
Koloniezahl bei 22 °C und 36 °C im Trinkwasser
Die Koloniezahl im Trinkwasser ist ein wichtiger Indikator für die mikrobiologische Qualität Ihres Wassers. Dabei werden zwei Temperaturbereiche unterschieden: die Koloniezahl bei 22 °C und bei 36 °C. Beide Werte geben Aufschluss darüber, wie viele Bakterien und andere Mikroorganismen im Wasser wachsen können – allerdings unter unterschiedlichen Bedingungen.
Die Koloniezahl bei 22 °C zeigt, wie viele Mikroorganismen bei Raumtemperatur gedeihen. Diese Keime sind meist harmlos und kommen natürlich in der Umwelt vor. Die Koloniezahl bei 36 °C hingegen gibt an, wie viele Mikroorganismen sich bei Temperaturen vermehren, die der menschlichen Körpertemperatur entsprechen. Ein erhöhter Wert kann auf hygienisch bedenkliche Verunreinigungen hinweisen und sollte daher besonders beachtet werden.
In diesem Beitrag erfahren Sie, was die Koloniezahlen bei 22 °C und 36 °C bedeuten, welche Grenzwerte laut Trinkwasserverordnung gelten, welche Ursachen erhöhte Werte haben können und wie Sie bei einer Überschreitung richtig reagieren. So behalten Sie die Qualität Ihres Trinkwassers stets im Blick und schützen Ihre Gesundheit.
(Stand April 2025).
Inhalt

Was ist die Gesamtkeimzahl?
Die Koloniezahl bei 36 °C, gemessen in koloniebildenden Einheiten pro Milliliter (KBE/ml), ist ein Teilaspekt der Gesamtkeimzahl. Sie gibt Aufschluss über die Menge der Bakterien in der Wasserprobe, die sich bei körperähnlichen Temperaturen vermehren können. Ergänzend dazu wird auch die Koloniezahl bei 22 °C bestimmt. Dieser Wert zeigt an, wie viele Mikroorganismen bei Raumtemperatur wachsen, was vor allem auf Umweltkeime hinweist. Beide Werte zusammen liefern einen wichtigen Hinweis auf die allgemeine mikrobiologische Qualität des Trinkwassers.1

Wie wird die Gesamtkeimzahl bestimmt?
Um die Gesamtkeimzahl zu bestimmen, wird jeweils 1 ml der Wasserprobe auf einen Nährboden aufgetragen und bei 22 °C sowie bei 36 °C bebrütet. Bei 22 °C wachsen vor allem Umweltkeime, bei 36 °C bevorzugt Bakterien, die sich bei Temperaturen nahe der menschlichen Körpertemperatur vermehren können. Die gewählten Temperaturen fördern das Wachstum der jeweiligen Bakteriengruppen. Nach der Bebrütung bilden sich aus einzelnen Bakterien sichtbare Kolonien, die gezählt werden können. So lässt sich die Gesamtkeimzahl in koloniebildenden Einheiten pro Milliliter (KBE/ml) bestimmen.2

Grenzwerte und ihre Bedeutung
Für die Koloniezahl im Trinkwasser gelten nach der Trinkwasserverordnung klare Grenzwerte: Sowohl für die Koloniezahl bei 22 °C als auch bei 36 °C liegt der Grenzwert bei 100 koloniebildenden Einheiten pro Milliliter (KBE/ml). Eine Überschreitung dieses Grenzwerts deutet auf mögliche Probleme in der Wasserversorgung oder Wasseraufbereitung hin und sollte immer genauer untersucht werden. Eine Überschreitung der Grenzwerte hat in der Regel keine direkte gesundheitliche Bedeutung, sollte aber nicht dauerhaft toleriert werden. Sie ist ein Hinweis darauf, dass die Ursachen abgeklärt und gegebenenfalls Maßnahmen zur Verbesserung der Wasserhygiene ergriffen werden sollten.3

Ursachen für erhöhte Werte
- Biofilmbildung: Mikroorganismen siedeln sich an Rohrinnenwänden an und bilden schützende Biofilme. Diese bieten ideale Nährstoffbedingungen für Umweltkeime (22 °C) und körpernahe Bakterien (36 °C). Biofilme sind resistent gegen Desinfektionsmaßnahmen und begünstigen dauerhaft erhöhte Keimzahlen. ▶ Biofilme in Wasserleitungen
- Wasserstagnation: Stehendes Wasser erwärmt sich auf Raumtemperatur (22 °C), was das Wachstum von Umweltkeimen fördert. Gleichzeitig können sich bei längerer Stagnation auch Keime vermehren, die bei 36 °C gedeihen. Der Nährstoffaustausch aus Biofilmen verstärkt dieses Problem.
- Totleitungen: In nicht durchflossenen Rohrabschnitten (z. B. auch nicht genutzte Duschen, leerstehende Wohnungen in einem Mehrfamilienhaus etc.) findet kein Wasseraustausch statt, was ideale Bedingungen für Bakterienwachstum schafft. Besonders problematisch ist, dass Bakterien aus Totleitungen gegen die Fließrichtung in aktive Leitungen einwandern und so das gesamte Wassersystem kontaminieren können.
- Verunreinigungen im Brunnen: Bei Hausbrunnen können Keime aus dem Grundwasser oder durch Oberflächenwassereintrag ins Trinkwasser gelangen.4 Besonders nach starken Regenfällen oder bei baulichen Mängeln steigt das Risiko für mikrobiologische Belastungen, die sich in erhöhten Koloniezahlen bei 22 °C und 36 °C zeigen können. Ausführliche Informationen zu typischen Problemen und Ursachen finden Sie im Artikel Typische Probleme im Brunnenwasser und deren Ursachen.

