Asbest in & unter Tapeten: Unsichtbare Gefahr an Ihren Wänden?
Vielleicht haben Sie als Hausbesitzer oder Heimwerker schon einmal gehört, dass alte Tapeten oder zumindest die darunter liegenden Spachtelmassen Asbest enthalten könnten. Ist dies wirklich der Fall? Welche Gefahren gehen von Asbest an Wänden aus? Wie kann man asbesthaltige Tapeten, Spachtelmassen oder Kleber erkennen und wie gehen Sie bei Renovierungsarbeiten am besten vor, um Risiken durch Asbest zu minimieren? Die Antworten und viele weitere Infos und Tipps zum Thema „Tapete und Asbest” liefert unser nachfolgender Praxis-Ratgeber. (Stand: Oktober 2025).
Inhalt
Können alte Tapeten Asbest enthalten?
Ob alte Tapeten selbst Asbest enthalten können, konnten wir selbst nach intensiver Recherche nicht eindeutig klären. Die Wahrscheinlichkeit scheint jedoch eher gering zu sein. So findet sich in der Stellungnahme „Gesundheitliche Bewertung von Tapeten” der Europäischen Gesellschaft für gesundes Bauen und Innenraumhygiene keinerlei Hinweis auf Asbest. Dafür kann Asbest sehr wohl in unmittelbarer Nähe von Tapeten vorkommen und so zum Beispiel zu einem Gesundheitsrisiko bei Renovierungsarbeiten werden:1, 2, 3
- Asbest-Spachtelmasse („Glättspachtel”) zur Ausbesserung von kleinen Schäden wie Rissen und Unebenheiten unter der Tapete
- Rückstände von alten, asbesthaltigem Klebstoffen wie Fliesen- oder Bitumenkleber unter der Tapete
- Putz
- Farben
- Isolationsmaterialien
- Feuer- und Hitzeschutzbeschichtungen (oft Spritzasbest)
Weitere Informationen zu Asbest in Wänden, Decken und Dämmstoffen liefert unser Ratgeber „Asbest in Wand und Decke erkennen – Wir zeigen Ihnen die gefährlichsten Materialien!”
Kann Tapetenkleister Asbest enthalten?
Theoretisch kann auch alter Tapetenkleister Asbest als Beimischung enthalten. Dies ist jedoch eher unwahrscheinlich, da einfacher Tapetenkleister in der Regel überwiegend aus Zellulosefasern und Stärke besteht.
Welche Gesundheitsgefahren gehen generell von Asbest aus?
Asbest ist der Oberbegriff für verschiedene natürlich vorkommende, faserförmige Silikatminerale. Ein wichtiges Merkmal dieser „Asbest-Mineralien“ sind ihre sehr feinen, langen Fasern. Mit einem Durchmesser von teilweise nur 2 Mikrometer (ein Zweitausendstel Millimeter) sind viele Asbestfasern lungen- und gewebegängig und können so beim Einatmen tief in die Lunge und angrenzende Gewebestrukturen eindringen. Aufgrund ihrer speziellen Struktur setzen sich die Fasern dort fest und werden vom Körper kaum oder gar nicht abgebaut oder wieder abgesondert. Durch Asbestfasern können in der Lunge und angrenzenden Geweben chronische Reizungen und Entzündungen entstehen, welche unter anderem das Risiko für verschiedene Krebserkrankungen wie Brustfell- und Lungenkrebs erhöhen. Weiterhin kann einer längerfristige, starke Belastung mit Asbestfasern zu Asbestose mit einer Vernarbung des Lungengewebes führen.4, 5, 6
Wichtig zu wissen: Zwischen Asbestexposition und auftretenden Erkrankungen liegen oft Jahrzehnte. Diese lange Latenzzeit macht es häufig schwer, Asbestbelastungen entsprechenden Erkrankungen zuzuordnen.7
Viele weitere Informationen zu den Gesundheitsrisiken von Asbest erhalten Sie in dem folgenden Ratgeber: „Wie gefährlich ist Asbest? Symptome, Risiken und Behandlung“.
Stellt Asbest hinter Tapeten ein Risiko dar?
