Übelkeit wird oft durch Magen-Darm-Infektionen, verdorbene Speisen oder übermäßigen Alkoholgenuss ausgelöst. Manchmal tritt Übelkeit aber auch verstärkt oder ausschließlich in Innenräumen auf – unabhängig von den „gängigen“ Verursachern. Welche Schadstoffe und Allergene kommen hier konkret als Auslöser für Übelkeit in Frage? Wie werden diese in Haus oder Wohnung freigesetzt und auf welchem Wege gelangen die Stoffe in den Körper? Mit welchen Luft- und Schadstoffanalysen können Sie potenzielle Übelkeits-Auslöser identifizieren? Die Antworten und viele weitere Infos zum Thema Übelkeit finden Sie in unserem nachfolgenden Praxis-Ratgeber. (Stand Oktober 2024).
Wichtiger Hinweis: Die in diesem Text enthaltenen gesundheitsbezogenen Aussagen, Tipps und Ratschläge können eine Beratung bzw. Behandlung durch einen Facharzt nicht ersetzen. Es sollen lediglich Denkanstöße zu Symptomen und deren möglichen Verursachern gegeben werden.
Übelkeit (fachsprachlich: Nausea) zählt in Verbindung mit dem oft durch Übelkeit ausgelöstem Erbrechen zu den wichtigen Schutzfunktionen des Körpers. So signalisiert Übelkeit unter anderem, dass Mahlzeiten zu üppig oder zu fettig waren, verdorbene Speisen verzehrt oder Toxine aufgenommen wurden. Kommt es zum Erbrechen, versucht der Körper sich dieser „Schadstoffe“ zu entledigen. Übelkeit und Erbrechen werden vom Brechzentrum im Gehirn gesteuert bzw. veranlasst. Bei sanfter Stimulation des Brechzentrums kommt es lediglich zu Übelkeit, während eine starke Stimulation Erbrechen hervorruft. Neben der genannten Schutzfunktion kann Übelkeit bzw. Erbrechen aber ebenso durch zahlreiche weitere Faktoren bzw. Erkrankungen ausgelöst werden. Daher ist die nachfolgende Übersicht zu den möglichen Ursachen von Übelkeit nur eine grobe Orientierung, die keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit erhebt:1, 2
➡️zu üppige und/oder zu fettige Mahlzeiten
➡️verdorbene Speisen
➡️Reiseübelkeit, Schwangerschaftsübelkeit
➡️Alkohol-, Medikamenten- oder Nikotinvergiftung
➡️Angst, Stress, Ekel
➡️Hitzeschlag
➡️Bakterielle oder virale Magen-Darm-Infekte (z. B. ausgelöst durch Noroviren, Salmonellen, Coli-Bakterien)
➡️Erkrankungen des Magens wie Gastritis, Reizmagen, Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre, Magenkrebs
➡️Gallenkolik, Nierenkolik
➡️Bauchspeicheldrüsenentzündung
➡️Herzinfarkt
➡️Hirnblutungen
➡️Schadstoffe, Chemikalien
➡️Kohlenmonoxid
➡️Allergene
Im Rahmen dieses Ratgebers werden wir uns schwerpunktmäßig mit den letzten drei möglichen Ursachen von Übelkeit befassen. Die Eigen- bzw. „Google-Diagnose“ bei Übelkeit gelangt unter anderem wegen der sehr vielfältigen Ursachen sehr schnell an ihre Grenzen. Weiterhin kann Übelkeit auch auf ernsthafte Erkrankungen oder medizinische Notfälle hindeuten. Begeben Sie sich bei entsprechenden Symptomen deshalb immer in die Hände eines Facharztes und wählen Sie bei zusätzlichen Symptomen wie zum Beispiel Brustschmerzen oder akuten Bauchschmerzen den Notruf!4
Mit Holzschutzmitteln belastete Holzkonstruktionen setzen vor allem in Altbauten mitunter gesundheitsschädliche Schadstoffe frei. Neben vielen anderen Symptomen können diese abhängig von Konzentration, Expositionsdauer und individueller Empfindlichkeit auch Übelkeit hervorrufen. Holzschutzmitteln zugesetzte oder als Einzelwirkstoffe ausgebrachte Insektizide sind ebenso ein möglicher Auslöser von Übelkeit und anderen Beschwerden. Nachfolgend gehen wir auf einige problematische Holzschutzmittel und Insektizide näher ein:
