Erschöpfung und Müdigkeit können die vielfältigsten Ursachen haben. Neben zu wenig Schlaf, Überarbeitung, schlechter Ernährung oder Krankheiten können Erschöpfungs- und Müdigkeitssymptome aber auch durch Schadstoffe, Allergene und schlechte Luft in Innenräumen ausgelöst werden. Welche Schadstoffe, Schadstoffgruppen und Allergene kommen hier in Frage? In welchen Materialien sind diese enthalten bzw. wodurch werden die Allergene freigesetzt? Wie können Raumlufttests helfen, „Erschöpfungs-Auslöser“ zu erkennen? Die Antworten und weitere interessante Infos finden Sie in unserem Praxis-Ratgeber. (Stand Juni 2024).
Wichtiger Hinweis: Die in diesem Text enthaltenen gesundheitsbezogenen Aussagen, Tipps und Ratschläge können eine Beratung bzw. Behandlung durch einen Facharzt nicht ersetzen. Es sollen lediglich Denkanstöße zu Symptomen und deren möglichen Verursachern gegeben werden.
Die möglichen Gründe für Erschöpfung und Müdigkeit sind überaus vielfältig. Nachfolgend geben wir Ihnen einige Basisinfos zu ausgewählten relativ häufigen Ursachen. Die Auflistung kann jedoch keineswegs einen Anspruch auf Vollständigkeit erheben und die „Erfolgsquote“ der Eigen- bzw. „Google-Diagnose“ ist gerade bei dieser oft schwer abzugrenzenden Symptomatik häufig nicht besonders hoch. Da Erschöpfung und Müdigkeit mitunter auch auf ernsthafte Erkrankungen hindeuten können, sollten Sie sich insbesondere bei länger anhaltenden Symptomen bzw. Befindlichkeitsstörungen immer in die Hände eines Facharztes begeben.
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Schlafmangel: Schlafmangel ist oft die naheliegendste Ursache für Müdigkeit. Chronischer Schlafmangel kann ebenso körperliche Erschöpfungszustände hervorrufen. Erwachsene sollten etwa 7 bis 9 Stunden pro Nacht schlafen. Während des Schlafs laufen im Körper wichtige Regenerations- und Reparaturprozesse ab. Werden diese über längere Zeiträume durch Schlafmangel gestört, kann unter anderem das Risiko für Schlaganfälle, Herzerkrankungen, Bluthochdruck und psychische Erkrankungen erhöht sein.1
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Stress: Vor allem länger anhaltender Stress kann zu Müdigkeit und Erschöpfungszuständen führen.2
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Bewegungsmangel, Übergewicht, Untergewicht: Mangelnde körperliche Fitness, Bewegungsmangel und Übergewicht gehören zu den Faktoren, die einen allgemein schneller ermüden lassen. Untergewicht, Diäten bzw. Nährstoff- und Mineralstoffmängel sind ebenfalls ein möglicher Auslöser von Erschöpfung sowie Müdigkeit.2
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Ernährung, Flüssigkeitsmangel: Üppige Mahlzeiten können zu einer verstärkten Durchblutung der Verdauungsorgane und einer Minderdurchblutung des Gehirns führen. In der Folge wird das Gehirn schlechter mit Sauerstoff versorgt und es kommt zu Müdigkeit. Einen ähnlichen Effekt kann Flüssigkeitsmangel durch eine Eindickung des Bluts haben.2
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Krankheiten: Verschiedenste Krankheiten können Erschöpfungszustände und Müdigkeit auslösen. Dazu zählen zum Beispiel Infektionskrankheiten (u. a. Viruserkrankungen wie Grippe, Erkältung), Diabetes mellitus, Schilddrüsenunterfunktion, Krebserkrankungen sowie Blutarmut.2
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Medikamente, Alkohol: Medikamente wie einige Antidepressiva und Neuroleptika, Mittel gegen Bluthochdruck, Antihistaminika und Alkohol sind ebenfalls oft Auslöser von Müdigkeit.2
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Schadstoffe, Allergene und Raumklima: Schadstoffe, Chemikalien, Allergene sowie ein schlechtes Raumklima sind mögliche Ursachen von bevorzugt in Innenräumen auftretender Erschöpfung und Müdigkeit. Auf diese „Innenraum-Verursacher“ werden wir nachfolgend genauer eingehen.