Wie hoch das Gesundheitsrisiko durch Asbest ist, hängt größtenteils von der Menge der freigesetzten Fasern ab. Sind Asbestfasern an andere Materialien wie Zement (Asbestzement, Eternit) fest gebunden, werden in der Regel kaum Fasern freigesetzt. Dies gilt ebenso für hinter Tapeten vorhandene Materialien wie Putz oder Klebstoffe, da die Tapete hier als eine Art „Versiegelung” wirkt. Zu einer verstärkten Faserfreisetzung kann es allerdings kommen, wenn zum Beispiel alte Tapeten entfernt werden und dabei asbesthaltige Materialien freigelegt werden. Durch eine mechanische Entfernung (z. B. abkratzen) alter Tapetenreste, das Abschleifen von Klebstoffen oder dem Entfernen von asbesthaltigem Putz können zusätzlich sehr hohe Fasermengen freigesetzt werden. Dies gilt auch für eigentlich fest gebundenen Asbest. Erhöhte Faserfreisetzungen sind ebenfalls möglich, wenn asbesthaltige Farbe altert und rissig wird. Eine besondere Gefahr droht, wenn im Zuge von Renovierungsarbeiten asbesthaltige Isolierungen oder Spritzasbest freigelegt werden.7
Asbest nur in alten Gebäuden? Wann wurde Asbest verboten?
Eigentlich kann Asbest nur in Gebäuden verbaut sein, die vor dem 31.10.1993 errichtet wurden. Zu diesem Stichtag trat in Deutschland ein generelles Asbestverbot mit nur ganz wenigen Ausnahmen in Kraft. In der EU ist Asbest allerdings erst seit 2005 verboten.7 Theoretisch können vor allem bei Heimwerkerarbeiten aber selbst nach diesen Verbotsdaten asbesthaltige Materialien aus „Altbeständen” verbaut worden sein – auch wenn dies klar gegen das Asbestverbot verstoßen würde.
Weitere Informationen zu Verbotsdaten einzelner Asbestprodukte wie Spritzasbest inklusive Sanierungspflichten erhalten Sie in unserem Ratgeber „Bis wann wurde Asbest verbaut? Daten Verbote & Produktionseinstellungen, Sanierungspflichten“.
Asbest unter Tapeten erkennen – ist dies sicher möglich?
Asbest in Spachtelmasse, Putz oder Klebstoff unter Tapeten zu erkennen, ist rein optisch nicht sicher möglich. Dies liegt unter anderem daran, dass Asbestfasern teilweise fast unsichtbar in anderen Materialien wie Zement gebunden sein können. Zudem wurden gerade in Altbauten auf Wände teilweise mehrere Schichten von Farben, Dämmungen und Putz aufgetragen. Dies macht eine „Asbest-Identifizierung” nochmals schwieriger. Wurde das Gebäude vor dem Asbestverbot am 31.10.1993 errichtet oder renoviert, sollte man daher sicherheitshalber von einem generellen Asbestverdacht ausgehen. Die Tipps und Hinweise der folgenden Checkliste können eine Hilfe bei der Identifizierung asbesthaltiger Materialien sein:8
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Baujahr von Gebäuden und Herstellungsdatum: Wie bereits erwähnt, sind nach dem 31.10.1993 in Deutschland errichtete Gebäude in der Regel frei von Asbest. Dies gilt auch für nach diesem Stichtag hergestellte Produkte.
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Kennzeichnungen und Prägestempel: Sind Verpackungen, alte Rechnungen oder Sicherheitsdatenblätter von Klebstoffen, Farben, Putz etc. noch vorhanden? Dann suchen Sie nach den folgenden Kennzeichen bzw. Prägestempeln: NT (neue Technologie)
AF (asbestfrei), DIN EN 588. Diese tragen nur asbestfreie Produkte.
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Oberflächenstruktur: Pudrige oder faserige Oberflächen können ein Hinweis auf Asbest sein. Dies gilt ebenso für alte Klebstoffreste und alte Spachtelmasse.
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Online-Abfragemaske: Über die Online-Abfragemaske des Fraunhofer Informationszentrums für Raum und Bau können viele Produkte auf den Gehalt von Asbest gecheckt werden. Die Datenbank enthält allerdings nur Informationen zu Produkten, die ab 1968 hergestellt wurden.
Tapete mit Asbestverdacht? Checkliste zum richtigen Vorgehen
Die folgende Checkliste enthält nützliche Tipps und Vorschläge zum richtigen Vorgehen bei Tapeten bzw. unter diesen liegenden Materialien mit Asbestverdacht:
✔️ 1. Verdacht bewerten:
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Baujahr und Historie des Gebäudes prüfen (siehe vorheriger Absatz)
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Sichtprüfung auf Risse, Beschädigungen etc., welche zur einer Faserfreisetzung zum Beispiel aus Putz führen könnten.
