Was ist Asbest und wie sieht er aus? Wir zeigen Ihnen, wie Sie Asbest erkennen!

In diesem Artikel erfahren Sie:

✅ Was Asbest ist und welche Gefahr von Asbest in der Wohnung ausgeht

✅ Welche asbesthaltigen Materialien gefährlicher und weniger gefährlich sind

✅ Wie Sie Asbest erkennen können

Asbest ist ein Überbegriff für eine große Anzahl von verschiedenen mineralischen Fasern (Silikate). Zur Gewinnung von Asbest werden Gesteine in Mahlwerken aufgebrochen und in mehreren Schritten gesiebt, um so die Fasern von dem restlichen Material zu trennen. Die Asbestfasern können dann in einer Vielzahl von Produkten Verwendung finden. Der Grund für den massenhaften Einsatz von asbesthaltigen Produkten waren die besonderen Eigenschaften des Materials:

✅ Asbest ist bis zu 1000 Grad hitzebeständig

✅ hat eine sehr hohe Elastizität und ist dennoch sehr beständig

✅ isoliert sowohl gegen Hitze als auch Elektrizität

✅ kann mit sämtlichen anderen Baustoffen gemischt werden

☠️ Asbest kann eine Reihe von Atemwegserkrankungen wie Asbestose (Asbeststaublunge), Lungen- und Brustfellkrebs auslösen (vgl. Schweizer Gesundheitsamt), weshalb Asbest schließlich 1993 in Deutschland verboten wurde. Das Verbot war jedoch nicht das Ende der Gefahr – in den meisten Häusern, die vor diesem Zeitpunkt gebaut wurden, befinden sich auch heute noch zahlreiche Materialien, die Asbest enthalten!

⌚1820er – Bereits zu dieser Zeit gibt es die ersten Produkte, die Asbestfasern enthalten, wie feuerfeste Kleidung oder Dämmmaterial in Dampfmaschinen.

⌚1930er – In den 30er Jahren wird in Deutschland erstmals Asbest im großen Stil als Baumaterial eingesetzt.

⌚1943 - Lungenkrebs durch Asbestbelastung wird in Deutschland als Berufskrankheit anerkannt.

⌚1950 - 1985 - In diesen 35 Jahren werden 4,4 Millionen Tonnen Asbest in über 3000 Produkten eingesetzt. Umgerechnet auf die damalige Bevölkerung sind dies etwa 60 kg Asbest pro Person.

⌚1969 - Der besonders gefährliche Spritzasbest wird in der DDR verboten.

⌚1979 - Spritzasbest wird 10 Jahre später auch in Westdeutschland verboten.

⌚1993 - Alle asbesthaltigen Bauprodukte werden in Deutschland verboten. Seit diesem Zeitpunkt darf Asbest außer in Sonderfällen weder hergestellt, gehandelt noch benutzt werden.

⌚2005 - Asbest in Bauprodukten wird in der gesamten Europäischen Union verboten.

Wie gefährlich Asbest für die Gesundheit ist, hängt vor allem davon ab, wie stark es in dem verbauten Material gebunden ist. Je schwächer die Bindung, desto eher können sich einzelne Asbestfasern aus dem Material lösen. Bei manchem Baumaterial wurde Asbest mit anderen Stoffen wie Zement, Gummi oder Harzen gebunden. Nach Angaben des Bundesumweltamtes geht von stark gebundenen Asbestprodukten keine erhöhte Gesundheitsgefahr aus, sofern keine Beschädigungen vorliegen und das Material nicht bearbeitet wird.

Worin befindet sich schwach/fest gebundener Asbest:

Die Bewertung der unterschiedlichen Risiken für die Gesundheit basiert auf den Angaben des deutschen Gesundheitsamts sowie der Schweizer Unfallversicherung. In dieser interaktiven Karte finden Sie mehr Informationen zu Asbest im Haus. 

Beachten Sie, dass stark gebundener Asbest die gleichen gesundheitlichen Risiken wie schwach gebundener Asbest haben kann, wenn sich die Fasern durch äußere Einwirkung aus dem Material lösen. Dies kann beim Bohren von Löchern, Schleifen von Oberflächen und sämtlichen anderen Handwerksarbeiten der Fall sein, bei denen das Material bearbeitet wird. Auch durch Baumängel, bei denen sich die Bausubstanz wegen Alterung oder Beschädigung zersetzt, können zu einer Freisetzung von Asbestfasern führen. 

