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Entstehung von EMS bei Pferden: Übergewicht als Problem

Das Pferd als Lauftier, das sich ursprünglich in kargen Steppen mit viel Bewegung und wenig energiereicher Nahrung lebte, ist auf das heutige Leben mit „fetten“ Wiesen, einem übermäßigen Angebot an Kraftfutter und oftmals zu wenig Bewegung gar nicht eingestellt. Mit der Domestizierung wurde vieles leichter und bequemer für die Pferde – nicht unbedingt förderlich für ihre Gesundheit. Das ist so wie beim Menschen, wenn er mit den Chips auf dem heimischen Sofa eine Serie streamt – gemütlich, aber bei übermäßigem Konsum führt es zu Übergewicht und daraus folgen gesundheitliche Probleme, die sogenannten Wohlstandskrankheiten. Beim Equinen Metabolischen Syndrom handelt es sich genau um solch eine Erkrankung. 

EMS beim Pferd ist eine endokrine Störung des Zuckerstoffwechsels, die aufgrund von zu viel Körpergewicht und zu wenig Bewegung entsteht. Warum sie bei einigen übergewichtigen Pferden entsteht und bei anderen nicht, ist noch nicht ganz geklärt. So gehen Wissenschaftler der Equine Endocrinology Group (EEG) davon aus, dass einige Rassen, wie Shettys, Isländer und andere Robustrassen eine genetische Disposition dafür haben. Grundsätzlich ist aber jedes Pferd mit Übergewicht und bewegungsarmer Haltung gefährdet.2 

Das Equine Metabolische Syndrom beim Pferd entsteht dadurch, dass die Fettzellen bei ihrer Adipositas proinflammatorische (entzündungsfördernde/krankmachende) Eigenschaften entwickeln. Seit einigen Jahren ist bekannt, dass übermäßiges Fettgewebe Hormone (Adipokine) und Zytokine (Botenstoffe zwischen den Zellen) produziert und diese zu massiven Stoffwechselstörungen führen. Im Fall von EMS zu einer Insulinresistenz und dauerhaft erhöhtem Blutzucker.3 

Gut zu wissen: Bei einer Insulinresistenz ist die Wirkung des Insulins reduziert. Die Zellen, die Zucker verbrauchen (Muskeln, Leber etc.), sprechen nicht mehr auf Insulin an. Dementsprechend wird der Zucker auch nicht mehr aufgenommen und bleibt im Blut oder wird als Energie für neue bzw. größere Fettzellen genutzt. Das wiederum sorgt für mehr Ausschüttung von Insulin – ein Teufelskreis für die Gesundheit des Pferdes.4

Die Insulinresistenz und der dauerhaft erhöhte Blutzucker sind Auslöser für:

  • Toxische Hufrehe 
  • Erhöhte Blutfettwerte und gefährliche Verfettung der Organe 
  • Bluthochdruck 

Besonders die Hufrehe ist eine schmerzhafte bis sogar tödliche Konsequenz für das Pferd. Umso wichtiger ist es, die Symptome von EMS frühzeitig zu erkennen und es schnellstmöglich zu behandeln.

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Das Equine Metabolische Syndrom des Pferdes: Symptome

Unter EMS versteht der Fachmann eine Sammlung von unterschiedlichen Symptomen und Risikofaktoren für eine mit Hyperinsulinämie (Insulinresistenz) assoziierte Hufrehe. Bis es zur Hufrehe kommt, zeigen sich eine Reihe anderer Symptome, die allerdings auch bei ECS (Equines Cushing Syndrom beim Pferd) auftreten. Eine genaue Diagnose ist daher essentiell für die Behandlung der Pferde.6 

Ein klassisches Symptom beim EMS Pferd sind die Fettdepots am Mähnenkamm, an der Kruppe, am Schweifansatz und über den Augen. Dieses Fett ist in der Regel auch das, was für eine hohe Insulinausschüttung sorgt. Weitere EMS Symptome sind:

  • Generelle Adipositas 
  • Schwitzen ohne Anstrengung 
  • Müdigkeit/Lethargie/Leistungsabfall 
  • Muskelabbau, der durch das Fett verschleiert wird 
  • Stumpfes Fell 
  • Kotwasser 
  • Erhöhte Wasseraufnahme und dadurch erhöhter Urinabsatz 
  • Schwaches Immunsystem und erhöhte Infektionsanfälligkeit 
  • Fruchtbarkeitsstörung bei Stuten 
  • Chronisch verlaufende Hufrehe. 

