
Schimmel im Heu erkennen & vermeiden, Gesundheitsrisiken für Mensch & Tier
Schimmeliges Heu stellt für Menschen und Tiere ein Gesundheitsrisiko dar. Dies gilt sowohl für die Haltung von Weidetieren wie Pferden und Rindern als auch für die Pflege von Kleintieren wie Kaninchen und Meerschweinchen in Innenräumen. Wie kann man schimmeliges, schlechtes Heu erkennen und welche Qualitätsstufen gibt es? Welche konkreten Gesundheitsrisiken gehen von schimmeligem Heu aus? Wie lässt sich Schimmelbildung bei Heu vermeiden? Die Antworten und viele weitere Infos zum Thema Schimmel und Heu finden Sie in unserem nachfolgenden Praxis-Ratgeber (Stand Dezember 2024).
Inhalt

Wie lässt sich verschimmeltes Heu erkennen?
Verschimmeltes Heu lässt sich oft nicht auf den ersten Blick erkennen. Oft ist der typische muffige bis dumpfe Schimmelgeruch jedoch ein Anzeichen für Schimmelbildung. Schimmel macht sich im Heu häufig ebenso durch Schimmelherde mit fadenartigen Strukturen bemerkbar, die je nach Schimmelart verschiedene Farben wie Weiß, Grau, Braun bis zu Rot- und Grüntönen annehmen können. Manchmal schimmeln große Heuballen sogar von innen nach außen.
Eine erhöhte Staubentwicklung kann ebenfalls ein Zeichen für Schimmelbefall sein. Teilweise ist allerdings auch optisch und vom Geruch her einwandfreies Heu mit Schimmelpilzen, Schimmelpilzsporen („Samen“ des Schimmels) oder Schimmelpilzgiften (Mykotoxine) belastet.
Sicherheit kann hier nur ein Schimmeltest im Labor bringen. Vollkommen schimmelfreies Heu gibt es jedoch praktisch nicht. Für die meisten Heu fressenden Tiere stellen geringe Schimmelbelastungen jedoch kein Risiko dar.

Wie kommt es zu Schimmelbildung im Heu?
Schimmelpilze verbreiten sich durch ihre Sporen, die praktisch überall im Boden und der Luft vorhanden sind. Damit Schimmelpilze wachsen können, benötigen diese Feuchtigkeit und Nahrung:
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Feuchtigkeit für die Schimmelbildung ist in nicht ausreichend getrocknetem oder nass gewordenen Heu in der Regel ausreichend vorhanden.
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Nahrung: Heu enthält Kohlenhydrate, Protein und Fett. Diese organischen Stoffe dienen Schimmel als Nahrungsgrundlage.

Qualitätsstufen von Heu – welche Schimmelgehalte sind akzeptabel?
Heu kann basierend auf der Pilzkeimzahl in verschiedene Qualitätsstufen eingeteilt werden. Die in der folgenden Tabelle dargestellte Einteilung wurde im Rahmen des Mehrländerprojekts „Schimmelpilze und Mykotoxine in Futtermitteln“ erarbeitet:1
Qualitätsstufe | Keimgehalt (KbE/g, koloniebildende Einheiten pro Gramm) | Bewertung |
1 | ≤ 10.000 (niedrig) | sehr gut (Unterdachtrocknungsheu) |
2 | > 10.000 – ≤ 100.000 (normal) | gut (gutes Bodenheu) |
3 | > 100.000 – ≤ 1 Million (erhöht – deutlich erhöht) | weniger gut – schlecht |
4 | > 1 Million (überhöht – verdorben) | sehr schlecht |

Schimmel im Heu – Gesundheitsrisiken für Mensch und Tier
Von Schimmelpilzen, Schimmelpilzsporen und Mykotoxinen (Schimmelpilzgifte) können für Tierhalter und Tiere Gesundheitsrisiken ausgehen. Bei Pferden, Rindern, Kaninchen, Meerschweinchen etc. gehen Gesundheitsrisiken überwiegend vom Verzehr verschimmelten Heus aus. Einige Tiere wie Pferde reagieren aber ebenso empfindlich auf eingeatmete Schimmelbestandteile. Tierhalter oder Arbeitskräfte in landwirtschaftlichen Betrieben sind durch über die Atemwege aufgenommene Schimmelpilzsporen und andere Schimmelbestandteile ebenfalls gefährdet. Konkret gehen von Schimmel in Heu die folgenden Gesundheitsrisiken aus:
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Schimmelpilzallergie: Schimmelpilzsporen und andere Schimmelbestandteile wie bestimmte Proteine können bei Menschen und Tieren mitunter eine Schimmelpilzallergie auslösen. Zu deren möglichen Symptomen zählen beim Menschen unter anderem heuschnupfenartige Beschwerden, Nesselsucht, allergisches Asthma sowie Atemnot.2, 3
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Schädigung der Atemwege: Wird Schimmel von Heu eingeatmet, kann es beim Menschen auch zu einer exogenen allergischen Alveolitis (EAA) kommen. Die Lungenerkrankung tritt in einer akuten und chronischen Verlaufsform auf. Zu den Symptomen der akuten Form zählen unter anderem Atemnot ohne körperliche Anstrengung, Reizhusten, hohes Fieber, Schüttelfrost sowie Kopf- und Gliederschmerzen. Bei der chronischen Form treten zum Beispiel Atemnot bei körperlicher Belastung, Husten, Gewichtsverlust sowie Abgeschlagenheit und Müdigkeit auf.4
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Bei Pferden lösen eingeatmete Schimmelbestandteile von Heu relativ leicht Atembeschwerden und eine Bronchitis aus. Letztere kann bei längerfristiger Exposition sogar eine chronische Verlaufsform einnehmen, die bei ca. 30 % der betroffenen Pferde nicht mehr heilbar ist.
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Schäden durch Mykotoxine: Mykotoxine von Heuschimmel gefährden den Menschen vorrangig durch eine Aufnahme über Haut und Atemwege. In höheren Konzentrationen oder bei chronischer Aufnahme können Mykotoxine wie Aflatoxin unter anderem Leber, Lunge, Niere sowie das Nervensystem schädigen. Einige Mykotoxine gelten weiterhin als krebserregend.5, 6
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Bei Tieren wie Pferden und Rindern drohen durch Mykotoxine auch Organschäden. Es sind jedoch ebenso Wachstums- und Fruchtbarkeitsstörungen, Koliken (Pferde), immunsuppressive Wirkungen (Immunsystem wird unterdrückt) sowie weitere Erkrankungen möglich.1, 7
👉 In diesem Artikel erfahren Sie mehr zu den gesundheitlichen Gefahren von Schimmelpilzen für den Menschen.
Gut zu wissen: Stroh ist ebenfalls relativ häufig mit Schimmelpilzen belastet. Dadurch kann es bei der Haltung mit Stroheinstreu zu einer Doppelbelastung durch verschimmeltes Stroh und Heu bei Menschen sowie Tieren kommen.

