Woran erkennt man Rohre aus Asbest?

Asbest kann sich im Zement und den Isolierungen sämtlicher Heizungsrohre, Abwasserrohre und sonstiger Wasserleitungen befinden, die vor dem Asbestverbot am 31.10.1993 in Deutschland verbaut wurden. 

Wir zeigen Ihnen, wie Sie diese Rohre erkennen können und in welchen Fällen ein hohes Gesundheitsrisiko besteht.

Potenziell geht von allen asbesthaltigen Materialien eine gesundheitliche Gefahr aus, wenn sich Fasern aus dem Material lösen und eingeatmet werden. Das Einatmen von Asbestfasern kann zu verschiedenen, teils tödlichen Erkrankungen der Atemwege führen, auf die wir in diesem Ratgeber genau eingehen:

👉 Wie gefährlich ist Asbest? Symptome, Risiken und Behandlung

 Bei Rohren muss für die Gefahrenbeurteilung als Erstes zwischen asbesthaltigen Zementrohren und den Rohrisolierungen unterschieden werden, welche die Rohre ummanteln:

Asbesthaltige Zementrohre

Sind die Rohre unbeschädigt, gelten sie aufgrund der festen Bindung der Asbestfasern im Zement als gesundheitlich unbedenklich. Die feste Bindung verhindert, dass sich große Mengen von Fasern in die Luft freisetzen können. Hier besteht nach dem Bundesumweltamt im Gegensatz zu vielen anderen asbesthaltigen Materialien auch kein Sanierungsgebot. Das Gleiche gilt für asbesthaltige Farben, mit denen das Rohr bestrichen wurde. 

Ist das Rohr aufgrund von Alterung bereits beschädigt, sodass sich Material löst, kann jedoch auch hier das Risiko einer erhöhten Faserfreisetzung bestehen. Besonders groß ist das Gesundheitsrisiko, wenn die Rohre bearbeitet oder entfernt werden. Jede handwerkliche Arbeit an asbesthaltigem Material darf deswegen nur von Personen mit entsprechendem Fachkundenachweis (TRGS 519 Lehrgang¹) durchgeführt werden.

👉 Mehr Informationen zur Sanierung und Entsorgung von Asbest von Fachbetrieben.

Asbesthaltige Rohrisolierungen

Isolationsmaterialien wie Pappen, Wolle und Spritzasbest, die sich als Ummantelung am Rohr befinden können, sind dagegen deutlich gefährlicher. Hier muss aufgrund der schwachen Bindung in diesen Stoffen immer mit einer hohen Freisetzung von Asbestfasern gerechnet werden. Die Entfernung des Materials ist hier nach dem Bundesumweltamt sogar Pflicht für den Eigentümer und muss von einem Fachbetrieb durchgeführt werden.²

Die Handwerkskammer Freiburg gibt die folgenden Tipps, um Asbestzementrohre in Häusern zu erkennen:³

1 Herstellungsdatum 

Asbest ist nicht enthalten, wenn das Rohr entweder vor 1930 oder nach dem Asbestverbot am 31.10.1993 in Deutschland hergestellt wurde. 

2 Hersteller

Wurde das Rohr von einem der folgenden Hersteller produziert, kann es sich um Asbestzement handeln:

• Eternit 
• Durit
• Wanit 
• Toschi
• Fulgurit 
• Amroc
• Himanit

3 Kennzeichnungen

Befindet sich eine der folgenden Kennzeichnungen auf dem Rohr, wurde Asbest verbaut:³

• AT
• DIN 19800 DIN 
• DIN 19830 
• DIN 19831 
• DIN 19841
• DIN 19850 vor 02/91

Bei den folgenden Kennzeichnungen ist Asbest möglich:

• DIN 19840
• DIN 19850 nach 02/91
• DIN EN 512
• DIN EN 588

Enthält das Rohr die Kennzeichnung NT (Neue Technologie) oder eine andere DIN-Norm, befindet sich kein Asbest im Material.³

4 Form des Rohrs

In den folgenden Fällen kann Asbest ausgeschlossen werden:³

• Das Rohr besitzt keinen Kreisquerschnitt
• Das Rohr hat einen Fuß (glatte Oberfläche an einer Seite)
• Das Rohr ist länger als 6 Meter

5 Aussehen des Materials 

Sind beim Kratztest helle/weiße Stellen erkennbar, handelt es sich um Asbest. Ein weiteres Indiz, das auf Asbest hinweist, ist eine glatte Zementmörtelstruktur sowie häufig auftretende Scherbenbildung des Materials.³

Wichtig: Führen Sie die Kratztest niemals ohne entsprechenden Sachkundenachweis durch! Testungen, dieser Art, dürfen nur von Personen durchgeführt werden, die einen TRGS 519 Lehrgang absolviert haben.¹ Das Bearbeiten von asbesthaltigem Material ohne einen Sachkundenachweis stellt eine Straftat dar. 

