
Mikroplastik im Leitungswasser: Belastung, Gesundheitsrisiken, Vermeidung
Mikroplastik ist in der Umwelt mittlerweile fast allgegenwärtig. Teilweise kann auch schon Leitungswasser mit den kleinen Kunststoffpartikeln verunreinigt sein. Wie gelangt Mikroplastik in das Leitungswasser und wie hoch sind die Belastungen? Geht von Mikroplastik im Trinkwasser ein Gesundheitsrisiko aus? Warum enthält Wasser aus dem Supermarkt oft mehr Kunststoffpartikel als Leitungswasser? Die Antworten und Tipps zur Vermeidung von Mikroplastik im Trinkwasser erhalten Sie in unserem nachfolgenden Ratgeber. (Stand April 2025)
Inhalt

Was ist Mikroplastik?
Mikroplastik besteht aus kleinen Kunststoffteilchen mit einer Größe zwischen 1 μm und 5 mm. Partikel mit einer Größe von weniger als 1 μm werden als Nanoplastik bezeichnet. Übersteigt die Partikelgröße 5 mm, wird von Mesoplastik gesprochen. Mikroplastik wird weiter in primäres und sekundäres Mikroplastik eingeteilt. Während die primäre Variante direkt hergestellt und freigesetzt wird, entsteht sekundäres Mikroplastik durch Abnutzung, Abbau und Zerkleinerung von größeren Plastikpartikeln.1

Wie gelangt Mikroplastik in die Umwelt?
Mikroplastik findet sich heute fast überall in der Umwelt und gelangt so auch in die Nahrungskette. So sind neben Luft, Böden ebenso Seen, Flüsse und Meere mit primärem und sekundärem Mikroplastik verunreinigt:
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Primäres Mikroplastik wird unter anderem über industrielle Prozesse, aus Kosmetikprodukten wie Duschgels, Zahnpasta, Shampoos, Peelings und Duschgels sowie Reinigungsmittel freigesetzt. Angemerkt sei, dass nicht alle Duschgels, Shampoos etc. Mikroplastik enthalten. Einige Hersteller setzen sogar werbewirksam auf Produkte ohne Mikroplastik.2
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Sekundäres Mikroplastik entsteht durch die mechanische und chemische Zerkleinerung von größeren Kunststoffgegenständen und Kunststoffpartikeln. So werden beispielsweise in die Umwelt gelangte Kunststoffverpackungen durch UV-Strahlung, Reibung (z. B. Wellenschlag im Meer) und den Abbau durch bestimmte Bakterien im Laufe vieler Jahre in immer kleinere Partikel zersetzt. Eine große Quelle von sekundärem Mikroplastik ist Reifenabrieb sowie das Abwasser aus Haushalten. So gibt es Schätzungen, dass allein aus Fleece-Kleidungsstücken bei einer einzigen Maschinenwäsche bis zu 2.000 Mikroplastik-Fasern in das Abwasser abgegeben werden. Deshalb bieten einige Hersteller Mikroplastik-Filter für Waschmaschinen an. Nach einer Studie des NABU gelangen in Deutschland jährlich zudem etwa 977 Tonnen Mikroplastik allein aus Wasch-, Reinigungs- und Putzmitteln sowie Kosmetikprodukten in das Abwasser. Mikroplastik im Abwasser wird von den Klärwerken in der Regel nicht zurückgehalten und gelangt daher mit dem abfließenden „Reinwasser“ in Flüsse und Meere.2, 3

