Asbest eingeatmet – was tun?
Haben Sie zum Beispiel beim Schneiden von alten Eternitplatten oder dem Entfernen von Spritzasbest höchstwahrscheinlich Asbestfasern eingeatmet? Dann stellen Sie sich vielleicht die Frage, ob diese einmalige Asbest-Exposition schon zu Krebs oder anderen Erkrankungen führen kann. Gibt es auf diese Frage eine klare Antwort? Was sollten Sie nach dem Kontakt mit Asbest tun? Gibt es Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten zur Risikoreduktion? Unser nachfolgender Praxis-Ratgeber liefert Ihnen die Antworten und viele weitere Infos. (Stand September 2025).
Inhalt
Was ist Asbest?
Asbest ist eine Sammelbezeichnung für verschiedene natürlich vorkommende faserige Silikat-Mineralien. Asbestfasern sind oft sehr fein. Teilweise beträgt ihr Durchmesser nur 2 Mikrometer (ein Zweitausendstel Millimeter). Zu den bekannten Asbestarten zählen Chrysotil („Weißasbest“), Amosit, Krokydolith, Tremolit, Aktinolith und Anthophyllit.1 Asbest ist unter anderem sehr Beständig gegen Witterungseinflüsse, Hitze und viele Chemikalien.2
Die Verwendung und Herstellung von Asbest wurde in Deutschland erst 1993 komplett verboten. Vor diesem Verbot war Asbest zum Beispiel teilweise in Faserzementplatten (z. B. Eternit), Isolierungen (auch Brandschutz), Nachtspeicheröfen sowie Bodenbelägen enthalten.2
Wie gefährlich ist Asbest? Welche Erkrankungen drohen?
Werden Asbestfasern eingeatmet, dringen diese aufgrund ihrer geringen Größe teilweise bis in die Alveolen (Lungenbläschen) vor. Dort können sie sich wegen ihrer nadelartigen Struktur festsetzen. Ein Abbau durch körpereigene Mechanismen erfolgt kaum oder gar nicht (hohe biologische Beständigkeit). Die Lunge kann sich auch nicht durch Ausscheidung von Asbest reinigen. Das Lungengewebe betrachtet die festgesetzten Asbestfasern als Fremdkörper und reagiert auf diese mit einer Entzündung, welche eine chronische Reizung auslöst. Dadurch kann es unter anderem zu Vernarbungen des Lungengewebes (Asbestose) und verschiedenen Krebserkrankungen wie Lungen- und Brustfellkrebs (Pleuramesotheliom) kommen.3
Ausbruch asbestbedingter Erkrankungen meist erst nach vielen Jahren
Eine Asbestose mit ihren typischen Symptomen wie Kurzatmigkeit und allgemein abnehmender Belastbarkeit tritt meist erst nach jahrelanger beruflicher Asbestbelastung auf. Zwischen dem Auftreten von Krebserkrankungen und dem Einatmen von Asbest können mehrere Jahrzehnte liegen.4 Diese langen Latenzzeiten machen es häufig schwierig, einen kausalen Zusammenhang zwischen Asbestexposition und Erkrankungen herzustellen bzw. zu beweisen (Entschädigung, Anerkennung Berufskrankheit).
Viele weitere Informationen zu den Gesundheitsrisiken durch Asbest erhalten Sie in unserem Ratgeber „Wie gefährlich ist Asbest? Symptome, Risiken und Behandlung“.
Können eingeatmete Asbestfasern auch akute Symptome verursachen?
In der Regel verursachen Asbestfasern beim Einatmen keine akuten Symptome wie Husten, Halsreizungen oder Atemnot.5
„Asbest“ eingeatmet – war es wirklich Asbest?
Die Sorge ernsthafte Spätfolgen nach dem Einatmen von Asbest zu entwickeln, kann wegen der oben genannten möglichen asbestbedingten Erkrankungen durchaus berichtigt sein. Bevor Sie weitere Maßnahmen wie Arztbesuche und regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen (siehe nächste Absätze) einleiten, sollten Sie jedoch relativ sicher sein, dass Sie wirklich Asbestfasern eingeatmet haben könnten. Ist dies nicht der Fall, brauchen Sie sich keine weiteren Sorgen machen und weitere Maßnahmen erübrigen sich.
Asbest bzw. asbesthaltige Materialien können optisch nicht sicher von asbestfreien Produkten unterschieden werden. Sie haben jedoch grundsätzlich mehrere Möglichkeiten, Asbest zu erkennen:
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Herstellungsdatum: Produkte, die nach dem Asbestverbot am 31.10.1993 hergestellt wurden, enthalten mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit kein Asbest. Allerdings ist das Produktionsdatum nicht bei allen „verdächtigen“ Produkten ausfindig zu machen.
