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Bekannte Auslöser von Schwindel sind unter anderem Erkrankungen des Gleichgewichtsorgans, Herz-Kreislauf- und Nervenerkrankungen sowie psychische Ursachen. Manchmal kann Schwindel aber auch durch in Innenräumen auftretende Ursachen wie eine Belastung der Raumluft mit Schadstoffen oder Insektiziden, erhöhte CO2-Werte oder eine beginnende Kohlenmonoxid-Vergiftung hervorgerufen werden. Wie können diese „Schwindel-Auslöser“ in die Raumluft und in den Körper gelangen? Welche Luftanalysen helfen bei der Schwindel-Ursachensuche? Die Antworten und weitere Infos liefert unser Ratgeber (Stand September 2024).

 

Wichtiger Hinweis: Die in diesem Text enthaltenen gesundheitsbezogenen Aussagen, Tipps und Ratschläge können eine Beratung bzw. Behandlung durch einen Facharzt nicht ersetzen. Es sollen lediglich Denkanstöße zu Symptomen und deren möglichen Verursachern gegeben werden.

Icon Allgemeines

Hintergrundwissen Schwindel

Schwindel (fachsprachlich: Vertigo) kann sich in verschiedenen Formen bzw. Wahrnehmungen äußern. So treten unter anderem Gefühle des Schwankens, Drehens, einer beginnenden Ohnmacht oder ein allgemeiner Verlust der Körpersicherheit (sicheres Stehen und Gehen) auf. Teilweise ist Schwindel auch mit Sehstörungen und einem Gefühl der Benommenheit verbunden. Schwindel lässt sich in die Kategorien „systematischer Schwindel“ und „unsystematischer Schwindel“ einteilen. Bei systematischem Schwindel liegt eine Erkrankung des Gleichgewichtsorgans vor, während bei unsystematischem Schwindel die Schwindel-Auslöser außerhalb des Gleichgewichtssinns liegen. Schwindel kann als Schwindelattacke oder Dauerschwindel auftreten. Insgesamt sind die Ursachen für Schwindel sehr vielschichtig. Die nachfolgende Übersicht zu Schwindel-Ursachen ist deshalb nur als eine grobe Übersicht zu verstehen:1, 2, 3, 4

 

➡️Erkrankungen des Gleichgewichtsorgans wie Morbus Menière (anfallartiger Drehschwindel durch Lymphstau im Innenohr)

➡️Entzündungen des Gleichgewichtsnervs (oft durch Viren)

➡️Erkrankungen des Kleinhirns (z. B. Durchblutungsstörungen)

➡️Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z. B. Herzrhythmusstörungen)

➡️Alkohol, Nebenwirkungen von Medikamenten

➡️Schwindelmigräne

➡️Polyneuropathie (gestörte Reizweiterleitung der Nerven)

➡️psychische und psychosomatische Ursachen wie Stress und Ängste

➡️Bewegungsschwindel (Kinetose, Reisekrankheit) durch zum Beispiel Reisen mit Auto oder Zug

➡️Raumluft-Schadstoffe

➡️Insektizide

➡️Kohlenmonoxid

➡️erhöhter CO2-Gehalt

 

In diesem Artikel werden wir uns schwerpunktmäßig mit den letzten 4 genannten möglichen Auslösern von Schwindel befassen.

 

Die Eigen- bzw. „Google-Diagnose“ beim Thema „Schwindel“ gerät unter anderem wegen der sehr vielfältigen Ursachen sehr schnell an ihre Grenzen. Weiterhin kann Schwindel auch auf ernsthafte Erkrankungen oder akute medizinische Notfälle hindeuten. Begeben Sie sich bei entsprechender Symptomatik deshalb immer in die Hände eines Facharztes und wählen Sie vor allem bei plötzlich auftretendem Schwindel in Verbindung mit Sprach- oder Sehstörungen, Taubheits- oder Lähmungsgefühlen den Notruf!5

Icon Gefahrenpotenzial

Schwindel durch Schadstoffe und Insektizide in Innenräumen

Einige teilweise in Innenräumen auftretende Schadstoffe bzw. Chemikalien können abhängig von der Konzentration und der individuellen Empfindlichkeit Schwindel hervorrufen:

 

  • Formaldehyd: Formaldehyd ist eine bei Zimmertemperatur gasförmige Chemikalie mit einem stechenden Geruch. Der Stoff kann unter anderem aus Spanplatten, Klebstoffen, Parkett sowie Lacken und Farben in die Raumluft ausdünsten. Formaldehyd wird über die Atemwege, Hautkontakt und oral aufgenommen. Zu den Symptomen einer Formaldehyd-Exposition zählen neben Schwindel auch Atemnot, Reizungen von Nase, Augen und Rachen, Husten, Niesen sowie allgemeines Unwohlsein. Vor allem bei chronisch erhöhter Exposition wird jedoch ebenfalls eine genotoxische bzw. krebserregende Wirkung (z. B. Nasenkrebs) vermutet.6, 7, 8

 

