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Landwirtschaft: Eine Gefahr für Mensch und Umwelt
Landwirtschaftliche Emissionen sind gefährlicher als Glyphosat
Die Landwirtschaft ist einer der meist unterschätzten Klimakiller unseres Planeten. Das liegt daran, dass der reine CO₂-Ausstoß nur einen kleinen Teil der Umweltzerstörung ausmacht. Die Landwirtschaft trägt zum Treibhauseffekt vor allem durch Methanemissionen bei, zerstört aber auch die Umwelt durch die Umwandlung von Flächen in Agrarland sowie durch die Verwendung von Dünger und Pestiziden. Die direkten Gesundheitsrisiken, die von der Landwirtschaft ausgehen, werden in der öffentlichen Wahrnehmung oft falsch eingeschätzt. In den Medien wird oft über Glyphosat und Antibiotika als gesundheitsgefährdend diskutiert, jedoch geht die vermutlich größte Gefahr für die menschliche Gesundheit in Deutschland derzeit von Emissionen aus.
Umweltzerstörer Landwirtschaft
Die konventionelle Landwirtschaft ist einer der größten Umweltzerstörer des Planeten. Besonders belastend für die Umwelt sind die Treibhausgase, aber auch Dünger sowie Pestizide sorgen indirekt für eine Vernichtung ganzer Ökosysteme.
Wie hoch ist die Emissionsbelastung der Landwirtschaft in Deutschland?
Mit einem Ausstoß von 56,1 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalenten jährlich (Stand 2020) ist die Landwirtschaft zu etwa 8 % am gesamten CO₂-Ausstoß von Deutschland beteiligt. Den größten Anteil am Treibhauseffekt hat dabei Methan, das insbesondere durch Rinder ausgestoßen wird und im Vergleich zu CO₂ 25-mal klimaschädlicher ist. Den zweitgrößten Anteil, den die Landwirtschaft in Deutschland am Treibhauseffekt hat, geht auf Lachgas zurück, welches bei der Ausbringung von Gülle freigesetzt wird. Lachgas ist etwa 300-mal klimaschädlicher als CO₂.
Eine besondere Rolle spielen dabei die Moore, die etwa so viel Kohlenstoff gespeichert haben wie alle deutschen Wälder zusammen. Die meisten von ihnen wurden ganz oder teilweise durch die Landwirtschaft ausgetrocknet. Dadurch gelangt Sauerstoff in den Moorboden, der sonst von der Luft abgegrenzt ist. Organisches Material im Moor zersetzt sich und es entstehen zusätzliche Emissionen von verschiedenen Treibhausgasen, die einem Äquivalent von 38 Millionen Tonnen CO₂ jährlich entsprechen. Obwohl nur 10 % der landwirtschaftlich genutzten Flächen aus Moorboden besteht, sorgen sie für etwa ein Drittel aller Emissionen der Landwirtschaft in Deutschland.
Pestizide stellen eine große Gefahr für den Artenschutz dar
Pestizide sind sämtliche Pflanzenschutzmittel, die einen “Schädling” einer entsprechenden Pflanzenart bekämpfen. Sie richten sich gegen pflanzliche Schädlinge wie Unkräuter (Herbizide), tierische Schädlinge wie Ratten (Rodentizide) oder gegen Pilze (Fungizide). Das Problem ist, dass immer auch andere Tiere und Pflanzen dabei in Mitleidenschaft gezogen werden.
Direkt gefährdet sind vor allem Wildpflanzen, Insekten, Vögel und Amphibien. Die Wildkräuterarten auf einem durchschnittlichen deutschen Acker sind von ehemals 20 bis 30 auf heute etwa 5 - 10 Arten zurückgegangen. Durch die Ausrottung verschiedener Pflanzenarten und den Einsatz von Insektiziden sinkt auch der Bestand an Insekten. Dadurch sinken auch die Vogelbestände. Zum einen aufgrund der geringeren Beute, zum anderen auch durch die Aufnahme von mit Pestizid belasteten Insekten, die für manche Vogelarten tödlich sind. Amphibien sind durch Ihre durchlässige Haut besonders gefährdet. Bereits übliche Mengen an zugelassenen Pestiziden können über ein Drittel einer lokalen Population ausrotten.
Dünger in Gewässern
Das Düngen mit phosphor- und stickstoffhaltigem Dünger führt indirekt zu der Zerstörung riesiger Flächen an Ökosystemen – vor allem in den Meeren. Ein Teil der Nährstoffe gelangt von den Feldern langfristig ins Grundwasser sowie in Flüsse und Seen. Die Flüsse transportieren die Nährstoffe ins Meer und lösen dort oft einen massiven Anstieg der Blaualgenpopulation aus. Beim Abbau der Blaualgen durch Bakterien wird dem Wasser Sauerstoff entzogen und sämtliche andere Lebewesen werden gefährdet.
