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Allergieträger in der häuslichen Umgebung: Einzelne Allergene wie Pollen, Hausstaub, Schimmel, Tipps zur Allergenreduzierung
Allgemeines
In Deutschland leiden ca. 20 % der Erwachsenen an mindestens einer Allergie.1 Während im Freien hauptsächlich Pollen zu den über die Luft verbreiteten Allergenen gehören, können in der häuslichen Umgebung zahlreiche weitere Allergieträger wie Schimmelpilzsporen, Hausstaub oder Chemikalien zu allergischen Reaktionen führen. Da sich Allergene zum Beispiel oft in Teppichböden, Gardinen oder dem Bett ansammeln, ist die Reduzierung von Allergenen in Innenräumen für Allergiker besonders wichtig.
Bei der Inhalation von Allergenen bzw. beim Allergenkontakt über die Luft können die verschiedensten Symptome auftreten. Zu diesen gehören unter anderem gerötete, tränende und entzündete Augen, Niesen, laufende und verstopfte Nase sowie Husten. Zu den schwereren Allergiesymptomen zählen beispielsweise Atemnot und Kurzatmigkeit.2 Bei Kontaktallergien sind juckende Hautstellen, Hautausschlag und Nesselsucht häufige Symptome. In seltenen Fällen führen allergische Reaktionen auch zu schweren Asthmaanfällen und lebensbedrohlichen anaphylaktischen Reaktionen (z. B. Blutdruckabfall, Zuschwellen der Atemwege).3
Entwicklung
In den letzten Jahrzehnten ist insgesamt eine starke Zunahme von Allergien zu verzeichnen. So gab es in Deutschland im Jahr 2022 ca. 23 Millionen Allergiker.4 Als Ursachen dieser Zunahme kommen verschiedenste Faktoren und Auslöser in Frage: zunehmende Umweltverschmutzung, veränderte Essgewohnheiten und das Aufwachsen in hygienisch zu sterilen Umgebungen. Die Ursachenforschung wird hier aber weiterhin intensiv betrieben.5 Nach einer Untersuchung aus demJahr 2014 verursachen nicht oder nicht richtig behandelte Allergien in der EU jährliche sozialökonomische Kosten (u. a. verminderte Arbeitsleistung) von bis zu 142 Milliarden Euro.6
Allergene und ihre Gesundheitsrisiken
Die Anzahl potenziell allergieauslösender Stoffe und Partikel ist sehr hoch. Nachfolgend können wir Ihnen deshalb nur die häufigsten Allergieauslöser mit ihren teilweise spezifischen allergischen Symptomen und Risiken vorstellen:
❗Pollen gehören zu den häufigsten Auslösern von Allergien. Die Symptome einer Pollenallergie werden oft als Heuschnupfen Zu den Verursachern von Heuschnupfen zählt der Blütenstaub (Pollen) von zum Beispiel Birke, Erle, Hasel und diversen Kräutern wie Beifuß. Gelangen die Pollen der Pflanzen auf die Schleimhäute, kommt es bei Allergikern zu entzündlichen Reaktionen wie tränenden Augen, laufender Nase und entzündeten Nasenschleimhäuten. Bei schweren Verläufen sind sogar Asthmaanfälle möglich. Luftschadstoffe wie Ozon und Stickoxide können das allergene Potenzial der Pollen erhöhen.7
❗Die Hausstauballergie wird durch den Kot der Hausstaubmilbe verursacht. Daher bezeichnet man die Allergie medizinisch korrekt als Hausstaubmilbenallergie. Hausstaubmilben haben nur eine Größe von 0,1 Millimetern und sind mit dem bloßen Auge daher fast nicht zu erkennen. Die Milben ernähren sich hauptsächlich von Hautschuppen, welche sich zum Beispiel verstärkt in Betten, Kissen, Polstermöbeln und Teppichen ansammeln. Die Wärme und Feuchtigkeit liebenden Hausstaubmilben kommen in allen Wohnbereichen vor und lassen sich selbst bei intensivstem Putzaufwand nicht komplett entfernen. Feine Kotpartikel der Milben werden durch Luftzug in der gesamten Wohnung verteilt und verbinden sich dabei mit anderen Bestandteilen des Hausstaubs wie Textilfasern. Zu den Symptomen einer Hausstaubmilbenallergie gehören Niesreiz, Räusperzwang, eine verstopfte oder laufende Nase, Augenreizungen und allergische Hautreaktionen. Teilweise treten ebenso schwerere gesundheitliche Beeinträchtigungen wie Kurzatmigkeit und asthmatische Beschwerden auf. Ist das Bett stark von den Milben besiedelt, kann die Allergiesymptomatik in der Nacht und am Morgen verstärkt sein.8
