Blauer Asbest – ein Hochrisikostoff in vielen Altbauten
Blauer Asbest, auch als Krokydolith oder Blauasbest bekannt, zählt zu den gefährlichsten Asbestarten. In diesem Ratgeber erfahren Sie unter anderem was blauer Asbest ist, welche Gesundheitgefahren von diesem ausgehen und wo die Asbestart in Altbauten zu finden sein kann. Weiterhin geben wir Ihnen Tipps zur Erkennung der risikoreichen Altlast. (Stand November 2025).
Inhalt
Was ist blauer Asbest?
Blauer Asbest bezeichnet die Asbestform Krokydolith, die zur Gruppe der Amphibolasbeste gehört. Namensgebend für die Asbestart ist die bläuliche bis violette Färbung des Minerals. Im Gegensatz zu Chrysotilasbest (Weißasbest) mit seinen elastischen, langen Fasern weist Blauasbest spröde, brüchige Fasern auf. Diese lassen sich im Umterschied zu Weißasbest nur sehr schwer verspinnen. Blauasbestfasern haben im Vergleich zu Weißasbest außerdem eine stärkere Neigung zur Längsspaltung. Der Anteil des technisch genutzten Blauasbests ist in Deutschland mit 4 % gegenüber 94 % beim Weißasbest sehr gering. Vielfach wurden die beiden Asbestarten jedoch auch gemischt. Die größten Vorkommen von blauem Asbest befinden sich in Südafrika.1, 2
Wo wurde blauer Asbest eingesetzt?
Wegen seiner guten Hitze- und Säurebeständigkeit wurde Blauasbest im Baubereich unter anderem zum Brandschutz in Form von Spritzasbest eingesetzt. Dieser wurde vor allem in Bauten mit Stahlskelettbauweise aufgebracht.1
Bis wann wurde Blauasbest verbaut?
In der DDR wurde der Import von Blauasbest bereits 1984 verboten. Im Oktober 1993 erfolgte in ganz Deutschland ein allgemeines Verbot für die Herstellung und Verwendung von Asbest, welches nur sehr wenige Ausnahmen zulässt. Im März 2003 trat ein europaweites Verbot in ähnlicher Form in Kraft.2 In Deutschland kann also in allen vor 1993 errichteten Gebäuden blauer Asbest als Altlast enthalten sein.
Weitere Informationen zu Verbotsdaten einzelner Asbestprodukte wie Spritzasbest inklusive Sanierungspflichten erhalten Sie in unserem Ratgeber „Bis wann wurde Asbest verbaut? Daten Verbote & Produktionseinstellungen, Sanierungspflichten“.
Welche Gesundheitsgefahren gehen von blauem Asbest aus?
Wie bei anderen Asbestarten auch, stellt das Einatmen von Fasern des blauen Asbests ein erhebliches Gesundheitsrisiko dar. Generell werden Asbestfasern verstärkt von schwach gebundenem Asbest wie Spritzasbest oder bei mechanischer Bearbeitung (z. B. Sanierungs- und Abbrucharbeiten) freigesetzt.
Von Blauasbest geht ein besonders hohes Gesundheitsrisiko aus. Dies resultiert unter anderem daraus, dass Blauasbestfasern verstärkt zur Längsspaltung neigen und sich so verstärkt im Lungengewebe und angrenzenden Geweben festsetzen.1 Mit ihrer nadelartigen, feinen Struktur dringen die Fasern tief in Gewebe ein und sorgen dort für chronische Reizungen. Diese können in verschiedenen Krebserkrankungen wie Lungen-, Rippen- und Bauchfellkrebs resultieren. Eine weitere asbestbedingte Erkrankung ist die Asbestose mit einer Vernarbung des Lungengewebes. Asbestfasern werden vom Körper kaum oder gar nicht abgebaut oder abgesondert (hohe Biopersistenz).3
Wichtig zu wissen: Der Zeitraum zwischen Asbestkontakt und dem Ausbruch von Erkrankungen (Latenzzeit) beträgt etwa 10 bis 60 Jahre.4 Dies macht es oft schwierig, Asbest als Krankheitsursache nachzuweisen.
Weitere Informationen zu den Gesundheitsrisiken von Asbest erhalten Sie hier: „Wie gefährlich ist Asbest? Symptome, Risiken und Behandlung“.
Was Sie konkret tun sollten, wenn Sie Asbest eingeatmet haben, erfahren Sie in unserem Ratgeber „Asbest eingeatmet – was tun?”.
Wie kann man blauen Asbest erkennen? Ist dieser wirklich blau?
