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Gesundheitsrisiken Ölheizung: Öldämpfe, schädliche Kohlenwasserstoffe, Umweltgefahren, Prävention
Allgemeines
Ölheizungen zählen trotz der starken Verbreitung von Gasheizungen und dem zunehmenden Ersatz durch Wärmepumpen noch immer zu den am häufigsten genutzten Heizungsanlagen. Nach einer Studie des BDEW (Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft) verwendeten im Jahr 2023 in Deutschland noch 23 % der Heizungen Öl als Energieträger.1 Ölheizungen bzw. die von Heizöltanks freigesetzten Dämpfe können mitunter eine direkte Gesundheitsgefahr innerhalb von Gebäuden darstellen. Zudem setzen Ölheizungen wie alle fossilen Brennstoffe Schadstoffe in die Atmosphäre frei, die globale Umwelt- und Gesundheitsauswirkungen haben.
Heizöl enthält verschiedenste Schadstoffe wie polyzyklsiche aromatische Kohlenwasserstoffe (PAKs), die teilweise unter anderem als krebserregend gelten. Einige PAKs sind stark flüchtig (verdunsten schnell) und gelangen so gelegentlich aus zum Beispiel undichten Öltanks oder defekten Abluftsystemen direkt in die Raumluft. Ausgetretenes Heizöl ist eine weitere direkte Gesundheitsgefahr und gefährdet zudem Grundwasser und Oberflächengewässer. Außerdem entstehen bei der Verbrennung von Öl Luftschadstoffe wie Ruß, Stickoxide und Schwefeldioxide, die zur allgemeinen Luftbelastung beitragen.
Entwicklung
Obwohl die ersten Brenner für Öl-Zentralheizungen bereits um 1920 entwickelt wurden, setzten sich Ölheizungen in einzelnen Gebäuden nur langsam durch. Eine erste Verbreitungswelle erfuhren Ölheizungen unter anderem durch die vielen Neubauten in den 1950er und 1960er Jahren. Automatisch heizende Ölheizungen bedeuteten gegenüber dem Heizen mit Kohle, Koks und Holz einen großen Komfortgewinn. Zentralheizungen für Mietwohnungen und Einfamilienhäuser etablierten sich endgültig in den 1970er Jahren als Standard.2 Befeuert wurden diese bis zum verstärkten Aufbau des Gas-Verteilernetzes ganz überwiegend mit Öl. Im Jahr 2022 waren in Deutschland noch etwa 4,27 Millionen Ölheizungen in Betrieb.3
Gesundheitsgefahren durch Ölheizungen: Schädliche Öldämpfe in der Raumluft
In vielen Einfamilien- und Mehrfamilienhäusern werden Ölheizungen aus Öltanks versorgt, die sich direkt im Gebäude befinden. Meist stehen die Tanks im Keller. Trotz spezieller Abdichtungen dieser „Tankräume“ finden schädliche Öldämpfe mitunter ihren Weg in Wohnräume. Als Ursachen kommen dafür unter anderem undichte Tanks oder Leitungen sowie verschüttetes Öl bei der Befüllung in Frage. Allerdings sind viele Substanzen von Heizöl stark flüchtig (verdunsten schnell), sodass gesundheitsschädliche Öldämpfe manchmal auch bei völlig intakten Tanksystemen entweichen. Einige ältere Öltanks (z. B. aus Kunststoff) sind zudem durchlässig für Ölgerüche bzw. einige flüchtige Ölbestandteile.4 Zudem verfügen Öltanks über eine Entlüftung. Diese verhindert bei Temperaturschwankungen und Betankungen das Entstehen von Über- und Unterdruck im Tank. Befindet sich das Entlüftungsrohr nahe an Fenstern, können Entlüftungsdämpfe in das Gebäude gelangen. Dies gilt ebenso für Entlüftungen von Erdtanks in der Nähe von Gebäuden bzw. Fenstern.