Wie hoch ist Leitungswasser mit Mikroplastik belastet?
In Deutschland ist die Belastung von Trinkwasser mit Mikroplastik bislang sehr gering. Teilweise liegt die Belastung sogar unterhalb der Nachweisgrenze. Bei der Höhe der Belastung scheint die Herkunft des für die Trinkwassergewinnung verwendeten Rohwassers eine wichtige Rolle zu spielen. So ist aus tiefen Grundwasserschichten gefördertes Rohwasser in der Regel frei von Mikroplastik, während aus Seen oder Flüssen gewonnenes Wasser erst durch die Wasseraufbereitung der Wasserversorger größtenteils von Mikroplastik und anderen möglicherweise enthaltenen Schadstoffen befreit wird.2, 4 Unter Umständen kann es zu einer Kontamination des Leitungswassers mit Mikroplastik durch Kunststoffrohre (z. B. PVC) oder mit Kunststoffen beschichtete Wasserleitungen in der Hausinstallation von Gebäuden kommen.5 Diese werden und wurden in Deutschland aber eher selten installiert.
Wichtig zu wissen: Momentan (Stand April 2025) gibt es in der deutschen Trinkwasserverordnung (TrinkwV) keinen Grenzwert für Mikroplastik.

Wie gelangt Mikroplastik in den Körper? Wie viel Mikroplastik nehmen wir auf?
Mikroplastik kann oral über die Nahrung und Trinkwasser in den menschlichen Körper gelangen. So wurde Mikroplastik beispielsweise in verschiedensten Nahrungsmitteln wie Fisch, Meeresfrüchten, Zucker, Gemüse, Obst und Reis nachgewiesen. Zudem werden Nahrungsmittel mitunter ebenso beispielsweise durch Schneidbretter aus Kunststoff, Plastikgeschirr oder Plastikverpackungen mit Mikroplastik verunreinigt. Bei Trinkwasser sind Kunststoff-Trinkgefäße, Wasserkocher aus Kunststoff sowie Mehrweg- und Einwegwasserflaschen aus Plastik mögliche Quellen für Mikroplastik. Weiterhin werden feinste Plastikpartikel aus zum Beispiel Reifenabrieb auch über die Lunge aufgenommen. Die Aufnahme über die Haut spielt nach dem jetzigen Forschungsstand wahrscheinlich keine bedeutende Rolle.1, 6
Nach einer Studie des WWF sollen Menschen im Durchschnitt etwa 5 Gramm Mikroplastik pro Tag aufnehmen. Die Aufnahmemenge unterliegt allerdings großen Schwankungen, die unter anderem aus der unterschiedlichen Belastung der Nahrung sowie der vorherrschenden Umweltbelastung (Mikroplastikkonzentration in der Luft etc.) resultieren. Mikroplastik-Partikel konnten schon in zahlreichen menschlichen Organen und Geweben nachgewiesen werden. So wurden im Rahmen einer Untersuchung aus dem Jahr 2024 im Gehirn Partikel mit einer Größe von unter 0,2 Mikrometer entdeckt, welche die Blut-Hirn-Schranke überwinden können.2, 7

