
Nasendusche mit Leitungswasser? Gesundheitsrisiken durch Keime und Amöben, Tipps zur richtigen Anwendung
Die Verwendung einer Nasendusche kann unter anderem bei Heuschnupfen und anderen Allergien sowie bei Erkältungen sinnvoll sein. Sollten Sie die Nasendusche mit Leitungswasser befüllen? Welche Gesundheitsrisiken drohen durch Keime und Amöben? Wann sollte steriles Wasser für die Nasendusche genutzt werden und wie stellen Sie dieses einfach selbst her? Die Antworten und viele weitere Infos zu Nasenduschen und Leitungswasser finden Sie in unserem nachfolgenden Ratgeber. (Stand Februar 2025).
Inhalt

Was ist eine Nasendusche?
Bei einer Nasendusche handelt es sich um ein Spülkännchen oder einen Spülkanister mit einem auf ein Nasenloch passendem Auslauf. Nasenduschen werden meist aus Kunststoff gefertigt. Weitaus geringer ist das Angebot an Glas- und Metall-Nasenduschen. Die Spülung der Nase erfolgt bei den Duschen über passives Auslaufen des Wassers durch Positionierung der Nasendusche oberhalb des Nasenlochs oder durch Ausüben von sanftem Druck auf den Kanister (nur bei flexiblem Kunststoff möglich).

Welchen Nutzen kann eine Nasendusche haben?
Beim „Duschen“ der Nase können Krankheitserreger, Allergene wie Pollen und Staub sowie andere Schmutzpartikel und Ablagerungen aus der Nase entfernt werden. Außerdem helfen die Spülungen, Schleim zu lösen. Nasenspülungen sollen unter anderem Symptome von Allergien, Erkältungen und Grippe lindern. Gut belegt ist die Wirkung bei Pollenallergien sowie chronischer Nasen- und Nebenhöhlenentzündung. Häufig werden Nasenspülungen auch nach Nasenoperationen vorgenommen. Dies sollte aber nur auf ausdrücklichen ärztlichen Rat erfolgen.1, 2, 3

Nasendusche mit Leitungswasser – mögliche Risiken durch Keime
Leitungswasser bzw. Trinkwasser muss in Deutschland die strengen Vorschriften der Trinkwasserverordnung (TrinkwV) erfüllen. Diese garantiert jedoch kein vollständig steriles Wasser. So können in Leitungswasser verschiedenste Mikroorganismen wie Bakterien in geringen Konzentrationen enthalten sein. Daraus resultieren normalerweise auch bei der Verwendung von Leitungswasser für Nasenduschen keine Gesundheitsrisiken. Bestehen bei Ihnen Risikofaktoren wie eine Mukoviszidose oder soll die Nasendusche nach einer Operation im Nasenbereich erfolgen, sollten Sie jedoch auf keimfreies Wasser zurückgreifen.4 Allerdings gewährleisten die Wasserversorger die Einhaltung der Trinkwasserverordnung nur bis zum Übergabepunkt am Hausanschluss. Danach fließt das Wasser bis zur Entnahme noch durch Installationskomponenten wie Rohre und Boiler der Hausinstallation.
Auf diesen letzten Metern des Wassers durch die Hausinstallation kann es mitunter zur Vermehrung von Bakterien wie Legionellen kommen. Außerdem gelangen in seltenen Fällen unter anderem coliforme Keime („Fäkalkeime“) oder Pseudomonaden wie Pseudomonas aeruginosa durch zum Beispiel Rohrbrüche, Überflutungen oder verkeimte Komponenten der Hausinstallation in das Trinkwasser. Während Infektionen mit Legionellen (Legionärskrankheit) fast ausschließlich über die Atemwege stattfinden, können coliforme Keime wie E. coli bei oraler Aufnahme Durchfallerkrankungen und verschiedene Infektionen hervorrufen. Pseudomonaden sind ebenfalls eine mögliche Ursache verschiedenster Infektionen – insbesondere bei einem geschwächten Immunsystem.5, 6 Ob es durch mit den genannten Keimen kontaminiertes Wasser schon zu dokumentierten Infektionen bei der Verwendung von Nasenduschen gekommen ist, konnten wir nicht recherchieren. Vorsicht sollte hier allerdings geboten sein.
Tipp: Wasser, das länger als 4 Stunden in den Leitungen gestanden hat (Stagnationswasser), sollten Sie vor der Verwendung in Nasenduschen, dem Trinken oder der Verwendung zur Speisezubereitung kurz ablaufen lassen. Dies kann den Gehalt von möglicherweise im Wasser enthaltenen bzw. gelösten Keimen und Schadstoffen reduzieren. Frisches Wasser fließt in der Regel deutlich kühler aus dem Wasserhahn als Stagnationswasser.

