
Leitungswasser & Temperatur: optimaler Bereich für Kalt- und Warmwasser, Risiken bei Temperaturabweichungen
Wird Leitungswasser als Trinkwasser verwendet, sollte dieses frisch und kühl aus dem Hahn kommen. Welche Temperaturen sind für Kalt- und Warmwasser vorgeschrieben? Warum hat die Wassertemperatur einen entscheidenden Einfluss auf die Wasserqualität und welche konkreten Gesundheitsrisiken drohen bei Temperaturabweichungen? Was sollten Sie tun, wenn Ihr Leitungswasser keine optimale Temperatur hat? Die Antworten und viele weitere Infos zum Thema „Leitungswasser & Temperatur“ liefert Ihnen unser nachfolgender Ratgeber. (Stand Februar 2025).
Inhalt

Kaltwasser & Warmwasser: Temperatur & Temperaturvorschriften
Flächendeckende und detaillierte Untersuchungen zu Temperaturen bzw. Durchschnittstemperaturen von Kalt- und Warmwasser wurden nach unseren Recherchen bisher in Deutschland noch nicht vorgenommen. Daher können wir im Folgenden nur Aussagen bzw. Temperaturwerte wiedergeben, die auf einzelnen Untersuchungen oder allgemein getätigten Aussagen beruhen. Für die Wassertemperaturen in Trinkwasserinstallationen existieren dagegen teilweise sehr genaue Vorschriften.
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Kaltwasser Temperatur (Durchschnitt): Wie kalt ist Leitungswasser? Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Im öffentlichen Versorgungsnetz der Wasserversorger liegt die Wassertemperatur für Kaltwasser in der Regel „deutlich unter 20 °C“.1 Die Temperatur kann jedoch unter anderem von den folgenden Faktoren beeinflusst werden: Herkunft des Rohwassers (Grundwasser, Quellwasser, Oberflächenwasser), Außentemperatur, Länge des Transportweges, mögliche Erwärmung durch Wasseraufbereitung, Speicherung und Hausinstallation. So hat in großen Tiefen gefördertes Grundwasser beispielsweise in der Regel eine konstantere Temperatur als Trinkwasser, das aus Talsperren gewonnen wird. Untersuchungen zeigen, dass es mitunter jedoch auch zu Temperaturen von über 25 °C in den Versorgungsnetzen kommen kann. Dies gilt besonders für die Sommermonate. In Stichleitungen und stagnierenden Netzbereichen lag das gemessene Temperaturmaximum sogar bei 30 °C.2, 3
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Kaltwasser Temperaturvorschriften: Kaltwasser sollte möglichst mit einer Temperatur von unter 20 °C aus dem Hahn strömen. Die maximal erlaubte Höchsttemperatur liegt allerdings bei 25 °C. Diese muss schon 30 Sekunden nach Öffnen der Entnahmestelle erreicht sein. In der Praxis wird diese Vorgabe allerdings nach einer Stellungnahme des DVGW (Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches e. V.) nicht immer eingehalten.2
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Warmwasser Temperatur (Durchschnitt): Wir konnten hier keine Durchschnittstemperaturen bzw. aussagekräftigen Quellen recherchieren.
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Warmwasser Temperaturvorschriften: Aus hygienischen Gründen (u. a. Schutz vor Legionellen) muss eine Warmwassertemperatur von mindestens 55 °C innerhalb des gesamten Warmwasser-Leitungssystems eingehalten werden. Da sich das Wasser während des Transports durch die Leitungen etwas abkühlt, muss am Trinkwassererwärmer eine Mindesttemperatur für Warmwasser von 60 °C eingestellt werden.4 Die genannten Vorschriften gelten jedoch nur für öffentliche Gebäude wie Hotels, Krankenhäuser und Schulen. Für private Wohngebäude gibt es nach einer Stellungnahme des Wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestages aus dem Jahr 2023 allerdings keine derartigen Vorschriften. Es wird jedoch empfohlen, die genannten Warmwasser-Solltemperaturen auch dort einzuhalten.5