Schon bei der Adipositas und den Fetteinlagerungen ist es ratsam, einen Tierarzt zu konsultieren, welche Diät sinnvoll wäre, und eine Diagnostik zu machen, wenn das Pferd gar nicht so recht Gewicht verlieren möchte. Auch das kann ein Anzeichen des metabolischen Syndroms bei Pferden sein. 

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EMS beim Pferd: Diagnostik durch den Tierarzt lebenswichtig

Grafische Darstellung der Glukosetoleranz bei einem Pferd mit EMS und einem Pferd ohne EMS.

Da die reine Symptomatik gerade am Anfang der EMS Krankheit kaum bis gar nicht vom ECS zu unterscheiden ist, ist die entsprechende Diagnostik durch einen Tierarzt wichtig, um Pferde richtig zu behandeln und vor allem eine chronische Hufrehe zu verhindern. 

Der bevorzugte Standardtest ist der orale Glukosetoleranz-Test (OGT). Dabei ist es wichtig, dass das Pferd vor dem Test mindestens 6 Stunden keinen Zugang zu Futter hatte. Dann wird Blut abgenommen und ein Nüchternwert von Blutzucker und Insulin ermittelt. Danach bekommt das Pferd Zuckerwasser verabreicht (1 g Glucose/1 kg Körpergewicht). Zwei Stunden später wird noch einmal eine Blutprobe genommen. Pferde mit EMS haben nach diesem Test einen hohen Blutzuckerspiegel (bei gesunden Pferden ist der Spiegel bereits nach 2 Stunden deutlich niedriger). Es ist sinnvoll, den Test nach 3 Wochen zu wiederholen, wenn das Pferd Schmerzen oder Stress zum Zeitpunkt des Tests hatte. Beide Faktoren haben Einfluss auf das Testergebnis. Ebenfalls ist es empfehlenswert, einen ACTH-Test zu machen, um Cushing ausschließen zu können.

Exemplarische Darstellung des Glukoseverlaufs bei einem gesunden Pferd im Vergleich zu einem Pferd mit Equinem Metabolischen Syndrom (EMS) nach oraler Glukosebelastung.

Gut zu wissen: EMS ist nicht das Gleiche wie Diabetes beim Pferd. Es ist vielmehr die Folge durch die Insulinresistenz, die bei Erkrankungen wie Cushing und EMS entsteht. 

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EMS: Pferde richtig behandeln

Pferde mit EMS benötigen eine passende, manchmal langwierige Behandlung, damit die Krankheit wieder verschwindet. Das Wichtigste dabei ist tatsächlich: Je früher es erkannt wird, desto besser. Bei EMS Pferden muss in erster Linie an der Fütterung geschraubt werden, damit sie Gewicht verlieren. Zudem sind ausreichend freie Bewegung und ein angepasstes Training wichtig, um Energie abzubauen. Da häufig bei fortgeschrittenem EMS Hufrehe einhergeht, ist diese vorerst vom Tierarzt und Hufschmied zu behandeln, bevor das Training ein Behandlungsgegenstand wird. Ist die Möglichkeit gegeben, können Pferde in der Zeit der abklingenden Hufrehe schwimmen gehen.9

Bei der Umstellung der Fütterung sollte eine Nulldiät vermieden werden. Diese kann andernfalls zu einer Fettanreicherung im Blutkreislauf sorgen (Hyperlipidämie) und zu einer lebensgefährlichen Verfettung der Organe führen.10 

Unsere Empfehlung zur Diät eines Pferdes mit EMS:11

  1. Heu so füttern, dass es langsam gefressen wird (engmaschiges Heunetz, Fressbremse). 
  2. Heu waschen, um Kohlenhydrate herauszuspülen (30 Minuten in Wasser tauchen, dann gut abtropfen lassen) 
  3. 1,2 bis 1,5 kg Heu pro 100 kg Körpergewicht sind ausreichend. 
  4. Genügend Mineralien (Zink, Chrom, Magnesium) zufüttern, falls nötig – Eisen vermeiden, da dies blutzuckersteigernd ist. 
  5. Vitamin A und E sind ebenfalls wichtig für den Aufbau von Muskulatur. 
  6. Getreide, Zucker und Stärke im Futter meiden. 
  7. Weidegang nur auf abgefressenen Weidestücken oder solchen mit energiearmen Gras (Magerweide). 
  8. Esparsette-Cobs liefern wichtige Aminosäuren für die Muskeln. 
  9. Kräuter wie Brennnesseln, Klebkraut, Salbei und Melisse regen Stoffwechsel und Verdauung an. 
  10. Äste von Obstbäumen zum Knabbern und gegen Langeweile anbieten. 