Welche Gesundheitsrisiken drohen durch Mikroplastik im Trinkwasser?
Die Wirkungen von Mikroplastik im menschlichen Körper und mögliche daraus resultierende Gesundheitsrisiken werden noch immer intensiv erforscht. Dies gilt besonders für die langfristigen Folgen einer chronisch erhöhten Aufnahme. Bislang sind deshalb kaum gesicherte Aussagen möglich. Weiterhin beruhen Risikoeinschätzungen zu Gesundheitsrisiken vielfach „nur“ auf Zell- oder Tierversuchen. Zumindest diskutiert werden allerdings unter anderem hormonelle, infektiöse, toxische, entzündliche sowie DNA-schädigende Wirkungen durch Mikroplastik. In einzelnen Studien wurden auch schon direkte schädliche Wirkungen nachgewiesen. Es fehlen jedoch bislang konkrete Aussagen zu den für Gesundheitsschäden oder Erkrankungen nötigen Dosen der Partikel.1, 3 Aufgrund der unklaren Studien- und Datenlage sollte die Aufnahme von Mikroplastik aus Gründen der Risikominimierung aber möglichst minimiert werden.
Potenzielle Gesundheitsgefahren gehen nicht nur direkt von Mikroplastik aus. So können die Partikel verschiedenste Schadstoffe absorbieren („anziehen“) und Bakterien bilden auf Mikroplastik teilweise Biofilme.2 Weitere Informationen zu Biofilmen im Darm enthält unser Ratgeber „Biofilm im Darm: Ursachen & Folgen, Symptome & Diagnostik, Behandlungsmöglichkeiten“. Informationen zu Biofilmen in Wasserleitungen finden Sie hier: „Biofilm in der Wasserleitung? – So entfernen Sie ihn!“.
Möglicherweise über in Deutschland ausgeliefertes Leitungswasser aufgenommenes Mikroplastik stellt höchstwahrscheinlich keine Gesundheitsgefahr dar. Zudem sind die bisher vereinzelt im Leitungswasser nachgewiesenen Mengen an Mikroplastik im Verhältnis zu anderen alltäglichen Belastungsquellen wie der Nahrung oder verunreinigter Luft in der Regel vermutlich deutlich geringer.2
Im Vergleich zu Mikroplastik stellen mitunter im Leitungswasser enthaltene Keime und Schwermetalle höchstwahrscheinlich ein höheres Gesundheitsrisiko dar. Weitere Informationen hierzu finden Sie in unserem Ratgeber „Krank durch Leitungswasser: Symptome & Erkrankungen“.

Große Unterschiede in der Mikroplastik-Konzentration – Leitungswasser versus Flaschenwasser
Bei der Belastung von Trinkwasser mit Mikroplastik sollte auf Grundlage verschiedenster Untersuchungen klar zwischen Leitungswasser und Trinkwasser aus Kunststoffflaschen unterschieden werden. Wie bereits erwähnt, weist Leitungswasser meist sehr geringe bis nicht messbare Konzentrationen von Mikroplastik auf. Dagegen enthält Trinkwasser aus Kunststofflaschen (oft aus dem Kunststoff PET hergestellt) mitunter bis zu 20-mal mehr Mikroplastik, als direkt aus dem Wasserhahn entnommenes Wasser. In einer amerikanischen Studie wurden in einem Liter Kunststoffflaschen-Wasser bis zu 240.000 Mikroplastik-Partikel gefunden. Selbst in Glasflaschen abgefülltes Wasser enthält oft deutlich mehr Kunststoffpartikel als Leitungswasser. Diese könnten durch Abfüll- oder Reinigungsprozesse (Mehrweg-Flaschen) in das Wasser gelangen.8

Wirken Wasserfilter gegen Mikroplastik?
Wasserfilter mit zum Beispiel Filtereinsätzen aus Aktivkohle reduzieren zumindest nach Aussage vieler Hersteller auch den Gehalt an Mikroplastik im Wasser. Nötig sind diese Filter bei deutschem Leitungswasser aufgrund des hohen Reinheitsgrades in der Regel allerdings nicht. Zudem können Wasserfilter mitunter selbst das Trinkwasser mit Keimen verunreinigen.9
Weitere Informationen zu Wasserfiltern erhalten Sie in unserem Ratgeber „Was bringen Wasserfilter für Trinkwasser?“.

Aufnahme von Mikroplastik aus Trinkwasser und anderen Quellen reduzieren – wertvolle Tipps!
Die folgenden Maßnahmen und Tipps können Ihnen helfen, die Aufnahme von Mikroplastik durch Trinkwasser und andere Quellen zu reduzieren:7
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Trinken Sie Leitungswasser anstatt Wasser aus Plastikflaschen. Ein geeignetes Material ohne Abgabe von Mikroplastik für Flaschen zum Wiederbefüllen für Unterwegs ist Edelstahl.
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Verwenden Sie möglichst keine Plastikbehälter und kein Plastikgeschirr für die Aufbewahrung, Zubereitung und Aufnahme von Nahrung. Insbesondere das Erwärmen von Nahrungsmitteln in Plastikbehältern (z. B. Mikrowelle) setzt teilweise große Mengen an Mikroplastik frei. Außerdem ist längst nicht alles Plastikgeschirr für heiße Speisen oder die Mikrowelle geeignet. Dies gilt auch für andere Küchenutensilien aus Kunststoff.
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Hochverarbeitete Lebensmittel enthalten oft mehr Mikroplastik als naturbelassene Nahrungsmittel.
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Lose angebotene Lebensmittel können kein Mikroplastik aus Kunststoff-Verpackungen aufnehmen.
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Setzen Sie auf Kosmetik- und Reinigungsprodukte ohne Mikroplastik.

