
Legionellenfilter: Was können diese leisten? Welche Kaufkriterien sind wichtig?
Legionellen-Bakterien im Leitungswasser können unter anderem die Legionärskrankheit auslösen und stellen somit ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko dar. Geeignete Legionellenfilter mindern das Infektionsrisiko zum Beispiel beim Duschen oft deutlich. Wie funktionieren die Filter und wie sicher wirken diese gegen Legionellen? Welche Filtertypen gibt es und welche Kaufkriterien sind wichtig? Kann man mit Legionellenfiltern Duschverbote verhindern? Die Antworten und viele weitere Infos zu Filtern gegen Legionellen erhalten Sie in unserem nachfolgenden Ratgeber. (Stand Dezember 2024).
Inhalt

Was sind Legionellen? Warum sind die Keime so gefährlich?
Bei Legionellen handelt es sich um stäbchenförmige Bakterien, die in niedrigen Konzentrationen natürlich im Wasser vorkommen. Zu einer Gesundheitsgefahr werden Legionellen in der Regel erst, wenn es zu einer starken Vermehrung der Keime kommt. Dies ist häufig in Stagnationswasser mit einer Temperatur von ca. 25 bis 45 °C der Fall.1 Ein hohes Legionellen-Infektionsrisiko geht von eingeatmeten, mit Legionellen kontaminierten feinsten Wassertropfen aus. Diese sogenannten Aerosole bilden sich verstärkt beim Duschen, in einigen Luftbefeuchtern und Klimaanlagen, sowie beim Saunieren (Aufgüsse) und dem Betrieb von Sprudeldüsen in Whirlpools. Während der Kontakt mit Legionellen bei einem starken Immunsystem oft unbemerkt oder nur mit leichten grippeähnlichen Symptomen (Pontiac-Fieber) verläuft, sind bei geschwächtem Immunsystem jedoch auch lebensbedrohliche oder sogar tödliche Folgen (Legionärskrankheit, Legionellose) möglich.2
👉 Hier erfahren Sie die Symptome einer Legionelleninfektion.
👉 Weitere Informationen zu Legionellen im Trinkwasser erhalten Sie in unseren Ratgebern „Legionellen im Trinkwasser? – So erkennen Sie die Gefahr!“ und „Legionellen abtöten und vermeiden – Der ultimative Ratgeber!“.

Legionellen: Untersuchungspflichten
Die Untersuchungspflichten für Legionellen sind relativ komplex und können hier nachfolgend nur auszugsweise erwähnt werden. Generell gilt eine Untersuchungspflicht für „Warmwasseraufbereitungsanlagen mit mehr als 400 Litern Inhalt oder Warmwasserleitungen mit mehr als drei Litern zwischen dem Trinkwassererwärmer und der Entnahmestelle.“ Bei gewerblichen Anlagen hat die Untersuchung alle drei Jahre zu erfolgen. Wurde die Wasserversorgungsanlage neu installiert, ist eine Erstuntersuchung innerhalb von drei bis 12 Monaten nach der Inbetriebnahme erforderlich. Bei Wasserinstallationen mit öffentlicher Nutzung muss eine Untersuchung jährlich stattfinden. Ein- und Zweifamilienhäuser sind von der Untersuchungspflicht ausgenommen.3, 4 Ein gute Übersicht zu den Untersuchungspflichten für Legionellen bietet der Ratgeber „Info 17: Legionellen im Trinkwasser,die 20 wichtigsten Fragen und Antworten“ des Berliner Mietervereins.

Legionellen im Wasser festgestellt? Ab welcher Konzentration sind Maßnahmen erforderlich?
Ab einer Legionellenkonzentration von 100 KBE/100 ml (KBE = koloniebildende Einheiten) wird der sogenannte technische Maßnahmenwert erreicht und es hat unter anderem eine Meldung an das Gesundheitsamt zu erfolgen. Außerdem müssen notwendige Wartungsarbeiten und Kontrollen durchgeführt werden. Liegt die Konzentration über 1000 KBE/100 ml, sind zum Beispiel kurzfristige Sanierungsmaßnahmen erforderlich. Der Gefahrenwert wird ab 10.000 KBE/100 ml erreicht. Dieser erfordert Sofortmaßnahmen zur Gefahrenabwehr wie Duschverbote oder den Einsatz von Legionellenfiltern.3, 4 Genauere Infos zu den komplexen Vorschriften und Richtlinien beim Erreichen bestimmter Legionellen-Grenzwerte liefert der im vorherigen Absatz verlinkte Artikel des Berliner Mietervereins.
Gut zu wissen: Die Probenahme für einen Legionellentest für offizielle behördliche Zwecke muss von einem speziell geschulten Probenehmer durchgeführt werden. Die Analyse hat in einem Labor zu erfolgen, welches die Anforderungen der Trinkwasserverordnung erfüllt.3

