Heuraufen für Pferde: Anforderungen und Gefahren
Eine Heuraufe ist ein Gestell für Heu oder auch anderes Raufutter wie Stroh und Heulage. Sie kann in der Box im Stall angebracht sein oder für eine Herde auf dem Paddock als Fressstand zur Verfügung stehen.
Heuraufen bestehen meistens aus Holz, Metall oder Kunststoff, können rund oder eckig sein. Sie stehen meist auf dem Boden oder sind in der Ecke oder an der Wand der Box angebracht. Zur Futteraufnahme müssen die Pferde mit ihren Köpfen durch senkrechte Gitterstäbe oder das Heu durch Netze hindurch rupfen (Wortbedeutung “Raufe” von ahd. roufen: “rupfen, zausen, ausreißen”.1
Eine Heuraufe kann eine echte Erleichterung bei der Fütterung der Pferde sein, sie birgt aber auch Gefahren. In diesem Ratgeber erfahren Sie, wie eine Heuraufe für Ihre Pferde beschaffen sein sollte und wie Sie Gefahren umgehen können.
Inhalt
Heuraufe für das Pferd: Vorteile bei der Fütterung
Pferde benötigen für eine gesunde Verdauung mindestens 12 Stunden am Tag Raufutter in guter Qualität.2 Häufig bietet es sich bei den Haltungsformen in Pferdegruppen an, Heu ad libitum (zur freien Verfügung) bereitzustellen. Damit das Heu möglichst sauber und trocken bleibt, wird es den Pferden in Heuraufen angeboten.
Bei Pferdegruppen mit leichtfuttrigen Pferden kann das Heu in den meisten Raufen zusätzlich mit einem Heunetz abgedeckt werden, damit die Pferde weniger Heu auf einmal aufnehmen. Zudem sorgen Heunetze bei allen Pferden dafür, dass sie langsamer fressen und somit länger mit der Heuaufnahme beschäftigt sind, was auch förderlich für die Verdauung ist.3
Auch bei der Boxenhaltung können Heuraufen Vorteile mit sich bringen. Der Futterverlust ist geringer, da das Heu sich nicht mit der Einstreu mischt und verschmutzt wird. Zudem können Heuraufen an der Boxenfront angebracht werden. Dadurch sind sie gut von der Stallgasse zu befüllen, ohne die Boxengröße zu minimieren.4 Das bringt dem Pferdehalter Zeitersparnis bei der Arbeit im Stall und die Pferde sind häufig länger mit dem Fressen beschäftigt.5
Anforderungen an eine Heuraufe für Pferde
Damit Heuraufen ihren Zweck erfüllen und keine Gefahr für die Pferde bergen, ist es wichtig, dass einige Anforderungen erfüllt werden. Hier eine Übersicht6 7:
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Pferde sollten nicht hineinsteigen oder mit den Hufen hängenbleiben können.
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Raufen mit Gitterstäben sollten aus einem schwer verformbaren Metall bestehen. (Rohrstärke am besten ¾ bis 1 Rohrzoll)
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Abstände der Stäbe: ca. 5 cm
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Alle 80 cm eine Lücke von 30 bis 35 cm für den Pferdekopf
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Zugang von allen Seiten
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Möglichst schwer und im Boden verankert
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Heunetze müssen mindestens eine Maschenweite von 4 cm aufweisen.
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Heuraufe draußen: erhöht, mit festem Untergrund und Überdachung, um Nässe und Matsch fernzuhalten und Pferden beim Fressen die Möglichkeit eines trockenen Unterstandes zu bieten
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Heuraufe Box: physiologische Fresshöhe (unterhalb Widerristhöhe), max. 60 cm Bodenhöhe der Raufe
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Genug Heuraufen für alle Pferde
Diese Anforderungen sind notwendige Voraussetzungen, ganz gleich, ob die Heuraufen gekauft oder selbst gebaut werden, damit keine Verletzungen oder gesundheitliche Probleme entstehen.