Wird eine Ölheizung zum Beispiel durch eine Gasheizung oder Wärmepumpe ersetzt, werden die Öltanks im Gebäude in der Regel von einem Fachbetrieb entfernt. Ölgerüche und Schadstoffe aus dem Heizöl dringen jedoch tief in Putz und Mauerwerk ein. Daher ist die Nutzung von Tankräumen als Wohnraum oft nur nach aufwendiger Sanierung möglich. Teilweise müssen dazu Putz und Estrich komplett entfernt werden. Eine völlige Geruchsfreiheit und gesundheitliche Unbedenklichkeit der Räume ist aber selbst dann nicht immer gewährleistet. Ab einem Gehalt von 50 mg Heizöl pro kg Bausubstanz ist normalerweise ein kompletter Rückbau (Abriss) der Bausubstanz erforderlich, wenn eine Nutzung als Wohnbereich vorgesehen ist.5
Schadstoffe in Öldämpfen und ihre gesundheitlichen Auswirkungen
Die physikalischen und chemischen Eigenschaften des in Deutschland in der Regel für Ölheizungen verwendeten Heizöls EL (extra leicht) kommen denen von Dieselkraftstoff sehr nah. Je nach Hersteller werden dem Heizöl allerdings noch verschiedene Additive hinzugefügt, die unter anderem dessen Verbrennungs-Eigenschaften verbessern sollen. Heizöldämpfe enthalten deshalb die verschiedensten potenziell schädlichen Kohlenwasserstoffe und Chemikalien. In heizölbelasteter Raumluft wurden teilweise bis zu 300 Einzelverbindungen nachgewiesen.6 Wir können uns deshalb hier nur auf die beiden wichtigsten Schadstoffgruppen beschränken:
💡Polyzklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAKs):
Polyzklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAKs) sind Bestandteil von Erdöl und Heizöl. PAKs wurden auch in Heizöldämpfen nachgewiesen. Einige PAKs gelten als krebserregend. In tierexperimentellen Studien lösten PAKs zum Beispiel Hautkrebs aus. Beim Menschen können PAKs unter anderem Lungen-, Kehlkopf- und Blasenkrebs verursachen. Erbgutschäden und negative Wirkungen auf die Fortpflanzungsfähigkeit sind ebenfalls möglich.7, 8
💡Mineralölkohlenwasserstoffe (MKW):
Mineralölkohlenwasserstoffe (MKW) setzen sich aus Kohlenstoff und Wasserstoff zusammen. Zu den MKWs zählen beispielsweise cyklische, gesättigte und aromatische Kohlenwasserstoffe. Heizöl setzt sich aus den verschiedensten MKWs zusammen, von denen einige flüchtig sind und somit in die Raumluft übergehen können. Zusammengefasst werden diese als TVOC (Total Volatile Organic Compounds) bezeichnet. MKW-Dämpfe können unter anderem Atemwege und Schleimhäute reizen. Weiterhin wurden schädigende Wirkungen auf Lunge, Nerven, Gehirn und Niere beobachtet.8
Umwelt- und Gesundheitsschäden durch Ölheizung nach Hochwasser
Dringt zum Beispiel bei Hochwasserlagen Wasser in den Tankraum ein, können Heizöltanks aufschwimmen. Dabei kann es zum Austritt von Öl kommen. Dies passiert mitunter ebenso, wenn Wasser über das Entlüftungssystem in Heizöltanks eindringt und das Heizöl aus den Tanks drückt. Ausgelaufenes Öl haftet oft noch stärker an Wänden und anderen Gebäudeteilen als Ölgerüche. Die weiter oben bereits genannten Schadstoffe sind auch in flüssigem Öl vorhanden bzw. werden von ausgelaufenem Öl in verstärktem Maße freigesetzt. Weiterhin geht von ausgelaufenem Heizöl eine Brandgefahr aus. Dazu kommen natürlich noch erhebliche Umweltgefahren durch ausgelaufenes Öl wie eine Gefährdung von Grundwasser und Oberflächengewässern. In hochwassergefährdeten Gebieten müssen Öltanks deshalb so gesichert und installiert sein, dass diese nicht aufschwimmen können und auch sonst keine Ölfreisetzung durch Hochwasser droht.7 In unserem Ratgeber zu Gesundheitsrisiken von Hochwasser finden Sie weitere interessante Infos zu Schadstoff- und Keimbelastungen durch Hochwasser.