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Pentachlorphenol (PCP): PCP wurde früher wegen seiner fungiziden (pilztötenden) Wirkung oft als Holzschutzmittel eingesetzt bzw. diesen zugesetzt. Eine Verbotsverordnung für PCP erfolgte schon im Jahr 1989. Deshalb sind durch die Chemikalie besonders Bewohner von Altbauen gefährdet. PCP kann auch nach vielen Jahren noch aus behandeltem Holz ausgasen und so in die Raumluft gelangen. Außer über die Atemwege (Raumluft, Staub) wird PCP ebenso über die Haut oral aufgenommen. Bei einer chronischen Aufnahme von PCP kann es neben Übelkeit auch zu Symptomen wie Konzentrationsstörungen, Müdigkeit, Schlafstörungen, Nervenschmerzen, sowie Muskel- und Gelenkschmerzen kommen. Bei einer PCP-Konzentration von mehr als 1 μg pro m³ Raumluft sollte ein „unverzügliches Handeln“ erfolgen.3, 4
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Permethrin/Pyrethroide: Permethrin ist ein Insektizid aus der Gruppe der Pyrethroide, das unter anderem im Holzschutz gegen Hausbock- und Nagekäfer ausgebracht wird. Die Chemikalie wird aber ebenso in der Human- und Tiermedizin gegen Parasiten wie Läuse, Flöhe und Zecken eingesetzt. Die von Permethrin ausgehenden Gesundheitsrisiken werden allgemein als eher gering eingeschätzt. Symptome einer Permethrin-Exposition durch belastete Luft können unter anderem Übelkeit, Atembeschwerden und Schwindel sein. Hautkontakt mit der Chemikalie kann zu Juckreiz führen. Ergebnisse einer Studie an Mäusen lassen auf eine möglicherweise krebserregende Wirkung bei oraler Aufnahme schließen. Stärker ausgeprägte Symptome durch Permethrin traten bei Studien und Fallberichten aber überwiegend nur bei fehlerhafter Anwendung auf.5, 6
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Insektizide („Mückenstecker“): Die bereits erwähnten Pyrethroide kommen teilweise auch in Biozid-Verdampfern wie „Mückensteckern“ zum Einsatz. Die von diesen Geräten freigesetzten Pyrethroid-Konzentrationen stehen zumindest im Verdacht, Übelkeit, Atemwegsreizungen und Kopfschmerzen hervorrufen zu können. Bei langfristiger Exposition bzw. Anwendung wird ebenso das Auslösen von Asthma, Nervenschäden sowie Herzrhythmusstörungen für möglich gehalten bzw. diskutiert. Die Daten- bzw. Studienlage ist hier insgesamt allerdings bisher wenig belastbar.7
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Polychlorierte Dibenzofurane und –dioxine (PCDD/F): PCDD/Fs kommen unter anderem als Verunreinigungen in Holzschutzmitteln und PCB vor. Bei PCB (polychlorierte Diphenyle) handelt es sich um organische Chlorverbindungen, die früher zum Beispiel als Weichmacher in Lacken, Isolierungen und Dichtungen verwendet wurden. Liegen hohe Konzentrationen von PCDD/Fs in der Raumluft vor, können Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Schwindel und Augenbrennen auftreten. Einen Grenzwert für die Schadstoffe gibt es nach unseren Recherchen bisher nicht. Als Anhaltspunkt der tolerablen Belastungsgrenze könnte allerdings der Interventionswert der Stadt Köln für Kindertagesstätten gelten. Dieser liegt bei 0,5 pg (Pikogramm) TE PCDD/F pro m³ Raumluft.8