❗Tierhaarallergien werden nicht durch die Tierhaare selbst verursacht. Die allergieauslösenden Allergene befinden sich vielmehr im Speichel, Schweiß, Kot, Urin oder in den Hautschuppen der Tiere. Allergene haften allerdings oft an den Tierhaaren und verbreiten sich mit diesen in der Umgebung der Tiere. Relativ häufig sind Tierhaarallergien gegen Hunde, Katzen, Kaninchen und Pferde. Dabei sind die allergischen Reaktionen mitunter nur auf bestimmte Rassen beschränkt.9 Auch Vogelfedern, Vogelkot und Milben im Vogelgefieder können allergische Reaktionen auslösen. Die Symptome einer Tierhaarallergie treten meist relativ schnell nach dem Kontakt mit den Allergenen auf. Teilweise vergehen nur wenige Minuten bis sich die Augen röten und die Nase zu fließen beginnt. Weiterhin kann es zu Hustenanfällen, Hautrötungen, Asthmaanfällen und Atemnot kommen. In seltenen Fällen sind auch lebensbedrohliche anaphylaktische Schocks möglich.10
❗Eine Schimmelpilzallergie wird durch Schimmelpilzsporen („Samen“ der Schimmelpilze) und/oder Partikel der Schimmelpilze verursacht. Schimmelpilzsporen schweben durch die Luft und sind in niedrigen Konzentrationen praktisch überall zu finden. Sind Innenräume von Schimmel befallen, kann es hier jedoch zu erhöhten Konzentrationen der Sporen kommen, welch das allergische Potenzial erhöhen. Deshalb werden Schimmelpilzallergien praktisch nur durch Schimmelbefall in Innenräumen ausgelöst. Von Schimmelpilzen gibt es zahlreich Arten und Gattungen. Zu den in Innenräumen anzutreffenden Schimmelarten zählen die Pilzgattungen Cladosporium, Aspergillus (Gießkannenschimmel), Alternaria und Stachybotrys. Zu den oft unspezifischen Symptomen einer Schimmelpilzallergie zählen Nesselsucht, Atemnot, Migräne und heuschnupfenartige Beschwerden.11, 12, 13 Vertiefende Informationen zu Schimmel bietet unser Ratgeber „Schimmel: Gefahren, Nutzen und Tipps zur Vermeidung“.
❗Chemikalien in zum Beispiel Wasch- und Reinigungsmitteln, Weichspülern etc. können ebenfalls Allergien auslösen. Häufig sind auch diversen Reinigern und Waschmitteln zugesetzte Duftstoffe Auslöser von Allergien. Bisher wurden Duftstoffe wie Linalool, Farnesol und Citral als besonders allergieauslösend identifiziert. Zu den weiteren Chemikalien im häuslichen Umfeld mit allergenem Potenzial zählen Formaldehyd (u. a. Freisetzung aus einigen Möbeln und Farben), Lösungsmittel in Farben und Lacken sowie Epoxidharze (in einigen Klebstoffen enthalten). Allergische Reaktionen gegen Chemikalien zeigen sich meist nach Hautkontakt mit diesen (Kontaktallergie). Ein typisches Symptom einer Kontaktallergie sind entzündete Hautstellen – sogenannte Kontaktekzeme. 14, 15, 16
Regelungen und Verordnungen zum Schutz vor Allergenen
Nach der Detergenzien-Verordnung der EU (Nr. 648/2004) müssen unter anderem alle in Wasch- und Reinigungsmitteln enthaltenen potenziell allergiauslösenden Duftstoffe auf der Verpackung namentlich aufgeführt werden. Dies gilt allerdings nur ab einer Konzentration von 0,01 Gewichtsprozent.17 Weiterhin lässt das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt) seit 2004 nur noch Baustoffe zu, die ein spezielles Prüfverfahren durchlaufen haben. Dadurch ist beispielsweise die Ausdünstung von flüchtigen organischen Verbindungen (VOCs) aus Bodenbelägen stark zurückgegangen. Einige VOCs gelten als allergieauslösend. Im Jahr 2012 wurde außerdem die Biozid-Produkte-Verordnung der EU verabschiedet. Das langfristige Ziel dieser Verordnung ist die „Verbannung“ von Bioziden (bekämpfen Schädlinge, Algen, Pilze und Bakterien) aus zum Beispiel Bauprodukten und Reinigungsmitteln. Zudem müssen alle Biozidprodukte vor der Markteinführung eine Zulassung vorweisen.16 Einige Biozide wie o-Phenylphenol, Isothiazolinon-Gemische und Triclosan werden zumindest als sensibilisierend eingestuft.18 Als sensibilisierend gelten Substanzen, die eine Überempfindlichkeitsreaktion hervorrufen. Diese ist oft eine Vorstufe von Allergien.