Kohlenmonoxid – die geruchlose Gefahr
Kohlenmonoxid (CO) ist ein farb- und geruchloses Gas. Wird CO eingeatmet, stört dieses den Sauerstofftransport im Blut. Je nach Dauer und Menge der CO-Exposition kann dies tödliche Folgen haben. CO entsteht bei der Verbrennung von Holz, Gas, Öl etc., wenn ein Luft- bzw. Sauerstoffmangel vorliegt. Erste Symptome wie leichte Kopfschmerzen durch zu hohe CO-Gehalte in der Atemluft treten ab CO-Konzentrationen von 200 ppm (parts per million) und einer Expositionsdauer von 2 bis 3 Stunden auf. Ab ca. 12.800 ppm drohen bereits nach 1 bis 3 Minuten Bewusstlosigkeit und Tod. Ein Austritt von CO ist bei Ölheizungen im Vergleich zu Holzöfen oder Kaminen relativ selten. Damit es zu einer Freisetzung von Kohlenmonoxid durch Ölheizungen kommt, muss dieses zuerst durch einen Sauerstoffmangel entstehen. Dies kann unter anderem passieren, wenn die Abluftöffnung des Heizungsraums zu klein oder verstopft ist. Gleichzeitung muss auch der normale Weg der Abgase durch den Schornstein versperrt oder stark eingeengt sei. Als Ursachen dafür kommen zum Beispiel Rußablagerungen, Blätter, herausgebrochene Wandsteine des Schornsteins oder Vogelnester in Frage.9
Luftverschmutzung durch Ölheizungen – allgemeine Umweltschadstoffe
Wie andere fossile Energieträger, setzt auch Heizöl bei der Verbrennung Schadstoffe frei. Allerdings haben sich die Technik von Ölbrennern und Ölheizungen sowie die Zusammensetzung des Heizöls in den letzten Jahrzehnten sehr stark verbessert. In der Folge sind die Schadstoffemissionen von Ölheizungen stark gesunken. So konnten durch die Verwendung von schwefelarmen Heizölen die Schwefeldioxidemissionen um ca. 95 % gesenkt werden.10 Weitere von Ölheizungen freigesetzte Schadstoffe sind Stickoxide und Feinstaub. Während Stickoxide zu saurem Regen und Atemwegsreizungen führen können, kann Feinstaub unter anderem Herz- und Atemwegserkrankungen sowie Krebs auslösen.8, 11 Wenn die Abgase Ihrer Ölheizung nicht gerade durch einen ungünstig positionierten Schornstein direkt in Innenräume eindringen, sind die genannten Schadstoffe aber eher ein globales Umweltproblem. Akute Gesundheitsgefahren gehen von diesen wegen der hohen Verdünnung der Abgase dann normalerweise nicht aus.
Öldämpfe und Abgase von Ölheizungen – welche Grenzwerte gelten?
Speziell für Öldämpfe geltende Grenzwerte gibt es nach unseren Recherchen nicht. Allerdings liegen zu Öldämpfen Empfehlungen des Umweltbundesamtes vor. So gilt eine Raumluftkonzentration von 5,0 mg/m3 für aliphatische und aromatische Kohlenwasserstoffe für einen Zeitraum von bis zu 6 Monaten als „vertretbar“. Langfristig sollte die Raumluftkonzentration allerdings den Wert von 0,3 mg/m3 nicht überschreiten.6 Allgemeine Abgas-Grenzwerte für Ölheizungen werden durch die 1. BImSchV (Erste Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes) festgelegt. Die Höhe der Grenzwerte hängt unter anderem vom Alter der Ölheizung und der Nennwärmeleistung ab. Das nachfolgende verlinkte PDF-Dokument des Freistaates Sachsen bietet eine etwas vereinfachte Übersicht zu den Grenzwertenvon Feuerungsanlagen wie Ölheizungen.
Checkliste: Gesundheitsrisiken durch Ölheizungen reduzieren
➡️Lassen Sie Ihre Ölheizung generell nach Herstellervorgaben durch einen Fachbetrieb warten. Dafür kommen beispielsweise Betriebe in Frage, die im Fachverband Sanitär Heizung und Klima organisiert sind. Bei der Wartung sollten unter anderem Brenner, Abgasanlage, Kessel und Sicherheitstechnik überprüft werden. Im Rahmen der Wartung werden in der Regel auch die Abgaswerte gemessen. Hohe Abgaswerte können Hinweise auf Fehlfunktionen sein.
➡️Ölflecken im Heizungs- und Tankraum sind ein Hinweis für Undichtigkeiten. Heizöl ist gesundheitsschädlich. Die Ursache der Ölflecken sollte daher umgehend ermittelt werden.
➡️Öl- und Öldämpfe können aus undichten Heizöltanks austreten. Manchmal sind ebenso verhärtete Tankdichtungen für austretende Dämpfe verantwortlich. Lassen Sie Tanks bei Bedarf daher von einem Fachbetrieb sanieren bzw. austauschen.
