Das optimale Stallklima für Ihr Pferd
Laut diverser Studien, etwa von der Universität Göttingen1, sind die Atemwegserkrankungen bei Pferden häufiger als Lahmheiten und Magen-Darmprobleme. Grund dafür ist häufig ein schlechtes Stallklima. Aber wie sieht ein tiergerechtes Stallklima für Ihr Pferd aus?
Bei uns erfahren Sie, welche Faktoren für das Stallklima im Pferdestall ausschlaggebend sind und wie Sie diese verbessern können, um kranke Pferde ideal zu unterstützen oder eine Krankheit zu verhindern.
Inhalt
Diese 5 Faktoren wirken sich auf das Stallklima aus
Die 5 wichtigen Faktoren für das optimale Stallklima für Pferde sind:
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Genügend Licht
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Gute Luft
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Passende Luftfeuchtigkeit
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Geringe Schadgasmengen (im Besonderen Co₂ und Ammoniak)
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Ausreichende Hygiene
Auch, wenn Pferde schon lange nicht mehr in der Steppe leben und bereits viele Jahrhunderte vom Menschen gehalten und gezüchtet werden, so hat sich ihr Anspruch an viel Licht und Luft nicht verändert2.
Eine Versorgung mit qualitativ guter Luft ist notwendig, damit die große Lunge eines Pferdes gesund bleibt und das Pferd damit leistungsfähig. So ist die Luftqualität im Stall im Idealfall genauso gut wie die Luft draußen.
Die Luftfeuchtigkeit hat einen direkten Einfluss auf die Luftqualität. Je höher die Luftfeuchtigkeit, desto wohler fühlen sich Bakterien, Schimmel und Viren, die der Gesundheit des Pferdes erheblichen Schaden zufügen können.3
Auch Schadgase, wie Ammoniak und Kohlenstoffdioxid, die durch Atmung und Stoffwechsel der Pferde entstehen, spielen eine erhebliche Rolle bei der Luftqualität.
Und zu guter Letzt ist auch die Hygiene ein wichtiger Faktor, der für das Stallklima ein wichtiger Punkt ist. Schmutzige Einstreu, Staub und Spinnenweben wirken sich negativ auf das Stallklima für ein Pferd aus.
Werfen wir einen Blick darauf, wie diese Faktoren idealerweise für ein Pferd sein müssen.
Gesundes Stallklima für Pferde
Im Folgenden erklären wir, wie die Faktoren Licht, Luft, Feuchtigkeit, Hygiene und die Konzentration der Schadgase sein müssen, damit ein Pferd möglichst gesund bleibt.
So viel Licht benötigt ein Pferd
Pferde haben durch ihren Ursprung als Steppentiere einen sehr hohen Bedarf an Licht. So ist es wichtig, dass Pferde mindestens 8 Stunden am Tag einer Lichtstärke von mindestens 80 Lux ausgesetzt sind4.
In der Box wird dies durch eine Fensterfläche von 1 m² pro Pferd gewährleistet5. Im Idealfall haben Pferde zudem die Möglichkeit, mehrere Stunden dem direkten Sonnenlicht ausgesetzt zu sein. Das ist gut für den Stoffwechsel, das Immunsystem (Produktion von Vitamin D wird angeregt) und die Leistungsfähigkeit. Gerade bei Zuchtstuten wirkt sich das direkte Sonnenlicht zudem auf die Fruchtbarkeit aus.
So warm oder kalt darf es für ein Pferd sein
Pferde haben eine sehr breite Temperaturtoleranz. Ihre „Wohlfühltemperaturen“ liegen zwischen –20 °C und +20 °C6. Natürlich halten sie auch höhere Temperaturen aus, allerdings nimmt ihre Leistungsfähigkeit bei extremer Hitze ab.
Sie können auch gut mit den Temperaturschwankungen über den Tag (abends warm und nachts kühl) umgehen. Was ihnen allerdings Probleme bereitet, ist ein starker Temperaturunterschied zwischen drinnen und draußen7. Daher ist es empfehlenswert, dass die Temperatur im Stall möglichst der Außentemperatur angeglichen ist oder nur wenige Grad Unterschieden vorliegen.
