Das Wichtigste auf einen Blick
🔍 Chlor wird von einigen Wasserversorgern in Deutschland zur Desinfektion von Trinkwasser eingesetzt.
✅ Die in der Trinkwasserverordnung vorgeschriebenen Grenzwerte für Chlor im Trinkwasser sind weit strenger als die vieler anderer Länder.
🚨 Problematisch für Kleinkinder unter 2 Jahren könnte die in Hallenbädern häufig vorkommende Verbindung Trichloramin sein, die durch eine Reaktion von Chlor mit Harnstoff entsteht.
Welche Gefahr geht von Chlor im Trinkwasser aus?
Inhalt
Was ist Chlor?
Chlor ist eines der reaktivsten gasförmigen Elemente, welches sich mit vielen anderen Elementen verbinden kann. In der Natur kommt Chlor in seiner reinen Form nur selten vor, wie zum Beispiel in Vulkangasen oder der Ozonschicht. Stattdessen findet man Chlor häufig in Verbindung mit anderen Elementen wie Natrium (Natriumchlorid) oder Eisen (Eisenchlorid).
Chlorgas wirkt aufgrund seiner hohen Reaktivität stark ätzend und kann bei erhöhter Konzentration in wenigen Minuten tödlich wirken.1 Im Trinkwasser in Deutschland kommt Chlor jedoch nur sehr stark verdünnt vor und stellt in der Regel kein gesundheitliches Risiko dar.
Warum ist Chlor im Trinkwasser?
Chlor wird aufgrund seiner hohen Reaktionsfähigkeit von manchen Wasserversorgern in Deutschland für die Desinfektion von Trinkwasser eingesetzt. Durch die Zugabe von Chlor in das Trinkwasser werden die Proteine von Mikroorganismen zerstört und dadurch unschädlich gemacht2 – dadurch werden sämtliche Bakterien, Viren, Algen, Pilzsporen, etc. abgetötet. Besonders in Ländern mit einer niedrigen Wasserqualität kann die Verwendung von Chlor die große Mehrheit der durch Wasser ausgelösten Infektionskrankheiten verhindern:
„Chlor ist nachweislich der Stoff, der durch Trinkwasserdesinfektion mehr Menschenleben gerettet hat als irgendein Heilmittel.“
- Franz Mascher – Medizinische Universität Graz3
Was ist der Grenzwert für Chlor im Trinkwasser?
Einige Wasserversorger in Deutschland verwenden für die Wasseraufbereitung verschiedene Chlorverbindungen. Nachdem diese dem Wasser hinzugefügt wurden, wird der Wert an freiem Chlor im aufbereiteten Wasser bestimmt. Das bedeutet der Anteil an Chlor, der sich noch nicht an andere Stoffe gebunden hat und somit eine desinfizierende Wirkung hat. Dieser Wert muss zwischen 0,1 und 0,3 mg/l liegen, wobei die Konzentration von den Versorgern auf bis zu 0,6 mg/l, erhöht werden kann, falls die Desinfektion des Wassers sonst nicht gewährleistet werden kann.4
Zum Vergleich: In anderen Ländern wie Australien liegt der Grenzwert für freies Chlor im Trinkwasser mit 5 mg/l um ein Vielfaches höher als in Deutschland.5 Bei Konzentrationen in dieser Höhe ist bereits eine Veränderung des Geschmacks erkennbar.
Verbindet sich das freie Chlor mit anderen organischen oder anorganischen Stoffen, entstehen sogenannte Chloride. Der Grenzwert für Chlorid, der sich maximal im Leitungswasser befinden darf, liegt nach der deutschen Trinkwasserverordnung bei 250 mg/l.6
Auswirkungen von Chlor im Trinkwasser auf den Menschen
Durch die Reaktion des Chlors mit verschiedenen organischen Materialien im Wasser können Nebenprodukte wie Trihalogenmethane entstehen. Bei diesen konnte in Tierversuchen eine krebserregende Wirkung nachgewiesen werden, allerdings nur bei tausendfach höheren Konzentrationen als die im Trinkwasser enthaltenen Mengen.
