Ist Ihr Puls ausschließlich oder überwiegend beim Aufenthalt in Haus oder Wohnung oder sogar bestimmten Innenräumen erhöht, könnten dafür direkt oder indirekt auch Schadstoffe bzw. Faktoren wie Kohlenmonoxid, Feinstaub oder Lärm verantwortlich sein. Wie genau steigern diese Auslöser die Herzfrequenz? Welche anderen Ursachen gibt es für einen erhöhten Puls? Unser nachfolgender Praxis-Ratgeber liefert die Antworten! (Stand August 2024).
Wichtiger Hinweis: Die in diesem Text enthaltenen gesundheitsbezogenen Aussagen, Tipps und Ratschläge können eine Beratung bzw. Behandlung durch einen Facharzt nicht ersetzen. Es sollen lediglich Denkanstöße zu Symptomen und deren möglichen Verursachern gegeben werden.
Bei Erwachsenen sollte der Ruhepuls etwa zwischen 60 und 80 Herzschlägen pro Minute liegen. Gut trainierte Sportler haben jedoch oft einen deutlich niedrigeren Ruhepuls. Neugeborene und Kleinkinder weisen dagegen oft deutlich erhöhte Ruhepulsraten von 120 bis 140 bzw. 100 bis 120 Schlägen pro Minute auf. Bei Kindern und Jugendlichen liegt der normale Ruhepuls zwischen 80 und 100. Ein zu hoher Pulsschlag wird fachsprachlich als Tachykardie (Herzrasen) bezeichnet. Generell sollte ein Ruhepuls von über 100 immer medizinisch abgeklärt werden.1, 2, 3
Welche Pulsrate unter Belastung (körperliche Aktivität) kritisch bzw. gefährlich ist, hängt unter anderem vom Alter und Gesundheitszustand ab. So sollte beispielsweise bei einem 40-Jährigen eine Pulsrate von 180 auch bei Belastung nicht überschritten werden. Im Alter von 60 Jahren liegt dieser Wert dagegen nur noch bei 160 Schlägen.1, 2, 3
Im Gegensatz zur Messung der Pulsrate unter Belastung sollte die Messung des Ruhepulses mit ausreichendem Abstand zu körperlicher bzw. anstrengender geistiger Aktivität erfolgen. Idealerweise wird der Ruhepuls morgens nach dem Aufwachen oder kurz vor dem Zubettgehen gemessen. Die Pulsrate können Sie leicht selbst mit Stoppuhr und dem Fühlen des Pulses messen. Da die Pulsrate oft natürlichen Schwankungen unterliegt ist es ratsam, die Messung mehrmals zu wiederholen und dann einen Durchschnittswert zu bilden. Der Daumen ist übrigens als „Pulsfühler“ ungeeignet, da dieser häufig selbst über einen stark wahrnehmbaren Pulsschlag verfügt und somit das korrekte Zählen der Pulsschläge stark erschweren kann.1
Die Gründe für eine erhöhte Pulsrate können überaus vielschichtig sein und lassen sich daher im Rahmen dieses Artikels nicht umfassend nennen. Nachfolgend finden Sie eine Auswahl möglicher Auslöser einer erhöhten Herzrate:1, 2, 3, 4
➡️körperliche, geistige und psychische Belastungen
➡️aufputschende Substanzen wie Koffein oder Drogen
➡️fiebrige Infektionskrankheiten
➡️Asthma und andere Auslöser von Atemnot
➡️bestimmte Medikamente (Beipackzettel beachten)
➡️Vergiftungen
➡️Schilddrüsen-Überfunktion
➡️hormonelle Veränderungen (z. B. Wechseljahre)
➡️erniedrigter Kaliumspiegel im Blut
➡️Anämie (Blutarmut)
➡️koronale Herzkrankheit, Herzrhythmusstörungen (z. B. Vorhofflimmern), Schlaganfall
➡️Kohlenmonoxid
➡️Lärm
In diesem Artikel werden wir uns schwerpunktmäßig mit den drei letztgenannten möglichen Auslösern einer erhöhten Pulsrate beschäftigen.
Die Eigen- bzw. „Google-Diagnose“ beim Thema „erhöhte Pulsrate“ gerät unter anderem wegen der sehr vielfältigen Ursachen sehr schnell an ihre Grenzen. Da eine hohe Pulsrate auch auf ernsthafte Erkrankungen bzw. lebensbedrohliche Zustände hindeuten kann, sollten Sie sich bei entsprechender Symptomatik immer in die Hände eines Facharztes begeben und bei akut auftretenden Symptomen den Notruf wählen.