Überwiegend in Innenräumen auftretende Erschöpfung und Müdigkeit kann unter anderem durch Ausdünstungen von Chemikalien in die Raumluft oder durch direkten Hautkontakt mit den Stoffen hervorgerufen werden. Aus Holzschutzmitteln, Kunststoffen, Lösungs-, Reinigungs- und Desinfektionsmitteln sowie diversen Einrichtungsgegenständen und Baumaterialien kann eine selbst für Experten kaum überschaubare Anzahl von Chemikalien bzw. Allergenen freigesetzt werden. Diese lösen mitunter je nach Konzentration und individueller Empfindlichkeit Symptome wie Müdigkeit und Erschöpfung aus. Deshalb beschränken wir uns in der folgenden Übersicht auf einige häufige Auslöser dieser Symptome:
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Holzschutzmittel: Holzschutzmittel wie Pentachlorphenol (PCP), Lindan und DDT können mitunter Müdigkeit, Schlafstörungen, Leistungsschwäche und Erschöpfung auslösen. Im Fall von DDT werden die Symptome auch auf das stark giftige Dioxin zurückgeführt. Mit diesem war PCP teilweise verunreinigt. Die Ausbringung der genannten Holzschutzmittel bzw. Chemikalien ist in Deutschland seit vielen Jahren verboten. Deshalb geht insbesondere von Altbauten oder der illegalen Verwendung von Altbeständen der Mittel eine Gesundheitsgefahr aus. Da PCP, Lindan und DDT schwerflüchtig sind, verbleiben die Rückstände der Stoffe oft Jahrzehnte im Holz und können von dort zum Beispiel langsam in die Raumluft oder den Hausstaub übergehen und so in den Körper gelangen.3
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Weichmacher: Weichmacher aus der Gruppe der Phthalate können nach einer Studie aus dem Jahr 2020 bei Frauen mit Beginn der Wechseljahre Schlafstörungen und somit indirekt auch Erschöpfung und Müdigkeit auslösen. Für Männer konnte dieser Zusammenhang bisher nicht klar gezeigt werden.4 Phthalate wie das hormonell wirksame DINP (Diisononylphthalat) werden unter anderem dem Kunststoff PVC häufig als Weichmacher zugesetzt. PVC mit Weichmachern ist zum Beispiel oft in Bodenbelägen aus Kunststoff enthalten.5 Weitere Informationen zu Weichmachern und deren Gesundheitsrisiken erhalten Sie in unserem Ratgeber „Gesundheitsgefahr durch Weichmacher“.
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Insektizide: Einige auch in Innenräumen heute oder früher angewandte Insektizide wie PCP und Pyrethroide können ebenfalls Müdigkeit und Schlafstörungen auslösen. Zudem verursachen die Chemikalien mitunter viele weitere Symptome und Erkrankungen wie Leberschäden und Krebs (PCP) sowie Schleimhautreizungen, Schwindel und Störungen der Blutbildung (Pyrethroide). Während die Verwendung von PCP in Deutschland bereits seit 1989 verboten ist, werden Pyrethroide auch heute noch vielfach als Insektizide in zum Beispiel Sprays, Elektroverdampfern, als Mottenschutz und im Holzschutz verwendet.6
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Flüchtige organische Verbindungen (VOCs): Bei „VOCs“ handelt es sich um eine Gruppenbezeichnung für verschiedenste flüchtige organische Verbindungen (Volatile Organic Compounds). VOCs sind zumindest in geringen Konzentrationen in praktisch allen Innenräumen nachweisbar. Die synthetischen und natürlichen Verbindungen können aus verschiedensten Gegenständen und Materialien in Innenräumen ausdünsten. Zu den möglichen VOC-Quellen zählen unter anderem Lösungsmittel in Farben und Lacken, Fettlöser, Bodenbeläge sowie Reinigungs- und Desinfektionsmittel. Natürliche VOCs wie Terpene entweichen aber auch aus unbehandelten Holzprodukten. Zu den synthetischen VOCs zählen Toluol und Xylole. Erhöhte VOC-Konzentrationen in der Raumluft können unter anderem Müdigkeit, Kopfschmerzen und Schwindel auslösen.7 In Innenräumen sollte eine VOC-Konzentration von 0,2 – 0,3 mg pro m³ Raumluft im langfristigen Mittel nicht überschritten werden.8 Weitere Information zu Gesundheitsgefahren durch VOCs und andere Schadstoffe in Farben und Lacken sowie Tipps zu schadstofffreien Alternativen erhalten Sie in unserem Ratgeber „Farben, Lacke und Lasuren – fast alle enthalten Schadstoffe“.
