Das Wichtigste auf einen Blick
☠️ Das meiste BPA wird von Menschen über die Verpackungen von Lebensmitteln aufgenommen.
ℹ️ Bis Ende 2027 wird BPA in Verpackungen innerhalb der EU voraussichtlich vollständig verboten sein.
🚨 BPA kann auch in Leitungswasser vorkommen! Stark betroffen sind Bewohner von Häusern, in denen Wasserleitungen mit Epoxidharz saniert wurden.
❗BPA-freie Produkte können andere Bisphenole enthalten, die ähnlich wie BPA wirken können.
✅ Wir empfehlen vor allem in Kunststoff abgepackte Getränke und Lebensmittel zu vermeiden.
BPA-frei? – So vermeiden Sie Bisphenol A!
In diesem Artikel zeigen wir Ihnen:
- Welche Produkte Bisphenol A (BPA) enthalten
- Wie Sie BPA vermeiden können
- Wie Sie Ihr Leitungswasser auf BPA testen können
Inhalt
Warum enthalten Produkte BPA?
BPA ist eine synthetisch hergestellte Verbindung und wird vor allem bei der Herstellung von Kunststoffen als Weichmacher eingesetzt. Durch das BPA kann der Kunststoff beim Herstellprozess flexibel gemacht werden. Wurde ein Produkt mit Bisphenol A hergestellt, können sich Rückstände in dem Material befinden und vor allem durch Alterung oder Beschädigung des Materials an die Umwelt abgegeben werden.
Wie gefährlich ist BPA?
Bisphenol A wirkt auf die Östrogenrezeptoren im Körper, spielt dadurch eine Rolle in der Entstehung verschiedener gesundheitlicher Störungen, wie Unfruchtbarkeit, frühere Pubertät, hormonabhängige Tumore und verschiedener Stoffwechselstörungen.1 Die Menge, ab welcher BPA einen gesundheitlichen Einfluss auf den Menschen hat, ist derzeit stark umstritten. In diesem Artikel gehen wir genau darauf ein und zeigen Ihnen mehr zu den gesundheitlichen Gefahren von BPA:
👉 Hormongift Nr.1 - Die Wirkung von Bisphenol A auf den Menschen
Welche Produkte enthalten BPA?
Bisphenol A kann sich in sämtlichen Produkten befinden, die Kunststoffe (Polycarbonate) oder Epoxidharz enthalten:2 3
Alltagsgegenstände, die BPA-haltiges Polycarbonat enthalten können:
- Trinkflaschen
- Tupperware
- Sicherheitsscheiben aus Kunststoffplatten (Kunstglas)
- Kunststoffgeschirr/-besteck, Kochutensilien
- Kinderspielzeug
- Schnuller
- Brillengläser
- Medizinische Geräte
- transparente Kunststoffteile bei Autos
- Teile für Stecker oder Schalter
- Motorradhelme
- CDs, DVDs, Blu-ray Discs
- Gehäuse von Smartphones
- Gehäuse von Wasserkocher, Kaffeemaschinen oder Computer
Auch Polyester in Kleidung kann Rückstände von BPA enthalten.
BPA-haltiges Epoxidharz befindet sich vor allem in:
- der Innenbeschichtung von Konservendosen
- Klebstoffen
- Bodenbelägen
- gedruckten Platinen in elektronischen Artikeln
- Faserverbundkunststoffen (z. B. für Tennisschläger und Surfbretter)
- Leiterplatten
- Lacken
- Innenbeschichtungen zur Sanierung von Trink- und Abwasserbehältern und -rohren
Bisphenol A wurde zudem als Farbbildner in Thermopapier für Faxgeräte und Thermodrucker verwendet (Parkscheine, Kessenzettel, Paketaufkleber, etc.).
So vermeiden Sie BPA!
Das BPA ist in den meisten Produkten fest gebunden, kann sich jedoch lösen, wenn der Kunststoff bzw. das Epoxidharz beschädigt oder erhitzt wird. Die Erhitzung durch die Sonne reicht bei manchen Kunststoffflaschen bereits aus, damit BPA in das Wasser in der Flasche abgegeben werden kann.4 Sie können die durchschnittliche Aufnahme von BPA drastisch reduzieren, indem Sie abgepackte Getränke und Lebensmittel vermeiden:
Abgepackte Lebensmittel sind das Risiko Nr.1!