In diesen Artikeln gehen wir genauer auf die einzelnen asbesthaltigen Materialien in Wohnungen ein:

👉 Asbest in Wand und Decke

👉 Asbest im Boden

👉 Asbest in Nachtspeicheröfen

👉 Asbest im Dach

👉 Asbest in Fenstern

Das Gefährliche an Asbestfasern ist, dass sie kaum vom menschlichen Körper abgebaut werden können. Werden die Fasern eingeatmet, können sie sich über Jahre in der Lunge ablagern. Die Zeit zwischen dem Kontakt mit den Asbestfasern und dem Ausbruch einer Krebserkrankung beträgt in der Regel 15 - 45 Jahre (vgl.: Schweizer Gesundheitsamt – Asbest).

Asbest kann nach dieser Zeit zu Lungen- und Brustkrebs führen, der in vielen Fällen für die Betroffenen tödlich endet. Wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, eine Erkrankung zu erleiden, hängt vor allem von der Dauer und Intensität der Belastung ab. So sind heute vor allem Personen betroffen, die vor dem Asbestverbot im Jahre 1993 regelmäßig mit Asbest gearbeitet haben. Aufgrund der langen Zeit, die bis zu einer Krebserkrankung vergeht, gingen 2017 immer noch 67 % aller arbeitsbedingten Todesfälle in Deutschland auf Asbest zurück. Die Gesamtzahl der Todesfälle durch Asbest lag zwischen 1994 und 2017 bei über 34.000 (vgl.: Verbraucherzentrale – Asbest).

Eine weitere typische Erkrankung in Zusammenhang mit Asbest ist die Asbestose oder auch Staublungenkrankheit. Durch Vernarbungen des Lungengewebes durch die Asbestfasern kann es langfristig zu Symptomen wie chronischem Reizhusten, Atemnot und weiteren Folgeerkrankungen wie Lungenkrebs kommen. Nach der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin gehen selbst heute noch 3.500 der in einem Jahr diagnostizierten Berufskrankheiten auf Asbest zurück.

👉 Mehr zu den verschiedenen Symptomen und Krankheiten in Zusammenhang mit Asbest

Der erste Hinweis darauf, ob Asbest in einem bestimmten Material vorliegt, ist das Herstellungsdatum. Produkte, die nach dem Verbot vom 31.10.1993 in Deutschland hergestellt wurden, enthalten mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit kein Asbest mehr. Zwar wurde Asbest in über 3000 verschiedenen Produkten verwendet, allerdings unterscheidet sich die Häufigkeit, in welcher Asbest in bestimmten Produkten vorkommt, deutlich. In der folgenden Tabelle sehen Sie eine Übersicht über die Verwendung von Asbest in den 70er Jahren:

(Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin – Asbesterkundung)

Wie Sie sehen können, bedingt der Wohnort die Wahrscheinlichkeit, ob sich in einem bestimmten Material in der Wohnung Asbest befindet. Während Asbestzement überall vorkommt, wurden asbesthaltige Fußbodenbeläge in den 70ern fast ausschließlich in Westdeutschland und asbesthaltige Rohre in Ostdeutschland verbaut.

Anhand von Kennzeichnungen erkennen, ob Asbest in Produkten vorliegt:

Nach dem Verbot von Asbest wurden viele Bauteile, die ehemals Asbest enthielten, mit AF (asbestfrei) oder NT (neue Technologie) deklariert. Manche Produkte wie Rohre aus asbestfreien Materialien sind mit der DIN EN 588 oder PA 3200 gekennzeichnet. Liegt ein Prägestempel auf einem möglicherweise asbesthaltigen Produkt vor, kann auch ein Herstellungsdatum ausgewiesen sein (z. B. auf der Rückseite von Zementplatten). Dieses können Sie mit den oben erwähnten Verboten verschiedener Asbestprodukte vergleichen.

Zudem ist auf einigen Produkten neben dem Datum eine bauaufsichtliche Zulassungsnummer zu erkennen. Sie können diese auf der Seite des Fraunhofer Informationszentrum eingeben und erhalten so Informationen zu vielen Produkten, die ab 1968 hergestellt wurden. Als letzten Schritt können Sie den Hersteller kontaktieren und erfragen, ob und bis wann in dem jeweiligen Produkt noch Asbest eingesetzt wurde.