Checkliste: Allergierisiken und Allergene reduzieren
Mit den richtigen Maßnahmen und Tipps lässt sich das Risiko von Allergien bzw. die Konzentration von Allergenen im häuslichen Umfeld teilweise stark reduzieren:
✅Um den Kontakt mit dem Kot von Hausstaubmilben zu verringern, können Matratzen mit allergendichten Matratzenüberzügen versehen werden. Waschen Sie Ihre Bettwäsche zudem regelmäßig bei mindestens 60° C. Bei einer Hausstauballergie sind glatte Böden mitunter vorteilhafter als Teppichböden. Allerdings nur, wenn diese mindestens ein- bis zweimal in der Woche feucht gewischt werden.19
✅Bei Allergien gegen Tierhaare und Hausstaubmilben sollten nur Staubsauger mit HEPA-Filtern (High Efficiency Particulate Air Filter) genutzt werden. Am besten sind Geräte mit der Filterklasse 13 oder 14 geeignet, da deren Filter Allergene besonders gut zurückhalten.20 Besondere Vorsicht ist wegen einer möglichen starken Staubfreisetzung beim Entleeren von beutellosen Staubsaugern geboten. Hier kann ein Mundschutz empfehlenswert sein.
✅Saugen Sie Teppichböden regelmäßig mit einem geeigneten Staubsauger (siehe oben).
✅Für Pollenallergiker ist eine Stoßlüftung zu empfehlen. Dabei dringen im Vergleich zur Dauerlüftung weniger Pollen in Innenräume ein. Bei einer Allergie gegen Beifußpollen sollte in den Morgenstunden nicht gelüftet werden (höchste Pollenkonzentration). Sind Sie gegen Gräserpollen allergisch, ist dagegen das Lüften am Morgen zu empfehlen.21
✅Über Pollenflugvorhersage-Dienste wie den Pollenflug-Gefahrenindex des Deutschen Wetterdienstes kann das „Risiko“ durch Pollen eingeschätzt werden.
✅Pollenschutzgitter vor Fenstern können den Eintrag von Pollen beim Lüften stark mindern.
✅Kleidung von Pollenallergikern sollte während des Pollenflugs nicht im Freien getrocknet werden.
✅Um Pollen nicht in das Bett zu tragen, ist eine abendliche Haarwäsche zu empfehlen.
✅Spezielle Luftfilter können die Allergenkonzentration in der Raumluft mindern. Besonders empfehlenswert sind die Geräte für das Schlafzimmer.21
✅Tragen Sie beim Kontakt mit Reinigungsmitteln und anderen Chemikalien Handschuhe. Reinigungsmittel mit Sprühfunktion sind grundsätzlich eher nicht zu empfehlen, da diese die Allergene in der Raumluft verteilen.
Das Logo des Deutschen Allergie- und Asthmabundes ist zum Beispiel auf Wasch- und Reinigungsmitteln zu finden, die besonders allergikerfreundlich sind.
Bei einer Schimmelpilzallergie sollte dem Wachstum von Schimmelpilzen durch regelmäßiges Lüften und eine nicht zu hohe Luftfeuchtigkeit von maximal ca. 60 % vorgebeugt werden. Auf der feuchten Erde von Zimmerpflanzen können Schimmelpilze wachsen.
