Juckende Haut kann sehr unangenehm sein. Neben dem störenden Juckreiz geht Hautjucken teilweise auch mit sichtbaren Hautausschlägen und Entzündungen einher, welche oft zur einer psychischen Belastung werden und die Schutzfunktion der Hautbarriere beeinträchtigen. Die Ursachen für juckende, kratzende Haut sind sehr vielfältig und stellen bei der Diagnostik selbst für Fachärzte mitunter eine echte Herausforderung dar. So kann Haut juckende Haut unter anderem durch bakterielle Infektionen, Viren sowie Pilz- und Autoimmunerkrankungen ausgelöst werden. Es kommen aber ebenso verstärkt in Innenräumen vorhandene Schadstoffe, Allergene sowie ein ungünstiges Raumklima als Ursachen in Frage. Auf die häufigsten dieser „exogenen“ Verursacher werden wir in dem folgenden Ratgeber genauer eingehen. (Stand Juni 2024).
Wichtiger Hinweis: Die in diesem Text enthaltenen gesundheitsbezogenen Aussagen, Tipps und Ratschläge können eine Beratung bzw. Behandlung durch einen Facharzt nicht ersetzen. Es sollen lediglich Denkanstöße zu Symptomen und deren möglichen Verursachern gegeben werden.
Die möglichen Ursachen für juckende Haut sind überaus vielfältig. Nachfolgend stellen wir Ihnen einige relativ häufige Ursachen vor. Die Auflistung erhebt jedoch keineswegs einen Anspruch auf Vollständigkeit und die Eigen- bzw. „Google-Diagnose“ stößt gerade bei Hauterkrankungen sehr schnell an ihre Grenzen. Da Hautjucken mitunter auch auf ernsthafte Erkrankungen hindeuten kann, sollten Sie sich bei entsprechenden Symptomen immer in die Hände eines Facharztes begeben. Die renommierte Deutsche Haut- und Allergiehilfe e. V. unterscheidet bei Hautjucken in auftretenden Juckreiz „durch geschädigte Haut“ und Juckreiz „ohne erkennbare Hautveränderung“:
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Juckreiz durch bzw. in Verbindung mit geschädigter Haut: Tritt Juckreiz in Verbindung mit optisch sichtbaren Hautschäden wie Rötungen, Pusteln, Schuppenbildung, Quaddeln etc. auf, kommen Ursachen wie Nesselsucht, verschiedene Infektionskrankheiten (u. a. Röteln, Masern, Windpocken) oder Insektenstiche als Ursache in Frage. Parasiten wie Flöhe und Milben können ebenfalls entsprechende Symptome hervorrufen. Die von einigen Fachleuten als Autoimmunerkrankung eingestufte, meist chronisch verlaufende Neurodermitis (atopisches Ekzem) führt oft zu stark juckender, geröteter, trockener und rissiger Haut. Während oben genannte Ursachen sich oft anhand relativ typischer Hautreaktionen voneinander abgrenzen lassen, können Neurodermitis-Schübe durch verschiedenste Allergene und Faktoren (Trigger) ausgelöst werden. Dazu zählen unter anderem Atem- und Nahrungsmittelallergene, chemische und mechanische Hautreizungen, Reizungen durch allgemeine Hauttrockenheit, Infektionen, Umweltschadstoffe sowie psychisch-emotionale Faktoren.1
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Juckreiz ohne optisch erkennbare Hautveränderungen: Funktionsstörungen der Nieren, Diabetes mellitus, Nerven-, Leber- und Krebserkrankungen sowie Durchblutungsstörungen können ein Hautjucken ohne optisch sichtbare Veränderungen bzw. Auffälligkeiten der Haut hervorrufen.1
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Verstärkt oder ausschließlich in Innenräumen auftretendes Hautjucken: Teilweise tritt Hautjucken nur beim Aufenthalt in Innenräumen auf oder ein Juckreiz verstärkt sich beim Aufenthalt in Haus, Wohnung oder bestimmten Räumen. Ursächlich hierfür können verschiedenste „Innenraum-Allergene“ sowie Chemikalien sein. Auf diese möglichen Verursacher juckender Haut werden wir nachfolgend vertieft eingehen:
Hautjucken kann unter anderem durch Dämpfe von Chemikalien in der Raumluft oder durch direkten Hautkontakt mit den Schadstoffen hervorgerufen werden. Aus Farben, Lösungs-, Reinigungs- und Desinfektionsmitteln, Einrichtungsgegenständen und Baumaterialien kann eine große Vielzahl von Chemikalien mit allergener bzw. hautreizender Wirkung freigesetzt werden. So wurden allein in Kunststoffprodukten mehr als tausend Chemikalien nachgewiesen und ca. ¾ aller Kunststoffprodukte enthalten für den Menschen potenziell schädliche Substanzen.2 Deshalb beschränken wir uns in der folgenden Übersicht auf einige häufige Verursacher von Juckreiz in Wohnung oder Haus:
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Flüchtige organische Verbindungen (VOCs): Bei „VOCs“ handelt es sich um eine Sammelbezeichnung für verschiedenste flüchtige organische Verbindungen (Volatile Organic Compounds). VOCs können aus verschiedensten Gegenständen und Materialien in Innenräumen ausdünsten. Weitere mögliche VOC-Quellen sind unter anderem Farben, Lacke, Bodenbeläge sowie Reinigungs- und Desinfektionsmittel. In Lacken kommen zum Beispiel oft flüchtige Lösungsmittel wie Toluol aus der Gruppe der aromatischen Kohlenwasserstoffe zum Einsatz. Diese stehen zumindest im Verdacht, Kontaktallergien auszulösen, die mit Hautjucken einhergehen können.3 Auch andere VOCs lösen mitunter Juckreiz und weitere allergische Hautreaktionen wie Rötungen, Pustelbildung etc. aus. Weiterhin wirken einige VOCs ebenso reizend auf Schleimhäute und gelten als mögliche Auslöser von allgemeinen körperlichen Symptomen wie Kopfschmerzen und Abgeschlagenheit. In Innenräumen sollte eine VOC-Konzentration von 0,2 – 0,3 mg pro m³ Raumluft im langfristigen Mittel nicht überschritten werden.4, 5 Weitere Information zu Gesundheitsgefahren durch VOCs und andere Schadstoffe in Farben und Lacken sowie Tipps zu schadstofffreien Alternativen erhalten Sie in unserem Ratgeber „Farben, Lacke und Lasuren – fast alle enthalten Schadstoffe“.
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Isothiazolinone: Isothiazolinone kommen häufig als Konservierungsstoffe in zum Beispiel Farben, Wasch- und Reinigungsmitteln sowie Kosmetikprodukten zum Einsatz. Die Chemikalien können eine allergische Kontaktdermatitis hervorrufen. Bei einer Kontaktdermatitis handelt es sich um eine Hautentzündung durch direkten Kontakt mit der auslösenden Substanz.6 Zu den typischen Symptomen einer durch Isothiazolinone induzierten Kontaktdermatitis zählen Juckreiz, Hautrötungen und Blasenbildung. Die Symptome treten gewöhnlich erst 24 bis 96 Stunden nach der Exposition auf. Neben dem direkten Hautkontakt können entsprechende Hautreaktionen auch über Isothiazolin-Dämpfe ausgelöst werden. Zu den am häufigsten verwendeten Vertretern von Isothiazolinonen zählen Methylisothiazolinon und Benzisothiazolinon, die häufig Reinigungsmitteln zugesetzt werden.7
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Holzschutzmittel und Insektizide: Verschiedene Holzschutzmittel bzw. Insektizide wie Lindan, Pentachlorphenol (PCP), Dichlofluanid, Endosulfan, Pyrethroide etc. können, je nach Schadstoff, mitunter Hautausschläge und andere Beschwerden wie Asthma, Augenbrenenn sowie Kopf- und Muskelschmerzen auslösen.8 Bei den Insektiziden ist eine potenzielle Juckreiz auslösende Wirkung unter anderem für den Wirkstoff Permethrin (gehört zu den Pyrethroiden) beobachtet wurden.9 Permethrin wird zum Beispiel relativ häufig im Holzschutz gegen Nagekäfer und Hausbockkäfer eingesetzt. Das Insektizid findet aber ebenso in der Human- und Tiermedizin zur Bekämpfung verschiedener Parasiten Anwendung.
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Mineralfasern: Aus zum Beispiel Dämmmaterialien, Isolierungen oder Schalldämmungen freigesetzte künstliche Mineralfasern (KMF) wie Glas-, Stein- und Mineralwolle können neben Reizungen der Atemwege auch Hautjucken verursachen. Besonders hohe Belastungen mit den Fasern treten meist bei der Ausbringung und Montage der Fasern sowie bei Sanierungsarbeiten auf. Ein erhöhtes Risiko geht von Fasern aus, die vor 1996 hergestellt wurden. Diese waren teilweise lungengängig und haben mitunter ein krebserzeugendes Potential.8, 10 Weitere Informationen zu künstlicher Mineralwolle und ihrem Risikopotenzial erhalten Sie in unserem Ratgeber „Dämmwolle Schadstoffe: Ist Mineralwolle so giftig wie Asbest?“.