Automatische Heuraufen
Es gibt nicht nur automatische Fütterung für Kraftfutter, sondern auch für Heu. Diese Heuraufen öffnen und schließen sich zu bestimmten Zeiten. Gerade bei Pferden, die sehr leichtfuttrig sind oder ein paar Kilos abnehmen müssen, bieten sich solche Automaten an. Sie geben den Pferden Fresspausen vor und nehmen damit Einfluss darauf, wie viel ein Pferd frisst.8
Auch bei Heuautomaten gilt, dass Fresspausen nicht länger als 4 Stunden dauern dürfen.
Holz-Heuraufe für Pferde: Besser als Metall?
Heuraufen gibt es aus unterschiedlichen Materialien: Holz, Metall und Kunststoff. Besonders häufig finden sich allerdings Heuraufen aus Metall. Und dies hat Gründe:
Zum einen ist es empfehlenswert, dass das Holz einer Raufe mindestens die Stärke einer Boxenwand aufweist: 2,5 bis 4 cm.9 Das macht eine stabile Holzraufe etwas teurer. Dünneres Holz gibt den Pferdestärken eher nach und sorgt daher für ein erhöhtes Verletzungsrisiko.
Zum anderen sind Pferde von Natur aus neugierig und knabbern gern an Holz, aber auch an Kunststoff. Neben der Gefahr, dass die Heuraufe darunter leidet, können sich die Pferde an Splittern verletzen. Zudem entstehen so scharfe Kanten, die ebenfalls ein Verletzungsrisiko bergen.
Heuraufen aus Metall sind gegen die Kräfte von Pferden stabiler und werden nicht so schnell von neugierigen Pferden zernagt.10
Heuraufe für Pferde auf dem Paddock: Gefahren und Vermeidung
Heuraufen für Pferde sind so beschaffen, dass sie nicht hineinsteigen können. Das bedeutet, dass der Rand der Raufe hoch genug ist oder – wenn eine Raufe mit Gitterstäben genutzt wird – die Stäbe an den Stellen, an denen das Pferd mit dem Kopf hindurch kann, nicht breiter als 35 cm sind. Anderenfalls besteht die Gefahr, dass das Pferd mit den Schultern hindurchgeht und steckenbleibt. Für ein Fluchttier eine sehr gefährliche Situation, da es Panik bekommen und sich verletzen kann.11
Zudem dürfen die anderen Gitterstäbe nicht weiter als 5 cm auseinander sein, damit kein Huf darin hängenbleiben kann.
Die Überdachung der Heuraufen auf dem Paddock muss eine Höhe von 1,5 x Widerristhöhe vorweisen, damit Pferde sich nicht den Kopf stoßen. Der Boden unter diesen Heuraufen ist bestenfalls bei Nässe rutschfest und belastbar (Beispiel: Paddockplatten).12
Sämtliche Ecken und Kanten der Heuraufe sind, um Verletzungen oder ein Hängenbleiben mit dem Halfter zu vermeiden, abgerundet.13
Dienen Heuraufen Pferdegruppen als stetiger Fressplatz, ist es von Vorteil, dass die Heuraufen von allen Seiten zugänglich sind und genügend Heuraufen für alle Pferde vorhanden sind (4 Pferde = 1 Heuraufen). So haben rangniedrige Pferde eine Chance, genügend Heu zu fressen und es gibt weniger Rangeleien ums Heu – also auch weniger Verletzungsgefahren durch Bisse und Tritte.14
Heuraufe für die Pferdebox: Gefahren und Vermeidung
Hängt eine Heuraufe höher als 60 cm an der Wand der Box, kann das Pferd nicht mehr in physiologischer Höhe fressen. Das kann Probleme mit der Halswirbelsäule mit sich bringen. Zudem rieseln Heu und Staub in die Augen der Pferde. Das kann Augenentzündungen auslösen.15
Ist ein Fohlen mit in der Box, ist davon abzuraten, Heuraufen mit Gitterstäben zu verwenden, da die kleinen Hufe auch in kleinen Abständen hängen bleiben können.16
Heuraufen selber bauen oder kaufen: Regelmäßige Kontrolle ist wichtig
Im Netz finden sich bereits viele Anleitungen, um Heuraufen selbst zu bauen. Was natürlich kein Problem ist, wenn sich der Pferdehalter an die Anforderungen an Heuraufen hält. Aber ganz gleich, ob die Heuraufe selbst gebaut oder gekauft wurde, ist eine regelmäßige Kontrolle und Überwachung des Zustandes der Heuraufen wichtig.
