommene Enterokokken relativ selten sind, geht der Nachweis von Enterokokken im Trinkwasser häufig mit anderen Fäkalkeimbelastungen einher, die manchmal beispielsweise zu schweren Durchfallerkrankungen führen.11 Enterokokken bzw. Fäkalkeime können unter anderem durch Schmutzeinträge infolge defekter Rohrleitungen und Überschwemmungen in das Trinkwassernetz gelangen. Eindringendes Oberflächenwasser, Kadaver von Kleintieren, verunreinigte Filter etc. zählen bei privat betriebenen Brunnen zu den möglichen Keimquellen.
Unser umfangreiches Angebot an Trinkwassertests enthält unter anderem eine Wasseranalyse Enterokokken. Für Brunnenwasser empfehlen wir den Brunnenwassertest Hygiene, welcher neben Enterokokken auch coliforme Keime abdeckt. Die Probenahme für die Tests können Sie mit der in den Testkits enthaltenen Anleitung einfach selbst vornehmen. Nach Einsendung per Post erfolgt die Probenauswertung in unserem spezialisierten Partnerlabor.

Haftungsausschluss
Alle medizinischen Informationen in diesem Artikel wurden sorgfältig von uns aus den genannten Quellen zusammengetragen. Für die Richtigkeit, Aktualität und Vollständigkeit der Informationen können wir nicht garantieren. Wenden Sie sich bei Beschwerden stets an einen Facharzt.

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Einzeluntersuchung auf Enterokokken
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Probenahme selbst durchführbar
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geeignet für Trinkwasser, Betriebswasser, Brunnenwasser
Das könnte Sie ebenfalls interessieren:
1Vgl.: MSD Manual: Enterokokken-Infektionen. 2023.
2Vgl.: Deutsche Apotheker Zeitung: Es muss nicht immer ein Antibiotikum sein! Die aktualisierte Leitlinie zur Behandlung unkomplizierter Harnwegsinfekte. 2017.
3Vgl.: Uniklinikum Erlangen: Enterokokken. 2003.
4Vgl.: Universitätsklinikum Freiburg: Hilfe für die entzündete und gereizte Blase. 2017.
5Vgl.: Pharmazeutische Zeitung: Schnelltests, Was der Urin verrät. 2017.
6Vgl.: Aidian Germany GmbH: Uricult-Tests. 2024.
7Vgl.: Frauenärzte im Netz: Blasenentzündung: Diagnostik. 2024.
8Vgl.: Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit: Stellungnahme der ZKBS zur Risikobewertung von Enterococcus faecalis Stämme S1/01/00 bis S1/10/00. 2004.
9Vgl.: Aerzteblatt.de: Akute Harnwegsinfektionen: Auch ohne Antibiotika zum Ziel. 2016.
10Vgl.: RKI: Hygienemaßnahmen zur Prävention der Infektion durch Enterokokken mit speziellen Antibiotikaresistenzen. 2018.
11Vgl.: Gesundheitsamt Landeshauptstadt Stuttgart: Informationen zu mikrobiologischen Parametern und deren Überschreitung in Trinkwasser-Installationen. 2023.