Schimmelpilze, an Tierhaaren haftende Allergene sowie Kotpartikel der Hausstaubmilbe zählen zu den häufigen Verursachern von juckender Haut sowie anderen allergischen Hautreaktionen in Innenräumen. Juckreiz und Hautreaktionen können dabei durch direkten Allergenkontakt mit der Haut (z. B. beim Entfernen von Schimmel ohne Schutzhandschuhe) oder durch in der Raumluft enthaltene Allergenpartikel erfolgen.
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Schimmel: Schimmel bzw. die Sporen des Schimmels („Samen“) können eine Schimmelpilzallergie hervorrufen. Zu den Symptomen einer Schimmelpilzallergie zählen neben Juckreiz auch Fließschnupfen sowie Atemwegsbeschwerden wie allergisches Asthma. Weiterhin können Schimmelpilze Neurodermitis-Schübe auslösen bzw. diese begünstigen. Zu den ganzjährig auftretenden Schimmelpilzarten mit Allergiepotenzial zählen zum Beispiel Pinselschimmel (Penicillium), Köpfchenschimmel (Mucor) und Gießkannenschimmel (Aspergillus).11 Zu verstärkter Schimmelbildung kann es auf verschiedensten Materialien und Einrichtungsgegenständen ab einer hohen relativen Luftfeuchtigkeit von ca. 70 – 80 % kommen.12 Informationen zur Vermeidung von Schimmel erhalten Sie in unserem Ratgeber „Richtig heizen und lüften – Weniger Kosten und Schimmel!“.
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Hausstaubmilben (Hausstauballergie): Die für eine Hausstauballergie verantwortlichen Allergene sind Kotpartikel der winzigen Hausstaubmilbe. Deshalb lautet die korrekte Bezeichnung für die relativ weit verbreitete Allergie „Hausstaubmilbenallergie“. Hausstaubmilben ernähren sich überwiegend von menschlichen und tierischen Hautschuppen. Besonders wohl fühlen sich Hausstaubmilben beispielsweise in Betten, Teppichböden und Polstermöbeln. Selbst bei gewissenhafter Hygiene und regelmäßigen Reinigungsarbeiten können in der Regel nie alle Hausstaubmilben in Innenräumen beseitigt werden. Hautreaktionen wie Juckreiz, Ausschlag und Nesselfieber sind typische Symptome einer Hausstaubmilbenallergie. Es treten jedoch auch weitere Symptome wie juckende und brennende Augen sowie Atembeschwerden und Reizungen der Nase, Schnupfen, verstopfte Nase bei einer Hausstaubmilbenallergie auf.13
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Tierhaarallergie: Eine Tierhaarallergie wird durch Allergene im Kot, Speichel, Schweiß, Urin und/oder in den Hautschuppen von Tieren ausgelöst. Die genannten Allergene haften verstärkt an Tierhaaren – daher die eigentlich etwas irreführende Bezeichnung „Tierhaarallergie“. Zu den Symptomen einer Tierhaarallergie zählen neben Hautreaktionen wie Juckreiz und der Auslösung bzw. Verstärkung von Neurodermitis-Schüben auch Niesattacken, eine verstopfte Nase, Schnupfen sowie Augenreizungen. In seltenen Fällen kommt es aber ebenso zu ernsthaften allergischen Reaktionen wie Atemnot.14
Bei niedriger Luftfeuchtigkeit (z. B. durch trockene Heizungsluft) wird der Haut Feuchtigkeit entzogen. Dies macht Sie insgesamt empfindlicher gegenüber äußeren Einflüssen wie Allergenen. Dadurch kann es zu Hautjucken, einem Spannungsgefühl, feinen Hautrissen und Rötungen kommen. Weiterhin verstärkt trockene Haut oft eine Neurodermitis. 15, 16 Für Innenräume gilt eine relative Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 60 % als optimal. Zur Messung der relativen Luftfeuchtigkeit und Raumtemperatur empfehlen wir unseren Airself Raumklimamesser. Die Luftfeuchtigkeit lässt sich zum Beispiel durch regelmäßiges Lüften sowie das Aufstellen von Zimmerpflanzen und Wasserschalen erhöhen. Damit diese nicht verkeimen, sollten Sie die Schalen täglich neu befüllen und regelmäßig reinigen. Vor dem Betrieb von Luftbefeuchtern wird vom Berufsverband der Lungenärzte aufgrund möglicher Freisetzungen von Bakterien in die Raumluft gewarnt.17
Unser Onlineshop bietet Ihnen unter anderem ein breites Angebot an Luftanalysen und Schimmeltests. Mit den Test werden viele mögliche Auslöser von juckender Haut in Innenräumen erkannt. Die Probenahme für unsere Tests können Sie übrigens ganz ohne Fachwissen einfach selbst vornehmen. Nach Einsendung der Probe erfolgt die Analyse in unserem Partnerlabor. Das Testergebnis stellen wir nach kurzer Zeit in den persönlichen Bereich des Portals My.Checknatura.de ein.