➡️Überprüfen Sie die Tankentlüftung regelmäßig auf Verstopfungen (z. B. Vogel- und Wespennester). Das Ende einer Entlüftungsleitung muss mindestens 50 cm über dem Tankstutzen liegen. Dringen Öl-Gerüche von Entlüftungsleitungen über zum Beispiel Fenster in Wohnräume ein, kann eine Verlegung oder Verlängerung der Entlüftung eine Option sein.12
➡️Um Risiken durch Verbrennungsabgase wie Kohlenmonoxid zu reduzieren, sollten Heizungsräume immer gut belüftet sein.
➡️CO-Melder können rechtzeitig vor erhöhten Kohlenmonoxid-Werten warnen.
Mit Luftanalysen Schadstoffe aufspüren
Einige in Heizöldämpfen enthaltene Schadstoffe lassen sich durch unsere Luftanalysen erkennen. So werden bei unserem Test Luftanalyse Wohnraum Komplett unter anderem PAKs, VOCs (volatile organic compounds) und die Summer aller VOCs analysiert. Der Test beinhaltet ebenso die Parameter Formaldehyd und Weichmacher. Die Luftanalyse Wohnraum Premium ist weniger umfangreich. Bei diesem Test wird die Raumluft aber auch auf VOCs wie Toluol, m-Xylol und das krebserregende Benzol geprüft. Speziell für die Prüfung von Luft in Kinderzimmern haben wir die Luftanalyse Kinderzimmer Komplett im Angebot. Diese beinhaltet die Konzentrationsbestimmung von leicht- und schwerflüchtigen Stoffen. Insgesamt werden bei diesem Test über 120 Parameter analysiert.
✔️ über 67 Parameter
✔️ leichtflüchtige Stoffe (VOC)
✔️ Moderne Pumpensammlung
✔️ über 100 Parameter
✔️ leicht- & schwerflüchtige Stoffe
✔️ inkl. Formaldehyd & Weichmacher
Öldämpfen ausgesetzt oder Austritt von Öl – was tun?
Nehmen Sie starken Ölgeruch in Ihrer Wohnung war, begeben Sie sich umgehend ins Freie und kontaktieren Sie Ihren Heizungsbauer bzw. einen zuständigen Notdienst. Bei Krankheitssymptomen wie Unwohlsein, Schwindel, Erbrechen etc. sollten Sie zudem umgehend einen Arzt aufsuchen bzw. den Notruf 112 wählen. Tritt Öl aus, kann auch die Feuerwehr in Notfällen der richtige Ansprechpartner sein. Besteht durch das Öl Brandgefahr oder könnte das Öl in die Umwelt gelangen, ist dies ein Notfall und die Feuerwehr sollte über 112 verständigt werden.
Wussten Sie..?
Austretendes Heizöl stellt eine erhebliche Gefahr für Grundwasser und Oberflächengewässer dar. Die Umwelt-Sanierungskosten bei einem Ölaustritt können erheblich sein. Deshalb ist für Betreiber von Ölheizungen auf jeden Fall eine Gewässerschadenhaftpflicht-Versicherung zu empfehlen.
Quellen
1Vgl.: Ingenieur.de: Deutschland2023: Jede 3. Heizung älter als 20 Jahre. 2023.
2Vgl.: Heizungsjournal: 50 Jahre Heizungsbranche – ein Streifzug. 2016.
3Vgl.: Statista: Anzahl der Ölheizungen in Deutschland in den Jahren 2012 bis 2022. 2024.
4Vgl.: Bayerisches Landesamt für Umwelt: Heizöllager – aber sicher! 2024.
5Vgl.: Architektenkammer Rheinland-Pfalz: Heizölschaden nach Hochwasser, Feststellen & Handeln. 2022.
6Vgl.: Freistaat Sachsen, Landesuntersuchungsanstalt für das Gesundheits- und Veterinärwesen: Heizöl-Kontamination in Gebäuden und daraus resultierende Raumluftbelastungen. 2015.
7Vgl.: Verbraucherschutz Land Sachsen-Anhalt: Hochwasserschäden durch Heizöl? 2013.
8Vgl.: Bundesministerium Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie Österreich: Altlasten-Portal, Schadstoffe. 2024.
9Vgl.: Heizung.de, Viessmann Climate Solutions SE: Kohlenmonoxid und Heizung: Gefahren vermeiden. 2020.
10Vgl.: Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie: Modern heizen mit Öl. 2019.
11Vgl.: Heizung.de, Viessmann Climate Solutions SE: Emissionen: Störfaktoren für die Umwelt. 2020.
12Vgl.: TotalEnergies: Was tun bei störendem Heizölgeruch. 2024.