Die Versorgung mit Vitaminen und vor allem Mineralien während der Gewichtsreduktion ist notwendig. Gerade hier kann es ungewollt zu einer Mangelversorgung kommen. Es ist allerdings nicht sinnvoll, diese einfach nach Belieben durch Zusatzfutter zu ergänzen. Ein Bluttest beim Tierarzt und eine Haarmineralanalyse, wie Sie sie bei Checknatura finden, geben Aufschluss darüber, was wirklich fehlt und was sinnvoll ist, für Ihr EMS-Pferd hinzuzufüttern. Vorteil einer Haarmineralanalyse: Ein Blutbild zeigt nur den aktuellen Mineralstoffstatus am Tag der Probenentnahme. Die Haarmineralanalyse bildet dagegen die Versorgung über mehrere Wochen oder Monate ab, denn die Probe kommt von dem Ort, an dem die Nährstoffe in richtiger Menge vorhanden sein sollten. Sie eignet sich daher besonders zur Erkennung chronischer Mängel oder Überversorgungen. 

Neben einer Umstellung der Fütterung ist Bewegung zur Gewichtsreduktion ein wichtiger Faktor. Ausreichend freie Bewegung im Offenstall, auf Paddock oder Magerwiese sowie Spaziergänge mit langsam ansteigender Dauer sind ein guter Beginn für ein sinnvolles Training. Sind die ersten Kilos runter, kann das Training um kurze Ausritte und Longiereinheiten ergänzt werden. Vermeiden Sie eine Überlastung beim Training, damit der Kreislauf und die Gelenke des Pferdes nicht darunter leiden. Eine Gewichtsreduktion von 1 bis 1,5 % Körpergewicht pro Woche ist ausreichend.12

Sofortmaßnahmen-Icon

Fazit: Sie können EMS bei Ihrem Pferd vermeiden

Es gibt Pferde, die rassebedingt zu Übergewicht und häufig auch zu EMS neigen. Hier gilt es, auf eine ideale Fütterung zu achten. Das bedeutet, ausreichend Raufutter für die Verdauung und Kraftfutter an das Training anzupassen. Zusätzliches Mineralfutter in sinnvoller Menge sorgt für die optimale Versorgung der leichtfuttrigen Pferde. 

Neben der angepassten Fütterung und der Vermeidung von zu vielen Kilos auf den Pferderippen ist eine artgerechte Haltung mit ausreichend freier Bewegung und Gesellschaft durch Artgenossen förderlich, um EMS zu vermeiden. 

Und zu guter Letzt tragen Sie mit einem sinnvollen Training durch Spaziergänge, Ausritte und Einheiten auf dem Reitplatz zu ausreichender und gesunder Bewegung dazu bei, dass EMS bei Ihrem Pferd wenig Chancen hat, Chaos im Stoffwechsel zu verursachen. 

Quellen: 

1Vgl.: Sitzenstock, Dr. Patricia: EMS bei Pferden, 20.08.2024, abgerufen am 24.10.2025. 

2Vgl.:Vervuert, I. und Coenen, M., Pferdefütterung, Thieme Verlag, 6. Auflage, 2020, S. 325 f. 

3Vgl.: Cavallo: Die 100 wichtigsten Pferdekrankheiten, Müller Rüsschlikon Verlag, 1. Auflage 2023, S. 79 ff. 

4Vgl.: Dr.med.vet. Dülffer-Schneitzer: Pferde Gesundheitsbuch, FN Verlag, 5. Auflage 2024, S. 379 ff. 

5Vgl.: a.o.O.  

6Vgl.: Cavallo: Die 100 wichtigsten Pferdekrankheiten, Müller Rüsschlikon Verlag, 1. Auflage 2023, S. 79 ff. 

7Vgl.: deuka-companion.com: EMS beim Pferd: Symptome. Ursachen und Behandlung, abgerufen am 24.10.2025. 

8Vgl.: Pferdeklinik Burgmüggenhausen: Equines Metabolisches Syndrom - EMS, abgerufen am 24.10.2025. 

9Vgl.: Cavallo: Die 100 wichtigsten Pferdekrankheiten, Müller Rüsschlikon Verlag, 1. Auflage 2023, S. 79 ff. 

10Vgl.: FN-Praxishandbuch für Pferdehalter, FN Verlag, 2018, S.119 f.

11Vgl.: Dr.med.vet. Dülffer-Schneitzer: Pferde Gesundheitsbuch, FN Verlag, 5. Auflage 2024, S. 379 ff. 

12Vgl.: a.o.O.