Die Heuraufen erfüllen im Neuzustand die Anforderungen, damit keine Gefahr von ihnen ausgeht. Aber die Heuraufen sind der Witterung und dem Stallklima ausgesetzt. Das Material, ganz gleich, ob Holz, Metall oder Kunststoff, ermüdet und bricht. Genau hier entstehen dann Kanten und scharfe Ecken oder Gitterstäbe lösen sich und der Zwischenraum wird zur Gefahr des Hängenbleibens und Verletzens.
Daher ist es wichtig, dass der Pferdehalter stetig die Heuraufen kontrolliert und schnellstmöglich repariert 17.
Heuraufe für Pferde: Fazit
Für Pferdehalter kann eine Heuraufe eine echte Arbeitserleichterung sein. Bei Boxenpferden können Heurationen leichter gefüttert werden. In der Gruppenhaltung draußen kommen viele Pferde an Heu zur freien Verfügung. Dabei steht das Heu geschützt vor Nässe und Verschmutzung.
Mit den Tipps auf dieser Seite kann die Fütterung mit Heuraufen eine nahezu gefahrlose Art sein, Pferden ihr Raufutter zu geben. Durch eine regelmäßige Kontrolle – täglich – lassen sich Schäden und Gefahren sofort identifizieren und schnellstmöglich beseitigen.
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1 Vgl.: https://de.wiktionary.org/wiki/Raufe, 29. Mai 2023
2 Vgl.: FN-Praxishandbuch für Pferdehalter, FN Verlag, 2018, S.95f.
3 Vgl.: Hoffman, Gerlinde: Pferdehaltung, Ställe und Reitanlagen. FN Verlag, 2019, S.122ff.
4 Vgl.: DLG e.V. (Hg.): DLG-Merkblatt 419. 2016, S. 9. Abgerufen am 30.10.2024.
5 Vgl.: Hoffman, Gerlinde: Pferdehaltung, Ställe und Reitanlagen. FN Verlag, 2019, S.147ff.
6 Vgl.: a. a. O., S.122ff.
7 Vgl.: BMEL (Hg.) Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltung unter Tierschutzgesichtspunkten 2009, S. 22. Abgerufen am 30.10.2024.
8 Vgl.: Hoffman, Gerlinde: Pferdehaltung, Ställe und Reitanlagen. FN Verlag, 2019, S.122ff.
9 Vgl.: BMEL (Hg) Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltung unter Tierschutzgesichtspunkten 2009, S.23 Abgerufen am 30.10.2024
10 Morell, Sven und Peggy: Risiko Heuraufe: An welchen Modellen Pferde sicher fressen, Pferde Revue Online,2020
11 Vgl.: ebd..
12 Vgl.: Hoffman, Gerlinde: Pferdehaltung, Ställe und Reitanlagen. FN Verlag, 2019, S.122ff.
13 Vgl.: ebd..
14 Vgl.: ebd..
15 BMEL (Hg.) Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltung unter Tierschutzgesichtspunkten, 2009, S. 22. Abgerufen am 30.10.2024.
16 Vgl.: Dietbert, Arnold: Pferdewirtprüfung Bd.3 - Formeln und Faustzahlen, Books on Demand, 2019, S.121.
17 Vgl.: Hoff Hoffman, Gerlinde: Pferdehaltung, Ställe und Reitanlagen. FN Verlag, 2019, S.136f.