✔️ 2. Asbesttest:
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Bei begründetem Asbestverdacht sollten Sie unter Einhaltung von Sicherheitsvorkehrungen wie Atemschutz einen Asbesttest durchführen. Details zu unseren Asbesttests für unterschiedliche Materialien finden Sie am Ende dieses Ratgebers.
✔️ 3. Schutzmaßnahmen und Sanierung planen:
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Wenn sich der Asbestverdacht durch einen Asbesttest oder andere schlüssige „Indizien” bestätigt hat, können Sie entsprechende Schutz- und Sanierungsmaßnahmen planen. Dabei sind Heimwerkern jedoch aufgrund des hohen Gesundheitsrisikos durch Vorschriften und Gesetze enge Grenzen gesetzt. Wenden Sie sich daher besser gleich an einen Fachbetrieb. Entsprechende Betriebe vermitteln wir Ihnen gern hier: Asbestsanierung – Ihre Sicherheit in erfahrenen Händen.
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Die folgenden Maßnahmen können generell Gesundheitsrisiken durch Asbest und die Freisetzung von Asbestfasern reduzieren: Abtrennungen von gefährdeten Bereichen mit Folien, Schutzkleidung (z. B. geeigneter Atemschutz), feuchtes Arbeiten, spezielle Techniken zur Vermeidung von Staubentwicklung, Stäube direkt an der Quelle mit Asbeststaubsaugern absaugen. Detaillierte Informationen zu der erforderlichen Schutzkleidung und Schutzausrüstung beim Umgang mit Asbest erhalten Sie hier: „Asbest: Schutzkleidung und Atemschutz – was wird benötigt?”.
✔️ 4. Entsorgung:
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Asbesthaltige Materialien gelten als gefährlicher Abfall und dürfen keinesfalls über den Hausmüll entsorgt werden. Kleinmengen asbesthaltiger Materialien werden oft bei lokalen Abfallhöfen angenommen, wenn diese staubdicht verpackt sind. Wie Sie Asbest korrekt entsorgen oder entsorgen lassen, erfahren Sie im Ratgeber „Entsorgen von Asbest: Das sind die Gefahren, Regeln und Kosten!”.
Es kann ein Asbest-Prüfzwang bestehen!
Seit Inkrafttreten der neuen Gefahrstoffverordnung im Dezember 2024 kann vor Beginn von Bau-, Sanierungs- oder Renovierungsmaßnahmen (z. B. Entfernung von alten Tapeten, Putz und Spachtelmassen) eine verpflichtende Asbestprüfung erforderlich sein. Dies betrifft insbesondere Gebäude, die vor 1997 errichtet wurden – also auch solche, die trotz des bereits seit dem 31. Oktober 1993 bestehenden Asbestverbots noch asbesthaltige Materialien enthalten können. Gebäudeeigentümer sind verpflichtet, ausführende Unternehmen über bekannte Schadstoffvorkommen sowie das Baujahr des Gebäudes zu informieren. Wenn auf dieser Grundlage ein Asbestvorkommen nicht sicher ausgeschlossen werden kann, müssen zusätzliche Untersuchungen durchgeführt werden.8, 9
Gemäß § 6 der Gefahrstoffverordnung besteht für Unternehmen eine Pflicht zur Ermittlung möglicher Gefährdungen, um die Sicherheit der Beschäftigten zu gewährleisten. Die Entnahme und Analyse von Proben hat dabei nach den Vorgaben der VDI-Richtlinie 6202, Blatt 3 zu erfolgen.8, 9
Ausführliche Informationen zu den neuen Regelungen bezüglich des „Asbest-Prüfzwangs” finden Sie in unserem Ratgeber: „Asbest-Prüfzwang? – Diese Regeln sollten Sie kennen!“
Schon gewusst?
Schimmel in Wohnräumen ist wegen seiner gesundheitsgefährdenden und allergenen Eigenschaften nicht nur ein ästhetisches Problem.10 Neben vielen Einrichtungsgegenständen und Baumaterialien können auch Tapeten von Schimmel befallen werden. Wie Sie Schimmel von Tapeten entfernen, erfahren Sie in unserem Artikel „Schimmel auf Tapete entfernen: Hausmittel & Schritt-für-Schritt-Anleitung”. Um verschiedene Materialien oder die Raumluft auf Schimmel zu testen, empfehlen wir einen unserer Schimmeltests.
