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Schadstoffe in Blumenerde und Zimmerpflanzen
Luftreiniger und Schadstoff-Emittent
Zimmerpflanzen sind nicht nur dekorativ, sie gelten auch als Luftreiniger. Nicht nur befeuchten sie die Atemluft, die in Wohnungen schnell sehr trocken werden kann, sie können sogar flüchtige organische Verbindungen (VOC) aus der Luft entfernen (vgl.: Aufnahme flüchtiger organischer Verbindungen durch Pflanzen).
Eine neue Studie hat jedoch gezeigt, dass manche Zimmerpflanzen nicht nur Sauerstoff abgeben und schädliche Gase aus der Luft aufnehmen, sondern ebenso giftige Emissionen in die Umwelt abgeben. Die Pestizidbelastung sowie Schimmel und Bakterien können ebenfalls ein Gesundheitsrisiko darstellen.
VOC-Emissionen von Zimmerpflanzen
Ein Forscherteam der University of Georgia führte die Studie Volatile Organic Compounds Emanating from Indoor Ornamental Plants durch, um die von vier Arten beliebter Zimmerpflanzen emittierten VOC-Mengen zu messen. Bei diesen Verbindungen handelt es sich um Gase oder Dämpfe, die von festen und flüssigen Stoffen abgegeben werden und kurz- und langfristig negative Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit haben können.
Das Umweltbundesamt beschreibt Flüchtige organische Verbindungen als Gesundheitsrisiko und fasst die vielseitigen Auswirkungen von VOC auf die menschliche Gesundheit zusammen: “Geruchsbelästigungen, Reizungen und Symptome, die nicht unmittelbar einer Krankheit zugeordnet werden können, [...] ebenso mögliche chronische Wirkungen, [...] besonders natürlich krebserzeugende, erbgutverändernde und fortpflanzungsgefährdende Wirkungen.”
Die Forscherinnen und Forscher der University of Georgia fanden 23 flüchtige Verbindungen von der Friedenslilie, 16 von der Areca-Palme, 13 von der Trauerfeige und 12 von der Schlangenpflanze, alles weithin populäre Zimmerpflanzenarten.
Einige der VOCs sind Bestandteile von Pestiziden, die bereits in der Gärtnerei auf verschiedene Arten aufgetragen werden. Genau wie bei behandeltem Obst oder anderen Naturwaren, sind Produkte aus konventionellen Gärtnereien und Forstbetrieben oft stark belastet. Gerade Gärtnereien im EU-Ausland unterliegen mitunter weniger strengen Regulierungen gegenüber bestimmten Schadstoffen.
Nicht nur die Pflanzen selbst, auch die im Boden lebenden Mikroorganismen waren für die Freisetzung von flüchtigen Stoffen in die Luft verantwortlich, ebenso wie die Plastiktöpfe, die die Quelle von 11 der gefundenen VOCs waren.
Pestizide auf Zimmerpflanzen anwenden
Zimmerpflanzen können unter Insekten-, Milben-, Pilz- oder Bakterienbefall leiden. Die Verwendung von Pestiziden bei Zimmerpflanzen birgt jedoch andere Risiken als die Verwendung von Pestiziden im Freien. Wohnungen sind weniger gut belüftet als der Garten oder Balkon, sodass die Dämpfe viel länger in der Luft bleiben.
“Die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln in geschlossenen Räumen sollte aufgrund der möglichen Gesundheitsgefährdung für Menschen nur in Ausnahmefällen erfolgen", empfiehlt der Infodienst Landwirtschaft Baden-Württemberg in seiner Broschüre zum Thema Pflanzenschutz in Innenräumen.
Pestizidvergiftungen haben teils schwerwiegende Folgen. Die Symptome reichen von Augen- und Atemwegsreizung sowie Kopfschmerzen bei direktem Kontakt bis zu chronischen Hauterkrankungen, Krebs, Fruchtbarkeitsstörungen und Erbgutschädigungen.
Am meisten davon sind Anwenderinnen und Anwender im agrarindustriellen Bereich betroffen. Die Rückstände in der häuslichen Atemluft sind deutlich geringer, jedoch trotzdem nicht ungefährlich. Besonders Menschen mit Vorerkrankungen der Atemwege, Kinder aber auch Haustiere sind bereits gegenüber geringen Konzentrationen empfindlich.