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Kohlenmonoxid: Kohlenmonoxid (CO) ist ein geruchs-, farb- und geschmackloses Gas, das bei unvollständigen Verbrennungsprozessen (Mangel an Sauerstoff) freigesetzt wird. Zu den möglichen Quellen von Kohlenmonoxid zählen unter anderem defekte Öfen, Heizstrahler, Gasthermen und Holzfeuerungen wie Kamine und Kaminöfen. Erhöhte Konzentrationen von Kohlemonoxid können relativ schnell zu lebensbedrohlichen und tödlichen Vergiftungen führen. Zu den ersten Symptomen einer Kohlenmonoxid-Vergiftung zählen zum Beispiel Müdigkeit, Benommenheit, Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen. In Deutschland erleiden jährlich ca. 5.000 Menschen eine Kohlenmonoxid-Vergiftung. Kohlenmonoxid-Melder und eine gute Raumbelüftung können das Risiko derartiger Vergiftungen deutlich reduzieren.9
Der Aufenthalt in stickigen, überheizten Räumen mit zu trockener Raumluft kann zu verschiedensten körperlichen Symptomen führen. Verantwortlich dafür ist oft auch ein erhöhter CO2- bzw. reduzierter Sauerstoffgehalt in der Raumluft. CO2 (Kohlendioxid) wird unter anderem durch die menschliche Atmung in die Raumluft abgegeben. Während frische Luft ca. 21 % Sauerstoff und 0,04 % CO2 (Kohlendioxid) enthält, liegen die Werte in schlecht belüfteten Innenräumen mit mehreren anwesenden Personen oft deutlich unter bzw. über diesen Werten. Ab einer Sauerstoffkonzentration von weniger als 18 % und/oder einem CO2-Gehalt von über 1 % können bereits Symptome wie Kopfschmerzen und Unwohlsein auftreten. Schlechte CO2- und Sauerstoffwerte führen aber ebenso zu Müdigkeit, Blutdruckabfall und Erschöpfung. Im Extremfall sind sogar Koma und Tod durch Sauerstoffmangel bzw. eine CO2-Vergiftung möglich.10
Verschiedenste Allergien können neben weiteren Symptomen wie Juckreiz, tränenden Augen, Schnupfen, Atembeschwerden etc. auch Erschöpfung und Müdigkeit auslösen. Dazu zählen zum Beispiel Schimmelpilzallergien, Tierhaarallergien (z. B. Hunde- und Katzenhaarallergien) sowie die häufige Hausstauballergie.11, 12, 13 Erschöpfung und Müdigkeit bei Allergien treten dabei mitunter als direkte Symptome oder als indirekte „Sekundär-Symptome“ auf. So führen unter anderem starker Juckreiz, Atemnot und/oder Schnupfen mitunter zu einer deutlich verschlechterten Schlafqualität, welche wiederum Müdigkeit und Erschöpfung fördert.14
Über unseren übersichtlichen Onlineshop können Sie verschiedenste Luftanalysen und Schimmeltests ordern. Mit den Tests lassen sich unter anderem viele Schadstoffe und Allergene aufspüren, die mit Symptomen wie Erschöpfung und Müdigkeit in Verbindung gebracht werden. Die Probenahme für unsere Tests führen Sie mit der leicht verständlichen Anleitung ganz einfach selbst durch. Nach Einsendung der Probe erfolgt die Auswertung in unserem Partnerlabor. Das Analyseergebnis ist für Sie nach kurzer Zeit über den persönlichen Bereich des Portals My.Checknatura.de abrufbar.