Kohlenmonoxid (CO) ist ein geruchloses, unsichtbares Gas, welches bei Verbrennungsprozessen mit nicht ausreichender Sauerstoffzufuhr entsteht. Kohlenmonoxid kann außer bei Wohnungsbränden unter anderem in defekten, unzureichend gewarteten oder nicht ordnungsgemäß betriebenen Öfen, Kaminen und Heizungsanlagen entstehen. Grills, Autoabgase (Garage, Tiefgarage) sowie Shisha-Rauchen sind weitere mögliche Quellen von Kohlenmonoxid. Eine vielfach wenig bekannte Emissionsquelle von Kohlenmonoxid sind Pellets für Pelletöfen, welche auch bei der Lagerung ohne Verbrennung Kohlenmonoxid freisetzen können. Erhöhte Kohlenmonoxid-Konzentrationen treten oft in schlecht belüfteten Räumen und/oder bei defekter Abluft von Heizungs- und Feuerungsanlagen auf.5
Wird Kohlenmonoxid über die Atemwege aufgenommen, kann dies zu einer Kohlenmonoxid-Vergiftung führen. Zu den Symptomen dieser Vergiftung zählen unter anderem ein beschleunigter Puls, Herzklopfen, Versagen der Muskelkraft, Übelkeit, Schwindel, Kopfschmerzen, Sehstörungen und Verwirrung. Bei einer schweren Vergiftung können beispielsweise Krampfanfälle, Atemnot, Herzrhythmus- und Bewusstseinsstörungen auftreten. Mitunter sind die Folgen einer Kohlenmonoxid-Vergiftung tödlich. So war das Gas im Jahr 2019 deutschlandweit für 535 Todesfälle verantwortlich.5, 6
Erhöhte Konzentrationen von Feinstaub in der Atemluft können die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen. Dabei wird Feinstaub von einigen Experten und Wissenschaftlern als ein ebenso wichtiger Risikofaktor wie die klassischen Risikofaktoren Bluthochdruck, Rauchen, Zuckerkrankheit und hohes LDL-Cholesterin angesehen. Zu den häufigsten Herz-Kreislauf-Erkrankungen zählt die koronare Herzkrankheit (KHK), welche durch eine „chronische Verengung oder den Verschluss einer oder mehrerer Herzkranzarterien“8 gekennzeichnet ist. Als Hauptursache der KHK gilt Arteriosklerose („Arterienverkalkung“). Eine KHK kann Symptome wie Angina Pectoris, Atemnot, Blutdruckabfall, Übelkeit und eine gesteigerte Pulsrate auslösen.7, 8
Feinstaub wird nach der Größe der Partikel in Gruppen eingeteilt. So sind beispielsweise Feinstaubpartikel der Gruppe PM 10 kleiner als zehn Mikrometer und die Partikel der Gruppe PM 2,5 haben eine Größe von weniger als 2,5 Mikrometer. Einen Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen stellen insbesondere Feinstaubpartikel dar, die kleiner als 0,1 Mikrometer sind. Dieser Ultrafeinstaub gelangt über die Lunge leicht in die Blutbahn und die Gefäßwände. Hier kann es dann durch die feinen Partikel zu chronischen Entzündungsprozessen kommen, welche wiederum Arteriosklerose begünstigen. Neben Feinstaubeinträgen aus der Außenluft sind unter anderem Kerzen, Rauchen, Staubsauger ohne Feinstaubfilter, Kochen und Braten sowie einige Bürogeräte (z. B. Tonerstaub) häufige Feinstaubquellen in Innenräumen. Zu den Quellen mit teilweise sehr hoher Feinstaubfreisetzung in Innenräumen zählen aber ebenso offene Kamine und Kaminöfen. Unser Ratgeber „Gesundheitsrisiko Kamin: Belastungen der Raumluft mit Feinstaub und anderen Schadstoffen“ hält zu dieser Feinstaubquelle viele weitere Infos bereit. Im Jahresmittel gilt in Deutschland beispielsweise für PM 2,5 ein Grenzwert von 25 Mikrogramm pro Kubikmeter Raumluft.7, 9
Lärm kann über Stressreaktionen des Körpers auch zu erhöhten Pulsraten und Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen. Zu den weiteren gesundheitlichen Folgen von Lärm zählen unter anderem eine Schädigung des Gehörs, Schlafstörungen sowie eine Beeinträchtigung des Konzentrationsvermögens. Zu den häufigsten Lärmquellen welche auch in vielen Innenräumen wahrgenommen werden, zählen Straßenverkehr, Lärm durch Nachbarn, Schienenverkehr sowie Flugverkehr. Lärm kann jedoch ebenso durch verschiedenste Maschinen am Arbeitsplatz und diverse Lärmquellen in Haus oder Wohnung (Fernseher, Stereo-Anlage, Fließgeräusche durch Wasserhähne und Armaturen etc.) verursacht werden.10
Die subjektive Empfindlichkeit gegenüber Lärm ist teilweise individuell verschieden. Irreversible Hörschäden sind jedoch bei längerfristigen Belastungen mit Schalldruckpegeln ab ca. 80 dB(A) möglich. Besonders empfindlich auf Lärm reagiert der Mensch während der Nachtruhe. So kann die Erholsamkeit des Schlafs bereits ab Schalldruckpegeln von 25 bis 30 dB(A) gestört sein. Während des Tages gelten Dauerbelastungen von über 65 dB(A) als ein Gesundheitsrisiko.10, 11 Leicht bis mäßige Windgeräusche haben etwa eine Lautstärke von 30 dB(A). Ein moderner Staubsauger verursacht einen Schalldruckpegel von ca. 70 dB(A).