Pilze und Bakterien in der Blumenerde
Blumenerde enthält immer einige Bakterien und Pilze, die bestenfalls gut für die Pflanze sind, die lebendige Erde braucht. Sie kann aber auch schädliche Bakterien und Pilze enthalten. Bakterien im Boden, die beim Menschen Probleme verursachen können, sind etwa Stämme von Nocardia, die eine Infektion der Lunge oder des ganzen Körpers verursachen, Legionella, die ebenfalls eine Lungeninfektion bewirken können und Clostridium, das Tetanus verursacht (vgl.: Soil-Related Bacterial and Fungal Infections).
Bakterien oder Pilze gelangen in der Regel durch Einatmen in den Körper oder durch Rückstände an den Händen, wenn diese dann zum Mund geführt werden. Es kann auch über die Haut geschehen, wie bei der chronischen Pilzinfektion Sporotrichose, die auch als "Rosengärtnerkrankheit" bekannt ist (vgl.: Pilzelemente im Gewebe bei Sporotrichose).
Weiße Schimmelpilze auf Pflanzenerde, so genannte saprophytische Schimmelpilze, sieht man am häufigsten auf Zimmerpflanzenerde. Diese sind nur selten gefährlich für Mensch und Tier. Menschen mit chronischer Atemwegserkrankung, Autoimmunerkrankung oder Allergien können auch für ansonsten harmlose Schimmelpilze im Boden empfänglich sein (vgl.: Identification of saprophytic and allergenic fungi in indoor and outdoor environments).
Die “Sporen können Hautreizungen und Schleimhautreizungen, Allergien und Asthma auslösen", warnt das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz über die allgemeinen Gefahren von Schimmel.
Da sich Schimmel, wird ihm nicht entgegengewirkt, schnell ausbreiten kann, sollte auch der weiße Schimmel auf der Blumenerde rechtzeitig bekämpft werden. Das Risiko, von Bakterien oder Pilzen aus der Blumenerde angesteckt zu werden, ist insgesamt sehr gering. Die Gefahr einer Erkrankung ist eher gegeben, wenn die Mikroorganismen in sehr großer Zahl vorhanden sind, was im häuslichen Bereich eher nicht der Fall ist.
So können Sie das Risiko giftiger Zimmerpflanzen reduzieren
💡 Tipps zur Schädlingsbekämpfung bei Zimmerpflanzen:
Es gibt einige Wege, einem Schädlingsbefall beizukommen, ohne gefährliche Pestizide in der Atemluft zu riskieren:
- Genaue Beobachtung: Manche Nährstoffungleichgewichte können wie Krankheiten aussehen. Auch sind sich einige Parasitenbefälle oberflächlich ähnlich. Identifizieren Sie den Schädling, um die besten Chancen für eine erfolgreiche Bekämpfung zu haben.
- Integrierte Schädlingsbekämpfung: Mit dem Wissen über Biologie und Verhalten des Schädlings kann dessen Umgebung so verändert werden, dass der Schädling dort nicht mehr leben kann. Besonders Licht, Feuchtigkeit und pH-Wert sind dabei wichtige Stellschrauben.
- Nützlinge: Nützlinge sind die natürlichen Gegenspieler des jeweiligen Schädlings. Im Checknatura-Artikel Das Gewächshaus - So bekommen Sie es frei von Schädlingen und Schadstoffen finden Sie eine Tabelle mit Schädlingen und den dazugehörigen Nützlingen. Auch die Broschüre zum Thema Pflanzenschutz in Innenräumen des Landwirtschaftlichen Informationsdienstes listet eine Reihe erhältlicher Nützlinge auf, die bei verschiedenem Schädlingsbefall helfen können.
- Schimmel abwischen: Wischen Sie Schimmel, der sich auf lebenden Pflanzen befindet, mit einem feuchten Tuch ab. Verwenden Sie niemals ein trockenes Papiertuch, da Sie sonst die Schimmelsporen in der Luft verteilen.
- Entfernen von Schimmel aus dem Boden: Manchmal genügt es, die oberste Schicht Erde, die befallen ist, gegen neue Erde zu tauschen. Eventuell müssen Sie auch die gesamte Erde tauschen. Spülen Sie dabei auch das Wurzelwerk der Pflanze gründlich ab.