Nasendusche im Ausland – Infektionsgefahr durch Amöben
Die Amöbe Naegleria fowleri stellt zumindest im Ausland ein weiteres Risiko bei der Verwendung von Leitungswasser für Nasenduschen dar. Amöben sind einzellige Parasiten, die vorwiegend durch verschmutztes Wasser übertragen werden. Naegleria fowleri kommt in Süßwassergewässern sowie in Biofilmen von Wasserleitungen vor. Naegleria fowleri kann eine oft tödlich verlaufende Amöben-Meningoenzephalitis auslösen. Dabei handelt es sich um eine eitrige Hirnhautentzündung, die durch das Einatmen von kontaminiertem Wasser verursacht werden kann. Es wurden bereits mehrere Fälle der Amöben-Meningoenzephalitis im Zusammenhang mit Nasenspülungen beobachtet. Während Infektionen mit Naegleria fowleri in Deutschland sehr unwahrscheinlich sind, gelten unter anderem die USA, Frankreich und Australien als Risikogebiete. Zudem hat das Trinkwasser im Ausland nicht immer eine so hohe Qualität wie in Deutschland. Daher sollten Sie sich vor Auslandsreisen genau über die dortige Trinkwasserqualität informieren und im Zweifelsfall lieber kein Leitungswasser für Nasenspülungen und als Trinkwasser verwenden. Ein Infektionsrisiko mit Naegleria fowleri besteht übrigens auch beim Baden in kontaminierten Gewässern.7, 8

Steriles Leitungswasser für die Nasendusche selbst herstellen
Möchten Sie steriles Leitungswasser für Ihre Nasendusche nutzen, sollten Sie Leitungswasser mindestens 5 Minuten abkochen. Danach muss das Wasser vor der Verwendung in der Nasendusche unbedingt auf eine Temperatur von ca. 37 °C abkühlen. Wasserfilter sind zur Entkeimung nicht zu empfehlen, da diese unter anderem bei mangelhafter Wartung oder Fehlbedienung selbst verkeimen können.9, 10

Kochsalzlösung für die Nasendusche – Konzentration, Dosierung, unerwünschte Stoffe
Für Nasenduschen wird in der Regel eine Salzlösung verwendet. Diese sollte isoton sein. Bei isotonen Lösungen herrscht ein Konzentrationsgleichgewicht bzw. ein gleicher osmotischer Druck zwischen den in der Nasenschleimhaut zirkulierenden Flüssigkeiten und der Spüllösung. Entscheidend für Konzentrationsgleichgewicht und osmotischen Druck sind die in den Flüssigkeiten gelösten, osmotisch wirksamen Mineralstoffe. Wird eine Nasendusche nur mit Wasser befüllt, ist das Gleichgewicht nicht gewährleistet und eine Nasenspülung kann dann sogar negative Effekte haben. Dazu zählen zum Beispiel das Anschwellen und Austrocknen der Nasenschleimhaut. Außerdem sind bei zu konzentrierten Salzlösungen sogar schwere Reizungen der Nasenschleimhaut möglich. Isotonische Salzlösungen haben einen Salzanteil von 0,9 %. Zum Herstellen dieser Lösungen sind im Handel vorportionierte Salzbeutel, Salzlösungen zum Verdünnen oder komplett fertig angemischte Salzlösungen verfügbar.4
Möchten Sie eine Salzlösung für die Nasendusche selbst herstellen, sollte diese aus hygienischen Gründen erst kurz vor der Verwendung mit lauwarmem Wasser (ca. 37 °C) angemischt werden. Verwenden Sie gerade bei häufigen Nasenspülungen bevorzugt Salz mit pharmazeutischer Qualität. Im Prinzip kann die Lösung aber auch mit Speisesalz hergestellt werden. Dieses sollte allerdings möglichst keine Zusätze wie Fluorid, Jod oder Trennmittel (Rieselhilfen) enthalten. Achten Sie beim Anmischen auf die korrekte Dosierung: 4,5 Gramm Salz auf 500 Milliliter (½ Liter) Wasser. Zum Abwiegen des Salzes kann zum Beispiel eine hochwertige digitale Küchenwaage mit entsprechend feinem Messbereich verwendet werden. Das Salz muss sich im Wasser vollständig auflösen.4
Wichtig zu wissen: Damit Nasenduschen nicht verkeimen, müssen diese regelmäßig nach Herstellervorgaben gereinigt werden. Um Keime nicht zu übertragen, sollten die Duschen immer nur von einer Person genutzt werden.