Der Nährstoffüberschuss im Wasser und das damit verbundene Pflanzenwachstum wird auch Eutrophierung genannt. Erfahren Sie in unserem Text zu Algen als Belastungsquelle, welche Risiken dadurch für den Mensch und die Umwelt entstehen.
Direkte Gefahren durch Landwirtschaft
Ammoniak ist eine chemische Verbindung aus Stickstoff und Wasserstoff, die für den Menschen hochgiftig ist. Bereits ein Ammoniakanteil der Luft von 0,5 % würde unter einer Stunde zum Tod führen. Das meiste Ammoniak wird bei der Massentierhaltung erzeugt, wenn die Gülle auf dem Feld ausgebracht wird und dort als Gas austritt. Nach der Gülleausbringung reagiert das enthaltene Ammoniak dann in der Luft mit anderen Schadstoffen von Abgasen und bildet Feinstaub. Dieser Feinstaub kann langfristig zu Atemwegs- sowie Herzkreislauferkrankungen führen, sowie eine direkte Reizung der Atemwege bei Allergikern auslösen.
Nach Schätzungen des Bundesumweltamtes sterben jährlich etwa 41.000 Menschen vorzeitig an den Folgen von Feinstaub! Der Anteil, den die Landwirtschaft durch Ammoniakemissionen und Abgase daran hat, wird je nach Gebiet auf zwischen 16 und 25 Prozent geschätzt.
Sind Rückstände von Pestiziden in Nahrungsmitteln gefährlich?
Der Einfluss von Pestizidrückständen in Nahrungsmitteln auf die Gesundheit ist in Deutschland umstritten. Nach der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit stellen die aktuell verwendeten Pestizide innerhalb der EU vermutlich kein Gesundheitsrisiko für Verbraucher dar. Die Behörde bezieht sich dabei auf etwa 100.000 jährliche Stichproben von untersuchten Lebensmitteln und argumentiert, dass die Konzentration von Pestiziden in diesen Lebensmitteln zu gering sei, um eine direkte oder chronische Schädigung der Gesundheit anzunehmen.
Umweltorganisationen wie Greenpeace widersprechen diesen Ergebnissen und weisen auf die zahlreichen Studien hin, welche eine vor allem krebserregende Wirkung von zahlreichen dieser Pestizide belegen. Die gesundheitsschädigende Wirkung vieler Pestizide wird auch von den zuständigen Ämtern anerkannt. Behörden wie das Bundesinstitut für Risikobewertung oder das Bundesamt für Verbraucherschutz sehen die Menge der Rückstände jedoch nicht als ausreichend an, um von einer gesundheitlichen Gefährdung auszugehen.
Eine klar belegte Schädigung der Gesundheit tritt jedoch bei vielen Landwirten auf, die Pestizide in einer sehr hohen Konzentration ausgesetzt sind. Nach einer Studie von BMC Public Health haben geschätzt 46 Prozent der 860 Millionen Landwirte weltweit zumindest eine leicht Pestizidvergiftung. Die jährliche Zahl an Todesfällen durch Pestizidvergiftungen wurde dabei auf 11.000 berechnet. Am meisten betroffen sind Entwicklungsländer, in denen oft deutlich schädlichere Pestizide unter geringeren Sicherheitsmaßnahmen eingesetzt werden.
Weitere Informationen über die Auswirkung von Pestiziden auf den Menschen können Sie in dem europäischen Bericht über Pestizide in Nahrungsmitteln finden. Eine Zusammenfassung der gesundheitlichen Auswirkung von Pestiziden finden Sie auf der Seite der Umweltorganisation Beyond Pesticides.
Antibiotikaresistenz
Durch die massenhafte Vergabe von Antibiotika in der Tiermedizin haben sich antibiotikaresistente Bakterien entwickelt, die nicht mehr mit denselben Antibiotika wirksam in ihrer Ausbreitung gestoppt werden können. Manche dieser Bakterien können mehrere Resistenzgene aufnehmen und sind dadurch gegen eine Vielzahl von Antibiotika geschützt. Diese Bakterien werden auch als multiresistente Keime bezeichnet.