  • Flüchtige organische Verbindungen (VOCs): Bei „VOCs“ handelt es sich um eine Sammelbezeichnung für verschiedenste flüchtige organische Verbindungen (Volatile Organic Compounds). Die synthetischen und natürlichen Verbindungen können aus verschiedensten Gegenständen und Materialien in Innenräumen ausdünsten. Zu den möglichen VOC-Quellen zählen Lösungsmittel in Farben und Lacken, Bodenbeläge sowie Reinigungs- und Desinfektionsmittel. Natürliche VOCs sind zum Beispiel Terpene, die unter anderem aus Holz freigesetzt werden können. Erhöhte VOC-Konzentrationen in der Raumluft können Symptome wie Schwindel, Müdigkeit und Kopfschmerzen hervorrufen.9 In Innenräumen sollte eine VOC-Konzentration von 0,2 – 0,3 mg pro m³ Raumluft im langfristigen Mittel nicht überschritten werden.10 Weitere Information zu Gesundheitsgefahren durch VOCs und andere Schadstoffe in Farben und Lacken sowie Tipps zu schadstofffreien Alternativen erhalten Sie in unserem Ratgeber „Farben, Lacke und Lasuren – fast alle enthalten Schadstoffe“.

 

  • Permethrin/Pyrethroide: Permethrin ist ein Insektizid aus der Gruppe der Pyrethroide, das unter anderem im Holzschutz gegen Hausbockkäfer und Nagekäfer eingesetzt wird. Die Chemikalie komm aber ebenso in der Human- und Tiermedizin gegen Parasiten wie Läuse, Flöhe und Zecken zur Anwendung. Das Risikopotenzial von Permethrin wird bei ordnungsgemäßer Anwendung als eher gering eingestuft. Aufgrund einer Studie an Mäusen ergeben sich jedoch Hinweise auf eine eventuelle krebserregende Wirkung bei oraler Aufnahme. Mögliche Symptome einer Permethrin-Exposition durch belastete Luft sind unter anderem Schwindel, Atembeschwerden sowie Übelkeit. Bei Hautkontakt kann Permethrin Juckreiz und Reizungen verursachen.11, 12

 

Zu weiteren Insektiziden aus der Gruppe der Pyrethroide zählen beispielsweise Prallethrin, Allethrin, Transfluthrin sowie Metofluthrin. Diese kommen unter anderem in Anti-Mücken-Verdampfern für die Steckdose und als Insektizid gegen Motten in Wollteppichen zum Einsatz. Zum Symptom-Spektrum einer Pyrethroid-Exposition gehören neben Schwindel auch Atemwegsreizungen, Kopfschmerzen und Übelkeit. Weiterhin gibt es erste Hinweise bzw. Verdachtsmomente auf immunschädigende Wirkungen bei Kindern, die Verursachung von Asthma und Herzrhythmusstörungen sowie negative neurologische Auswirkungen. Die Datenlage lässt hier aber insgesamt noch keine klaren Aussagen zu.13, 14, 15

 

  • Kohlenmonoxid: Kohlenmonoxid (CO) ist ein unsichtbares, geruchloses Gas, welches bei Verbrennungsprozessen mit unzureichender Sauerstoffzufuhr freigesetzt wird. Derartige Prozesse können beispielsweise bei Wohnungsbränden auftreten. Hier entstehen neben Kohlenmonoxid aber oft auch weitere schädliche Brandgase wie Blausäure, Chlorwasserstoff und Phosphorwasserstoff.16 Weitere mögliche Kohlenmonoxid-Quellen sind defekte, unzureichend gewartete oder nicht ordnungsgemäß befeuerte Kamine, Kaminöfen, Öfen und Heizungsanlagen. Pellets für Pelletheizungen können bei der Lagerung ebenfalls Kohlenmonoxid freisetzen. Das Gas ist aber ebenso Bestandteil von Autoabgasen (Risiko Garage/Tiefgarage) und Shisha-Rauch. Erhöhte Kohlenmonoxid-Konzentrationen treten oft in schlecht belüfteten Räumen und/oder bei defekter Abluft von Heizungs- und Feuerungsanlagen auf.17

 

Wird Kohlenmonoxid über die Atemwege aufgenommen, kann es zu einer Kohlenmonoxid-Vergiftung kommen. Zu den Symptomen einer leichten Kohlenmonoxid-Vergiftung zählen unter anderem Schwindel, Übelkeit, Verwirrung, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen sowie Sehstörungen. Eine schwere Vergiftung äußert sich mit Symptomen wie Atemnot, Krampfanfällen sowie Herzrhythmus- und Bewusstseinsstörungen.17 Bei ca. 500 Menschen pro Jahr endet eine Kohlenmonoxid-Vergiftung sogar tödlich.18