Über unseren Onlineshop können Sie unter anderem verschiedenste Luftanalysen ordern. Diese bieten zwar keine direkten Analysen auf mögliche Auslöser erhöhter Pulsraten wie Feinstaub oder Kohlenmonoxid. Allerdings beinhaltet beispielsweise die Luftanalyse Wohnraum Komplett den Parameter PAK. PAKs sind polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, die bei der unvollständigen Verbrennung von fossilen Brennstoffen wie Kohle, Holz oder Öl entstehen. Die gesundheitsschädlichen Kohlenwasserstoffe sind Bestandteil des Feinstaubs. Deshalb kann ein erhöhter Anteil an PAKs in der Raumluft ein Hinweis auf Feinstaubfreisetzungen aus zum Beispiel Öfen und Kaminen sein. Ein weiterer Bestandteil des Feinstaubs sind Schimmelpilzsporen. Eine erhöhte Belastung mit Schimmelpilzsporen löst manchmal unter anderem eine Schimmelpilzallergie mit Symptomen wie allergischem Schnupfen, chronischen Nasennebenhöhlenentzündungen sowie allergischen Bindehautentzündungen aus.12 Erhöhte Konzentrationen von Schimmelpilzsporen in der Raumluft spürt beispielsweise unser Schimmeltest Raumluft auf.
Die Probenahme für unsere Tests nehmen Sie mit der in den Testkits enthaltenen Anleitung einfach selbst vor. Nach Einsendung der Probe erfolgt die Testauswertung in unserem Partnerlabor. Das leicht verständlich aufbereitete Testergebnis stellen wir dann nach kurzer Zeit in Ihren persönlichen Bereich des Portals My.Checknatura.de ein.
Bestimmte Gerüche können vom menschlichen Nervensystem als „Alarmsignale“ gewertet werden und Stressreaktionen auslösen. Dazu gehören unter anderem eine Erhöhung von Pulsfrequenz und Blutdruck sowie der Muskelanspannung. Konkret nachgewiesen wurde eine Steigerung der Pulsfrequenz unter andrem für unangenehmen Fischgeruch. Die Geruchsempfindlichkeit und die Reaktionen auf einzelne Gerüche können jedoch individuell sehr unterschiedlich sein.13, 14
1Vgl.: AOK: So einfach lässt sich der Puls messen. 2022.
2Vgl.: Deutsche Herzstiftung: Plötzlich schneller Puls: Muss ich mir Sorgen machen? 2024.
3Vgl.: Deutsche Herzstiftung: Welcher Puls ist normal? 2024.
4Vgl.: Deutsche Herzstiftung: Herzrasen: Ursachen unbedingt abklären lassen. 2024.
5Vgl.: AOK: Die unsichtbare Gefahr der Kohlenmonoxidvergiftung. 2023.
6Vgl.: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin: Merkblatt zur BK Nr. 1201, Erkrankungen durch Kohlenmonoxid. 2012.
7Vgl.: Deutsche Herzstiftung: Feinstaub: unterschätztes Risiko für Herz und Gefäße. 2019.
8Vgl.: Universitätsklinikum Jena: Koronare Herzkrankheit. 2024.
9Vgl.: Umweltbundesamt: Feinstaub in Innenräumen. 2017.
10Vgl.: Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit: Lärm: Grundlagen. 2019.
11Vgl.: Bayerisches Landesamt für Umwelt: Die Wirkung von Lärm auf den Menschen. 2024.
12Vgl.: Allergie Informationsdienst, Helmholtz Zentrum: Schimmelallergie. 2019.
13Vgl.: Bundesministerium Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität Innovation und Technologie Österreich: Leitfäden des Arbeitskreises Innenraumluft, Gerüche in Innenräumen, sensorische Bestimmung und Bewertung. 2014.
14Vgl.: Laryngorhinootologie 2022; 101(07): 574-584: Gesunde erhöhen unter Fischgeruch die Herzfrequenz nur schwach und nur einen Variabilitätsparameter. 2022.