53 Prozent der Deutschen glauben, dass die Vergabe von Antibiotika in der Tierhaltung die Hauptursache für die steigende Antibiotikaresistenz in der Humanmedizin ist. In welchem Umfang die Verwendung von Antibiotika in der Tierhaltung zu höheren Resistenzen von Bakterien beim Menschen führt, ist nach dem Bundesinstitut für Risikobewertung jedoch nicht bekannt. Dennoch wird versucht, das Risiko zu minimieren: Ab dem 9. Februar 2023 tritt ein EU übergreifendes Verbot von einer Reihe von Antibiotika in Kraft. Das Verbot dieser Antibiotika für die Tiermedizin soll einen exklusiven Einsatz in der Humanmedizin gewährleisten, um mögliche Resistenzen zu vermeiden.
Nach dem Europäischen Zentrum für Prävention und Kontrolle von Krankheiten sind unnötige, zu häufige und falsche Anwendung von Antibiotika beim Menschen die Hauptursachen für steigende Antibiotikaresistenzen in der Humanmedizin.
Ökologische Landwirtschaft: Diese Betriebe machen es besser
In Deutschland gibt es bereits eine große Anzahl an landwirtschaftlichen Betrieben, die versuchen, viele der genannten Umweltbelastungen zu vermeiden.
➤ In der biodynamischen Landwirtschaft wird das Ideal einer Kreislaufwirtschaft angestrebt. Die Vorgaben von Demeter (Bioverband) sind deutlich strenger als die des europäischen Bio-Siegels, was Pflanzenschutz, maximale Anzahl an Tieren und Futtermittel angeht. Nach einer Langzeitstudie des Schweizer Forschungsinstituts für biologischen Landbau besitzen Böden, die biodynamisch bewirtschaftet werden, eine höhere Bodenqualität als die Böden von konventionellen und ökologischen Landwirtschaftsbetrieben.
➤ In der Permakultur wird eine permanente Nutzung von Böden angestrebt, ohne deren Qualität zu verschlechtern. Dabei wird versucht, sich möglichst an der Natur zu orientieren und auf Monokulturen zu verzichten. Die Permakultur ist für jeden zugänglich und beginnt bereits im eigenen Garten, in dem ein ausgeglichenes Ökosystem geschaffen werden kann. Typisch für die Permakultur ist das Experimentieren mit verschiedenen Methoden und das Anbauen von verschiedenen Arten von Pflanzen auf derselben Anbaufläche.
In vielen Städten gibt es bereits Gemeinschaften von Menschen, die Permakultur-Gärten betreiben. Permakultur-Projekte in Ihrer Nähe finden Sie auf der Seite permakultur-info.de
So bekommen Sie heraus, ob eine Belastung in Ihrem Boden vorliegt
Wenn Sie den Verdacht haben, dass Ihr Boden mit Schadstoffen belastet ist, können Sie einen Bodentest nach Schadstoffen selber durchführen, indem Sie eine Bodenprobe entnehmen und diese an ein Fachlabor schicken. So können Sie herausbekommen, ob Ihr Gartenboden durch angrenzende Landwirtschaft mit Schwermetallen belastet ist.
Falls Sie selbst Pflanzen anbauen, ist es essentiell, den pH-Wert und die entsprechenden Nährstoffgehalte im Boden zu kennen. Nachdem Sie einen Bodentest auf Nährstoffe durchgeführt haben, wissen Sie, ob und wie viel Sie den Boden düngen sollten. Sie erhalten zudem eine grafische Übersicht über alle Analyseergebnisse, sowie individuelle Düngetipps.
Wenn Sie einen Bodentest auf Schadstoffe und Nährstoffe durchführen wollen, können Sie bei uns die Bodenanalyse Maxi kaufen, anstatt zwei Testungen durchzuführen. Dadurch sparen Sie Zeit und Geld.
Was Sie tun können
Ihr Kaufverhalten hat einen Einfluss darauf, wie stark die Umwelt durch die Landwirtschaft belastet wird. Achten Sie bei Ihren Kaufentscheidungen auf die folgenden Punkte:
✔️ Den größten Einfluss auf die landwirtschaftlichen Emissionen haben Sie als durchschnittlicher Verbraucher, indem Sie Ihren Konsum von Rindfleisch und Milchprodukten reduzieren. Durch eine Reduktion des Rinderbestands würden sich vor allem die Methanemissionen verringern. Zudem können alle genannten Belastungen durch einen geringeren Fleischkonsum reduziert werden - 60 % aller in Deutschland landwirtschaftlich genutzten Flächen dienen nur der Herstellung von Tierfutter!
