Treten Konzentrationsstörungen in Innenräumen auf, können neben bekannten Ursachen wie Lärm, Stress oder Schlafmangel auch Chemikalien, Schimmelpilze sowie ein erhöhter CO2-Gehalt Auslöser der Störungen sein. Welche Chemikalien kommen hier konkret in Frage? Warum kann sich Schimmel in der Wohnung negativ auf die Konzentration auswirken? Unser übersichtlicher Ratgeber liefert Ihnen die Antworten und hält viele weitere interessante Infos zu Konzentrationsstörungen bereit. Außerdem erfahren Sie, wie Sie mit speziellen Raumluftanalysen potenzielle Auslöser von Konzentrationsschwierigkeiten identifizieren können. (Stand August 2024).
Wichtiger Hinweis: Die in diesem Text enthaltenen gesundheitsbezogenen Aussagen, Tipps und Ratschläge können eine Beratung bzw. Behandlung durch einen Facharzt nicht ersetzen. Es sollen lediglich Denkanstöße zu Symptomen und deren möglichen Verursachern gegeben werden.
Eine Konzentrationsstörung ist durch eine mangelnde Fähigkeit gekennzeichnet, die Konzentration über einen längeren Zeitraum auf eine bestimmte Tätigkeit zu richten. Oft werden die Begriffe Aufmerksamkeitsstörung und Konzentrationsschwäche für die Störung synonym verwendet. Bei einer Konzentrationsschwäche kommt es unter anderem schnell zum Abschweifen von Gedanken, innerer Unruhe und rascher Ermüdung. Grundsätzlich können Konzentrationsstörungen durch neurologische, psychosomatische und organische Faktoren bzw. Erkrankungen ausgelöst werden. Hier eine Auswahl möglicher Ursachen:1, 2
➡️Psychischer und körperlicher Stress
➡️Informations-Überlast durch zum Beispiel den gleichzeitigen Konsum bzw. die Nutzung verschiedener Medien wie Fernsehen, Smartphone, Internet, Musik.
➡️Schlafstörungen
➡️Alkoholkonsum
➡️Nebenwirkungen von Medikamenten wie einiger Antidepressiva, Schmerzmittel und Antihistaminika
➡️Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen
➡️Hormonelle Veränderungen bzw. Störungen (z. B. Schilddrüse, Menopause, Schwangerschaft)
➡️Ernährungsdefizite
➡️Chemikalien
➡️Schimmelpilze
➡️Erhöhte CO2-Konzentration der Raumluft
In diesem Artikel werden wir uns schwerpunktmäßig mit den letzten drei genannten möglichen Auslösern von Konzentrationsstörungen befassen: Chemikalien, Schimmelpilze und CO2-Gehalt der Raumluft.
Die Eigen- bzw. „Google-Diagnose“ beim Thema „Konzentrationsstörungen“ gerät unter anderem wegen der sehr vielfältigen Ursachen sehr schnell an ihre Grenzen. Da Konzentrationsstörungen auch auf ernsthafte Erkrankungen hindeuten können, sollten Sie sich bei entsprechender Symptomatik immer in die Hände eines Facharztes begeben.
Verstärkt oder ausschließlich in Innenräumen auftretende Konzentrationsstörungen können unter anderem durch Chemikalien in der Innenraumluft verursacht werden. Gelangen diese über die Atemwege in den Körper, sind neurologische Symptome wie Konzentrationsschwierigkeiten möglich. Die Innenraumluft kann grundsätzlich mit unterschiedlichsten Chemikalien bzw. Schadstoffen belastet sein. Viele dieser Stoffe haben dosisabhängig das Potenzial, Symptome wie Konzentrationsschwierigkeiten auszulösen. Nachfolgend gehen wir auf einige Chemikalien bzw. Schadstoffgruppen näher ein, für die eine konzentrationsschwächende Wirkung als relativ gesichert gilt:
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Formaldehyd: Formaldehyd ist eine organische Verbindung, welche bei Zimmertemperatur gasförmig ist und einen stechenden Geruch aufweist. Formaldehyd hat einen sehr breiten Anwendungs- und Verwendungsbereich und kann zum Beispiel aus Spanplatten, Schicht-Parkett, Klebstoffen sowie Farben und Lacken in die Raumluft ausdünsten. Eine Formaldehyd-Aufnahme ist über die Atemwege, Hautkontakt und oral möglich. Konzentrationsstörungen können von Formaldehyd überwiegend bei einer langfristigen (chronischen) Aufnahme verursacht werden. Dies kann allerdings schon bei relativ niedrigen Dosen geschehen. Zu den weiteren Symptomen einer chronischen Formaldehyd-Exposition zählen beispielsweise Schleimhautreizungen, Augenbrennen, Übelkeit und Müdigkeit.3, 4