Legionellenfilter: Wann ist der Einsatz sinnvoll?
Legionellenfilter werden oft bei konkret nachgewiesenen erhöhten Konzentrationen von Legionellen eingesetzt. Mit hochwertigen Filtern wird so ein Infektionsrisiko ausgeschlossen oder zumindest stark gesenkt. Der Einbau von Filtern kann dabei als Sofortmaßnahme erfolgen, wenn zum Beispiel routinemäßige Tests erhöhte Legionellenwerte ergeben haben. Bei stark erhöhten Werten verhängt das Gesundheitsamt dann oft ein Duschverbot, welches mit Legionellenfiltern häufig abgewendet werden kann. Filter gegen Legionellen können dabei die Zeit zwischen Anlauf und Abschluss von Sanierungsmaßnahmen wie der Stilllegung von Totleitungen oder der thermischen Desinfektion überbrücken. Teilweise kommen Legionellenfilter auch als Dauerlösung für Gebäude bzw. Installationen in Frage, die aufgrund ihrer technischen Gegebenheiten oder eines unverhältnismäßig hohen Aufwands für Sanierungsmaßnahmen stetig erhöhte Legionellenwerte aufweisen. In Einrichtungen mit besonders gefährdeten Personen wie Krankenhäusern oder Altenheimen werden Legionellenfilter mitunter ebenso präventiv eingesetzt.5

Wo können oder sollten Legionellenfilter montiert werden?
Grundsätzlich sollten Legionellenfilter bei konkretem Legionellenbefall oder präventiv überall dort montiert werden, wo es zur Bildung von feinen Wassertropfen (Aerosolen) kommen kann:
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Duschen: Legionellenfilter am Duschkopf sind bei Legionellenbelastungen besonders sinnvoll, da hier durch die freigesetzten Aerosole ein stark erhöhtes Infektionsrisiko besteht und drohende Duschverbote die Lebensqualität vielfach sehr einschränken würden.
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Sauna/Whirlpools: Beim Saunieren oder in Whirlpools kann es ebenfalls zur Bildung von Aerosolen kommen, sodass Legionellenfilter zum Beispiel in den Wasserzuleitungen oder an Wasserhähnen angebracht sein könnten.
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Einzelne Wasserhähne: Einzelne Wasserhähne können ebenso mit Legionellenfiltern versehen werden. Dies kann zum Beispiel im Badezimmer oder am Einlaufhahn der Badewanne sinnvoll sein.
Wichtig zu wissen: Für die Auswahl geeigneter und ausreichend zertifizierter Legionellenfilter ist teilweise Fachwissen erforderlich. Dies gilt ebenfalls für die korrekte Montage der Filter. Lassen Sie sich daher vor dem Einbau der Filter von einem Fachbetrieb (z. B. Sanitär, Heizung, Klima) beraten.

Wie funktionieren Legionellenfilter? Welche Typen gibt es?
Die meisten Legionellenfilter arbeiten mit dem Prinzip der Ultrafiltration, bei dem das Wasser mechanisch durch eine sehr feine Membran gedrückt wird, welche Bakterien wie Legionellen zurückhält. Legionellenfilter sind unter anderem als endständige Filter verfügbar. Diese werden beispielsweise häufig direkt als Ersatz für den Duschkopf (Filter ist in Duschkopf integriert) oder am Auslauf des Wasserhahns montiert. Es gibt aber ebenso Untertisch-Legionellenfilter zur Montage unterhalb des Wasserhahns. Die Filter können weiter nach ihrem Aufbau bzw. den verwendeten Filtermaterialien eingeteilt werden:5, 6
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Membranfilter: Membranfilter verfügen über eine Membran mit sehr feinen Poren, die bei vielen Filtern einen Durchmesser von 0,01 bis 0,05 µm haben. Um eine zufriedenstellende Filterleistung zu erbringen, benötigen Membranfilter einen ausreichenden Wasserdruck (Herstellerangaben beachten). In Duschköpfen mit Legionellenfilter sind in der Regel Filtermembranen verbaut.
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Keramikfilter: Bei zu geringem Wasserdruck für Membranfilter können Keramikfilter eine Alternative sein. Diese arbeiten ebenfalls mit feinen Filterporen und verfügen teilweise über eine zusätzliche antibakterielle Beschichtung aus Silber.
Wichtig zu wissen: Aktivkohle- und Ionenaustauschfilter sind zum Abfiltern von Legionellen nicht geeignet.