✔️ Durch den Kauf von Bioprodukten können Sie verhindern, dass bei dem Anbau ihrer Nahrung synthetischer Pflanzenschutzmittel verwendet werden, welche meist den Wirkstoff Glyphosat enthalten. Dadurch tragen Sie zum Schutz vieler Pflanzen und Tiere bei, die durch diesen Wirkstoff gefährdet werden.
✔️ Verwenden Sie kein glyphosathaltiges Pflanzenschutzmittel wie Roundup in Ihrem Garten. In Deutschland werden etwa 5000 Tonnen Pestizide jährlich in Gärten eingesetzt. Dies macht etwa ein Sechstel des gesamten deutschen Verbrauchs an Pestiziden aus. Im Bereich Lebensraum Garten (VERLINKEN LEBENSRAUM GARTEN) erfahren Sie, wie Sie durch den Einsatz von Nützlingen auf Pestizide verzichten können und welche weiteren ökologischen Alternativen es zu Pestiziden gibt.
Mit effektivem Umweltschutz zum Ziel
Moorböden wieder herstellen
Nach Schätzungen des Bundesumweltamtes könnten bis zu 35 Millionen Tonnen von CO₂ äquivalenten Treibhausgasen eingespart werden, wenn alle deutschen Moore wieder renaturiert werden. Da Moore nur 10 % der landwirtschaftlich genutzten Flächen ausmachen, würde diese Maßnahme die Produktivität der Landwirtschaft verhältnismäßig wenig reduzieren. Zwei wichtige politische Hebel sind hierbei ein Stopp der finanziellen Förderung von Landwirtschaft auf Moorböden, sowie ein nationaler Aktionsplan zur Renaturierung der deutschen Moorböden. Im Moment sind etwa 90 % aller Moorböden von der Entwässerung durch die Landwirtschaft betroffen.
Verbesserte Anreize
Die Kosten, welche durch die Zerstörung der Umwelt entstehen, werden fast nie von den landwirtschaftlichen Betrieben übernommen – stattdessen müssen Steuerzahler, sowie zukünftige Generationen für den Schaden aufkommen. Durch die Übernahme der Kosten durch die Gesellschaft können landwirtschaftliche Betriebe dadurch günstiger ihre Lebensmittel anbieten.
Ein Schlüsselelement in der Transformation der konventionellen Landwirtschaft hin zu einer ökologischen Landwirtschaft könnte daher sein, schrittweise die Verursacher von Umweltschäden finanziell zu belasten.
Nach einer Studie der Vereinten Nationen hat jede Tonne Weizen, die konventionell in Deutschland produziert wird, geschätzte Umweltkosten von etwa 2.500 US-Dollar. Bei dem ökologischen Anbau des Weizens werden die Kosten auf 46 Prozent weniger geschätzt. Würde man die Folgekosten in den Preis mit einrechnen, wäre Weizen aus ökologischem Anbau sogar günstiger.
Positive Entwicklung der letzten Jahre
Während in den meisten Ländern die Umweltbelastung durch die Landwirtschaft angestiegen ist, hat sich in Deutschland in den vergangenen Jahren bereits einiges verbessert:
➤ Die Gesamtemissionen der Landwirtschaft sind seit den 90ern gesunken. Der Ausstoß von Methan in der deutschen Landwirtschaft ist zwischen 1990 und 2021 von 41 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente auf 30,9 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente gesunken. Die Lachgasemissionen gingen im selben Zeitraum um etwa 23 % zurück.
➤ Der Anteil der Nährstoffe, der aus der Landwirtschaft in die Flüsse gelangt, ist seit den 80er Jahren stark zurückgegangen. Einträge von Phosphor gingen um 75 % und Einträge von Stickstoff um etwa 50 % zurück.
➤ Zudem ist der Trend nach nachhaltigen Anbaumethoden in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Der Umsatz von Biolebensmitteln in Deutschland betrug im Jahre 1997 gerade einmal 1,5 Milliarden und 15,87 Milliarden im Jahr 2021.
Wussten Sie ..?
Die Emissionen der Land- und Forstwirtschaft machen in CO₂-Äquivalenten 24 % des globalen CO₂-Ausstoßes aus. Dieser Anteil entspricht etwa dem globalen Fußabdruck durch Elektrizität und Wärme (25 %) und ist sogar ein größerer Anteil als alle Industriebetriebe der Welt zusammen (21 %)
Umfassende Informationen zu den verschiedenen Belastungsquellen finden Sie in dieser Broschüre des Umweltbundesamtes: Umweltschutz in der Landwirtschaft.
Gefährliche Substanzen
❗ CO₂
❗ Methan
❗ Lachgas
❗ Dünger und Pestizide (Glyphosat)
❗ Ammoniak
❗ multiresistente Keime