Welche Gesundheitsrisiken drohen durch „falsche“ Leitungswasser-Temperaturen?
Leitungswasser bzw. Trinkwasser muss in Deutschland die strengen Vorschriften der Trinkwasserverordnung (TrinwV) erfüllen. Deshalb ist Leitungswasser in der Regel sehr gut als Trinkwasser geeignet. Allerdings garantieren die Wasserversorger die Einhaltung der Trinkwasserverordnung nur bis zu Ihrem Hausanschluss. Danach fließt das Wasser bis zur Entnahme noch durch Rohre und andere Installationskomponenten der Hausinstallation. Innerhalb dieser kann es zur Vermehrung von Keimen und der Freisetzung von Schadstoffen kommen. Dabei spielt die Wassertemperatur unter anderem bei den folgenden Wasserbelastungen oft eine wichtige Rolle:
Legionellen und andere Keime: Leitungswasser ist selbst nach der Wasseraufbereitung durch die Wasserwerke keinesfalls vollkommen steril. So kommen im Leitungswasser verschiedenste Mikroorganismen in geringen Konzentrationen vor. Gesundheitsgefahren resultieren daraus normalerweise nicht. Dies ändert sich jedoch, wenn sich Keime im Trinkwasser stark vermehren. In der Regel wird die Vermehrung vieler Mikroorganismen durch ansteigende Wassertemperaturen gefördert. Ab einer individuell oft verschiedenen Wassertemperatur sterben viele Keime im Wasser dann allerdings ab. Zu den „temperatursensitiven“ manchmal im Wasser auftretenden Keimen zählen coliforme Bakterien wie E. coli. Diese können sich bei den normalerweise im Verteilungssystem herrschenden Wassertemperaturen von unter 20 °C kaum vermehren.6 Das Temperaturoptimum für die Vermehrung von E. coli liegt bei 37 °C.7 E. coli löst mitunter unter anderem schwere Durchfallerkrankungen aus und kann beispielsweise durch Fäkalien (Rohrbrüche, Überschwemmungen) in das Trinkwasser gelangen. Unser Ratgeber „Coliforme Keime im Trinkwasser“ liefert viele weitere Informationen zu den Bakterien.
Ein besonderes Risiko geht in Trinkwasserinstallationen von Legionellen aus. Optimale Vermehrungsbedingungen finden diese Keime in Stagnationswasser (kein stetiger Wasserdurchfluss) mit einer Temperatur zwischen 25 und 55 °C vor. Ab ca. 70 °C sterben Legionellen ab. Infektionen mit den Keimen erfolgen meist über eingeatmete, mit Legionellen kontaminierte feinste Wassertropfen (Aerosole). Diese bilden sich zum Beispiel verstärkt beim Duschen, in einigen Luftbefeuchtern und Klimaanlagen, sowie beim Saunieren (Aufgüsse) und in Whirlpools.8
Bei einem starken Immunsystem verlaufen Legionelleninfektionen oft sogar unbemerkt oder nur mit leichten grippeähnlichen Symptomen (Pontiac-Fieber). Bei geschwächtem Immunsystem oder Vorerkrankungen wie Diabetes steigt jedoch das Risiko für teilweise lebensbedrohliche oder sogar tödliche Infektionsverläufe (Legionärskrankheit, Legionellose). Um eine Vermehrung von Legionellen in der Hausinstallation möglichst zu verhindern, müssen die Vorschriften bzw. Empfehlungen für Temperaturen im Warmwasserkreislauf (siehe oben) streng eingehalten werden. Zudem sollte die Bildung von Stagnationswasser vermieden werden.8, 9 Unser Ratgeber „Legionellen abtöten und vermeiden – Der ultimative Ratgeber“ liefert Ihnen zu dieser Thematik viele weitere Infos und praktische Handlungsempfehlungen.

Grundsätzlich nur kaltes Wasser als Trinkwasser verwenden
Verwenden Sie grundsätzlich nur kaltes, frisches Wasser als Trinkwasser und für die Zubereitung von Speisen. So minimieren Sie Gesundheitsrisiken durch Keime.10 Wie bereits erwähnt, können sich Keime in warmem bzw. lauwarmem Stagnationswasser meist deutlich besser vermehren als in kaltem Wasser.
Warmes Wasser kann jedoch auch zu einem verstärkten Übergang von Schadstoffen wie Bisphenol A (BPA) aus mit Epoxidharz beschichteten Rohrleitungen führen. Verstärkt wird dieser Effekt noch durch Stagnationswasser. Epoxidharz wurde vermehrt in den Jahren 2000 bis 2015 verwendet, um korrodierte Leitungen zu sanieren. BPA kann sich negativ auf den Hormonhaushalt und die Fruchtbarkeit auswirken. Schäden an Nieren und Leber sind durch die Chemikalie ebenfalls möglich.10 Weitere Informationen zu BPA erhalten Sie in unserem Ratgeber „Bisphenol A im Trinkwasser – So vermeiden Sie das Hormongift“.
Tipp: Wasser, das länger als 4 Stunden in den Leitungen gestanden hat, sollten Sie vor dem Trinken oder der Verwendung zur Speisezubereitung kurz ablaufen lassen. Frisches Wasser fließt in der Regel deutlich kühler aus dem Wasserhahn als Stagnationswasser.