Feuchtigkeit ist ein wichtiges Kriterium für das Klima im Pferdestall
Die Feuchtigkeit im Pferdestall liegt, damit ein gesundes Klima gewährleistet werden kann, bei 60 bis 80 %8. Diesen Wert zu halten, ist oft nicht einfach.
Feuchtigkeit im Pferdestall wird durch die Wetter-Feuchte, die Temperatur im Stallinneren und auch vom Pferd selbst beeinflusst. So tragen nicht nur seine Ausscheidung dazu bei, sondern auch seine Atmung. Ein Pferd atmet 7,2 l Wasser pro Tag aus9. Schwitzt das Pferd zudem noch, gerade an warmen Tagen, lässt auch diese Feuchtigkeit die Luftfeuchtigkeit im Stall ansteigen.
Bei einer Luftfeuchte von über 80 Prozent fühlen sich Bakterien, Viren, Schimmel und Parasiten wie Strongyliden sehr wohl und vermehren sich10. Krankheiten wie Husten, Dämpfigkeit, Herpes, Influenza oder auch Druse sind vorprogrammiert11.
Zudem können Pferde bei solch einer hohen Luftfeuchtigkeit nicht mehr gut Abschwitzen. Das macht sie gerade bei kühleren Temperaturen anfälliger für Krankheitserreger.
Liegt die Feuchtigkeit unter 60 Prozent, bildet sich leichter Staub. Dieser ist für die Pferdelunge eine immense Belastung.12
Hätten Sie es gewusst? Im Winter ist die Luft deutlich trockener als im Sommer. Ein richtiger Sommertag kann bis zu 90 % Luftfeuchte aufweisen. Der Taupunkt ist daher ein kritischer Punkt im Klimamanagement des Stalls, da die Feuchtigkeit rapide ansteigt.13
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Luftzirkulation: Essenziell fürs Klima im Pferdestall
Die Qualität der Stallluft besitzt möglichst die Qualität der Außenluft. Damit dies erzielt werden kann, ist eine Luftzirkulation durch bauliche Elemente wie Öffnungen im Dachfirst oder Ventilatoren eine echte Möglichkeit. Eine Luftzirkulation von 0,2 m/s14 ist ideal.
Durch die angemessene Luftzirkulation werden Staub, Keime. Luftfeuchtigkeit und Schadgase für die Pferdegesundheit auf einem unbedenklichen Level gehalten.
Stallklima: So hoch darf die Schadgaskonzentration sein15
Durch die Ausscheidung und Atmung der Pferde entstehen Schadgase wie Ammoniak und Kohlenstoffdioxid. Beide Schadgase dürfen ein bestimmtes Niveau nicht übersteigen, da sie auf Dauer die Gesundheit der Pferdelunge beeinträchtigen.
Ammoniak entsteht bei der Zersetzung von Harn und Kot. Eine zu hohe Konzentration sorgt für Schäden an der Lunge und Strahlfäule. Da Ammoniak übrigens leichter als Luft ist, steigt aus der Einstreu nach oben und Pferde atmen es direkt ein.
So liegt die undenkliche Höchstkonzentration von Ammoniak bei 10 ppm in der Luft. Können Menschen den typisch beißenden Geruch von Ammoniak wahrnehmen, ist dieser Wert schon überschritten.
Kohlenstoffdioxid entsteht im Stall durch die Verdauung und Atmung der Pferde. Hier liegt der Höchstwert bei 1000 ppm. Wird dieser Wert überstiegen, können sich unterschiedliche Bakterien und vor allem mehr Staub ausbreiten.