Sind Gemengen von Körnern in dem Material erkennbar (gekörnter Zuschlag) kann Asbest dagegen ausgeschlossen werden. Unwahrscheinlich ist Asbest zudem in Rohren mit einer anderen Farbe als grau, rot oder schwarz (unsaniert) sowie bei Rohren mit glänzender und spiegelnder Oberfläche.

6 Asbestfasern an Bruchkanten

Diese treten an vielen verschiedenen Stellen des Materials auf und verwirren sich in Faserknäuele. Sind nur einzelne pinselförmige Faserbündel erkennbar, handelt es sich wahrscheinlich nicht um Asbest.

7 Rohrverbindungen

Die folgenden Rohrverbindungen wurden häufig zusammen mit Asbestrohren verbaut und können daher einen weiteren Hinweis auf Asbest geben:³

• Reka-Kupplung
• RKK-Kupplung
• RKG-Kupplung

👉 Mehr Informationen zur Prüfung von Asbest von Sachverständigen und der Schutzkleidung, die für den Umgang mit Asbest benötigt wird.

An alten Wasserrohren befinden sich häufig Isolierungen, die aus unterschiedlichen Materialien bestehen können. In den folgen Baustoffen an Rohren kann sich Asbest befinden:

• Gips
• Wolle
• Pappen
• Schaumstoffe
• Spritzasbest
• Klebstoffe
• Tücher
• Schnüre
• Farben

Aufgrund der vielen unterschiedlichen Materialien und des unterschiedlichen Massengehaltes von Asbest ist es unmöglich, unbekanntes Material rein optisch als asbesthaltig zu erkennen. Hier kann nur ein Asbesttest Klarheit schaffen, bei dem das Material mikroskopisch auf Asbestfasern untersucht wird.

Asbest kann jedoch fast sicher ausgeschlossen werden, wenn das Herstellungsdatum oder Einbaudatum nach dem 31.10.1993 lag. Spritzasbest wurde schon 1969 in der DDR und 1979 in Westdeutschland verboten, weshalb ein späterer Einbau hier auch äußerst unwahrscheinlich ist.

Besonders gefährlich: Spritzasbest

Eines der gefährlichsten Stoffe, die sich an einem Rohr befinden kann, ist Spritzasbest. Dieser wurde sowohl in Rohrisolierungen, als auch an Wanddurchgängen für Rohre und Kabel eingesetzt. Aufgrund der extrem schwachen Bindung der Asbestfasern musste Spritzasbest nach dem Verbot in sehr vielen Gebäude entfernt werden.

Spritzasbest wurde besonders häufig an Stahlträgern von öffentlichen Gebäuden als Brandschutz eingesetzt.

Asbesthaltiges Dämmmaterial ist meist dunkler als asbestfreie Isolierwolle. Dies liegt daran, dass Asbest selbst eine grün-gräuliche Farbe besitzt.

Sehr helles Material enthält in der Regel keinen Asbest. Ausgeschlossen werden kann Asbest jedoch auch hier nicht, da sich auch ein geringer Anteil von Asbest im Material befinden kann.

👉 Auch asbestfreies Dämmmaterial kann eine krebserzeugende Wirkung haben. Mehr dazu erfahren Sie in unserem Artikel: Dämmwolle Schadstoffe: Ist Mineralwolle so giftig wie Asbest?

Um sicherzugehen, dass sich kein Asbest im Rohr oder im Dämmmaterial befindet, können Sie das verdächtige Material von einem Fachlabor untersuchen lassen. Mithilfe von Rasterelektronenmikroskopie kann im Labor das Vorliegen von Asbestfasern genau überprüft werden. Unser Fachlabor bietet die folgenden Tests an, um Rohre auf Asbest zu testen:

• Asbest Test Kit 1 % – Dieser Test eignet sich dafür, Zement und Dämmmaterial wie Asbestpappen oder Brandschutzmassen zu testen, die sich am Rohr befinden können.

• Asbest Test Kit 0,1 % – Mit diesem Test können Sie Klebstoffe untersuchen lassen, die sich am Rohr befinden.

• Asbest Test Kit 0,001 % – Verwenden Sie diesen Test für Rohrisolierungen auf Gipsbasis sowie für Farben.

Sie können das Material selbst entnehmen und in der Test-Box an unser Fachlabor schicken. Sie erhalten genaue Informationen zu dem Anteil an Asbest in Ihrer Probe (Massengehalt) und erfahren, um welche Art von Asbest es sich handelt.

Sie haben den Verdacht, dass sich weitere Materialien aus Asbest in Ihrem Haus befinden könnten? Auf dieser interaktiven Karte finden Sie sämtliche Beispiele und Bilder von Materialien, die in Wohnhäusern verbaut wurden:

Karte Asbesthaus

1. Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, 2014 - TRGS 519 Asbest: Abbruch-, Sanierungs- oder Instandhaltungsarbeiten
2. Umweltbundesamt, 2022 - Asbest
3. Handwerkskammer Freiburg, 2004 – Fragebogen zur Erkennung von Asbestzementrohren (PDF)