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Gesundheitsrisiken durch Meerwasser – Keime, Blaualgen, Vibrionen, Schutzmaßnahmen
Eine Abkühlung im Meer ist an heißen Sommertagen für viele Menschen ein echter Genuss. Frischer Wind, Wellen und ein ungestörter Blick zum Horizont vermitteln ein Gefühl von Freiheit und lassen die Seele entspannen. Zudem bietet das Meer vielfältigste Wassersportmöglichkeiten.
So schön und erholsam das Baden im Meer auch sein mag – mitunter können Krankheitserreger wie Vibrionen, Blaualgen und Parasiten im Meerwasser beim Baden oder Wassersport zu einer Gesundheitsgefahr werden.
Entwicklung
Während die Polynesier wahrscheinlich schon vor mehr als tausend Jahren zum Vergnügen auf dem Meer surften, etablierte sich die „Nutzung“ des Meeres zum Baden und zu Erholungszwecken in Europa erst vor gut 200 Jahren. Als ein Vorreiter unter den Seebädern gilt das englische Brighton, welches um 1780 schon viele Badegäste anzog. In Deutschland eröffnete mit Heiligendamm im Jahr 1793 das erste Seebad.
Gesundheitsgefahren beim Baden im Salzwasser – Krankheitserreger, Algen, Parasiten
In Meerwasser können die verschiedensten Keime (bakterielle Krankheitserreger) vorkommen:
- Vibrionen kommen vorwiegend in Salz und Brackwasser vor. Zu einer starken Vermehrung der Bakterien und damit zu einem erhöhten Infektionsrisiko kommt es ab einer Wassertemperatur von ca. 20 °C. Während die Ostsee mit ihrem relativ niedrigen Salzgehalt ideale Lebensbedingungen für die Keime bietet, wird die Bakterienvermehrung durch Salzgehalte von über 3 % (z. B. Atlantik, Mittelmeer) gebremst. Allerdings sind auch hier Infektionen in Bereichen mit niedrigerem Salzgehalt wie Flussmündungen möglich. Vibrionen können schwere Wundinfektionen und Blutvergiftungen auslösen, die teilweise sogar tödlich verlaufen. Weiterhin sind Übelkeit, Erbrechen und Durchfall bei Kontakt mit Vibrionen möglich. Die Inkubationszeit von Vibrionen-Erkrankungen kann bis zu 96 Stunden betragen. Menschen mit geschwächtem Immunsystem und Vorerkrankungen wie Diabetes, Hepatitis, Leberzirrhose, Krebs und Herzleiden haben ein erhöhtes Risiko für schwere Erkrankungsverläufe. Auch ein hohes Alter ist ein genereller Risikofaktor.1, 2
- Escherichia coli (E. coli) und intestinale Enterokokken zählen zu den Fäkalkeimen, die zur normalen Darmflora von Menschen und Tieren gehören. Die Keime gelangen meist durch Abwässer in das Meer. Erhöhte Keimkonzentrationen werden oft nach Starkregen bzw. Überflutungen gemessen. Die Bakterien werden dann direkt von zum Beispiel landwirtschaftlichen Flächen oder über Flüsse ins Meer gespült. In einigen Regionen wie Teilen von Spanien und Großbritannien sind die Kläranlagen oft mit großen Regenmengen überfordert, sodass diese die Abwässer dann ungeklärt inklusive ihrer Keimfracht in Flüsse oder ins Meer abgeben.3 Wird mit den Keimen kontaminiertes Meerwasser geschluckt, sind schwere Brech-Durchfälle möglich. Bei Kontakt mit den Harnwegen verursachen diese dort gelegentlich Entzündungen. Weiterhin lösen die Keime manchmal Wundinfektionen aus. Dies ist selbst bei kleinsten Wunden möglich, wie sie beispielsweise bei einem Tritt auf scharfe Muscheln entstehen können.4, 5
- Antibiotikaresistente Keime im Meerwasser sind ebenfalls meist eine Folge von Abwassereinleitungen. Aber auch mit dem in Gewässer abgegebenen „Reinwasser“ von Kläranlagen gelangen antibiotikaresistente Keime oft in das Meer.6 Antibiotikaresistente Keime lösen mitunter die verschiedensten Infektionen aus. Das besondere Risikopotenzial der Keime lässt sich bereits aus ihrem Namen erschließen: Sie sind gegen viele der gängigen Antibiotika resistent, was die Behandlung der Infektionen teilweise stark erschwert.7
