Automatische Fütterung von Pferden
Die Fütterung mit Futterautomaten und computergesteuerten Futterstationen, ganz gleich, ob im Offenstall, Bewegungsstall oder in der Box, finden immer mehr Beachtung bei der Haltung von Pferden. Wir haben uns für Sie die Möglichkeiten der automatischen Fütterung für Pferde genau angesehen und erklären, was dabei zu beachten ist.
Inhalt
Automatische Fütterung im Laufstall, Offenstall, Bewegungsstall
Häufig bei der Gruppenhaltung, bei der die Pferde rund um die Uhr „draußen“ gehalten werden, zeigt sich gerade in moderner angelegten Ställen immer mehr die Verwendung von Futterautomaten in Fressständen, automatisierten Futterstationen und zeitgesteuerten Heuraufen. Das Ziel ist meist eine personelle Entlastung, die mit geringeren Kosten verbunden ist. Mehrmaliges Füttern pro Tag wird erleichtert1. Eine Pferdegruppe, die auf Diät ist, bekommt so zwar weniger Raufutter, aber bleibt gesünder durch kürzere Fresspausen.
Aber wie funktioniert die automatische Fütterung von Kraftfutter für Pferde in der Gruppenhaltung?
Der Futterautomat für das Pferd mit Chip
Damit ein Pferd seine individuellen Kraftfutterrationen von einem Tag aus dem Futterautomaten bekommt, ist Technik, wie Computer, spezielle Chips und Lesegeräte, Automaten, die das Futter in den Futtertrog geben, elektronische Türen und Treibhilfen, notwendig.
Die automatischen Fütterungssysteme benötigen dafür einen Chip, der am Pferd befestigt ist. Häufig werden diese Chips am Halsriemen oder Halfter befestigt2. Auf diesem Chip sind alle notwendigen Futterdaten gespeichert. Betritt nun das Pferd die Futterstation oder den Fressstand, liest ein Scanner den Chip aus und das Pferd bekommt sein Futter.
Automatisches Fütterungssystem: Diese Möglichkeiten gibt es in der Gruppenhaltung
Fressstände im Einsatz bei der automatischen Fütterung
Werden Fressstände als Kraftfutterautomat für Pferde genutzt, ist es sinnvoll, dass pro Pferd jeweils ein Fressstand vorhanden ist. So hat jedes Pferd seinen Futterplatz.3
Die Fressstände sind mit Klappen verschlossen, die sich öffnen, sobald das richtige Pferd mit dem passenden Chip davorsteht. Befindet sich das Pferd zum Fressen darin, verschließt sich die Klappe, damit es Ruhe vor seinen Artgenossen hat. Sie öffnet wieder, wenn das Pferd fertig mit Fressen ist - diese Zeit wird festgelegt.
In dem Fressstand bekommt das Pferd durch einen automatischen Dosierer seine Futterportion zugeteilt.4
Nach dem Fressen verlässt das Pferd rückwärtsgehend den Fressstand. Viele Pferde müssen sich daran gewöhnen und benötigen am Anfang die Hilfe vom Menschen, um den Fressstand einwandfrei nutzen zu können.
Diese Anforderungen an einen Fressstand sind wichtig, damit er für das Pferd artgerecht ist5:
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Länge: 1,8 x Widerristhöhe (nur ein Pferd findet Platz)
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Max. Breite: 80 cm (Kein Umdrehen des Pferdes möglich; kein anderes Pferd kann sich mit hineindrängeln)
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Höhe: 1,3 x Widerristhöhe (Wh)
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Bodenabstand der Seitenbegrenzung: max. 50 cm
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Abstand zwischen den einzelnen Elementen der Seitenbegrenzung: 10 bis 12 cm
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Blickkontakt seitlich zu Artgenossen möglich, aber kein Hindurchbeißen oder -treten
Automatische Futterstation für Pferde
Die automatischen Futterstationen sind, anders als der Fressstand, zum Durchlaufen gedacht, daher auch gern der Name „Durchlaufstation“. Sie funktionieren ebenfalls mit dem Ablesen des Chips vor Betreten der Station. Daran hängt aber eine weit aufwendigere, computergestützte Steuerung. Denn im Gegensatz zu den Fressständen dient eine Station mehreren Pferden dazu, ihre Kraftfutterration zu bekommen.
Die Pferde betreten einzeln die Futterstation und fressen allein darin. Mehrere Pferde in einer Station sind nicht möglich. Die Gefahr durch Verletzungen durch Futterneid wäre zu groß. Wie viele Stationen notwendig sind, hängt von der Größe der Pferdegruppe ab6.