Eine große Bandbreite an möglichen Innenraum-Schadstoffen und Allergenen deckt unsere Luftanalyse Wohnraum Komplett ab. Hier werden neben der Raumluftprobe ebenso eine Staub- und Materialprobe analysiert. Zu den Testparametern gehören beispielsweise Weichmacher, Lösungsmittel, zahlreiche VOCs und viele schwerflüchtige Verbindungen, Holzschutzmittel sowie Insektizide. Ob Ihre Raumluft eine erhöhte Belastung mit Schimmelpilzsporen aufweist, kann unter anderem mit dem Schimmeltest Vorteils-Set: Raumluft + Abklatsch geprüft werden. Hier wird neben der Raumluft auch eine Abklatschprobe ausgewertet, welche Sie an einer schimmelverdächtigen Stelle nehmen können. Altbauten sind häufig besonders stark mit Schadstoffen und Allergenen belastet. Deshalb bietet sich für Altbauten die spezielle Luftanalyse Altbau Komplett an. Bei dieser wird die Raumluft auf Parameter wie Weichmacher, Holzschutzmittel und Formaldehyd untersucht. Formaldehyd kann beispielsweise aus Spanplatten und Bauschäumen ausdünsten und gilt unter anderem als allergieauslösend und schleimhautreizend.15
Bei einer multiplen Chemikaliensensibilität (MCS) treten allgemeine Symptome wie Erschöpfung, Müdigkeit, Atembeschwerden sowie Magen-Darm-Probleme und Störungen anderer Organe auf. Im Gegensatz zu einzelnen Auslösern von Müdigkeit und Erschöpfung reagieren Betroffene bei einer MCS auf verschiedenste („multiple“) Umweltbelastungen wie Chemikalien. Die körperlichen Reaktionen treten dabei bereits bei sehr geringen Konzentrationen bzw. Belastungsschwellen auf, welche bei Menschen ohne MCS in der Regel zu keinen Symptomen führen. Die genauen Ursachen einer MCS sind noch immer Gegenstand der Forschung. Es wird allerdings oft ein gemeinsames Auftreten von psychosomatischen Belastungen und einer MCS beobachtet.16
1Vgl.: AOK: Warum Schlafmangel unterschätzt wird. 2022.
2Vgl.: Deutsche Familienversicherung: Müdigkeit: Ursachen, Symptome, Behandlung. 2024.
3Vgl.: Stiftung Warentest: Holzschutz, Altlasten auf der Spur. 2013.
4Vgl.: The Journal of Menopause Society: Association of phthalate exposure and endogenous hormones with self-reported sleep disruptions: results from the Midlife Women's Health Study. 2020.
5Vgl.: Öko Test: PVC-Boden im Test: Schädlicher Weichmacher in jedem zweiten Bodenbelag. 2019.
6Vgl.: Stiftung Warentest: Schädlinge in Haus und Garten, Übersicht: Chemische Mittel. 2002.
7Vgl.: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV): Flüchtige organische Verbindungen. 2024.
8Vgl.: Stadt Köln: Innenraumschadstoffe. 2024.
9Vgl.: Stadt Berlin: Gefährliches Kohlenmonoxid (CO). 2018.
10Vgl.: Spiegel Gesundheit: Mythos oder Medizin, Macht stickige Luft müde? 2015.
11Vgl.: Deutscher Allergie- und Asthmabund: Schimmelpilzallergie. 2024.
12Vgl.: Allianz Versicherung: Können Allergiker:innen Hunde halten? 2024.
13Vgl.: AOK: Allergie durch Hausstaubmilben: Was tun? 2021.
14Vgl.: European Centre for Allergy Research Foundation (ECARF): Allergien verursachen Schlafprobleme. 2020.
15Vgl.: Öko Test: Formaldehyd: Worin steck der Stoff und woran kann ich ihn erkennen? 2024.
16Vgl.: Umweltbundesamt: Multiple Chemikaliensensibilität. 2021.