- Cyanobakterien werden häufig auch als Blaualgen bezeichnet, da sie dem Wasser bei großer Algendichte eine grünlich-blaue Farbe verleihen. Zu einer solch hohen Algendichte bzw. Algenblüte kommt es oft bei hohen Wassertemperaturen in Verbindung mit einem hohen Nährstoffangebot (Stickstoff, Phosphor). Cyanobakterien können Haut- und Schleimhautreizungen, allgemeine allergische Reaktionen, Bindehautentzündungen sowie Ohrenschmerzen auslösen. Wird mit Blaualgen kontaminiertes Wasser geschluckt, sind ebenso schwere Brech-Durchfälle und Atemwegserkrankungen möglich.8
- Zerkarien sind Larven von Saugwürmern, die von Wasserschnecken als Zwischenwirt ausgeschieden werden. Endwirt der Larven sind normalerweise nur Wasservögel. Zerkarien versuchen aber gelegentlich auch in menschliche Haut einzudringen. Dabei sterben die Larven jedoch schnell ab. Dennoch führt dieser fehlgeleitete Hautkontakt mitunter zu juckenden Hautausschlägen und Quaddeln. Diese sogenannte Badedermatitis tritt aber meist erst bei einem Zweitkontakt mit den Parasiten auf. Zerkarien kommen in Süß- und Salzwasser vor. Vorkommen in Salzwasser werden im Vergleich zu Süßwasser allerdings seltener beobachtet.9
- Das Meer ist je nach Region vielfach von zahlreichen Meeresbewohnern besiedelt, die den Badespaß zumindest stark mindern können. Dazu zählen unter anderem Quallen, giftige Fische, Krebse, Wasserpflanzen Diese „Risikolebewesen“ hier im einzelnen aufzuzählen, würde den Rahmen des Artikels sprengen. Beim Schwimmen in Nord- und Ostsee geht von Quallen wie der Gelben Nesselqualle, Blauen Nesselqualle und Kompassqualle das größte Risiko aus. Diese verursachen bei Hautkontakt mit ihrem Nesselgift schmerzhaften Juckreiz, Blasen und Schwellungen. Bei empfindlichen Menschen kann es jedoch ebenso zu Magen-Darmbeschwerden, Erbrechen, Übelkeit, Bewusstseinsstörungen sowie Atem- und Herz-Kreislaufbeschwerden kommen.10
Checkliste: Gesundheitsrisiken durch verunreinigtes Meerwasser minimieren
✅Informieren Sie sich vor einem Bad im Meer über die lokale Wasserqualität an Ihrem Badeort. Die Wasserqualität an vielen Badestellen der Nord- und Ostsee ist beispielsweise über diese Links abrufbar: Wasserqualität-Badestellen-Schleswig-Holstein, Wasserqualität-Badestellen-Mecklenburg-Vorpommern, Wasserqualität-Badestellen-Niedersachsen.
✅Vermeiden Sie das Baden in trübem Wasser mit Algenblüte (Algen-Schlierenbildung, Algenteppiche, bläulich-grünes Wasser) und stark bewachsenen Wasserbereichen. Als Faustregel sollte die Sichttiefe nicht weniger als 1 Meter betragen.
✅Ungewöhnlich riechendes Wasser kann auf Verkeimungen und giftige Algen (oft muffiger Geruch) hindeuten.
✅In der Nähe von Flussmündungen und Abwasserohren besteht oft eine erhöhte Infektionsgefahr.
✅Meiden Sie stark von Wasservögeln frequentierte Wasserbereiche.
✅Ziehen Sie Badekleidung nach dem Bad im Meer rasch aus, reinigen Sie diese und duschen Sie wenn möglich. Trocknen Sie sich gründlich ab. Diese Maßnahmen können die Menge von Keimen und Zerkarien auf der Haut deutlich senken.
✅Schlucken Sie möglichst kein Meerwasser. Dies ist auch aufgrund des oft hohen Salzgehalts des Wassers eine sinnvolle Vorsichtsmaßnahme.
✅Selbst mit kleinen Wunden sollten Sie wegen der Infektionsgefahr nicht im Meer baden.
Mit Wassertests Gesundheitsrisiken minimieren
Baden im Meer kann eine Gesundheitsgefahr darstellen. Ein oft verkanntes Risiko geht jedoch von Ihrem Leitungswasser aus. So garantiert Ihr Wasserversorger die einwandfreie Qualität des ausgelieferten Wassers nur bis zum Übergabepunkt am Hausanschluss. Danach fließt das Trinkwasser oft noch viele Meter durch Rohre, Boiler und Armaturen der Hausinstallation. Hier kann dieses mit Schadstoffen wie den Schwermetallen Blei und Kupfer sowie Keimen (z. B. Legionellen, Coli-Bakterien) in Kontakt kommen.