👉 In diesem Artikel erfahren Sie alles rund um das Thema Asbesterkundung.

Asbest allein an optischen Merkmalen wie Struktur und Farbe zu erkennen, ist in der Regel nicht sicher möglich. Dies liegt unter anderem daran, dass es verschiedene Arten von Asbest gibt, die sich teilweise in Aussehen und Struktur unterscheiden. Weiterhin wurde Asbest oft mit anderen Materialien wie Zement gemischt (z. B. Faserzement/Eternit). Häufig wird Asbest auch erst sichtbar, wenn asbesthaltige Baumaterialien beschädigt oder asbesthaltige Geräte unter hohen Gesundheitsrisiken zerlegt werden (z. B. Nachtspeicheröfen).

Die nachfolgenden optischen Merkmale können jedoch auf Asbest hinweisen:

• Struktur: Asbest hat eine faserige Struktur. Diese wird, wie bereits erwähnt, aber oft erst bei Beschädigungen bzw. an Bruchkanten sichtbar. Zudem können auch andere Baumaterialien ähnliche Strukturen aufweisen oder die Faserstruktur wird durch die Mischung mit anderen Materialien zumindest für das menschliche Auge „verdeckt“.
  
  
• Farbe: Die Farbe von Asbest kann grob zwischen grau, bläulich, weiß und grün variieren. Wie die Struktur wird die Asbestfarbe jedoch häufig auch durch Verarbeitungsprozesse, die Mischung mit anderen Materialien, Anstriche etc. „verfälscht“.

Interaktive Karte: asbesthaltige Materialien in Wohnung und Haus erkennen

In Wohnungen und Häusern können die verschiedensten asbesthaltigen Materialien vorkommen. Dies gilt besonders für ältere Gebäude. Deshalb haben wir eine interaktive Karte mit Bildern von asbesthaltigen Gegenständen erstellt, in der wir unter anderem auf die typischen asbesthaltigen Produkte in verschiedenen Gebäudeteilen eingehen.

Da das Erkennen von asbesthaltigen Produkten oftmals schwer bis unmöglich ist, empfehlen wir, bei Verdacht einen Asbest-Test zum Selbermachen durchzuführen. Mit unseren Asbesttests von Checknatura können Sie entweder eine Probe von einem verdächtigen Objekt Ihrer Wohnung entnehmen oder Ihre Raumluft überprüfen lassen. Nachdem Sie uns die Probe zugeschickt haben, überprüft unser Fachlabor mithilfe von Elektronenmikroskopie sowie Röntgenanalyse die Probe auf das Vorhandensein von Asbestfasern. Der ausführliche Ergebnisbericht gibt Ihnen sowohl Auskunft darüber, ob sich Asbest in Ihrer Probe befand, als auch über den Mengenanteil.

👉 Klicken Sie hier um zu erfahren welchen unserer Asbesttests Sie für welches Material verwenden müssen.

Asbesthaltiger Baumüll muss separat auf Deponien entsorgt werden, auch bei einem sehr geringen Asbestgehalt. Nach dem Bundesumweltamt gibt es momentan keine Untergrenzen für Asbest, unter welchen asbesthaltiger Bauabfall normal recycelt werden darf. Die Verfahren zur Entsorgung von Asbest unterscheiden sich je nach Bundesland. Für weitere Informationen zur Entsorgung von Asbest nehmen Sie Kontakt mit Ihrer örtlichen Abfallbehörde auf und lesen Sie unseren Artikel: Asbest entsorgen: Das sind die Gefahren, Regeln und Kosten!

Aufgrund der geringen Kosten in der Herstellung im Vergleich zu Ersatzprodukten wird Asbest heute noch von vielen Ländern produziert und verwendet. Die größten Produzenten sind Russland, China, Kasachstan und Brasilien. 

Asbestfasern können so klein sein, dass sie nicht einmal von einem Staubsaugerfilter aufgehalten werden können. Dies ist einer der Gründe, weswegen die Reinigung von Asbeststaub von einem spezialisierten Unternehmen übernommen werden sollte.