Hygiene: Ein Muss für das Stallklima
Im Pferdestall ist eine gewisse Hygiene angebracht, damit die Gesundheit der Pferde geschützt wird. Angefangen von der Hygiene von Futtertrog und Pferdetränke, tägliche Kontrolle und regelmäßiges Säubern, bis hin zur Verwendung von staub- und keimarmen Einstreu und Futter. Auch die Sauberkeit der Einstreu in der Pferdebox durch tägliches Säubern hilft der Gesundheit der Pferde.
Staubintensive Arbeiten wie Misten, Einstreuen und Fegen sind bevorzugt ohne Pferde im Stall auszuführen, damit ihre Lungen auch nicht kurzzeitig dem vielen Staub ausgesetzt sind.16
Stallklima verbessern: So gelingt es
Es ist ratsam, dass sich im Pferdestall bestimmte Messgeräte befinden, um täglich zu kontrollieren, wie sich das Stallklima entwickelt. Dabei sind Hygrometer, Thermometer und Co₂-Messgerät wichtig.17
Temperatur, Luft und Feuchtigkeit hängen eng miteinander zusammen. Diese Hauptfaktoren fürs Stallklima haben auch direkten Einfluss auf Schadgaskonzentration, Staub und Keimentwicklung.
Verändert man eine dieser drei Komponenten, hat das auch Auswirkungen auf die anderen.
Beispiel Taupunkt: Hier steigt die Feuchtigkeit im Stall rasant an. Ideal für Schimmel und Keime. Damit diese Feuchtigkeit sich nicht niederschlägt, ist es von Vorteil, den Luftaustausch zu erhöhen und die Stallluft etwas zu erwärmen.18
Stallklima: Lüftung, Feuchtigkeit und Temperatur verbessern
Die DIN 18910 (Wärmeschutz geschlossener Ställe – Wärmedämmung und Lüftung) zu befolgen, wenn ein Stall neu gebaut, saniert oder das Stallklima verbessert werden soll, ist ideal19. Hier finden sich Vorgaben zu
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Milderung von Temperaturextremen
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Verhinderung von Wassertropfenablagerung und Kondenswasser
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Verhinderung von Frostschäden
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Wärmeschutz und Kälteschutz
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Dämmmaterialien
Um die Lüftung zu verbessern, sind natürliche oder aktive Lüftungssysteme ideal20.
Natürliche Lüftungssysteme:
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Schacht (wie Kamin)
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Trauf-First (Öffnung im Dachfirst)
Aktive Lüftungssysteme (durch z. B. Ventilatoren)
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Unterdruck (verbrauchte Luft absaugen, Frischluft über Schacht)
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Gleichdruck (Zu und Abluft über Ventilatoren)
Besitzt der Stall ein natürliches Lüftungssystem und die Luftqualität ist nicht ideal, so bieten sich steuerbare Außenklappen an. Auch der Einbau von neuen, größeren oder auch bei zu viel Luftzirkulation kleineren Toren kann nicht nur der Luft, sondern auch die Temperatur und damit auch die Feuchtigkeit verbessern21.
Stallklima: Keime und Staub minimieren22
Sind Temperatur, Feuchtigkeit und Luft ideal, kann jeder Pferdehalter noch einen weiteren Beitrag zur Gesunderhaltung seiner Pferde leisten. Keime und Staub können sich nämlich immer wieder ansammeln. Durch eine gute Hygiene, Stichpunkt Tränken, Tröge und Box misten, reduzieren sich bereits Keime.
Staub entsteht trotzdem, allein schon durch Einstreu und Raufutter, auch wenn es staubarm ist. So ist es sinnvoll, regelmäßig Staub und Spinnweben zu entfernen. Auch hier fühlen sich Keime wohl.
Heu und Stroh lagert man am besten außerhalb des Stalls. Ausmisten findet idealerweise statt, wenn keine Pferde im Stall sind (Staubentwicklung durch Aufschütteln der Einstreu). Steht das Fegen der Stallgasse an, wird diese angefeuchtet, um eine Staubentwicklung zu verhindern.
Und zu guter Letzt: Pferde am besten draußen putzen. Denn hier steht nicht nur das Pferd, das sich glücklich auf dem Paddock gewälzt hat, im Staub, sondern auch Sie.