- Biologische Pflanzenschutzmittel: Geben Sie ein natürliches, biologisches Mittel gegen Pilze oder Parasiten in die Erde, um eine erneute Ausbreitung zu verhindern.
- Sprühen vermeiden: Verwenden Sie Pflanzenschutzmittel, die nicht gesprüht werden müssen, da sich der giftige Sprühnebel sonst im gesamten Innenraum verteilt.
- Keine Pestizide im Innenraum sprühen: Falls Sprühen unvermeidlich ist, weil sie nicht jedes Blatt einzeln behandeln können, bringen Sie die
💡 Der richtige Umgang mit Blumenerde
Um uns vor dem Eindringen von Bakterien oder Pilzen in unseren Körper zu schützen, gibt es ein paar grundlegende Techniken.
- Hygiene: Waschen Sie sich nach dem Umtopfen oder sonstigen Arbeiten mit Blumenerde gründlich die Hände.
- Maske tragen: Besonders Menschen mit Vorerkrankungen oder schwachem Immunsystem sollten beim Öffnen eines Beutels Blumenerde eine Atemmaske tragen. Halten Sie den Beutel Blumenerde beim Öffnen vom Körper weg.
- Luftzufuhr: Arbeiten Sie in einem gut belüfteten Bereich.
- Wärmebehandlung: Eine Möglichkeit, die Bakterien- und Pilzbelastung von Blumenerde zu verringern, ist, neue Erde im Ofen zu backen. Dafür wird die Erde auf einem Backblech flach ausgelegt und bei 200 Grad für 10 bis 20 Minuten erhitzt.
Machen Sie den Test!
Wenn Sie wissen möchten, ob die Raumluft, die Sie täglich atmen, mit Schadstoffen wie VOCs belastet ist, können Sie dies mit einer Wohnraum-Luftanalyse zuverlässig selbst prüfen. Der Test gibt Ihnen in einem detaillierten Laborbericht Auskunft über die Zusammensetzung Ihrer Luft und weist auf mögliche Gefahrenquellen hin - nicht nur auf VOCs.
So funktioniert der Lufttest
➡️Bestellen Sie das Test-Set zur Probenahme hier im Shop. Im Set sind alle nötigen Utensilien sowie eine detaillierte Anleitung zur Probenahme enthalten.
➡️Sie führen die Probe selbst gemäß der Anleitung durch. Die Probenahme funktioniert einfach und ist ohne Vorkenntnisse zu bewerkstelligen. Anschließend senden Sie Probe und verwendete Utensilien an unser Luft Prüflabor.
➡️Im Labor wird Ihre Luftprobe auf die angegebenen Schadstoffe untersucht. Im Anschluss erhalten Sie ein übersichtliches und gut verständliches Ergebnis.
So schützen Sie sich vor VOC-Emissionen von Pflanzen
Sie können die Schadstoffbelastung Ihrer Zimmerpflanzen reduzieren, indem Sie ein paar Dinge beachten.
✔️Abwaschen und Umtopfen: Neue Pflanzen, deren Behandlung mit chemischen Wirkstoffen unklar ist, sollten umgetopft und gründlich abgespült werden, um Rückstände von Pestiziden auf der Pflanze und in der Erde loszuwerden.
✔️Biosiegel: Achten Sie beim Kauf neuer Topfpflanzen auf Siegel über Anbaustandards, wie das EU-Öko-Siegel, Demeter oder das GGN Certified Floriculture.
✔️Kein Kunststoff: Benutzen Sie statt Plastiktöpfen Töpfe aus natürlichen Materialien, wie Ton, Stein oder Keramik, um flüchtige Gase aus Kunststoffen zu vermeiden.
Wussten Sie ..?
Viele der Gefahren, die für Zimmerpflanzen gelten, lassen sich auch auf Schnittblumen übertragen. Blumen kommen häufig aus wenig regulierten Ländern und sind stark pestizidbelastet. Ebenso können Schimmel und Bakterien mit den Blumen mitreisen.
Gefährliche Substanzen
❗ VOC
❗Bakterien
❗Pilze