
Zu viele E.-coli-Bakterien im Darm: Symptome, Ursachen & Therapie
E.-coli-Bakterien sind natürlicher Bestandteil der menschlichen Darmflora. Während einige Stämme („Unterarten“) von Coli-Bakterien so sogar einen Nutzen für den Menschen haben, kann ein Zuviel der Bakterien oder eine Besiedlung des Darms mit den „falschen“ Stämmen dagegen die Darmflora empfindlich stören. Welche Symptome und Erkrankungen können daraus resultieren? Wie kann es zu einer Fehlbesiedlung des Darms mit Coli-Bakterien kommen und wie lässt sich diese nachweisen? Gibt es geeignete Therapiemöglichkeiten? Kann man E. coli aushungern? Die Antworten und viele weitere Informationen zur Thematik „zu viele E.-coli-Bakterien im Darm“ finden Sie in unserem nachfolgenden Ratgeber. (Stand März 2025).
Inhalt

Was ist E. coli? Wo kommen die Bakterien vor?
Bei Escherichia coli (kurz: E. coli) handelt es sich um stäbchenförmige, gramnegative (rote Färbung unter Lichtmikroskop bei „Gram-Färbung-Test“ mit Iod) Bakterien. Die Bakterien sind natürlicher Bestandteil der Darmflora von Menschen, warmblütigen Säugetieren und Vögeln. Von E. coli existieren verschiedene Stämme („Unterarten“), von denen allerdings nur einige Erkrankungen auslösen können (pathogen). Anderen Stämmen „gelingt“ dies in der Regel nur, wenn der Wirt ein geschwächtes Immunsystem aufweist (fakultativ pathogen).1, 2, 3

Zu viele Coli-Bakterien im Darm – welche Symptome und Erkrankungen können auftreten?
E.coli-Bakterien können unter anderem abhängig vom Stamm, der Anzahl, dem Ort des Auftretens und der Stärke des Immunsystems verschiedenste Symptome und Erkrankungen verursachen. Krankmachende Stämme der Bakterien lösen mitunter heftige, akute Symptome und schwere Folgeerkrankungen aus. Eine Fehlbesiedlung mit E. coli bzw. ein Zuviel der Bakterien im Darm ruft dagegen oft eher chronische Beschwerden hervor. Bei der nachfolgenden Auflistung möglicher Symptome und Erkrankungen durch E. coli im Bereich des Darms haben wir daher zwischen „akut“ und „chronisch“ unterschieden. Insgesamt ist das mögliche Beschwerdebild durch Coli-Bakterien aber sehr komplex und vielfältig, sodass hier keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit besteht:
Akute Symptome und Erkrankungen
-
Reisedurchfall mit in der Regel leichten Symptomen, die nach drei bis fünf Tagen abklingen.3
-
Hämorrhagische Kolitis mit schweren Bauchkrämpfen und wässrigem Durchfall, welcher innerhalb von 24 Stunden blutig wird. Erkrankung wird durch den Stamm E. coli O157:H7 und andere enterohämorrhagische (EHEC) Stämme verursacht. Diese Stämme produzieren das Gift Verotoxin. Eine Hämorrhagische Kolitis löst mitunter schwere Folgeerkrankungen wie das hämolytisch-urämische Syndrom aus, welches unter anderem zu akutem Nierenversagen führen kann.3, 5
-
E.-coli-Gastroenteritis mit einer Infektion des Dickdarms und Symptomen wie Durchfall, blutigem Durchfall und Bauchkrämpfen. Die E.-coli-Gastroenteritis kann als eine Art Sammelbegriff für Durchfallerkrankungen gesehen werden, welche durch verschiedenste E.-coli-Subtypen verursacht werden. Dazu zählen unter anderem enterohämorrhagische E. coli als Ursache von blutigem Durchfall mit teilweise schweren Komplikationen, enterotoxigene E. coli als Verursacher von wässrigem Durchfall und enteroaggregative E. coli als Auslöser von Reisedurchfall.3, 4
Chronische Symptome und Erkrankungen
-
Bakterielle Fehlbesiedlung des Dünndarms (SIBO) durch normalerweise harmlose Dickdarmbakterien wie E. coli und Klebsiella. Hier kommt es zu einer starken Störung des bakteriellen Ökosystems mit teilweise starken Verdauungsbeschwerden und Symptomen wie Blähungen, Spannungsgefühl im Bauchraum, Bauchschmerzen sowie Durchfall.6, 7 Fehlbesiedlungen und Infektionen des Darms treten unter anderem auch durch Bakterien wie den E-coli-Stamm Biovare sowie Klebsiella pneumoniae und Pseudomonas aeruginosa auf. Die von diesen Bakterien produzierten Antigene (z. B. Lipopolysaccharide (LPS), Lipoproteine und Peptidoglykane) stören das Gleichgewicht der Darmschleimhaut und induzieren die Produktion entzündungsfördernder Zytokine.8
-
Morbus Crohn kann zumindest in einigen Fällen durch eine Fehlbesiedlung innerhalb des Ileums (letzter Abschnitt des Dünndarms) mit Adhärent-invasiven Escherichia coli (AIEC) verursacht oder begünstigt werden. Dies lassen jedenfalls Studienergebnisse aus dem Jahr 2022 vermuten. AIEC-Stämme induzieren die Freisetzung eines proentzündlichen Zytokins (TNF-α).9 Zu den Symptomen von Morbus Crohn zählen unter anderem chronischer Durchfall, krampfartige Bauchschmerzen, Gewichtsverlust, Fieber und Appetitlosigkeit.10
-
Colitis ulcerosa kann möglicherweise zumindest teilweise durch bestimmte E-coli-Stämme wie E. coli 536 verursacht oder begünstigt werden. Die Stämme setzen das Zellgift Alpha-Hämolysin frei, welches kleine Löcher (focal leaks) in der Darmwand verursacht. Diese dienen dann wiederum als Kanäle für entzündungsauslösende Stoffe. Der entsprechende Mechanismus kann ebenso bei anderen entzündlichen Darmerkrankungen auftreten.11 Zu den Symptomen von Colitis ulcerosa zählen unter anderem teilweise blutige Durchfälle, Bauchschmerzen (auch mit Krämpfen), häufiger Stuhlgang, Fieber, Gelenkentzündungen sowie Hautausschlag.12
Wichtig zu wissen: Die oben genannten Symptome können auch bei anderen Erkrankungen auftreten und sollten keinesfalls zur Eigendiagnose dienen. Wenden Sie sich bei entsprechenden Beschwerden stets an einen Arzt und wählen Sie bei starken, akuten Symptomen im Zweifelsfall lieber den Notruf!
Welche Erkrankungen Coli-Bakterien auch außerhalb des Darms auslösen können, erfahren Sie in unserem Ratgeber „E. coli-Infektion – Wie gefährlich ist Escherichia coli?“.