Nahrung ist mit Abstand der wichtigste Faktor, den Sie berücksichtigen müssen, um die Aufnahme von Bisphenol A zu reduzieren:
„Die Aufnahme von BPA aus anderen Quellen als Nahrungsmitteln ist für die meisten Bevölkerungsgruppen um mindestens ein Zehnfaches geringer als die aus Nahrung. Mit anderen Worten: Lebensmittel tragen für die meisten Bevölkerungsgruppen bei weitem am meisten zur Gesamtexposition gegenüber BPA bei.“
- WHO, 2010 - Toxicological and Health Aspects of Bisphenol A5 (Übersetzt aus dem Englischen)
Aufgrund von Durchschnittsdaten errechnete die WHO mehrere Szenarien, wie viel ein Mensch im Durchschnitt an BPA durch die Nahrung aufnimmt. Dabei spielt der Anteil an abgepackten Lebensmitteln eine besonders große Rolle:5
Szenario 1 |
Szenario 2 |
25 % aller Lebensmittel (Getränke und feste Nahrung), die konsumiert werden, sind abgepackt. |
100 % aller Lebensmittel (Getränke und feste Nahrung), die konsumiert werden, sind abgepackt. |
Geschätzte durchschnittliche Aufnahme von BPA: 400 Nanogramm pro Kg/Tag |
Geschätzte durchschnittliche Aufnahme von BPA: 1400 Nanogramm pro Kg/Tag |
Beachten Sie, dass Schätzungen auf Basis internationaler Daten beruhen und die tatsächlichen Werte zwischen Ländern und verschiedenen Produkten erheblich variieren können.
Das Wichtigste, um BPA zu vermeiden, ist es, den Anteil an abgepackten Lebensmitteln in der Ernährung zu reduzieren!
Unter den abgepackten Lebensmitteln sind besonders Fleischprodukte in Konservendosen hervorzuheben. Hier ist die Konzentration von BPA im Nahrungsmittel besonders hoch. Grund dafür sind Rückstände von der Innenbeschichtung der Dose, die sich lösen können und so in die Nahrung gelangen.6
Die Aufnahme von BPA außerhalb der Nahrung ist verhältnismäßig gering
Die Aufnahme von BPA durch Inhalation oder indirekte Verdauung durch Staub oder belastetes Kinderspielzeug ist dagegen um ein Vielfaches geringer. Nach den Schätzungen der WHO liegt die durchschnittliche tägliche Exposition bei:5
- 3 Nanogramm pro kg Körpergewicht und Tag durch Inhalation (Indoor + Outdoor)
- 30 Nanogramm pro kg Körpergewicht und Tag bei Säuglingen durch die Aufnahme von Staub, Erde und Rückständen von Kinderspielzeug (0,1 Nanogramm pro kg bei Kindern und Erwachsenen).
Zum Vergleich: die durchschnittliche Aufnahme von pro Tag und kg Körpergewicht wurde von der WHO auf 400 - 1400 Nanogramm geschätzt!5
Weitere Tipps, um BPA zu vermeiden
✅ Wir empfehlen, besonders beim Kauf von Trinkflaschen und Gegenständen, die in Kontakt mit Lebensmitteln kommen können, auf Kunststoffe zu verzichten.
✅ Wichtig ist, abgepacktes Essen und Getränke zu vermeiden, da hierdurch im Durchschnitt der größte Teil von BPA aufgenommen wird.
✅ Besonders wichtig ist, Fleischprodukte aus der Konserve zu vermeiden, da durch im Durchschnitt die höchste Konzentration von BPA vorliegt.
✅ Kunststoffe, die BPA enthalten, sollten niemals erhitzt werden, da dies die Freisetzung von BPA fördert.4
✅ Verwenden Sie keine Kunststoffbecher, an denen sich Risse befinden oder das Material bereits abgenutzt ist. Hierdurch kann das BPA in dem Kunststoff leichter freigesetzt werden.4
Verbot BPA-haltiger Babyflaschen
Die geschätzten Durchschnittszahlen der WHO bezogen sich auf erwachsene Personen. Für Säuglinge gab die WHO 2010 eine höhere geschätzte BPA-Aufnahme von 2000 bis 2400 Nanogramm pro kg Körpergewicht und Tag an.5 Als Hauptquelle für BPA sah die WHO in der Schätzung BPA-haltige Babyfläschchen. Aufgrund zahlreicher Studien, welche die gesundheitlichen Wirkungen von BPA untersucht hatten, wurde 2011 BPA als Inhaltsstoff für Babyflaschen in Deutschland verboten.7
EU-Verbot von BPA in Lebensmittelverpackungen
Ende 2024 könnte ein EU-weites Verbot von BPA in Lebensmittelverpackungen in Kraft treten. Der Vorschlag der EU-Kommission sieht vor, dass Bisphenol A sowie einige weitere Bisphenole nicht mehr in Lebensmittelkontaktmaterialien verwendet werden dürfen. Der Vorschlag sieht jedoch kein Verbot aller Bisphenole vor: Es sollen nur die Bisphenole verboten werden, deren krebserregende, fortpflanzungsgefährdende oder hormonell störende Wirkungen bereits wissenschaftlich belegt wurden.8
Tritt das Verbot 2024 in Kraft, haben die Hersteller nach dem aktuellen Vorschlag der EU-Kommission noch eine Übergangsfrist von 18 Monaten, um Verpackungen zu ändern. Bei Fisch-, Obst- und Gemüsedosen sowie bei der Außenverpackung von Dosen haben die Hersteller 3 Jahre Zeit, um auf BPA-frei umzustellen.8 Nach dem Vorschlag würde es also noch bis Ende 2027 dauern, bis sämtliche Lebensmittelverpackungen in der EU frei von BPA sind.