Wie bei anderen Asbestarten auch, ist die rein optische sichere Erkennung von blauem Asbest in der Regel nicht möglich. So können unverarbeitete Fasern von blauem Asbest tatsächlich häufig bläuliche Farbtöne haben.1 Doch in verarbeiteter Form ist diese Färbung in den jeweiligen Produkten oft nicht mehr erkennbar bzw. diese stellt aufgrund teilweise zugesetzter Farben kein sicheres Erkennungsmerkmal dar. Einzelne Asbestfasern sind wegen ihrer geringen Größe mit bloßem Augen ebenfalls oft nicht klar identifizierbar bzw. erkennbar. Die folgenden Hinweise können Ihnen jedoch helfen, Asbest bzw. asbesthaltige Produkte zu identifizieren:5
Kennzeichnungen und Prägestempel für asbestfreie Produkte
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NT (neue Technologie)
-
AF (asbestfrei)
-
DIN EN 588
Baujahr und Produktionsdatum als Hinweis
Bei Spritzasbest und ähnlichen Anwendungen von blauem Asbest sind oder waren Kennzeichnungen und Prägestempel natürlich oft nicht vorhanden, sodass hier nur das Baujahr des Gebäudes oder das Produktionsdatum des Asbestprodukts einen Hinweis auf Asbestfreiheit liefern kann. Beide Daten sollten für den Ausschluss von Asbest nach dem Inkrafttreten des Asbestverbots im Oktober 1993 liegen.
Eingabemaske Fraunhofer Informationszentrum
Weiterhin kann auch über die Eingabemaske des Fraunhofer Informationszentrums für Raum und Bau recherchiert werden, ob das entsprechende Produkt Asbest enthält. Die Datenbank umfasst allerdings nur Informationen zu Produkten, die ab 1968 hergestellt wurden.
Wie Sie Asbest ganz allgemein erkennen können, erfahren Sie hier: „Was ist Asbest? Wir zeigen Ihnen, wie Sie Asbest erkennen!
Sichere Erkennung von Asbest nur mit Asbesttest möglich!
Asbest wie Blauasbest sowie asbesthaltige Baustoffe und Produkte können, wie bereits erwähnt, rein optisch nicht sicher erkannt werden. Prägestempel, Kennzeichnungen sind oft auch nicht vorhanden. Über das genaue Produktions- bzw. Baujahr liegen häufig ebenfalls keine verlässlichen Informationen vor. Mit einem unserer Asbesttests kann Asbest in unterschiedlichen Materialien allerdings sicher identifiziert oder ausgeschlossen werden:
Die Probenentnahme für die Asbesttests können Sie mit Hilfe der beiliegenden Anleitung und unter Beachtung der Sicherheitsanweisungen einfach selbst vornehmen. Anschließend senden Sie die Materialprobe per Post an unser spezialisiertes Partnerlabor. Nach kurzer Zeit steht das Testergebnis für Sie über Ihren persönlichen Bereich des Online-Portals MyChecknatura zum Abruf bereit.
Bitte beachten: Bei unseren Asbesttests handelt es sich um Selbsttests, die zum Beispiel bei Rechtsstreitigkeiten nicht uneingeschränkt als „Beweismittel“ verwendbar sind. Grund hierfür ist nicht zuletzt die fehlende Probenahme durch eine unabhängige Fachperson. Unsere Analytik richtet sich nach wissenschaftlichen Standards, auf die Sie sich verlassen können. So empfehlen wir selbst bei drohenden Rechtsstreitigkeiten, zuerst eine unserer Laboranalysen durchzuführen, um Klarheit über das Vorhandensein von Asbest zu erlangen. Hiernach helfen wir Ihnen gerne mit einer geschulten Probenehmerin oder einem Probenehmer weiter. Kontaktieren Sie uns.
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FAQs zu blauem Asbest
Ist blauer Asbest giftig oder gefährlich?
Nein, blauer Asbest (Krokydolith-Asbest) ist nicht akut „giftig” im klassischen Sinne. Sein gesundheitliches Risikopotenzial ist allerdings dennoch sehr hoch. So können die feinen, nadelartigen Fasern von Blauasbest besonders tief in die Lunge und angrenzende Gewebe eindringen und dort Krebserkrankungen auslösen. Eine weitere mögliche Folge einer langfristigen Blauasbest-Exposition ist die Asbestose mit einer Vernarbung des Lungengewebes.
Ist blauer Asbest in Deutschland verboten?
Ja, die Herstellung und Verwendung von Asbest, darunter auch Krokydolith (Blauasbest), ist in Deutschland seit Oktober 1993 verboten.
Kann man blauen Asbest mit bloßem Auge erkennen?
Nein, eine rein optische Erkennung von blauem Asbest ist nicht möglich. Asbest kann nur mit einem Asbesttest sicher nachgewiesen oder ausgeschlossen werden.
Das könnte Sie ebenfalls interessieren:
1Vgl.: LGA Institut für Umweltgeologie und Altlasten: Krokydolith (Blauasbest). 2025.
2Vgl.: Institut für Pathologie, Ruhr-Universität Bochum: Mesotheliomregister, Asbest. 2025.
3Vgl.: Krebsinformationsdienst, Deutsches Krebsforschungszentrum: Asbest: Krebsrisiko noch auf lange Zeit? 2023.
4Vgl.: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin: Merkblatt zu BK-Nr. 4105, Durch Asbest verursachtes Mesotheliom des Rippenfells, des Bauchfells oder des Perikards. 1994.
5Vgl.: Verbraucherzentrale: Asbest: gefährlich und immer noch aktuell. 2025.