Formaldehyd ist eine organische Verbindung aus der Stoffgruppe der Aldehyde, welche unter anderem Übelkeit auslösen kann. Die Chemikalie ist bei Zimmertemperatur gasförmig ist und weist einen stechenden Geruch auf. Formaldehyd dünstet mitunter zum Beispiel aus Spanplatten, Schicht-Parkett, Klebstoffen sowie Farben und Lacken in die Raumluft aus. Formaldehyd kann über die Atemwege (Raumluft), Hautkontakt sowie oral in den Körper gelangen. Neben Übelkeit zählen ebenso Schleimhautreizungen von Nase und Rachen, Husten, Atemnot, Augenbrennen, Konzentrationsstörungen sowie Müdigkeit zu den Symptomen einer Formaldehyd-Exposition. Bei langfristiger Belastung wird auch eine krebserregende Wirkung (z. B. Nasenkrebs) vermutet.8, 9, 10
Im Rahmen einer Kohlenmonoxid-Vergiftung kann es unter anderem zu Übelkeit kommen. Kohlenmonoxid (CO) ist ein geruchs-, farb- und geschmackloses Gas, welches bei unvollständigen Verbrennungsprozessen unter Sauerstoffmangel freigesetzt wird. Zu den möglichen Quellen von Kohlenmonoxid gehören beispielsweise defekte bzw. falsch betriebene Heizungsanlagen, Heizstrahler, Gasthermen und Holzfeuerungen wie Kamine und Kaminöfen. Erhöhte Gehalte von Kohlenmonoxid in der Raumluft können schnell zu lebensbedrohlichen und sogar tödlichen Vergiftungen führen. Zu den Symptomen einer Kohlenmonoxid-Vergiftung zählen neben Übelkeit ebenso Müdigkeit, Benommenheit, Erbrechen sowie Kopfschmerzen. Bei einer schweren Vergiftung können unter anderem Atemnot, Krampfanfälle, Herzrhythmus- und Bewusstseinsstörungen auftreten. In Deutschland erleiden jährlich ca. 5.000 Menschen eine Kohlenmonoxid-Vergiftung. Eine Erhebung registrierte beispielsweise für das Jahr 2019 deutschlandweit 535 Todesfälle durch das Gas. Fachmännisch installierte Kohlenmonoxid-Melder, ordnungsgemäß betriebene und gewartete Heizungsanlagen und Feuerungen sowie eine gute Raumbelüftung reduzieren das Risiko für derartige Vergiftungen meist deutlich.11, 12
Schimmelpilze sind ein weiterer möglicher „Innenraum-Auslöser“ für Übelkeit. Nach einer Schätzung des Umweltbundesamtes leben ca. 17 % der deutschen Bevölkerung in Räumen mit erhöhter Belastung durch Schimmelpilze. Es kann hier jedoch eine erhebliche „Dunkelziffer“ geben, da Schimmelbefall oft im Verborgenen (z. B. hinter Holzvertäfelungen, unter Dielen und Fußbodenbelägen, in Lüftungskanälen etc.) und weitgehend unbemerkt auftritt.13 Schimmelpilze können eine Schimmelpilzallergie auslösen. Zu deren typischen Symptomen zählen unter anderem Niesreiz, Fließschnupfen, Husten, eine verstopfte Nase, tränende und juckende Augen, Atembeschwerden sowie juckende Hautausschläge. Gelegentlich kann auch der Magen-Darm-Trakt mit Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Bauchschmerzen auf Schimmelpilz-Allergene reagieren. Diese sind meist die feinen Sporen („Samen“) des Schimmels, welche sich beispielsweise durch Luftzug in Innenräumen verteilen und so über die Atemwege aufgenommen werden. Teilweise reagieren Allergiker auch auf andere Bestandteile der Schimmelpilze wie das Myzel (Pilzfäden) und/oder einzelne Proteine und Peptide mit Symptomen.14, 15, 16,
Schimmelpilze können verschiedenste Materialien befallen. Ein verstärktes Schimmelrisiko besteht ab einer hohen relativen Luftfeuchtigkeit von ca. 70 – 80 %.17 Informationen zur Vermeidung von Schimmel erhalten Sie in unserem Ratgeber „Richtig heizen und lüften – Weniger Kosten und Schimmel!“. Zur Messung der relativen Luftfeuchtigkeit und Raumtemperatur empfehlen wir unserenAirself Raumklimamesser. Dessen Anzeigeskala enthält unter anderem einen „Schimmelalarm“, welcher eine für das Wachstum von Schimmel günstige zu hohe relative Luftfeuchtigkeit anzeigt.