Das Computersystem bekommt zu der Nummer des Chips des jeweiligen Pferdes die Information
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welches Futter
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in welchen Mengen
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wie oft
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zu welcher Zeit
Betritt das Pferd die Station zur richtigen Zeit, bekommt es sein individuelles Futter. Häufig können diese Computerprogramme auch aufzeichnen, wie oft das Pferd die Station betritt und ob es aufgefressen hat. Das ist hilfreich, um zu erkennen, ob das Pferd gesund ist. Viele Pferde verweigern das Futter, wenn sie Schmerzen haben.7/p>
Anders als bei den Fressständen gibt es keine genauen Maßangaben für die Futterstation. Sie ist meist etwas länger und verläuft häufig leicht im Zickzack. (siehe Grafik 4). Das Pferd betritt von hinten die Station, welche sich hinter ihm verschließt. Es frisst dann darin und verlässt die Station nach vorn wieder.
Kleine, mehrere Futterrationen sorgen dafür, dass die meisten Pferde ihr Futter auffressen. Bleibt etwas liegen, sagt das Computersystem, wenn es darauf programmiert ist, Bescheid, dass das Pferd nicht aufgefressen hat. Das nächste Pferd kann dann erst wieder in die Futterstation, wenn das Futter entfernt ist.
Allgemein gilt8:
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Nur ein Pferd in der Station (öffnet dank des Chips und schließt dahinter, sobald ein Pferd darin ist)
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Keine Möglichkeit zum Umdrehen
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Ruhe zum Fressen
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Pferd wird mit Treibhilfe nach dem Fressen nach draußen geschickt
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Station weit genug weg von Schlafplatz und Wasser
Zeitgesteuerter Futterautomat für Raufutter
Diese Futterautomaten dienen der Zuteilung von Heu zu festen Zeiten. Ein Vorhang oder Schieber aus Holz oder Metall verriegelt die Heuraufe und öffnet sie zu einer bestimmten Zeit für eine gewisse Dauer9.
Diese Futterautomaten für Pferd regulieren, wie viel und wie lange Heu gefressen wird. Sinnvoll ist es, dass die natürlichen Fresspausenzeiten von 4 Stunden nicht überschritten wird. Länger würde ein Pferd nicht freiwillig das Fressen pausieren10.
Für Pferde, die dazu neigen, gar keine Fresspausen zu machen und etwas übergewichtig ist, sind diese Futterautomaten gut geeignet.
Es müssen in einer Gruppe mindestens 2 Automaten vorhanden sein, damit rangniedrige Pferd auch die Möglichkeit haben zur vorgegebenen Zeit genug zu fressen.
Wichtig: Der Automat muss gewährleisten, dass Einklemmen von Kopf oder Hufen nicht möglich ist!
Automatische Fütterung für Pferde in der Box
Sowohl ein Futterautomat für Heu als auch ein Kraftfutterautomat für Pferde ist in der Boxenhaltung möglich. Spezielle Dosierer geben das Kraftfutter in den Trog des Pferdes und der Heuautomat öffnet und schließt sich zu vorgegebener Zeit.
Hinweis: Für einen Heuautomaten muss genug Platz in der Box sein. Die Fläche von ⪰ (2 x Wh)² darf für das Pferd nicht kleiner werden.
Mit der automatischen Fütterung im Stall können mehrere Portionen physiologisch sinnvoll fürs Pferd gefüttert werden, ohne dass das Stallpersonal mehr Aufwand hat. Zudem ist mehr Ruhe im Stall, da keine Unruhe zu Fütterungszeiten entsteht. Alle Pferde können gleichzeitig gefüttert werden11.
Automatische Fütterung von Pferden: Das ist wichtig
Neben der Gestaltung der automatischen Fütterung, sei es Fressstand, Durchlaufstation oder ein Automat für die Raufutterfütterung, gibt es weitere Aspekte wie Reinigung, Management etc., die es bei der Nutzung zu bedenken gibt.
Reinigung der Futterautomaten
Natürlich passiert es, dass die Pferde in den Fressständen und Durchlaufstationen äppeln. Diese sind genauso zu säubern wie eine Box oder die Liegeflächen der Pferde.
Auch ist es empfehlenswert, die Futtertröge und Vorratsbehälter der automatischen Fütterung regelmäßig zu reinigen. Futterreste können hier für die Ansiedlung von Bakterien und Schimmel sorgen, die die Pferde krank machen12.
Wie sich Teile der Futterautomaten reinigen lassen, geben die Hersteller vor. Die Tröge reinigt man am besten mit warmem Wasser und handelsüblichem Spülmittel.
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Einhalten von Futterzeiten
Pferde reagieren häufig sehr sensibel, wenn von Gewohnheiten abgewichen wird. So ist es wichtig, dass sie bei der Nutzung der automatischen Fütterung immer zu denselben Zeitpunkten gefüttert werden. Eine Abweichung sorgt schnell für Stress. Dieser hat auf Dauer eine Auswirkung auf das vegetative Nervensystem13. Das kann etwa Magengeschwüre auslösen.