Ist in der Tapete oder auf der Wand tatsächlich Asbest vorhanden? Ein Asbesttest liefert die Antwort!
Asbest und asbesthaltige Materialien lassen sich, wie bereits erwähnt, anhand ihres Aussehens in der Regel nicht eindeutig bestimmen. Häufig ist auch das Herstellungsdatum nicht bekannt und es fehlen Prägestempel. Mithilfe eines Asbesttests kann jedoch zuverlässig festgestellt werden, ob Asbest zum Beispiel unter der Tapete vorhanden ist:
Mithilfe der beiliegenden Anleitung und unter Einhaltung der Sicherheitsvorgaben können Sie die Proben für den Asbesttest selbst entnehmen. Danach schicken Sie das entnommene Material per Post an unser Fachlabor, wo die Analyse durchgeführt wird. Das Ergebnis der Untersuchung steht Ihnen kurze Zeit später in übersichtlicher Form im Online-Portal MyChecknatura zur Verfügung.
Bitte beachten: Bei unseren Asbesttests handelt es sich um Selbsttests, die zum Beispiel bei Rechtsstreitigkeiten nicht uneingeschränkt als „Beweismittel“ verwendbar sind. Grund hierfür ist nicht zuletzt die fehlende Probenahme durch eine unabhängige Fachperson. Unsere Analytik richtet sich nach wissenschaftlichen Standards, auf die Sie sich verlassen können. So empfehlen wir selbst bei drohenden Rechtsstreitigkeiten, zuerst eine unserer Laboranalysen durchzuführen, um Klarheit über das Vorhandensein von Asbest zu erlangen. Hiernach helfen wir Ihnen gerne mit einer geschulten Probenehmerin oder einem Probenehmer weiter. Kontaktieren Sie uns.
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Asbest und Tapete: wichtige FAQs
Wie erkenne ich, ob eine Tapete oder darunterliegende Materialien Asbest enthalten?
Eine rein optische Erkennung von asbesthaltigen Materialien ist nicht möglich. Sind Prägestempel wie NT (neue Technologie) oder AF (asbestfrei) noch lesbar (z. B. alte Verpackungen), enthält das Material kein Asbest. Auch nach dem 31.10.1993 (Asbestverbot in Deutschland) errichtete Gebäude enthalten meistens kein Asbest. Ansonsten kann nur ein Asbesttest Sicherheit geben.
Geht von Asbest unter der Tapete eine unmittelbare Gesundheitsgefahr aus?
Ist Asbest in Materialien wie Putz, Spachtelmasse oder Klebstoff fest gebunden geht von diesem in der Regel nur bei mechanischer Bearbeitung (z. B. schleifen, bohren, entfernen) eine unmittelbare Gesundheitsgefahr aus. Schwach gebundener Asbest wie Spritzasbest stellt hingegen immer ein Gesundheitsrisiko dar.
Darf ich selbst Tapeten entfernen, wenn darunter Asbest sein könnte?
Der Umgang mit Asbest erfordert in der Regel Sachkunde. Asbest-Sanierungsarbeiten dürfen nur von geeigneten Unternehmen und geschultem Personal unter Einhaltung strenger Schutzmaßnahmen durchgeführt werden. Eine asbesthaltige Tapete oder darunter liegendes asbesthaltiges Material sollte also nicht selbst entfernt werden.
Das könnte Sie ebenfalls interessieren:
1Vgl.: Europäische Gesellschaft für gesundes Bauen und Innenraumhygiene: Gesundheitliche Bewertung von Tapeten: 2023.
2Vgl.: Bayerisches Landesamt für Umwelt: Asbest. 2018.
3Vgl.: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin: Nationales Asbest-Profil Deutschland. 2015.
4Vgl.: Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung: Identifizierung von Asbestfasern in Stäuben, Pulvern und Pudern mineralischer Rohstoffe. 2000.
5Vgl.: Krebsinformationsdienst, Deutsches Krebsforschungszentrum: Asbest: Krebsrisiko noch auf lange Zeit? 2023.
6Vgl.: MSD Manual: Asbestose. 2023.
7Vgl.: Umweltbundesamt: Asbest. 2024.
8Vgl.: Verbraucherzentrale: Asbest: gefährlich und immer noch aktuell. 2025.
9Vgl.: Verband Wohneigentum: Sanierung älterer Häuser: neue Regeln zu Asbest. 2025.
10Vgl.: Umweltbundesamt: Schimmel im Haus. 2014.