Schimmeliges Heu – Checkliste zur Vermeidung
Wie bereits erwähnt, ist selbst qualitativ hochwertiges Heu in der Regel nicht frei von jeglicher Schimmelbelastung. Mit den folgenden Maßnahmen und Tipps kann die Ausbreitung von Schimmel in Heu als Raufutter aber oft auf einem vertretbaren Niveau gehalten werden:7
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✅Je später der Schnittzeitpunkt, desto stärker ist Heu in der Regel mit Schimmelpilzen und anderen Keimen belastet.
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✅Regen und Feuchtigkeit während der Ernte erhöhen die Schimmelbelastung.
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✅Rundballen sind in Bezug auf die Keimbelastung meist vorteilhafter als Hochdruckballen.
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✅Vergehen mehr als 4 – 5 Tage bis zur Heupressung kommt es oft zu einem Anstieg der Keimbelastung.
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✅Vor der Pressung sollte Heu gut trocknen und regelmäßig gewendet werden.
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✅Für die Lagerung sind gut belüftete, trockene Orte optimal.
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✅Heu darf während der Lagerung nicht vom Boden her durchfeuchten. An kühlen Außenwänden droht Durchfeuchtung infolge von Kondenswasserbildung.
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✅Prüfen Sie Heu regelmäßig auf Schimmelbefall und entfernen Sie sichtbare Schimmelherde.
Tipp: Um die Belastung der Atemwege mit Schimmelbestandteilen zu reduzieren, kann das Heu zum Beispiel mit Bedampfern oder durch Wässern befeuchtet werden. Mykotoxine werden dadurch allerdings nicht zerstört und der Nährstoffgehalt des Heus verringert sich oft. Weiterhin verdirbt feuchtes Heu sehr schnell und die Schimmelpilzbelastung steigt stark an. Daher muss befeuchtetes Heu innerhalb weniger Stunden verfüttert werden.

Schon gewusst?
Wenn zum Beispiel ein Stallbesitzer schlechtes Heu füttert, welches er selbst angebaut hat, haftet er in der Regel für entstehende Schäden bzw. Kosten (z. B. Tierarzt). Grund für die Haftung ist nach einem Urteil des Oberlandesgerichts Hamm eine Haftungsverpflichtung nach dem Produkthaftungsgesetz.8

Klarheit über Schimmelbefall – Heu auf Schimmel testen
Wie bereits erwähnt, lässt sich die Schimmelbelastung von Heu ohne einen Labortest oft nicht korrekt einschätzen. Schimmelpilzuntersuchungen für Heu bieten unter anderem die landwirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsanstalten (LUFA) der einzelnen Bundesländer an. Untersuchungen für Privatpersonen werden allerdings nicht von allen LUFAs vorgenommen.
Ob in Ihrer Raumluft erhöhte Konzentrationen von Schimmelpilzsporen durch Heu, Stroh oder andere Quellen vorliegen, kann mit dem Schimmeltest Raumluft geprüft werden. Dieser Test eignet sich zum Beispiel für Halter von Kleintieren wie Kaninchen und Meerschweinchen in Innenräumen.
Die Probenahme für die Tests nehmen Sie mit der leicht verständlichen Anleitung ganz einfach selbst vor. Nach Einsendung per Post erfolgt die Auswertung in unserem spezialisierten Partnerlabor.

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Das könnte Sie ebenfalls interessieren:
1Vgl.: Landwirtschaftskammer Sachsen: Schimmelpilze und Mykotoxine in Futtermitteln. 2024.
2Vgl.: Allergie Informationsdienst Helmholtz Zentrum: Schimmelallergie. 2019.
3Vgl.: AOK: Allergie gegen Schimmelpilze. 2023.
4Vgl.: Universitäts Spital Zürich: Exogene allergische Alveolitis. 2024.
5Vgl.: Bundesinstitut für Risikobewertung: Aflatoxine in mandel- und kleiehaltigen kosmetischen Mitteln. 2004.
6Vgl.: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin: Bedeutung von Mykotoxinen im Rahmen der arbeitsplatzbezogenen Gefährdungsbeurteilung. 2007.
7Vgl.: Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft: Heu und Stroh in der Pferdehaltung (Futterwert/Futterhygiene). 2001.
8Vgl.: Cavallo: Wenn Futter Pferde krank macht. 2023.