Über unseren Onlineshop können Sie unter anderem verschiedenste Luftanalysen und Schimmeltests bestellen. Mit Hilfe der Tests lassen sich auch einige der in diesem Ratgeber genannten möglichen Auslöser von Übelkeit identifizieren. Leben Sie zum Beispiel in einem Altbau und haben den Verdacht, dass dieser mit Holzschutzmitteln belastet sein könnte? Dann empfehlen wir unter anderem die Luftanalyse Altbau Standard. Diese beinhaltet neben Parametern wie Holzschutzmitteln (z. B. PCP) ebenfalls weitere häufig in Altbauten vorhandene Schadstoffgruppen. Als Einzeltest auf den Schadstoff Formaldehyd bieten wir die Formaldehyd-Analyse an. Ob in Ihren Innenräumen erhöhte Werte von Schimmelpilzsporen vorliegen, lässt sich mit dem Schimmeltest Raumluft prüfen.
Die Probenahme für unsere Tests können Sie mit der in den Testkits enthaltenen leicht verständlichen Anleitung ganz einfach selbst vornehmen. Nach Einsendung der Probe erfolgt die Analyse in unserem Partnerlabor. Das Testergebnis ist dann nach kurzer Zeit über Ihren persönlichen Bereich von My.Checknatura.de abrufbar.
Schimmelpilze verströmen oft einen charakteristisch modrig-muffigen Geruch. Verantwortlich für den Geruch sind unter anderem bestimmte MVOCs (Microbial Volatile Organic Compounds) wie 2-Octen-1-ol. Neben der Schimmelpilzallergie als Auslöser von Übelkeit können offenbar auch einige Schimmel-Geruchsstoffe bei entsprechend sensiblen Menschen direkt Symptome wie Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen verursachen.18
1Vgl.: Deutsche Familienversicherung: Übelkeit: Ursachen, Diagnose, Behandlung. 2024.
2Vgl.: AOK: Magen-Darm-Grippe vorbeugen und behandeln. 2022.
3Vgl.: Stadt Köln: Innenraumschadstoffe. 2024.
4Vgl.: Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen: PCP/Holzschutzmittel. 2024.
5Vgl.: United States Environmental Protection Agency: Permethrin Facts. 2009.
6Vgl.: Netdoktor.de: Permethrin. 2021.
7Vgl.: Der Standard: Nervengift aus der Steckdose. 2013.
8Vgl.: Stadt Köln: Innenraumschadstoffe. 2024.
9Vgl.: Schadstoffberatung Tübingen: Formaldehyd. 2015.
10Vgl.: Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen: Formaldehyd NIS-Nr.: 12. 2021.
11Vgl.: AOK: Die unsichtbare Gefahr der Kohlenmonoxidvergiftung. 2023.
12Vgl.: Stadt Berlin: Gefährliches Kohlenmonoxid (CO). 2018.
13Vgl.: Landkreis Passau: Schimmelpilze. 2024.
14Vgl.: DAK-Gesundheit: Schimmelpilzallergie: Das sollten Sie wissen. 2024.
15Vgl.: Allergie Informationsdienst, Helmholtz Zentrum: Schimmelallergie. 2019.
16Vgl.: Netdoktor.de: Schimmelpilzallergie. 2021.
17Vgl.: Bayerisches Landesamt für Umwelt: Schimmel: Physikalische Hintergründe. 2016.
18Vgl.: Robert Koch-Institut: Schimmelpilzbelastung in Innenräumen – Befunderhebung, gesundheitliche Bewertung und Maßnahmen. 2007.