Ein sehr breites Analysespektrum an möglichen Innenraum-Schadstoffen und Allergenen hat unsere Luftanalyse Wohnraum Komplett. Hier werden neben der Raumluftprobe ebenso eine Staub- und Materialprobe analysiert. Zu den Testparametern gehören unter anderem Formaldehyd, zahlreiche VOCs und viele schwerflüchtige Verbindungen – darunter auch das Insektizid Permethrin. Ob Ihre Raumluft eine erhöhte Belastung mit Schimmelpilzsporen aufweist, kann mit dem Schimmeltest Raumluft geprüft werden. Altbauten sind wegen der früher oft weniger strengen bzw. nicht vorhandenen Umwelt- und Zulassungskriterien von Bau- und Bauhilfsstoffen oft stärker mit Schadstoffen und Allergenen belastet als moderne Neubauten. Deshalb haben wir für Altbauten Tests wie die Luftanalyse Altbau Komplett entwickelt. Bei dieser wird die Raumluft unter anderem auf Holzschutzmittel, Formaldehyd und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) untersucht.
Rauchen und erhöhter Alkoholkonsum können die Haut insgesamt schwächen. So ist zum Beispiel bei Rauchern der Juckreiz bei Neurodermitis oft stärker ausgeprägt als bei Nichtrauchern.18 Alkohol gilt als ein Verstärker von chronischem Juckreiz (chronischer Pruritus).19
1Vgl.: Deutsche Haut- und Allergiehilfe e. V.: Juckreiz bei Neurodermitis. 2022.
2Vgl.: Goethe-Universität Frankfurt: Alltagsprodukte aus Plastik: Chemikalienmix aus schädlichen und unbekannten Substanzen. 2019.
3Vgl.: Allergie Informationsdienst Helmholtz Zentrum: Allergene im Innenraum. 2022.
4Vgl.: Stadt Köln: Innenraumschadstoffe. 2024.
5Vgl.: Gesellschaft für Toxikologie: Volatile Organic Compounds – Luftschadstoffe vor denen wir uns schützen sollten. 2024.
6Vgl.: MSD Manual: Kontaktdermatitis. 2023.
7Vgl.: Allergiezentrum Schweiz: Allergische Kontaktdermatitis aufgrund einer Exposition mit Isothiazolinonen. 2019.
8Vgl.: Schadstoffberatung Tübingen: Schadstoff-Informationen. 2006.
9Vgl.: National Library of Medicine: 5 Dermal and Ocular Toxicity of Permethrin. 1994.
10Vgl.: Gesamtverband Schadstoffsanierung e. V.: Künstliche Mineralfasern (KMF). 2024.
11Vgl.: Allergie Informationsdienst Helmholtz Zentrum: Schimmelallergie. 2019.
12Vgl.: Bayerisches Landesamt für Umwelt: Schimmel: Physikalische Hintergründe. 2016.
13Vgl.: Lungenärzte im Netz: Hausstaubmilbenallergie. 2024.
14Vgl.: Medical Tribune: Tierhaarallergie. 2024.
15Vgl.: AOK: Trockene Haut im Winter: Tipps zur richtigen Pflege. 2021.
16Vgl.: Europäische Stiftung für Allergieforschung (ECARF): Neurodermitis: Wie stärke ich meine Haut im Winter? 2017.
17Vgl.: AOK: Trockene Heizungsluft im Winter: Tipps für die Gesundheit. 2021.
18Vgl.: Medical Tribune: Neurodermitis, Tabakkonsum wirkt sich auf Schwere und Verlauf aus. 2022.
19Vgl.: Pharmazeutische Zeitung: Chronischer Pruritus, Teufelskreis aus Jucken und Kratzen. 2019.