Schon gewusst?
Destilliertes Wasser enthält oft deutlich weniger Mikroorganismen als Leitungswasser. Je nach Herstellungsmethode und Verpackung kann destilliertes Wasser sogar keimfrei oder fast keimfrei sein. Destilliertes Wasser enthält jedoch keinerlei Mineralien und ist daher bezogen auf die Flüssigkeiten in der Nasenschleimhaut nicht isotonisch. Es sollte daher ebenso wie Leitungswasser nicht pur in der Nasendusche verwendet werden.

Keimgefahr bei Nasenspülung mit Leitungswasser? Mit Wassertests Risiko reduzieren
Unser Testangebot umfasst unter anderem verschiedene Trinkwassertests. Diese decken auch einige der in diesem Artikel genannten Keime ab. So spürt der Wassertest Bakterien coliforme Keime inklusive E. coli auf. Außerdem wird bei dem Test die Gesamtkeimzahl ermittelt. Mit dem Wassertest Pseudomonas aeruginosa kann gezielt nach dem „Wasserkeim“ gesucht werden.
Die Probenahme für unsere Wassertests können Sie übrigens einfach selbst vornehmen – ganz ohne Fachkenntnisse. Nach Einsendung per Post erfolgt die Analyse in unserem spezialisierten Partnerlabor.

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Haftungsausschluss
Alle medizinischen Informationen in diesem Artikel wurden sorgfältig von uns aus den genannten Quellen zusammengetragen. Für die Richtigkeit, Aktualität und Vollständigkeit der Informationen können wir nicht garantieren. Wenden Sie sich bei Beschwerden stets an einen Facharzt.
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1Vgl.: Stiftung Warentest: Nasenduschen: Vier spülen sanft die Nase. 2024.
2Vgl.: Stiftung Warentest: Nasenduschen: Nur vier von zehn sind gut. 2014.
3Vgl.: Aponet.de, Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e. V.: Nasendusche: Besser kein Leitungswasser verwenden. 2024.
4Vgl.: PTAheute: Die richtige Anwendung von Nasenspüllösungen. Krankheitserreger einfach wegspülen. 2016.
5Vgl.: MSD Manual: Escherichia-coli-Infektionen. 2024.
6Vgl.: Steiermärkische Krankenanstalten, Institut für Krankenhaushygiene und Mikrobiologie: Wasserhygiene- Legionellen und Pseudomonas aeruginosa in wasserführenden Systemen. 2023.
7Vgl.: PTAheute: Unsteril? Muss man Wasser für die Nasendusche abkochen? 2017.
8Vgl.: MSD Manual: Amöbeninfektion des Gehirns: Primäre Amöben-Meningoenzephalitis. 2023.
9Vgl.: Ärztezeitung: Gefährliche Erreger. Welches Wasser in die Nasendusche? 2017.
10Vgl.: Zeitschrift Ökotest: Wasser filtern: Wie sinnvoll sind Wasserfilter wie Brita & Co.? 2022.