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Kennzeichnung asbestfreier Produkte: Asbestfreie Produkte können die Kennungen „AF“ (asbestfrei), NT (neue Technologie) oder C (Clean = asbestfrei) tragen.6 Bei einigen Produkten kann über die bauaufsichtliche Zulassungsnummer und die Datenbank des Fraunhofer Informationszentrums geprüft werden, ob diese Asbest enthalten.
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Sachverständige einschalten: Die örtlichen Umwelt- und Baubehörden vermitteln oft Sachverständige, die Asbest erkennen bzw. die von diesem ausgehende Gefahren einschätzen können.
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Asbesttest: Können obige Möglichkeiten den Asbestverdacht nicht zweifelsfrei ausräumen oder sind diese aufgrund fehlender Informationen nicht anwendbar, kann ein Asbesttest des Materials vorgenommen werden. Dazu bieten wir je nach Material verschiedene Tests an:
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Asbest Test 0,1%: Fliesenkleber/Kitt
Asbest Test 0,001%: Farben/Lacke/Putz
Die Probenentnahme für die Asbestanalysen können Sie mit Hilfe der beiliegenden, leicht verständlichen Anleitung und unter Beachtung der Sicherheitsanweisungen selbst vornehmen. Anschließend senden Sie die Probe einfach per Post ein. Die Probenanalyse erfolgt in einem spezialisierten Labor. Nach kurzer Zeit stellen wir Ihnen die Analyseergebnisse verständlich aufbereitet im Online-Portal MyChecknatura zur Verfügung.
Vertiefende Informationen zur Erkennung von Asbest bietet unser Ratgeber „Was ist Asbest und wie sieht er aus? Wir zeigen Ihnen, wie Sie Asbest erkennen!“.
Asbest eingeatmet – erste Schritte
Wurde höchstwahrscheinlich Asbest eingeatmet, können die folgenden Schritte eine gute Handlungsempfehlung sein:
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Ruhe bewahren: Für zum Beispiel asbestbedingte Krebserkrankungen gibt es offiziell keinen Schwellenwert bzw. Mindestwert an Fasern, bei dem diese mit hoher Wahrscheinlichkeit auftreten. Gelangten Asbestfasern jedoch nur einmalig in geringfügigen Mengen in die Lunge, sind Krebserkrankungen allerdings nicht sehr wahrscheinlich. Bei Asbestose ist eine langfristige Belastung nötig.7, 8
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Dokumentieren und Informationen sammeln: Sammeln und dokumentieren Sie Informationen über das asbesthaltige Material und die Asbestbelastung (z. B. Datum und Dauer der Exposition, Schutzmaßnahmen ja/nein, berufliche/private Exposition, Fotos machen, alte Kaufbelege, Handwerkerrechnungen etc.). Entsprechende Informationen können bei einer eventuell erfolgenden Geltendmachung von Schadensersatzansprüchen, rechtlichen Auseinandersetzungen oder tatsächlich auftretenden Erkrankungen wichtig sein.
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Arzt aufsuchen: Um bereits vorhandene Vorerkrankungen auszuschließen oder zu dokumentieren, sollten Sie nach der Exposition einen Arzt aufsuchen. So ist der „Fall“ auch gleich dokumentiert, was später vielleicht einmal wichtig sein kann. Haben Sie Asbest berufsbedingt eingeatmet, könnte eine Meldung an die Berufsgenossenschaft bzw. den Unfallversicherungsträger nötig sein. Bei hohen beruflichen Asbestbelastungen besteht ein Anspruch auf eine lebenslange ärztliche Überwachung.3
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Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen: Werden Vorsorgeuntersuchungen regelmäßig wahrgenommen, können einige asbestbedingte Erkrankungen oft frühzeitig entdeckt werden. Daraus ergeben sich häufig bessere Behandlungsmöglichkeiten.
Können Asbestfasern aus der Lunge entfernt werden?
In die Lunge oder umliegendes Gewebe eingedrungene Asbestfasern können nicht durch therapeutische Maßnahmen entfernt werden.9
Wie werden asbestbedingte Erkrankungen diagnostiziert?
Zur Diagnose asbestbedingter Erkrankungen kommen unter anderem die folgenden Verfahren zum Einsatz:3, 10
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Anamnese (genaue Befragung durch den Arzt)
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körperliche Untersuchung (z. B. Abhören der Lunge)
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Röntgenuntersuchungen der Lunge, CT, MRT
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Lungenfunktionstest
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Blutgasanalyse
Krank durch Asbest – gibt es Behandlungsmöglichkeiten?
