
Das Wichtigste auf einen Blick
✅ Hormone, die durch das Abwasser in den Wasserkreislauf gelangen, haben nach aktuellem Erkenntnisstand keinen Einfluss auf die menschliche Gesundheit.
✅ Hohe Konzentrationen von BPA im Trinkwasser kann eine hormonähnliche Wirkung haben und durch mit Epoxidharz sanierte Wasserrohre in das Leitungswasser abgegeben werden.
✅ Aktuell gibt es in Deutschland keinen gesetzlichen Grenzwert für Hormone im Trinkwasser und es werden nur Stichprobenkontrollen von den Versorgern durchgeführt.
Hormone im Leitungswasser – Was sind die Auswirkungen?
Inhalt

Wie gelangen Hormone in das Trinkwasser?
Östrogene wie 17β-Östradiol kommen natürlich im Körper von Frauen und Männern vor und werden mit dem Urin ausgeschieden. Bei vielen Frauen kommen zusätzlich noch Östrogene, wie 17α-Ethinylöstradiol hinzu, die durch die Antibabypille aufgenommen werden und ebenfalls über den Urin in das Abwasser gelangen.
Gelangt das Abwasser dann in eine Kläranlage, die keinen Aktivkohlefilter besitzt, liegt die Hormonkonzentration von dem geklärten Wasser etwa bei 0,1 Mikrogramm pro Liter Wasser.1 Dies ist zwar eine sehr geringe Konzentration, allerdings können die Hormone selbst bei einer extrem geringen Konzentration von unter 0,001 Mikrogramm pro Liter auf einige Wasserlebewesen wirken.2
Nach der Kläranlage wird das Wasser in die Gewässer geleitet, wodurch sich die Konzentration der Hormone weiter verdünnt. Ein großer Teil des aufbereiteten Trinkwassers wird in Deutschland aus Gewässern gewonnen – wodurch letztlich Rückstände auch ins Leitungswasser gelangen können.

Haben Hormone im Trinkwasser einen Einfluss auf den Menschen?
Hinsichtlich eines Einflusses von Hormonen in Trinkwasser auf den Menschen gibt es bisher keine Studien, die einen direkten Zusammenhang belegen konnten.
Grund für die Annahme, dass Hormone im Trinkwasser einen Einfluss auf den Menschen haben könnten, sind wissenschaftliche Untersuchungen an Fischen, bei denen Hormone im Wasser zu einem ‘Verweiblichungseffekt’ führten. So bildeten zum Beispiel Bachforellen unterhalb von Kläranlagen in Ihren Hoden Eizellen aus.3
Gegen einen möglichen Einfluss auf den Menschen spricht, dass die Hormone, stark in den Oberflächengewässern verdünnt werden. So stellen die gemessenen Werte 0,1 Mikrogramm Hormonen pro Liter in Klärwasser genau den Orientierungswert dar, bei dessen Überschreitung Gesundheitsämter von einer möglichen Wirkung auf den Menschen ausgehen.4 Diese bereits sehr niedrige Konzentration nimmt dann rapide ab, sobald das geklärte Wasser in die Gewässer geleitet wird. Allerdings berücksichtigt dieser Orientierungswert nur die Konzentration von einzelnen Stoffen und nicht mögliche Kombination von Hormonen, die in Summe stärker wirken können.

Welchen Einfluss hat die Herkunft des Wassers auf den möglichen Hormongehalt?
Wird das Trinkwasser aus Oberflächenwasser gewonnen, ist es wahrscheinlicher, dass sich nachweisbare Mengen von Hormonen im Wasser befinden. Dies trifft auf etwa ein Drittel des Trinkwassers in Deutschland zu. Wird das Wasser dagegen aus Quellen und Brunnen gewonnen, wird das Wasser, bevor es vom Wasserversorger aufbereitet wird, bereits zuvor natürlich durch verschiedene Gesteinsschichten gefiltert.5
Im Gegensatz zu Deutschland wird in Österreich das Trinkwasser fast ausschließlich aus Brunnen und Quellen gewonnen. Die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit konnte in einer nationalen Untersuchung in keiner der 259 Trinkwasserproben hormonell wirksame Substanzen nachweisen.5

Hormonwirksame Substanzen sind ein größeres Problem
Hormonwirksame Substanzen (auch endokrin aktive Substanzen) sind sämtliche Stoffe, die das Hormonsystem beeinflussen können. Neben Hormonen selbst können dies auch eine Reihe von künstlich hergestellten Chemikalien sein, wie zum Beispiel: Pestizide, Dioxine, PCB oder Bisphenole.6
Die Wirkungen dieser Stoffe können sehr unterschiedlich sein. Einige von ihnen ahmen natürliche Hormone nach, wodurch die Wirkung natürlicher Hormone im Körper blockiert wird. Es können aber auch Stoffwechselprozesse im Körper verändert werden, welche dazu führen, dass Hormone abgebaut werden.6
👉
In diesem Artikel zeigen wir Ihnen, wie das Hormongift BPA auf den Menschen wirkt.