Als einen Richtwert für freies Chlor im Wasser nennt die World Health Organization (WHO) 5 mg/l. Diesen Wert hält die WHO noch für einen konservativen Grenzwert, bei dem ein lebenslanger Konsum des Trinkwassers ohne eine gesundheitliche Wirkung zu erwarten ist.7 In Deutschland ist aufgrund der sehr niedrigen Konzentration von freiem Chlor im Wasser (maximal 0,6 mg/l) daher mit keinen gesundheitlichen Risiken zu rechnen.
Asthmarisiko bei Babyschwimmen
Im Gegensatz zu den geringen Mengen an Chlor im Trinkwasser kann Chlor in Hallenbädern möglicherweise indirekt eine Gefahr für Kinder unter 2 Jahren darstellen. Grund dafür ist der Stoff Trichloramin, der entsteht, wenn Chlor im Schwimmbad mit Harnstoff reagiert. Dieser wird von den Badegästen über Urin, Schweiß oder Hautschuppen in das Wasser abgegeben. Trichloramin ist für den typischen Hallenbadgeruch verantwortlich: Je intensiver der Geruch, desto mehr Trichloramin befindet sich in der Luft.
Trichloramin steht im Verdacht, einen Einfluss auf das Entstehen einer Asthmaerkrankung bei Kleinkindern zu haben. Ob die niedrige Konzentration von Trichloramin in deutschen Hallenbädern ausreicht, um eine Asthmaerkrankung zu verursachen, kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht ausgeschlossen werden. Das Umweltbundesamt empfiehlt daher Familien, in denen gehäuft Allergien auftreten, vom Babyschwimmen abzusehen.8
Trinkwasser riecht oder schmeckt plötzlich nach Chlor?
Ab einer Konzentration von 200 mg/L Wasser ist Chlorid (gebundenes Chlor) bereits an seinem Geschmack erkennbar.9 Häufig wird von den Wasserversorgern zusätzlich Chlor während eines Hochwassers in das Trinkwasser gegeben, wodurch die Menge an Chlorid im Wasser über diesen Wert steigen kann. Dies ist eine vorsorgliche Maßnahme, da es während des Hochwassers zu einer Verunreinigung des Leitungswassers durch mit Bakterien kontaminiertem Wasser kommen kann.
Trotz der erkennbaren Veränderung des Geruchs und Geschmacks ist das Trinkwasser nicht gesundheitsschädlich und kann in der Regel bedenkenlos getrunken werden.10 Achten Sie jedoch während eines Hochwassers auf die Warnhinweise der Behörden – in manchen Fällen sprechen diese als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme eine Abkochgebot aus.
👉 Hier erfahren Sie alles Wichtige zum Thema Abkochen von Trinkwasser
Kann man Chlor im Trinkwasser entfernen?
Chlor kann durch Abkochen aus dem Wasser entfernt werden. Bereits einige Minuten reichen aus, um den Großteil des enthaltenen Chlors zu beseitigen. Alternativ können Sie einen Aktivkohlefilter verwenden – diese entfernen bis zu 95 % des im Wasser enthaltenen freien Chlors.11
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Quellen und weitere Informationen
- Studyflix, 2024 – Chlor
- Umweltbundesamt, 2019 - Trinkwasserdesinfektionsmittel
- Franz Mascher, 2023 - Warum Chlor besser ist als sein Ruf und wann es zu viel ist
- Umweltbundesamt, 2023 - Bekanntmachung der Liste der Aufbereitungsstoffe und Desinfektionsverfahren gemäß § 11 der Trinkwasserverordnung
- Rau, 2022 - Chlor im Trinkwasser: Das muss du beachten
- Bundesgesetzblatt, 2023 - Zweite Verordnung zur Novellierung der Trinkwasserverordnung
- World Chlorine Council, 2008 - Drinking Water Chlorination
- Umweltbundesamt, 2011 - Babyschwimmen: Asthmagefahr durch Desinfektion mit Chlor?
- Schweizer Bundesamt für Gesundheit, 2010 - Anerkannte Aufbereitungsverfahren für Trinkwasser
- Umweltbundesamt, 2013 - Was muss ich beim Trinkwasser nach einem Hochwasser beachten?
- Tappwater, 2024 - Was entfernen Aktivkohlefilter aus dem Leitungswasser?