Icon Gefahrenpotenzial

Schwindel durch erhöhten CO2-Gehalt

Kohlendioxid (Kohlenstoffdioxid, CO2) ist kein klassischer Schadstoff. So ist das Gas in geringen Mengen natürlicher Bestandteil der Luft. Allerdings kann CO2 bei erhöhten Konzentrationen Symptome des zentralen Nervensystems (ZNS) wie Schwindel, Konzentrationsschwäche, Kopfschmerzen sowie Müdigkeit auslösen. CO2 wird unter anderem durch die menschliche Atmung in die Raumluft abgegeben. Während frische Luft ca. 21 % Sauerstoff und 0,04 % CO2 enthält, liegen die Werte in schlecht belüfteten Innenräumen mit mehreren anwesenden Personen oft deutlich unter bzw. über diesen Werten. Eine starke Zunahme von Symptomen des ZNS wurde bei CO2-Konzentrationen in der Raumluft von über 1.500 ppm (parts per million) beobachtet.19, 20

Icon Analysen

In Innenräumen auftretender Schwindel? Luftanalysen können bei Ursachensuche helfen

Über unseren Onlineshop können Sie unter anderem verschiedenste Luftanalysen ordern. Diese decken auch einige der oben erwähnten „Schwindel-Auslöser“ ab. So empfehlen wir zur Bestimmung der Formaldehyd-Konzentration in der Raumluft die Formaldehyd-Analyse. Erhöhte Raumluft-Konzentrationen von VOCs sowie Weichmachern und Formaldehyd deckt die Luftanalyse Farben & Lacke Komplett ab. Ein sehr umfangreiches Analysespektrum bietet die Luftanalyse Wohnraum Komplett. Hier ist unter anderem auch eine Bestimmung der Permethrin-Konzentration enthalten.

Die Probenahme für unsere Tests erfordert übrigens keinerlei Fachkenntnisse – Sie nehmen diese mit der in den Testkits enthaltenen leicht verständlichen Anleitung einfach selbst vor. Nach Einsendung der Probe erfolgt die Auswertung in unserem Partnerlabor. Das Testergebnis ist dann nach kurzer Zeit über Ihren persönlichen Bereich von My.Checknatura.de abrufbar.

Icon Wussten Sie schon?

Schon gewusst ..?

Schwindel kann auch als Symptom des Sick-Building-Syndroms (kurz: SBS, übersetzt: „Krankes-Haus-Syndrom“) auftreten. Unter dem Begriff SBS werden unterschiedliche körperliche Symptome bzw. Befindlichkeitsstörungen zusammengefasst, die durch den Aufenthalt in Gebäuden und Innenräumen ausgelöst werden können: Schwindel, Kopfschmerzen, Unwohlsein, Konzentrationsstörungen, Reizungen von Augen, Atemwegen, Nasenschleimhäuten und der Haut. Die möglichen Auslöser des SBS sind sehr vielfältig: Allergene, Chemikalien, unzureichende Raumbelüftung, aus Klimaanlagen freigesetzte Keime, Geräusche usw. Charakteristisch für das SBS ist das Abklingen der Symptome nach Verlassen des Gebäudes bzw. Innenraums. Die genannten potenziellen Auslöser des SBS sind zumindest teilweise umstritten und das SBS lässt sich oft schwer von anderen Erkrankungen und Beschwerden abgrenzen.21

1Vgl.: AOK Sachsen-Anhalt: Schwindel. 2024.

2Vgl.: HNO-Ärzte im Netz: Schwindel – Ursachen. 2024.

3Vgl.: Deutsche Hirnstiftung. Schwindel. 2020.

4Vgl.: Neurologen und Psychiater im Netz: Ursachen von Schwindel. 2024.

5Vgl.: AOK: Plötzlicher Schwindel: Ab wann er gefährlich ist. 2024.

6Vgl.: Schadstoffberatung Tübingen: Formaldehyd. 2015.

7Vgl.: Stadt Köln: Innenraumschadstoffe. 2024.

8Vgl.: Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen: Formaldehyd NIS-Nr.: 12. 2021.

9Vgl.: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV): Flüchtige organische Verbindungen. 2024.

10Vgl.: Stadt Köln: Innenraumschadstoffe. 2024.

11Vgl.: United States Environmental Protection Agency: Permethrin Facts. 2009.

12Vgl.: Netdoktor.de: Permethrin. 2021.

13Vgl.: Der Standard: Nervengift aus der Steckdose. 2013.

14Vgl.: BUND, Landesverband Baden-Württemberg e. V.: Gegen Müdigkeit und Kopfweh – bessere Luft in Innenräumen schaffen. 2021.

15Vgl.: Stiftung Warentest: Schädlinge in Haus und Garten, Übersicht: Chemische Mittel. 2024.

16Vgl.: Fachverband Tageslicht und Rauchschutz e. V.: Brandrauch und seine Gefahren. 2010.

17Vgl.: AOK: Die unsichtbare Gefahr der Kohlenmonoxidvergiftung. 2023.

18Vgl.: Bundesärztekammer: Kohlenmonoxid-Vergiftung – eine unsichtbare, tödliche Gefahr. 2022.

19Vgl.: Spiegel Gesundheit: Mythos oder Medizin, Macht stickige Luft müde?. 2015.

20Vgl.: Umweltbundesamt: Gesundheitliche Bewertung von Kohlendioxid in der Innenraumluft. 2008.

21Vgl.: Umweltbundesamt: Sick Building Syndrom. 2017.