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Holzschutzmittel (PCP): Die Chemikalie PCP (Pentachlorphenol) wurde in der Vergangenheit wegen ihrer fungiziden (pilztötenden) Wirkung oft als Holzschutzmittel verwendet bzw. diesen zugesetzt. Eine Verbotsverordnung für PCP erfolgte im Jahr 1989. PCP kann auch nach vielen Jahren noch aus behandeltem Holz ausgasen und so in die Raumluft übergehen. Die Aufnahmewege von PCP gleichen denen von Formaldehyd: Atemwege (Raumluft), oral, Aufnahme über die Haut. Bei einer chronischen Aufnahme von PCP kann es neben Konzentrationsschwäche ebenso zu Symptomen wie Schlafstörungen, Müdigkeit, Nervenschmerzen, Übelkeit sowie Muskel- und Gelenkschmerzen kommen. Bei einer PCP-Konzentration von mehr als 1 μg pro m³ Raumluft sollte ein „unverzügliches Handeln“ erfolgen.4, 5
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PCB: PCB (polychlorierte Biphenyle) sind eine Gruppe von über 200 chemischen Verbindungen aus Biphenyl und Chlor. PCB wurden bis zu ihrem grundsätzlichen Verbot 1989 (Deutschland) beispielsweise als Isolationsmaterial, als Weichmacher in Kunststoffen und in Dichtungen verwendet. PCB können unter anderem in die Raumluft ausgasen und so über die Atemwege in den Körper gelangen. Weitere mögliche Aufnahmewege sind kontaminierte Nahrung sowie die Haut. PCB stehen zumindest im Verdacht, Konzentrationsstörungen, Müdigkeit und Lernstörungen auszulösen. Zu weiteren diskutierten Gesundheitsauswirkungen von PCB zählen Schäden am Immunsystem, eine Beeinträchtigung der Schilddrüsenfunktion sowie eine krebserregende Wirkung.6, 7
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Flüchtige organische Verbindungen (VOCs): Bei „VOCs“ handelt es sich um eine Sammelbezeichnung für verschiedenste flüchtige organische Verbindungen (Volatile Organic Compounds). VOCs können zum Beispiel aus Farben, Reinigungsmitteln, Möbeln, Bodenbelägen sowie diversen Kunststoffen ausdünsten und in die Raumluft gelangen. Erhöhte Raumluft-Konzentrationen von VOCs treten oft bei Bau- und Renovierungsarbeiten auf. VOCs können unter anderem über die Atemwege aufgenommen werden und Symptome wie Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen und Benommenheit auslösen.8 Weitere Information zu Gesundheitsgefahren durch VOCs und andere Schadstoffe in Farben und Lacken sowie Tipps zu schadstofffreien Alternativen erhalten Sie in unserem Ratgeber „Farben, Lacke und Lasuren – fast alle enthalten Schadstoffe“.
Nach Schätzungen des Umweltbundesamtes leben ca. 17 % der deutschen Bevölkerung in verschimmelten Wohnungen. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass die reale „Schimmelquote“ noch deutlich höher liegt, da Schimmelbefall nicht immer leicht zu erkennen ist. In niedrigen Konzentrationen kommen Schimmelpilze bzw. deren Sporen („Samen“) jedoch fast Überall in der Innenraum- und Außenluft vor und stellen dann in der Regel keine Gesundheitsgefahr dar. Sind Innenräume jedoch verstärkt mit Schimmel belastet, zählen Konzentrationsstörungen zu einem möglichen Symptom beim Aufenthalt in den Räumen. Schimmelpilze geben neben Sporen auch Proteine, Mykotoxine (Schimmelpilzgifte) und verschiedenste flüchtige organische Substanzen (MVOCs) in Räume bzw. die Raumluft ab. Welche dieser vielfach über die Atemwege aufgenommenen Stoffe bzw. Stoffgruppen konkret gesundheitliche Symptome hervorruft, lässt sich oft nicht klar eingrenzen. Es wird vermutet, dass es ebenso zu einer gemeinsamen Wirkung auf zum Beispiel das Nerven- und Immunsystem kommen kann. Neben Konzentrationsstörungen können Schimmelpilze auch eine Schimmelpilzallergie auslösen, deren Symptome denen von Heuschnupfen oft sehr ähnlich sind. Weiterhin sind systemische (den ganzen Körper/Organismus betreffend) Entzündungen durch Schimmelpilze möglich. Zu nennen wären hier Erkrankungen wie das Mucous Membrane Irritation Syndrome (MMIS) und das Organic Dust Toxic Syndrome (ODTS). Zu den Symptomen des MMIS zählen Schleimhautreizungen, tränende Augen sowie Niesreiz. Beim ODTS treten unter anderem grippeähnliche Symptome mit Fieber auf. Ein ODTS entwickelt sich aber in der Regel nur bei hohen Schimmelbelastungen, wie sie beispielsweise an Arbeitsplätzen in der Abfallwirtschaft auftreten können.9, 10, 11, 12
Ein verstärktes Schimmelrisiko besteht ab einer hohen relativen Luftfeuchtigkeit von ca. 70 – 80 %.13 Häufig tritt Schimmel in Badezimmern, Schlafzimmern und Kellerräumen auf. Von Schimmel können verschiedenste Einrichtungsgegenstände und Materialien wie Tapeten, Isoliermaterialien, Bodenbeläge, Polstermöbel und Matratzen befallen sein. Informationen zur Vermeidung von Schimmel erhalten Sie in unserem Ratgeber „Richtig heizen und lüften – Weniger Kosten und Schimmel!“.