Koloniezahl bei 22 °C oder 36 °C überschritten - was tun?
- Reinigung der Strahlsiebe (z. B. Perlator®): Die Siebe am Wasserhahn, die für einen gleichmäßigen Wasserstrahl sorgen, bieten aufgrund ihrer ständigen Feuchtigkeit und komplexen Struktur ideale Bedingungen für Bakterienwachstum. Kalkablagerungen in den Strahlsieben verschärfen das Problem, da sie zusätzliche Nischen für Mikroorganismen schaffen. Wie Sie Ihr Strahlsieb richtig reinigen, erfahren Sie in unserem Artikel Perlator reinigen – Die Schritt-für-Schritt-Anleitung.
- Wasserfilter: Wechseln oder reinigen Sie regelmäßig Filter, die Sie an Wasserhähnen oder Geräten (z. B. Wassersprudler, Kaffeemaschinen) verwenden. Mangelhaft gewartete Wasserfilter können selbst zur Quelle erhöhter Keimzahlen werden – sowohl bei 22 °C als auch bei 36 °C. Detaillierte Hinweise finden Sie im Artikel „Was bringen Wasserfilter für Trinkwasser?“
- Entfernung (Rückbau) oder Stilllegung von Totleitungen: Totleitungen sind Wasserleitungen, die nicht mehr genutzt werden und in denen das Wasser stagniert. Sie entstehen häufig durch stillgelegte Anschlüsse, ungenutzte Armaturen oder Umbauten. In diesen Abschnitten finden Bakterien – unabhängig davon, ob sie bei 22 °C oder 36 °C wachsen – ideale Bedingungen vor. Besonders problematisch ist, dass Keime aus Totleitungen gegen die Fließrichtung in aktive Leitungen einwandern und so das gesamte Wassersystem belasten können.5
Was ist zu tun bei einer Grenzwertüberschreitung der Koloniezahl im Hausbrunnen?
Wird der Grenzwert für die Koloniezahl bei 22 °C oder 36 °C überschritten, so gehen Sie bitte wie folgt vor:
❗Melden Sie den Befund unverzüglich an das zuständige RKI-Gesundheitsamt.
❗Suchen Sie umgehend nach der Ursache, um einen möglichen Eintrag von Krankheitserregern zu verhindern.
❗Leiten Sie in Rücksprache mit dem Gesundheitsamt Maßnahmen ein (z.B. intensive Spülungen oder gezielte Desinfektionen der Leitungsabschnitte).

Prüfung der Koloniezahl bei 22 °C und 36 °C mit den Checknatura Wasseranalysen
Unser Wassertest Bakterien umfasst die Bestimmung der Koloniezahl bei 22 °C und 36 °C und darüber hinaus die Bestimmung der coliformen Keime inklusive E. coli. Dieser Test ist ideal für eine erste mikrobiologische Überprüfung Ihres Leitungswassers. Für eine umfassendere Analyse empfehlen wir den Wassertest Komplett. Dieser beinhaltet neben den Koloniezahlen auch chemische Parameter wie beispielsweise Aluminium und Blei. Mit diesem Test erhalten Sie eine umfangreiche Übersicht über mögliche chemische und mikrobiologische Belastungen Ihres Wassers. Brunnenbesitzer sollten den Brunnenwassertest Hygiene wählen. Dieser prüft unter anderem die Koloniezahl bei 22 °C und 36 °C. Weitere wichtige mikrobiologische und chemische Parameter, die für Brunnenwasser höchste Relevanz besitzen, werden bei unserem Brunnenwassertest Komplett untersucht. Hierdurch bekommen Sie genaue Auskunft über die Beschaffenheit Ihrer Wasserhygiene.
Durchführung der Analyse:
- Bestellen Sie das passende Analyse-Kit online.
- Wir senden Ihnen Ihre sterilen Probengefäße und eine detaillierte Anleitung zu.
- Entnehmen Sie die Wasserprobe gemäß unserer einfachen Schritt-für-Schritt-Anleitung.
- Senden Sie die Probe in unserem speziellen Versandkarton an unser Labor.
- Unsere Experten führen die Analyse nach DIN EN ISO 6222 durch.
- Sie erhalten einen ausführlichen Prüfbericht mit Erläuterungen bequem online über Ihr persönliches Kundenportal MyChecknatura. Dort können Sie unter anderem Ihr Ergebnis downloaden, die Werte mehrerer Analysen im zeitlichen Verlauf im „Parametervergleich“ gegenüberstellen und Sie erhalten Zugriff aufs Checknatura-Treueprogramm sowie exklusive Inhalte.










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Quellen
1Vgl.: Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt: „Koloniezahl bei 36 °C“. https://verbraucherschutz.sachsen-anhalt.de/hygiene/trinkwasserqualitaet/untersuchungsergebnisse/koloniezahl-bei-36-c?tx_news_pi1%5BcurrentPage%5D=0&cHash=1eb8b4abd177409764187df8e1a1fdbf (zuletzt gesehen am 11.11.2024).
2Vgl.: Antwerpes, Frank: “Bebrütung“. Auf DocCheck.com. https://flexikon.doccheck.com/de/Bebr%C3%BCtung?oldid=580420.(zuletzt gesehen am 11.11.2024).
3Vgl.: Trinkwasserverordnung (TrinkwV) vom 20. Juni 2023 (BGBl. 2023 I Nr. 159, S. 2).
4Vgl.: Wricke, Burkhard et al.: „Hygienische Sicherheit im Verteilungsnetz – Teil 2: Erkennen und Beseitigen der Ursachen mikrobiologischer Güteveränderungen“. In: Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches DVGW (Hg.): energie | wasser-praxis 11 (2016). S. 38.
5 Vgl.: a. a. O., S. 37ff.