Legionellenfilter für Dusche oder Wasserhahn: Welche Kaufkriterien sind wichtig?
Beim Kauf eines Legionellenfilters sollten Sie unter anderem die folgenden Kriterien beachten:
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Log-Stufe: Die nach einem mathematischen Verfahren ermittelten Log-Stufen geben an, wie viel Prozent der Keime von einem Wasserfilter entfernt werden. Legionellenfilter sollten mindestens den Standard „Log6“ erfüllen. Bei diesem werden 99,9999 % der Keime entfernt.6
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Durchflussmenge/Fließgeschwindigkeit: Die Durchflussmenge bzw. Fließgeschwindigkeit des Filters sollte zu den Anforderungen passen. So wird zum Beispiel für Legionellen-Duschkopf-Filter in der Regel eine Durchflussmenge von mindestens 8 Litern pro Minute bei 4 bar Wasserdruck empfohlen.
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Filterleistung/Filterkapazität: Pauschale Aussagen zu einer Mindestfilterleistung bzw. Mindestfilterkapazität sind schwierig, das diese unter anderem von der Wasserqualität und der Intensität der Nutzung abhängen. Duschfilter gegen Legionellen sollten aber ca. 4.000 Liter Wasser filtern können, bevor diese ausgetauscht werden müssen.
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Wechselintervalle: Viele endständige Legionellenfilter sind Einmalfilter, bei denen die Filterpatronen nicht separat gewechselt werden können. Um die Kosten für Neuanschaffung und Installation zu senken, sollten die vorgeschriebenen Wechselintervalle daher nicht zu kurz sein. Ein guter Richtwert sind hier 3 Monate. Natürlich sind die Wechselintervalle auch vom Durchfluss bzw. der Filterleistung abhängig, sodass bei intensiver Nutzung ein Wechsel weit früher nötig sein kann.
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Zeit ohne Nutzung: Wasserfilter gegen Legionellen sollten nicht schon nach wenigen Tagen ohne Wasserdurchfluss (z. B. während eines Urlaubs) unbrauchbar werden. Empfehlenswert sind Filter, die auf mindestens 30 Tage ohne Nutzung ausgelegt sind.
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Zertifizierung/Normen: Für Legionellen- bzw. Wasserfilter existieren verschiedene Qualitätsnormen. Während die Beachtung dieser Normen im privaten Bereich lediglich dringend empfehlenswert ist, sind diese bei gewerblich betriebenen Trinkwasserinstallationen in Altenheimen, Krankenhäusern, Schwimmbädern etc. einzuhalten. So müssen die Filter dort unter anderem den Richtlinien und Anforderungen des DVGW-Arbeitsblattes W 270 oder der DIN EN 1642 genügen.7 Eine weiteres wichtiges Qualitätskriterium ist das CE Medical Class 1 Prüfsiegel.
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Kosten: Die Anschaffungskosten für Legionellenfilter variieren sehr stark und hängen unter anderem von Qualität und Filterkapazität ab. Einfache Legionellenfilter für Wasserhahn oder Dusche können Sie ab etwa 90 Euro kaufen.

Schon gewusst?
Endständige Legionellenfilter schützen oft ebenfalls vor anderen „Wasserkeimen“ wie Pseudomonas Aeruginosa. Die Bakterien können zu schweren Infektionen führen. Ein besonders hohes Infektionsrisiko mit Pseudomonas Aeruginosa besteht in Krankenhäusern. Deshalb wird das feuchtigkeitsliebende Bakterium auch zu den „Krankenhauskeimen“ gezählt. Pseudomonas Aeruginosa ist sehr widerstandsfähig bzw. resistent gegen viele Antibiotika und Desinfektionsmittel.8, 9

Mit Trinkwassertests Legionellen und Pseudomonas aufspüren
Unser breites Angebot an Wassertests umfasst unter anderem einen Legionellentest für Leitungswasser sowie den Wassertest Pseudomonas aeruginosa. Die Wassertests sind ein geeignetes Instrument zur Eigenkontrolle von Wasserinstallationen. Kontaktieren Sie uns gern, wenn Sie einen unabhängigen Probenehmer für behördlich anerkannte Tests benötigen.
Die Probenahme für die Tests zur Eigenkontrolle können Sie mit der in den Testkits enthaltenen Anleitung einfach selbst vornehmen. Nach Einsendung per Post erfolgt die Analyse in unserem spezialisierten Partnerlabor.

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Haftungsausschluss
Alle medizinischen Informationen in diesem Artikel wurden sorgfältig von uns aus den genannten Quellen zusammengetragen. Für die Richtigkeit, Aktualität und Vollständigkeit der Informationen können wir nicht garantieren. Wenden Sie sich bei Beschwerden stets an einen Facharzt.
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1Vgl.: Robert Koch-Institut: Legionellose, RKI-Ratgeber. 2019.
2Vgl.: AOK: Beim Energiesparen die Legionärskrankheit im Blick behalten. 2023.
3Vgl.: Berliner Mieterverein: Info 17: Legionellen im Trinkwasser,die 20 wichtigsten Fragen und Antworten. 2023.
4Vgl.: Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit: Legionellen – die am häufigsten gestellten Fragen. 2024.
5Vgl.: Gesundheitsreferat der LH München: Verwendung von endständigen Sterilfiltern für mikrobiologisch kontaminierte Trinkwasserinstallationen. 2024.
6Vgl.: Alb-Filter: Legionellenfilter: Wasserfilter gegen Legionellen. 2021.
7Vgl.: DVGW Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches e. V.: Temporärer Einsatz endständiger Filter in mikrobiell kontaminierten Trinkwasser-Installationen. 2019.
8Vgl.: Steiermärkische Krankenanstalten, Institut für Krankenhaushygiene und Mikrobiologie: Wasserhygiene- Legionellen und Pseudomonas aeruginosa in wasserführenden Systemen. 2023.
9Vgl.: Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung: Pseudomonas aeruginosa – ein Biofilm-Spezialist. 2024.