Der Aufenthalt in Innenräumen mit erhöhtem CO2-Gehalt kann Symptome des zentralen Nervensystems (ZNS) wie Konzentrationsschwäche, Kopfschmerzen, Müdigkeit und Schwindel hervorrufen. CO2 (Kohlendioxid) wird unter anderem durch die menschliche Atmung in die Raumluft abgegeben. Während frische Luft ca. 21 % Sauerstoff und 0,04 % CO2 enthält, liegen die Werte in schlecht belüfteten Innenräumen mit mehreren anwesenden Personen oft deutlich unter bzw. über diesen Werten. Eine deutliche Zunahme von Symptomen des ZNS wurde bei CO2-Konzentrationen in der Raumluft von über 1.500 ppm (parts per million) beobachtet.14, 15
Über unseren Onlineshop ist unter anderem eine große Auswahl an Luftanalysen und Schimmeltests bestellbar. Mit diesen können auch erhöhte Werte von verschiedensten Schadstoffen und Allergenen erkannt werden, die als potenzielle Auslöser von Konzentrationsstörungen in Frage kommen. Die Probenahme für unsere Tests nehmen Sie mit der in den Testkits enthaltenen Anleitung einfach selbst vor. Nach Einsendung der Probe erfolgt die Analyse in unserem Partnerlabor. Das verständlich aufbereitete Analyseergebnis stellen wir Ihnen nach kurzer Zeit über Ihren persönlichen Bereich des Portals My.Checknatura.de zur Verfügung.
Ein sehr breites Analysespektrum deckt unsere Luftanalyse Wohnraum Komplett ab. So wird die Raumluft hier unter anderem auf viele VOCs, PCB und Formaldehyd untersucht. Sie können aber ebenso „Einzeltests“ wie die Formaldehyd Analyse oder die Luftanalyse VOC Gehalt ordern. Zum Aufspüren von Schimmelpilzsporen in der Raumluft sowie für den „Schimmel-Check“ von verdächtigen Stellen ist das Schimmeltest Vorteils-Set: Raumluft + Abklatsch eine gute Wahl. Hier wird eine Raumluftanalyse (Sporen) mit einer Abklatsch-Probe (schimmelverdächtige Flächen) kombiniert.
Die Art der Beleuchtung in Innenräumen kann ebenfalls Einfluss auf die Konzentrationsfähigkeit haben. So gelten „Kunstlicht“ mit hohem Blaulichtanteil, Tageslicht und gelbes Licht als konzentrationsfördernd. Die Farbtemperatur bzw. Lichtfarbe von Licht wird in Kelvin (K) gemessen. Je höher der Blaulichtanteil, desto höher ist auch die Farbtemperatur in Kelvin. In der Mittagszeit auftretendes Tageslicht mit relativ hohem Blaulichtanteil hat eine Farbtemperatur von ca. 5.000 bis. 6.000 Kelvin.16, 17
1Vgl.: AOK: Konzentration steigern: wertvolle Tipps. 2022.
2Vgl.: Pronova BKK: Konzentrationsstörungen: Ursachen, Gefahren und Behandlung. 2024.
3Vgl.: Schadstoffberatung Tübingen: Formaldehyd. 2015.
4Vgl.: Stadt Köln: Innenraumschadstoffe. 2024.
5Vgl.: Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen: PCP/Holzschutzmittel. 2024.
6Vgl.: Bayerisches Staatsministerium für Umwelt- und Verbraucherschutz: Polychlorierte Biphenyle (PCB). 2021.
7Vgl.: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Bezirk Unterfranken:Schadstoff PCB verursacht Lernstörungen und Gewalt. 2024.
8Vgl.: Umweltbundesamt: Raum für Raum renovieren. 2016.
9Vgl.: Landkreis Passau: Schimmelpilze. 2024.
10Vgl.: Helmholtz Zentrum für Umweltforschung: Schimmelpilze und mVOCS in epidemiologischen Studien. 2017.
11Vgl.: Pharmazeutische Zeitung: Schimmel, Gefährlicher Hausgenosse. 2012.
12Vgl.: Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit: Gesundheitliche Relevanz von Feuchte und Schimmel im Innenraum. 2023.
13Vgl.: Bayerisches Landesamt für Umwelt: Schimmel: Physikalische Hintergründe. 2016.
14Vgl.: Spiegel Gesundheit: Mythos oder Medizin, Macht stickige Luft müde? 2015.
15Vgl.: Umweltbundesamt: Gesundheitliche Bewertung von Kohlendioxid in der Innenraumluft. 2008.
16Vgl.: Universität Erfurt: Der Einfluss von Farbe und Licht auf das Lernverhalten. 2019.
17Vgl.: Bundesamt für Strahlenschutz: Empfehlungen für gute Beleuchtung. 2021.