Die Behandlungsmöglichkeiten bei asbestbedingten Erkrankungen wie Asbestose oder Krebs sind komplex und hängen stark von der individuellen Ausprägung der Erkrankung ab. Daher können diese hier nur ansatzweise genannt werden:11, 12
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Linderung der Symptome z. B. durch Medikamente zur Erweiterung der Bronchien
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Sauerstofftherapie
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Tumorbehandlung z. B. durch Chemo- und Strahlentherapie
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Vermeidung weiterer Asbestexposition, Verzicht auf Rauchen
Schon gewusst?
Eine besondere Gefahr geht von Asbest aus, wenn dieser nicht fest gebunden ist oder bei Tätigkeiten wie Bohren, Schleifen, Sägen sowie unsachgemäßen Reinigungsarbeiten (z. B. Hochdruckreiniger) freigesetzt wird. Schwach gebundener Asbest liegt unter anderem bei Spritzasbest, Leichtbauplatten und Dichtungsschnüren vor. In zum Beispiel Asbestzementplatten (Eternit), Asbestrohren und Dachschindeln ist Asbest normalerweise fest gebunden und wird erst durch die genannten Tätigkeiten oder stärkere Verwitterung in nennenswerten Maße als Asbeststaub freigesetzt.2
Asbestfasern eingeatmet – FAQs
Werde ich krank, wenn ich einmalig Asbest eingeatmet habe?
Die Wahrscheinlichkeit von Folgeerkrankungen ist bei einmaligem Kontakt mit Asbest eher gering.
Kann man Asbest sicher optisch erkennen?
Nein, Asbest bzw. asbesthaltige Produkte können optisch nicht sicher erkannt werden. Gewissheit kann hier aber zum Beispiel ein Asbesttest schaffen.
Lassen sich Asbestfasern aus der Lunge entfernen?
Nein, Asbestfasern werden vom Körper nicht abgebaut oder ausgeschieden und lassen sich auch nicht durch andere Maßnahmen aus dem Lungengewebe entfernen.
Was kann ich tun, wenn Asbest eingeatmet wurde?
Bewahren Sie zunächst Ruhe und dokumentieren Sie unter anderem Art und Dauer der Belastung. Bei berufsbedingter Belastung sollte diese gemeldet werden. Suchen Sie einen Arzt auf und nehmen Sie regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen wahr.
Wie gefährlich ist Asbest im Freien?
Niedrige, natürlich entstehende Asbestkonzentrationen im Freien (Hintergrundbelastung) stellen in der Regel kein Gesundheitsrisiko dar.13
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Haftungsausschluss
Alle medizinischen Informationen in diesem Artikel wurden sorgfältig von uns aus den genannten Quellen zusammengetragen. Für die Richtigkeit, Aktualität und Vollständigkeit der Informationen können wir nicht garantieren. Wenden Sie sich bei Beschwerden oder einer wahrscheinlichen Asbestexposition stets an einen Facharzt. Die Hinweise zur Erkennung von Asbest und die Tipps zum Verhalten nach einer möglichen Asbestexposition erheben ebenfalls keinen Anspruch auf Richtigkeit, Vollständigkeit sowie Aktualität.
Das könnte Sie ebenfalls interessieren:
1Vgl.: Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung: Identifizierung von Asbestfasern in Stäuben, Pulvern und Pudern mineralischer Rohstoffe. 2000.
2Vgl.: Umweltbundesamt: Asbest. 2024.
3Vgl.: Deutsches Krebsforschungszentrum: Asbest: Krebsrisiko noch auf lange Zeit? 2023.
4Vgl.: MSD Manual: Übersicht über Asbesterkrankungen. 2023.
5Vgl.: Universität Konstanz: FAQs Sanierung Bibliothek, Asbest und Gesundheit. 2025.
6Vgl.: Abfallwirtschaft Landratsamt Kitzingen: Asbestfreie Platten und Faserzementprodukte. 2025.
7Vgl.: Minnesota Department of Health: Health Effects, Why is asbestos dangerous? 2024.
8Vgl.: MSD Manual: Asbestose. 2023.
9Vgl.: Agency for Toxic Substances and Disease Registry (USA): Asbestos and Health: Frequently Asked Questions. 2025.
10Vgl.: Marien Hospital Herne: Asbestose. 2025.
11Vgl.: Luzerner Kantonsspital: In unserem Haus fand man Asbest – droht mir Krebs? 2024.
12Vgl.: netDoktor: Asbestose. 2021.
13Vgl.: Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg: Was sind hohe Asbestfaserkonzentrationen? 2025.