Checkliste Stallklima
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Temperatur angepasst an Außentemperatur
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Co₂ unter 1000 ppm
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Luftfeuchtigkeit bei 60 bis 80 %
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Kein Ammoniakgeruch
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Spinnweben entfernt
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Staub entfernt
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Kein Kondenswasser
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Luftzirkulation bei 2 m/s (welches Lüftungssystem?)
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80 Lux Helligkeit über mindestens 8 Stunden
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1 m² Fensterfläche / Pferd
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Saubere Tränken und Tröge
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Zum Fegen, Stallgasse anfeuchten
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Heu und Stroh außerhalb des Stalls lagern
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Staub- und keimarmes Einstreu und Futter
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Quellen
1 Vgl.: Arnold, Dietbert: Pferdewirtprüfung Bd.1 -Stallklima-, 2009, S. 9 ff.
2 Vgl.: Arnold, Dietbert: Pferdewirtprüfung Bd.1 -Stallklima-, 2009, S. 9 ff.
3 Vgl.: BMEL (Hg.): Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltung unter Tierschutzgesichtspunkten, 2009, S.13ff, abgerufen am 05.05.2024.
4 Vgl.: Arnold, Dietbert: Pferdewirtprüfung Bd.1 -Stallklima-, 2009, S. 9 ff.
5 Vgl.: Hoffman, Gerlinde: Pferdehaltung, Ställe und Reitanlagen. FN Verlag, 2019, S.98 ff.
6 Vgl.: Arnold, Dietbert: Pferdewirtprüfung Bd.1 -Stallklima-, 2009, S. 25ff.
7 Vgl.: BMEL (Hg.): Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltung unter Tierschutzgesichtspunkten, 2009, S.13ff, abgerufen am 05.05.2024.
8 Vgl.: BMEL (Hg.): Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltung unter Tierschutzgesichtspunkten, 2009, S.13ff, abgerufen am 05.05.2024.
9 Vgl.: Arnold, Dietbert: Pferdewirtprüfung Bd.1 -Stallklima-, 2009, S. 9 ff.
10 Vgl.: Hoffman, Gerlinde: Pferdehaltung, Ställe und Reitanlagen. FN Verlag, 2019, S.98 ff.
11 Vgl.: Arnold, Dietbert: Pferdewirtprüfung Bd.1 -Stallklima-, 2009, S. 9 ff.
12 Vgl.: Arnold, Dietbert: Pferdewirtprüfung Bd.1 -Stallklima-, 2009, S. 25ff.
13 Vgl.: Hoffman, Gerlinde: Pferdehaltung, Ställe und Reitanlagen. FN Verlag, 2019, S.98 ff
14 Vgl.: Hoffman, Gerlinde: Pferdehaltung, Ställe und Reitanlagen. FN Verlag, 2019, S.98 ff.
16 Vgl.: BMEL (Hg.): Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltung unter Tierschutzgesichtspunkten, 2009, S.13ff, abgerufen am 05.05.2024.
17 Vgl.: Arnold, Dietbert: Pferdewirtprüfung Bd.1 -Stallklima-, 2009, S. 25ff.
18 Vgl.: Arnold, Dietbert: Pferdewirtprüfung Bd.1 -Stallklima-, 2009, S. 37ff.
19 Vgl.: Hoffman, Gerlinde: Pferdehaltung, Ställe und Reitanlagen. FN Verlag, 2019, S.98 ff.
20 Vgl.: Hoffman, Gerlinde: Pferdehaltung, Ställe und Reitanlagen. FN Verlag, 2019, S.98 ff.
21 Vgl.: Hoffman, Gerlinde: Pferdehaltung, Ställe und Reitanlagen. FN Verlag, 2019, S.98 ff.
22 Vgl.: Hoffman, Gerlinde: Pferdehaltung, Ställe und Reitanlagen. FN Verlag, 2019, S.98 ff.