Zu wenig E.coli-Bakterien im Darm: Symptome, Ursachen
Auch eine zu niedrige Anzahl von E.coli im Darm kann mitunter Symptome und Erkrankungen verursachen. So sind die Bakterien an der Stimulation für die Produktion des Sekretorischen Immunglobulins A (sIgA) beteiligt. Das Immunglobulin ist beispielsweise ein wichtiger Faktor beim Schutz der Darmschleimhaut vor verschiedensten Krankheitserregern. Außerdem spielt es auch eine wichtige Rolle bei der Abwehr von „Bedrohungen“ im Darm, wie bestimmten Nahrungsbestandteilen. Ein vermindertes slgA steht unter anderem im Zusammenhang mit wiederkehrenden Schleimhautinfekten und chronisch-entzündlichen-Darmerkrankungen.13, 14 Spezifische Ursachen für zu wenig E.coli-Bakterien im Darm konnten wir nicht recherchieren. Eine verminderte Anzahl der Bakterien kann vermutlich mit einer allgemeinen Fehlbesiedlung des Darms einhergehen (siehe nächster Absatz).

Infektionen mit E. coli, Fehlbesiedlungen des Darms – Ursachen
Akute, von E. coli ausgelöste Darmbeschwerden werden häufig durch mit Fäkalien verunreinigtes Wasser ausgelöst. Dies kann sowohl Trinkwasser als auch Wasser in Schwimmbädern oder Planschbecken sein (beim Verschlucken). Weitere mögliche Quellen für die Bakterien sind unter anderem nicht vollständig durchgegartes Rinderhackfleisch, nicht pasteurisierte Milch, sowie Infektionen über die Hände durch den Kontakt mit Tieren (Keime müssen anschließend in Mund gelangen).3
Weitere Informationen zu den Risiken von Coli-Bakterien im Wasser enthält unser Ratgeber „Coli-Bakterien im Wasser – Gefahren und Abhilfe“.
Zu den Ursachen für Darmfehlbesiedlungen (besonders Dünndarm) und somit chronischen Erkrankungen und Symptomen durch E. coli zählen unter anderem Erkrankungen, welche zu einer Verlangsamung des Magen-Darm-Trakts (Peristaltik) führen. Dadurch können überschüssige Bakterien nicht ausreichend „entsorgt“ werden. Der häufigste Auslöser solcher Erkrankungen ist Diabetes. Eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose), Systemische Sklerodermie (Narbenbildung) sowie eine Amyloidose (Ansammlung von abnormen Proteinen) können ebenfalls zu einer Verlangsamung im Magen-Darm-Bereich führen. Dies gilt ebenso für einige Darmoperationen.15