Umweltschutzorganisationen geht dies nicht weit genug. So fordern der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland und Food Watch ein Verbot sämtlicher Bisphenole für verbrauchernahe Anwendung. Grund dafür ist, dass bei vielen der Bisphenole noch keine ausreichenden wissenschaftlichen Untersuchungen vorliegen, aber ebenfalls eine hormonähnliche Wirkung vermutet wird.8 9
Besser Kunststoff-frei als BPA-frei!
Viele Hersteller von Kunststoffprodukten, wie zum Beispiel Trinkflaschen, werben mit BPA-freien Produkten als eine schadstoffarme Alternative. Häufig werden hier jedoch andere Bisphenole wie z. B. Bisphenol S oder Bisphenol F eingesetzt. Auch diese Bisphenole stehen aufgrund mehrerer Studien im Verdacht, die menschliche Gesundheit auf ähnliche Weise zu gefährden wie Bisphenol A.10
Kaufen Sie, wenn möglich, Produkte aus Materialien ohne Kunststoffe (z. B. Glas, Edelstahl oder Porzellan), um sämtliche Bisphenole zu vermeiden. Dies gilt vor allem für Materialien, die mit Trinkwasser und Nahrungsmitteln in Kontakt kommen können!
Bisphenol A im Leitungswasser
Bisphenol A kann auch in erhöhter Menge im Leitungswasser vorkommen. Grund dafür sind vor allem Epoxidharz-Sanierungen von Wasserleitungen. Bei diesen wird das Innere einer alten Wasserleitung mit einer Epoxidharzbeschichtung versehen, anstatt die Leitung auszutauschen. Das Problem dabei ist, dass sich das enthaltene BPA im Epoxidharz bei erhöhter Temperatur des Wassers lösen kann.
👉 In diesem Video zeigen wir Ihnen, wie BPA in Epoxidharz in das Leitungswasser gelangt.
So testen Sie Ihr Leitungswasser auf BPA!
Wir empfehlen, Ihr Leitungswasser überprüfen zu lassen, falls Sie sich unsicher sind, ob eine Belastung durch BPA vorliegen könnte. Verwenden Sie hierfür unseren Wassertest Bisphenol A. Bestellen Sie jetzt das Test-Kit und entnehmen Sie die Wasserprobe einfach selbst. Schicken Sie Ihr Wasser in der Testbox an unser Labor und erhalten Sie nach kurzer Zeit online Ihr Ergebnis.
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Schon gewusst?
In Japan ist BPA in Konservendosen bereits seit 20 Jahren verboten. 2015 hat Frankreich als erstes EU-Land BPA in allen Materialien verboten, die mit Lebensmitteln in Kontakt kommen.9
Quellen und weitere Informationen
- Konieczna, 2015 - Health risk of exposure to Bisphenol A (BPA)
- Bundesinstitut für Risikobewertung, 2023 - Bisphenol A in Alltagsprodukten: Antworten auf häufig gestellte Fragen
- Umweltbundesamt, 2010 - Bisphenol A Massenchemikalie mit unerwünschten Nebenwirkungen
- ISPO, 2023 - Fakten über die Kennzeichnung „BPA-frei“, die du kennen musst
- WHO, 2010 - Toxicological and Health Aspects of Bisphenol A
- Wang, 2022 - Human health risk assessment of bisphenol A (BPA) through meat products
- Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, 2024 - Bisphenol A
- Food Watch Österreich, 2024 - Erfolg: Hormongift BPA wird in der EU verboten
- Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V., 2024 - Erfolg: EU verbietet BPA in Lebensmittelverpackungen
- Österreichisches Umweltbundesamt, 2024 - Bisphenole