Formaldehyd im Kindergarten
Ein häufig in Kindergärten auftretender Schadstoff ist Formaldehyd. Es kann sowohl in Baumaterialien als auch in Spielzeug und Gebrauchsgegenständen enthalten sein und von dort aus in die Raumluft ausgasen. Da Formaldehyd in größeren Mengen gesundheitsschädlich ist, sollte die Raumluft im Kindergarten nicht damit belastet sein.
Im Folgenden erfahren Sie mehr zu Formaldehyd, worin der Stoff enthalten kann, welche gesetzlichen Regelungen gelten und welche Maßnahmen bei einer Belastung furch Formaldehyd möglich sind.
Was ist Formaldehyd?
Bei Formaldehyd handelt es sich um ein farbloses Gas, das in verschiedenen Produkten und Materialien in Innenräumen enthalten sein kann und von dort aus in die Raumluft ausgast.
Formaldehyd gehört der Gruppe der Aldehyde an und kommt natürlicherweise als Zwischenprodukt im Stoffwechsel von Menschen, Tieren und Pflanzen vor. Es gilt außerdem als antibakteriell und antiviral, weshalb es häufig auch bei der Verarbeitung von Textilien eingesetzt wird.
Vorkommen von Formaldehyd in Kindergärten
Für viele chemische Verbindungen dient Formaldehyd als Ausgangsstoff. Somit ist das Gas auch heute noch in verschiedenen Werkstoffen und Materialien enthalten. In Kindergärten muss mit Formaldehyd sowohl in Baustoffen als auch in Gebrauchsgegenständen und Spielzeug gerechnet werden.
Hier kann Formaldehyd enthalten sein:
❌ Holz und Holzwerkstoffe (verleimtes Holzspielzeug, Holzmöbel, Bodenbeläge, Spannplatten, Furnierplatten, Faserplatten, Laminat)
❌ Dämmstoffe (z.B. Harnstoff (Urea)-Formaldehyd-Ortschäume [UF-Ortschäume], Mineralwolle)
❌ Tapeten, Teppiche und Teppichböden
❌ Farben (z.B. Dispersionsfarben) und Lacke (z.B. säurehärtende Lacke für Möbel)
❌ Desinfektionsreiniger und Desinfektionsmittel
❌ Textilien (z.B. Bekleidung, Vorhänge, Möbel mit Textilanteil, Matratzen, Kuscheltiere)
❌ Leder (z.B. Ledermöbel, Lederschuhe)
Außerdem wird Formaldehyd in Verbindung mit anderen chemischen Verbindungen zu Kunstharzen verarbeitet, z.B. mit Harnstoff, Phenolen oder Melamin (sogenannte Amino-, Phenoplaste und Melaminharze). Dies betrifft:
❗ Klebstoffe
❗ Holzwerkstoffe
❗ Dämmstoffe
❗ Baumwolltextilien
❗ Papier
❗ Lacke
❗ Melamin-Kunststoffküchenartikel
Besonders Holz und Holzwerkstoffe sowie andere Bauprodukte wie Dämmstoffe können in Kindergärten zu erhöhten Konzentrationen an Formaldehyd führen. Aufgrund des direkten Kontaktes kann außerdem auch Spielzeug mit unbekannten Inhaltsstoffen oder unbekannter Herkunft zum Problem werden.
Weitere mögliche Quellen von Formaldehyd in Kindergärten sind zudem:
⚠️ Desinfektionsmittel und Reinigungsmittel mit Dimethylol Urea oder DMDM-Hydantoin
⚠️ Als Bestandteil von Konservierungsstoffen für Farben auf wässriger Basis (z.B. Disperionsfarben) – sog. Formaldehyd-Depotstoffe
⚠️ Kleber und Leime in Tapeten und Teppichböden
⚠️ Formaldehyd aus dem unvollständigen Verbrennungsprozess bei Auto-Abgasen, wenn sich der Kindergarten an einer vielbefahrenen Straße befindet
Regelungen und Gesetzgebungen zu Formaldehyd
Seit den 1990er-Jahren wurden Gesetze erlassen, um Verbraucher vor bedenklichen Formaldehyd-Konzentrationen zu schützen. Folgende Regelungen sind hierbei für Kindergärten besonders interessant:
In Spielzeugen, die für Kinder unter 36 Monaten bestimmt sind bzw. in Spielzeugen, die dazu bestimmt sind, in den Mund genommen zu werden, gelten folgende Grenzwerte für Formaldehyd (Richtlinie 2019/1929, seit 21.05.2021 in Kraft):
- 1,5 mg/L in Kunststoffen für Spielzeug
- 30 mg/kg in Textilmaterialien für Spielzeug
- 30 mg/kg in Ledermaterialien für Spielzeug
- 30 mg/kg in Papiermaterialien für Spielzeug
- 10 mg/kg in wasserbasierten Materialien (z.B. Seifenblasen, Filzstifte) für Spielzeug
- Emissionsgrenzwert von 0,1 mL/m³ (= 124 µg/m³) in Kunstharzpressholz für Spielzeug.
Weitere Regelungen für das Umfeld von Kindern:
Konzentration an Formaldehyd in beschichteten und unbeschichteten Holzwerkstoffen (Spanplatten, Tischlerplatten, Furnierplatten und Faserplatten) sowie Möbeln: max. 0,1 ml/m³ (= 124 µg/m³) dürfen ausgasen.