Nachweis von Coli-Bakterien im Darm
Zum Nachweis von akuten Infektionen mit E. coli wird in der Regel eine Stuhlprobe im Labor untersucht.3 Es sind jedoch auch Schnelltests für einzelne Stämme wie E. coli O157:H7 verfügbar. Zum Nachweis einer Fehlbesiedlung des Darms wird meist eine endoskopisch gewonnene Probe aus dem Dünndarm auf die enthaltenen Bakterien untersucht. Hier spielt die sogenannte Mikrobiom-Diagnostik eine wichtige Rolle. Bei dieser wird die bakterielle Zusammensetzung der Darmflora (Mikrobiom) beurteilt. Außerdem werden zur Diagnostik häufig Blutuntersuchungen, bildgebende Verfahren (Endoskopie, Röntgen) sowie die Messung bestimmter Chemikalien im Atem vorgenommen.15

Zu viele E. coli-Bakterien im Darm – was tun?
Akute Darminfektionen mit E. coli werden häufig mit Antibiotika behandelt. Bei leichtem Reisedurchfall wird oft eher der Wirkstoff Loperamid (Peristaltikhemmer) in Verbindung mit einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr eingesetzt. Bei stärkeren Durchfällen werden dagegen auch Antibiotika wie Azithromycin, Ciprofloxacin oder Rifaximin verabreicht. Wird Durchfall durch den Stamm E. coli O157:H7 verursacht, ist die Flüssigkeitszufuhr besonders wichtig und muss häufig als salzhaltige Infusion verabreicht werden. Infektionen mit dem speziellen Stamm werden nicht mit Loperamid oder Antibiotika behandelt, da die Medikamente die Symptome verschlimmern und teilweise schwere Komplikationen auslösen können. Allgemein richtet sich die Therapie bei E-coli-Infektionen nach Faktoren wie der Stärke der Symptome, dem Ort des Auftretens sowie dem Stamm bzw. der Art der auslösenden Coli-Bakterien.3
Fehlbesiedlungen des Dünndarms können durch Antibiotika und eine Ernährungsumstellung behandelt werden. Bei der Ernährungsumstellung kann eine stark kohlenhydratreduzierte Ernährung mit hohem Fettanteil, ausreichend Eiweiß und wenig Ballaststoffen erfolgversprechend sein. Vitamine und Mineralstoffe sollten teilweise zum Ausgleich von Mängeln ergänzt werden. Eine Behandlung mit Antibiotika kann allerdings Nachteile und Nebenwirkungen haben. So werden durch Antibiotika oft ebenso die „guten“ Darmbakterien abgetötet oder dezimiert. Nach dem Absetzen der Medikamente erfolgt mitunter schon nach einigen Wochen eine erneute Fehlbesiedlung des Darms. Durch eine Ernährungsumstellung kann dagegen versucht werden, zum Beispiel E. coli dauerhaft „auszuhungern“. Außerdem soll Bewegung (täglich mindestens eine halbe Stunde) die Verdauung unterstützen.
Weiterhin ist unter Umständen ebenfalls die Einnahme von Probiotika (enthalten spezielle Bakterienkulturen) sinnvoll, um eventuell auch E. coli im Darm zu reduzieren. Unter den Bakterienkulturen könnten vor allem Laktobazillenstämme vorteilhaft sein. Insgesamt ist die Studienlage zur Anwendung von Probiotika im Zusammenhang mit Dünndarmfehlbesiedlungen jedoch begrenzt und es lassen sich wohl (noch) keine klaren Therapieempfehlungen aussprechen. In der Regel werden Patienten zuerst mit Antibiotika behandelt und Probiotika kommen dann eher in der längerfristigen Behandlung zum Einsatz.6, 15, 16, 17 Es sollte allerdings beachtet werden, dass Probiotika bei übermäßigem Gebrauch auch selbst Fehlbesiedlungen auslösen können. Diese lösen mitunter sogar Symptome wie kognitive Störungen (z. B. Verwirrtheit, Konzentrationsschwäche) aus.18
Die genannten Therapievorschläge sind auf eine allgemeine Fehlbesiedlung des Dünndarms ausgerichtet. Spezielle Therapien bei einer ausschließlich zu hohen Anzahl von E. coli im Darm konnten wir nicht recherchieren.
Wichtig zu beachten: Die Therapie von bakteriellen Darminfektionen und Fehlbesiedlungen sollte unter anderem aufgrund des Risikopotenzials immer durch einen Facharzt erfolgen!