Beispiel: Bisphenol A (BPA) im Leitungswasser
Besonders relevant für Leitungswasser ist der Stoff Bisphenol A (BPA), welcher das weibliche Sexualhormon Östrogen nachahmen kann.7 Im Gegensatz zu natürlichen Hormonen kann BPA in einer viel höheren Konzentration im Leitungswasser vorkommen. Grund dafür sind Wasserleitungen und Wasserspeicher in Häusern, die mit Epoxidharz saniert wurden (Innenrohrsanierungen). Diese Beschichtungen können sich bei Temperaturen über 60°C lösen und so vor allem das Warmwasser belasten.
Bei den betroffenen Objekten in Deutschland wurde 2024 der gesetzliche Grenzwert von 2,5 Mikrogramm pro Liter bei 87 Prozent der Warmwasserproben um mehr als das Achtfache überschritten (20 Mikrogramm).8 Zum Vergleich: Die Gesamtmenge an hormonwirksamen Substanzen, die in geklärtem Wasser gemessen wurde, bevor dieses in Gewässern verdünnt wird, liegt bei 0,1 Mikrogramm.1
BPA steht in Verdacht, für die zunehmende Unfruchtbarkeit von Männern verantwortlich zu sein. In Tierversuchen führte die chronische Aufnahme von BPA bei Nagetieren zu einer Beeinträchtigung der Fortpflanzungsfähigkeit sowie Nieren- und Leberschäden.9
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Können Hormone aus dem Wasser gefiltert werden?
Durch Aktivkohlefilter kann der Großteil der Hormone und Arzneimittelrückstände aus dem Abwasser gefiltert werden. Jedoch besitzen derzeit nur wenige Kläranlagen in Deutschland diesen zusätzlichen Reinigungsschritt.
Ein Beispiel für eine erfolgreiche Umsetzung ist die Kläranlage in Weißenburg, Bayern, die für 3,7 Millionen Euro die Kläranlage um eine vierte Reinigungsstufe mit Ozonreinigung und einem Aktivkohlefilter erweitert hat. Dadurch können bis zu 87 Prozent von Arzneimittelrückständen aus dem Wasser entfernt werden. Im Gegensatz zu anderen Kläranlagen können hinter dieser Kläranlage kaum noch Hormone im Wasser nachgewiesen werden. Die Zusatzkosten pro Bürger aufgrund dieses Reinigungsschrittes liegen etwa bei 20 Euro im Jahr.10

Gibt es Grenzwerte für Hormone im Trinkwasser?
Derzeit gibt es in Deutschland keinen gesetzlichen Grenzwert für Hormone im Trinkwasser. Auch eine Überwachung des Wassers auf Hormone und Medikamentenrückstände erfolgt nur stichprobenartig durch den jeweiligen Wasserversorger.
Wurde ein Hormon oder eine hormonähnliche Substanz im Trinkwasser eines Versorgers festgestellt, meldet dieser den Wert an das zuständige Gesundheitsamt. Dieses entscheidet dann, ob die Anforderungen als Trinkwasser noch erfüllt sind und orientiert sich dabei an dem Wert von 0,1 Mikrogramm einer Substanz pro Liter Trinkwasser als unverbindlichen Grenzwert (Orientierungswert).4

Wie kann man selbst Hormone im Leitungswasser testen?
Mit einem Labortest können Sie Ihr Leitungswasser auf das Vorliegen von Hormonen überprüfen lassen. Mit unserem Test-Kit Wassertest Medikamente können Sie selbst eine Probe Ihres Leitungswassers entnehmen und an unser Fachlabor schicken.
Sie erhalten nach kurzer Zeit online ihren Ergebnisbericht auf unserem Kundenportal MyChecknatura. Unser Labor überprüft ihr Wasser dabei nicht nur auf Hormone, sondern auch auf eine Reihe häufig vorkommender Schmerzmittel und Antibiotika.

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Quellen und weitere Informationen
- Roth, 2022 - Hormone im Leitungswasser: Deutsche Forscher entwickeln neues Filterverfahren
- Ökotexzentrum, 2019 - Nur wenig Östrogene in Europas Flüssen
- Eidgenössisches Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation, 1999 - Hormone im Wasser: Was bewirken sie bei Mensch und Tier?
- Bundesinstitut für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit – Wasser – Das Grundnahrungsmittel Nummer eins
- Konsument, 2024 - Stecken Östrogene im Trinkwasser?
- Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit – Endokrin aktive Substanzen
- Umweltbundesamt – Bisphenol A
- Merkur, 2023 - Bisphenol A im Leitungswasser gefunden: Wie Sie sich vor der Chemikalie schützen
- Österreichisches Umweltbundesamt, 2024 - Bisphenole
- Tagesschau, 2023 - So filtern Kläranlagen Medikamente heraus