Das Angebot auf Checknatura umfasst beispielsweise den Wassertest Rohrleitung mit Analyseparametern wie Blei, Kupfer, Nickel und Chrom. Mit unserem Wassertest-Set: Bakterien + Legionellen checken wir Ihr Wasser auf coliforme Keime, E. coli, Legionellen (Auslöser der Legionärskrankheit mit schweren Lungenentzündungen) und die Gesamtkeimzahl.
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Verkeimtes Meerwasser, Krankheitssymptome nach dem Bad im Meer oder Kontakt mit Quallen? Was tun?
Ist das Meerwasser offensichtlich verschmutzt oder besteht sogar ein offizielles Badeverbot, sollten Sie natürlich nicht dort baden gehen. Bemerken Sie nach dem Baden Krankheitssymptome oder Hautauffälligkeiten (Inkubationszeit teilweise bis zu 14 Tage), suchen Sie am besten umgehend einen Arzt auf. Weisen Sie diesen auf Ihr Bad im Meer hin. Dies erleichtert die Zuordnung der Symptome. Bei akuten Reaktionen sind auch Rettungsschwimmer-Stationen eine erste gute Anlaufstelle.
Ist es zu einem Kontakt mit Quallen gekommen, sollten die Tentakel der Quallen schnell entfernt werden. Dazu diese am besten mit Weinessig abspülen. Da dieser nicht gerade zur Standard-Strandausrüstung gehört, ist Seewasser eine relativ gute Alternative. Nicht geeignet und sogar kontraproduktiv sind dagegen Alkohol oder Süßwasser. Eine Verschlimmerung der oft schmerzhaften Symptome kann ebenfalls das Entfernen mit einem Handtuch verursachen, da dabei die Nesselkapseln der Tentakel platzen können. Vermeiden Sie bei den Sofortmaßnahmen den Kontakt der Tentakel mit Ihren Händen.11
Wussten Sie ..?
Der Sand am Meeresstrand kann ebenso von Keimen und Parasiten besiedelt sein. Besonders hohe Belastungen finden sich oft in der Gezeitenzone. Die Prüfung des Strandsandes auf Verunreinigungen gehört noch nicht zum Standardprogramm der offiziellen Badegewässer-Kontrollen.12
Cyanobakterien (Blaualgen) stellen für Hunde eine tödliche Gefahr dar, wenn diese zum Beispiel aus dem Fell geleckt, geschluckt oder angespülte Algen am Strand gefressen werden.13
Gefährliche Substanzen
❗Vibrionen
❗E. Coli
❗Enterokokken
❗Antibiotikaresistente Keime
❗Quallen, giftige Fische, Krebse, Wasserpflanzen
❗Cyanobakterien
❗Zerkarien
1Vgl.: RKI: Antworten auf häufig gestellte Fragen zu Nicht-Cholera-Vibrionen. 2023.
2Vgl.: Landesamt für Gesundheit und Soziales, Mecklenburg-Vorpommern: Vibrionen – Krankheitserreger in der Ostsee. 2020.
3Vgl.: Spiegel Gesundheit: Kläranlagen-Keime im Meer, Vom Regen in die Jauche. 2017.
4Vgl.: Universitäts Spital Zürich: Bakterielle Infektionskrankheiten. 2024.
5Vgl.: MT im Dialog: Wundinfektionen treten in warmen Monaten häufiger auf. 2020.
6Vgl.: Umweltbundesamt: Antibiotika und Antibiotikaresistenzen in der Umwelt. 2018.
7Vgl.: Umweltbundesamt: FAQ: Antibiotikaresistente Bakterien in Badegewässern. 2018.
8Vgl.: PTA heute: Worauf man beim Baden in Naturgewässern achten sollte. 2023.
9Vgl.: Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit: Badedermatitis. 2018.
10Vgl.: Land Schleswig-Holstein, Umweltbezogener Gesundheitsschutz: Quallen in Nord- und Ostsee. 2023.
11Vgl.: Pharmazeutische Zeitung: Nach Quallenkontakt: Essig und Rasierschaum helfen. 2013.
12Vgl.: Deutschlandfunk: Strände, Keime werden zum Gesundheitsrisiko. 2015.
13Vgl.: Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit: Badegewässer-Monitoring. 2024.