Schon gewusst?
E. coli kommt auch als „Bewohner“ von Biofilmen im Darm vor. Biofilme sind Schleimschichten aus Proteinen und Zuckern, die von verschiedensten Mikroorganismen wie Bakterien gebildet werden. Die Biofilme schützen Bakterien unter anderem vor einigen Antibiotika. Biofilme stehen möglicherweise mit Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa und dem Reizdarmsyndrom in Verbindung.19
Detaillierte Informationen zu Biofilmen im Darm bietet unser Ratgeber „Biofilm im Darm: Ursachen & Folgen, Symptome & Diagnostik, Behandlungsmöglichkeiten“.

Trinkwasser auf Coli-Bakterien testen
Eine Belastung des Trinkwassers mit Coli-Bakterien ist in Deutschland aufgrund der strengen Bestimmungen der Trinkwasserverordnung sehr selten. In Einzelfällen kommt es jedoch durch Unwetter, Rohrbrüche, Störungen bei der Wasseraufbereitung oder Verkeimungen innerhalb der Hausinstallation zu Wasserkontaminationen mit dem Keim. Trinkwasser aus privaten Brunnen kann gelegentlich ebenfalls verunreinigt sein. Deshalb enthält unser umfangreiches Angebot an Trinkwassertests unter anderem den Wassertest Bakterien. Dieser deckt coliforme Keime inklusive E. coli ab. Weiterhin wird die Gesamtkeimzahl ermittelt. Für Brunnenwasser empfehlen wir den Brunnenwassertest Hygiene. Bei diesem wird das Wasser neben coliformen Keimen auch auf Enterokokken untersucht. Die Probenahme für die Tests können Sie mit der in den Testkits enthaltenen Anleitung einfach selbst vornehmen. Nach Einsendung per Post erfolgt die Probenauswertung in unserem spezialisierten Partnerlabor.

59,00 €
Sofort verfügbar, Lieferzeit: 1-3 Tage
✔️ Gesamtkeimzahlen
✔️ Coliforme Keime inkl. E. coli

Haftungsausschluss
Alle medizinischen Informationen in diesem Artikel wurden sorgfältig von uns aus den genannten Quellen zusammengetragen. Für die Richtigkeit, Aktualität und Vollständigkeit der Informationen können wir nicht garantieren. Wenden Sie sich bei Beschwerden stets an einen Facharzt.
Das könnte Sie ebenfalls interessieren:
1Vgl: Bundesinstitut für Risikobewertung: Escherichia coli. 2025.
2Vgl.: DocCheck Flexikon: Escherichia coli. 2025.
3Vgl.: MSD Manual: Escherichia-coli-Infektionen. 2024.
4Vgl.: MSD Manual: E.-coli-Gastroenteritis. 2023.
5Vgl.: Bundesamt für Gesundheit (Schweiz): Enterohämorrhagische Escherichia coli (EHEC, VTEC/STEC). 2023.
6Vgl.: Springer Medizin: Bakterielle Fehlbesiedlung des Dünndarms. 2025.
7Vgl.: International Foundation für Gastrointestinal Disorders: Small Intestinal Bacterial Overgrowth (SIBO). 2025.
8Vgl.: IMD Labor Berlin: Darmpathogene Bakterien. 2025.
9Vgl.: Medical Tribune: Morbus Crohn,Antikörpertest sagt Ileumbesiedelung mit pathogenen E. coli voraus. 2022.
10Vgl.: MSD Manual: Morbus Crohn. 2023.
11Vgl.: Charité Berlin: Kleine Löcher in der Darmwand führen zu entzündlichen Darmerkrankungen. 2015.
12Vgl.: AOK: Colitis ulcerosa: Alarm im Dickdarm. 2022.
13Vgl.: IMD Labor Berlin: Befundbericht Mikrobiom-Diagnostik. 2024.
14Vgl.: IFM-Institut für Mikroökologie: Sekretorisches IgA im Stuhl. 2025.
15Vgl.: MSD Manual: Dünndarmfehlbesiedlung. 2024.
16Vgl.: MSD Manual: Dünndarm-Bakterienüberwucherung (SIBO). 2023.
17Vgl.: NDR.de, ARD Gesund: Dünndarmfehlbesiedlung: Symptome und Behandlung bei SIBO. 2024.
18Vgl.: Pharmazeutische Zeitung: Darmbesiedlung: Probiotika haben Nebenwirkungen. 2018.
19Vgl.: Medical Tribune: Reizdarm und Colitis, Im falschen Biofilm. 2021.