Kosten und Aufwand der automatischen Fütterung
Die Kosten für den Bau automatischer Fütterungsanlagen variiert mit dem Hersteller und letztlich auch mit den Wünschen der Stallbetreiber. Aber durch die verbaute Technik sind die Anschaffungskosten recht hoch. Allein ein Futterautomat kann zwischen 400 € und 2000 €, je nach Hersteller, kosten. Hier ist es wichtig, den Kosten-Nutzen-Faktor abzuwägen14.
Auch, wenn sich der personelle Aufwand zu bestimmten Zeiten reduziert, ist der Betrieb der automatischen Fütterung zu überwachen. Störungen, etwa ein Pferd kommt nicht mehr aus der Durchlaufstation heraus, müssen schnell behoben werden. Auch die Wartung der Anlagen ist mit Aufwand verbunden. Die Arbeit bei der Fütterung verschiebt sich also Richtung Überwachung der Technik.
Kontakt zwischen Pferd und Mensch
Die automatische Fütterung reduziert den Kontakt zwischen Mensch und Pferd. Gerade in der Gruppenhaltung, wenn das Pferd nicht viel vom Menschen geritten oder bewegt wird, ist aufzupassen, dass alle Pferde einmal am Tag kontrolliert werden, damit Verletzungen und Krankheiten rechtzeitig erkannt werden.
Fazit: Automatische Fütterung von Pferden als Modernisierung im Stall
Wie bei so vielem in der Haltung von Pferden gibt es auch bei der Automatisierung der Fütterung eine Menge zu beachten. Unsere Tipps aus diesem Ratgeber werden es Ihnen erleichtern, an alles Wichtige zu denken. Neben dem Kosten-Nutzen-Faktor, also sind die Anschaffungskosten tragbar, weil sich eine Arbeitserleichterung für den Menschen und optimale Fütterungsbedingungen für die Pferde einstellen, spielt die Sicherheit eine wichtige Rolle. Die Verletzungsgefahr ist immer niedrig zu halten. Einklemmen von Kopf und Gliedmaßen sind bei der automatischen Fütterung zu verhindern, ebenso Streitigkeiten um das Futter.
Automatische Fütterung kann bei pferdegerechter Umsetzung eine echte Erleichterung im Stallalltag sein. Zudem ermöglicht es eine physiologische und unter Umständen gesündere Art der Fütterung von Pferden.
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Quellen
1 Vgl.: Deutsche Reiterliche Vereinigung e.V. (FN): Richtlinien für Reiten und Fahren, Band 4, FN Verlag, 2021, S. 176.
2 Vgl.: Deutsche Reiterliche Vereinigung e.V. (FN): Richtlinien für Reiten und Fahren, Band 4, FN Verlag, 2021, S. 170 f.
3 Vgl.: Deutsche Reiterliche Vereinigung e.V. (FN): Richtlinien für Reiten und Fahren, Band 4, FN Verlag, 2021, S. 170 f.
4 Vgl.: Hoffman, Gerlinde: Pferdehaltung, Ställe und Reitanlagen. FN Verlag, 2019, S.124 ff.
5 Vgl.: BMEL (Hg.) Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltung unter Tierschutzgesichtspunkten, 2009, S.21, abgerufen am 08.05.2024.
6 Vgl.: Hoffman, Gerlinde: Pferdehaltung, Ställe und Reitanlagen. FN Verlag, 2019, S.124 ff.
7 Vgl.: Deutsche Reiterliche Vereinigung e.V. (FN): Richtlinien für Reiten und Fahren, Band 4, FN Verlag, 2021, S. 170 f.
8 Vgl.: Hoffman, Gerlinde: Pferdehaltung, Ställe und Reitanlagen. FN Verlag, 2019, S.124 ff9
9 Vgl.: Hoffman, Gerlinde: Pferdehaltung, Ställe und Reitanlagen. FN Verlag, 2019, S.124 ff.
10 Vgl.: Baumgartner, Miriam et al.: Fressbare Einstreu -Ein Mittel gegen überlange Fresspausen von Pferden in der Einzelhaltung, Tierärzte Verlag, 2020, abgerufen am 08.05.2024.
11 Vgl.: Deutsche Reiterliche Vereinigung e.V. (FN): Richtlinien für Reiten und Fahren, Band 4, FN Verlag, 2021, S. 176.
12 Vgl.: Deutsche Reiterliche Vereinigung e.V. (FN): Richtlinien für Reiten und Fahren, Band 4, FN Verlag, 2021, S. 148.
13 Vgl.: Deutsche Reiterliche Vereinigung e.V. (FN): Richtlinien für Reiten und Fahren, Band 4, FN Verlag, 2021, S. 148.
14 Vgl.: Deutsche Reiterliche Vereinigung e.V. (FN): Richtlinien für Reiten und Fahren, Band 4, FN Verlag, 2021, S. 176.