Schon gewusst?
Leitungswasser unterliegt in Deutschland strengeren Schadstoffgrenzwerten als Mineralwasser. So enthält die für Leitungswasser geltende Trinkwasserverordnung unter anderem Grenzwerte für Pestizidrückstände und PFAS („Ewigkeitschemikalien“). Solche fehlen in der für Mineralwasser maßgeblichen Mineral- und Tafelwasserverordnung. Diese fordert hier nur allgemein eine „ursprüngliche Reinheit“.10

Gesundheitsrisiken vermeiden – Trinkwasser auf Schadstoffe und Keime testen
Einen speziellen Wassertest auf Mikroplastik bieten wir bislang noch nicht an. Allerdings enthält unser umfangreiches Angebot an Wassertests zum Beispiel einen umfangreichen Wassertest Komplett Plus, der unter anderem verschiedenste Schadstoffe wie die Schwermetalle Blei und Nickel sowie die Schadstoffe Nitrit und Nitrat abdeckt. Weiterhin wird Ihr Wasser bei der Testauswertung auf coliforme Keime und die Gesamtkeimzahl geprüft. Die Konzentrationsanalyse der wichtigen Mineralstoffe Natrium, Kalium und Magnesium gehört ebenfalls zum Testumfang. Außerdem wird die exakte Wasserhärte bestimmt.
Die Probenahme für den Test können Sie übrigens ganz einfach selbst vornehmen. Nach Einsendung per Post erfolgt die Auswertung in unserem spezialisierten Partnerlabor.

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Haftungsausschluss
Alle medizinischen Informationen in diesem Artikel wurden sorgfältig von uns aus den genannten Quellen zusammengetragen. Für die Richtigkeit, Aktualität und Vollständigkeit der Informationen können wir nicht garantieren. Wenden Sie sich bei Beschwerden stets an einen Facharzt.
Das könnte Sie ebenfalls interessieren:
1Vgl.: Umweltbundesamt: Mikroplastik. 2024.
2Vgl.: Gelsenwasser: Keine Gefahr durch Mikroplastik im Leitungswasser. 2021.
3Vgl.: AOK: Mikroplastik. 2025.
4Vgl.: Gelsenwasser: Mikroplastik. 2025.
5Vgl.: Sciencedirect: Zeitschrift für Wasserverfahrenstechnik, Band 69, Januar 2025, Freisetzung von Mikroplastik aus Rohrmaterialien und deren Auswirkungen auf stehende Gewässer. 2025.
6Vgl.: Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES): Mikroplastik. 2025.
7Vgl.: Zeitschrift Öko Test: Weniger Mikroplastik aufnehmen: Wissenschaftler haben Tipps für Ihren Alltag. 2025.
8Vgl.: Zeitschrift Öko Test: Studie: Flaschenwasser enthält noch mehr Plastikpartikel als bekannt. 2024.
9Vgl.: Zeitschrift Öko Test: Wasser filtern: Wie sinnvoll sind Wasserfilter wie Brita & Co.? 2022.
10Vgl.: Bundesministerium der Justiz: Verordnung über natürliches Mineralwasser, Quellwasser und Tafelwasser (Mineral- und Tafelwasser-Verordnung). 2025.