Bei einer Tierhaarallergie sollte zumindest das Schlafzimmer für die entsprechenden Tiere tabu sein.
Mit Schimmel- und Schadstofftests Allergene aufspüren
Schimmelpilzsporen sind ein häufiger Auslöser von Allergien. Mit unserem Schimmeltest Raumluft prüfen Sie Ihre Raumluft auf Schimmelpilzsporen verschiedener Schimmelpilzgattungen. Möchten Sie „Schimmelverdachtstellen“ an zum Beispiel Mauerwerk auf Schimmelbefall testen, ist der PCR-Test Hausschimmel Abstrich zu empfehlen. Schimmel bildet sich bevorzugt bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von über 60 %. Zur Überwachung der Luftfeuchtigkeit empfehlen wir daher unseren Airself Raumklimamesser: Temperatur + Luftfeuchtigkeit. Ob Ihre Raumluft mit potenziell allergieauslösenden Chemikalien wie VOCs belastet ist, lässt sich mit der Luftanalyse Wohnraum Premium checken.
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Wussten Sie ..?
Eine Hausstaubmilbenallergie kann Neurodermitis-Schübe auslösen.22 Weiterhin gibt es nach einer Studie sogar Hinweise darauf, dass ein von Hausstaubmilben gebildetes Enzym (Phospholipase) insgesamt die Ausbildung einer Neurodermitis fördern kann, indem dieses Entzündungsreaktionen der Haut hervorruft. Dadurch kommt es zu einer gestörten Barrierefunktion der Haut.23
1Vgl.: Robert Koch-Institut: Aktueller Stand zur Verbreitung von Allergien in Deutschland. 2016.
2Vgl.: Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit: Inhalationsallergie: Krankheitsbild, Häufigkeit, Auslöser, diagnostische Maßnahmen. 2021.
3Vgl.: MSD Manual: Übersicht über allergische Reaktionen. 2022.
4Vgl.: Deutscher Bundestag: Mehr als 23 Millionen Allergiker in Deutschland. 2022.
5Vgl.: Spektrum der Wissenschaft: Allergien auf dem Vormarsch. 2024.
6Vgl.: Wirtschaftswoche: Allergien kosten bis zu 150 Milliarden Euro – pro Jahr. 2014.
7Vgl.: Deutscher Allergie- und Asthmabund: Heuschnupfen, Pollenallergie. 2024.
8Vgl.: AOK: Allergie durch Hausstaubmilben: Was tun? 2021.
9Vgl.: AOK: Was ist eine Tierhaarallergie? 2023.
10Vgl.: Allergie Informationsdienst, Helmholtz Zentrum München: Symptome der Tierhaarallergie. 2019.
11Vgl.: Deutscher Allergie- und Asthmabund: Schimmelpilzallergie. 2024.
12Vgl.: IMD Labor Berlin: Schimmelpilze – Eine Information für Allergiker. 2024.
13Vgl.: AOK: Allergie gegen Schimmelpilze. 2023.
14Vgl.: AOK: Gesundheitsrisiken von Chemikalien im Haushalt erkennen und vermeiden. 2022.
15Vgl.: Bundesministerium für Gesundheit: Chemikalien im Haushalt: Mögliche Risiken erkennen und meiden. 2022.
16Vgl.: Allergie Informationsdienst, Helmholtz Zentrum München: Allergene in Innenräumen. 2022.
17Vgl.: Umweltbundesamt: Was hat sich durch Detergenzien-Verordnung der EU für Hersteller/Inverkehrbringer und die Verbraucher geändert? 2012.
18Vgl.: Niedersächsisches Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit: Allergien. 2024.
19Vgl.: Deutscher Allergie- und Asthmabund: Hausstaubmilbenallergie. 2024.
20Vgl.: Deutscher Allergie- und Asthmabund: Allergien und Putzen. 2024.
21Vgl.: AOK: Allergie: Was tun gegen Pollen in der Wohnung? 2021.
22Vgl.: Allergie Informationsdienst, Helmholtz Zentrum München: Hausstaubmilbenallergie, Symptome. 2018.
23Vgl.: Deutsche Apotheker-Zeitung: Hausstaubmilben können Neurodermitis fördern. 2016.