Tipps zur Aufrechterhaltung und Einstellung der richtigen Wassertemperatur
Moderne Heizungsanlagen verfügen oft über komplexe elektronische Steuerungen und Regelsysteme. Ohne Fachkenntnisse sollten an den Anlagen daher besser keine Temperatureinstellungen vorgenommen werden. Aussagekräftige Temperaturmessungen können für den Laien ebenso schwierig sein, da bei Heizungsanlagen beispielsweise teilweise eine in Zyklen stattfindende thermische Desinfektion des Warmwassers zum Schutz vor Legionellen aktiviert ist. Dabei wird die Wassertemperatur kurzfristig automatisch angehoben, um Legionellen abzutöten. Die folgenden Tipps und Hinweise können jedoch helfen, die Wassertemperaturen in Ihrer Hausinstallation in einem optimalen Bereich zu halten:8, 11
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Grundsätzlich sollte am Trinkwassererwärmer eine Mindesttemperatur von 60 °C eingestellt sein.
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Bitten Sie Ihren Heizungsbauer im Rahmen der Heizungswartung verstärkt auf die richtigen Temperatureinstellungen im Warmwasserkreislauf zu achten. Heizungsbauer verfügen auch über die richtige Messtechnik, um korrekte Temperaturmessungen vorzunehmen.
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Kalt- und Warmwasserleitungen sollten über eine getrennte Dämmung verfügen, um zu hohe bzw. zu niedrige Wassertemperaturen in den Leitungen zu verhindern.
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Bei zentraler Trinkwassererwärmung mit längeren Rohrleitungen ist eine Zirkulationsleitung für den Warmwasserkreislauf empfehlenswert. Durch diese zirkuliert das Warmwasser im Gebäude und wird stetig in den Trinkwassererwärmer zurückgeführt. Dadurch kann die geforderte Mindesttemperatur leichter aufrechterhalten werden. Zirkulationsleitungen funktionieren entweder durch die Schwerkraft oder mit Hilfe einer Zirkulationspumpe.

Schon gewusst?
Einige Armaturen weisen einen sogenannten „Verbrühschutz“ auf. Dabei wird das warme Wasser zum Schutz vor Verbrühungen mit Kaltwasser gemischt. Eine Messung der Warmwassertemperatur an solchen Armaturen kann das Messergebnis demnach „verfälschen“.8

Trinkwasserqualität mit Wassertests checken lassen
Wir bieten Ihnen unter anderem ein sehr breites Angebot an Trinkwassertests. Diese decken auch Keime ab, welche sich durch nicht optimale Temperaturen im Leitungswasser vermehren können. So lässt sich mit dem Legionellen Test für Leitungswasser prüfen, ob in Ihrem Trinkwasser erhöhte Konzentrationen des Bakteriums vorliegen. Der Wassertest Bakterien deckt coliforme Keime inklusive E. coli ab. Weiterhin wird bei dem Test die Gesamtkeimzahl ermittelt. Die Prüfung des Trinkwassers mit dem Wassertest Bisphenol A (BPA) ist zum Beispiel sinnvoll, wenn Ihre Leitungen mit Epoxidharz beschichtet sind oder Sie den Verdacht haben, dass eine solche Beschichtung vorliegen könnte.

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Das könnte Sie ebenfalls interessieren:
1Vgl.: Umweltbundesamt: Energiesparen bei der Warmwasserbereitung – Vereinbarkeit von Energieeinsparung und Hygieneanforderungen an Trinkwasser. 2011.
2Vgl.: DVGW: Erhöhte Wassertemperaturen. 2023.
3Vgl.: Zweckverband Landeswasserversorgung: Kühles Grundwasser aus der Tiefe. 2025.
4Vgl.: DVGW: Heizungsraum, Abschnitt: Trinkwassererwärmer. 2025.
5Vgl.: Deutscher Bundestag, Wissenschaftliche Dienste: Kurzinformation Warmwassertemperatur zur Vermeidung von Legionellenwachstum in Wohngebäuden. 2023.
6Vgl.: Umweltbundesamt: Coliforme Bakterien im Trinkwasser. 2009.
7Vgl.: National Library of Medicine (PubMed): Wachstum und Erhaltung vonEscherichia coli-Laborstämmen. 2021.
8Vgl.: Umweltbundesamt: Trinkwasser aus dem Hahn. 2020.
9Vgl.: AOK: Beim Energiesparen die Legionärskrankheit im Blick behalten. 2023.
10Vgl.: Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt: Gefährliches warmes Leitungswasser. 2024.
11Vgl.: Verbraucherzentrale: Kosten für Warmwasser senken: Das können Sie als Hausbesitzer tun. 2024.