Wasch-, Reinigungs- und Pflegemittel mit einem Massengehalt von mehr als 0,2% Formaldehyd dürfen nicht in den Verkehr gebracht werden (Chemikalien-Verbotsverordnung).
Ab einem Massengehalt von mehr als 0,1% Formaldehyd müssen die Wasch- und Reinigungsmittel mit „enthält Formaldehyd“ gekennzeichnet werden.
Melamin-Kunststoffküchenartikel dürfen nicht mehr als 15 mg/kg Formaldehyd an Lebensmittel abgeben (Richtlinie 2002/72/EG).
Gesundheitliche Risiken durch Formaldehyd in Kindergärten
Formaldehyd kann bei Exposition auf zweierlei Weise gesundheitsschädigend auf Kinder und Erzieher wirken:
1. Reizung der Augen und Nase/Schleimhäute
- Formaldehyd wird fast vollständig in der Nase absorbiert und nur in geringem Maße im Rachen, den Bronchien sowie in der Luftröhre.
- Vom Umweltbundesamt wurde ein Richtwert-I von 0,1 mg/m³ abgeleitet, der (auch kurzzeitig) nicht überschritten werden sollte, um vor der Reizwirkung von Formaldehyd zu schützen.
- Reizwirkungen in Augen und Nase traten in Studien oberhalb von 0,63 mg/m³ auf.
- Ein hinreichender Zusammenhang, dass Formaldehyd bei Kindern Asthma auslösen oder verschlechtern könnte, fand sich hingegen nicht.
- In Tierstudien mit weitaus höheren Konzentrationen als 1 mg/m³ ergaben sich Schädigungen der Nasenschleimhaut, erhöhte Zellteilungsvorgänge und Tumore in den Nasenhöhlen
2. Die krebserregende, mutagene und Zellen + Gewebe schädigende Wirkung von Formaldehyd
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Maßnahmen bei erhöhten Formaldehyd-Konzentrationen in der Luft
Als erste Maßnahme sollten Sie die getesteten Räume im Kindergarten öfter als bisher lüften. Die Fenster sollten dabei jeweils komplett geöffnet werden.
Finden Sie die Belastungsquellen, aus denen Formaldehyd aller Wahrscheinlichkeit nach austritt. Dies betrifft meistens neue Materialien oder Gegenstände, da die Konzentration mit der Zeit abnimmt. Aminoplast-verleimte Holzstoffe geben in der Regel am meisten Formaldehyd ab.
Die Konzentration von Formaldehyd in der Raumluft nimmt zu, je höher Temperatur und Luftfeuchtigkeit sind. Auch deshalb ist regelmäßiges Lüften wichtig.
Im Falle von kleineren Möbeln und Textilien sollten Sie diese aus dem Raum entfernen und im Außenbereich für einige Zeit auslüften lassen. Handelt es sich um waschbare Gegenstände, wie z.B. Vorhänge oder Tischdecken, können Sie diese direkt nach dem Kauf waschen.
Nach der Durchführung aller geeigneten Maßnahmen kann die Raumluft ein zweites Mal auf Formaldehyd getestet werden.
Ist die Formaldehyd-Konzentration unverändert hoch, sollte eine Renovierung oder eine Entfernung der betroffenen Möbel oder Baustoffe in Erwägung gezogen werden.
Gesunde Umgebung: So richten Sie die Kita schadstofffrei ein
Beim Kauf von neuen Einrichtungsgegenständen für den Kindergarten stehen verschiedene Siegel zur Verfügung, die ein schadstofffreies oder schadstoffarmes Produkt ausweisen, z.B. der Blaue Engel, Ökotex, Natureplus oder das Goldene M.
Beim Blauen Engel handelt es sich um das Umweltzeichen der Bundesregierung. Gegenstände oder Baumaterialien, die mit dem Blauen Engel ausgezeichnet sind, dürfen maximal 62 µg/m³ Formaldehyd in die Raumluft abgeben.
Das Zeichen gibt es unter anderem für:
✔️Holzwerkstoffe und Holzmöbel
✔️Polstermöbel
✔️Textilien
✔️Spielzeug
✔️Wandfarben
✔️Lacke & Tapeten
✔️Bodenbeläge
✔️Wärmedämmstoffe
Das Öko-Tex-Siegel zeichnet verschiedene schadstoffarme Textilien aus. Baby-Textilien müssen dabei weniger 16 mg/kg Formaldehyd beinhalten. Textilien, die für den Hautkontakt ausgelegt sind, bekommen das Siegel nur bis zu einem Formaldehyd-Grenzwert von 75 mg/kg.
Das europaweit gültige Ökosiegel Natureplus e.V. setzt sich für die Umsetzung von Klimaschutz und Wohngesundheit ein. Es wird an verschiedene Bauprodukte (z.B. Holz, Wandfarben, Kleber) verliehen, die eine maximale Formaldehyd-Abgabe von 36 µg/m³ an die Raumluft nachweisen können.
Für Möbel gibt es außerdem das Goldene M, das von der Deutschen Gütegemeinschaft Möbel e.V. zusammen mit Herstellern vergeben wird. Für dieses Siegel dürfen Möbel maximal 62 µg/m³ Formaldehyd in die Umgebung abgeben.